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— 370 — lenkte, daß die'erste furchtbare Wut langsam verebbte. Sie meinte weich: „Ich will nicht von dir fort, Pa, ich nicht! Wieviel lieber ich glücklich werde mit deinem Segen, brauche ich dir das erst zu- sagen? Aber wenn du ihn nicht geben willst, dann mutz kch versuchen, mern künftiges Leben zu gestalten ohne dich, wenn es mir auch furchtbar schwer wer den wird. Aber es wird soweit ja nicht kommen! Nein, nicht wahr, du wirst dein einiges Kind nicht von dir flohen, nur weil es seinem Herzen folgen will?" Er antwortete nicht, er fragte statt dessen: „Und du glaubst, Mark wird dich lassen?" „Er wird es müssen!" Wieder wallte der Zorn in ihm hoch, als er ihre kalte Entschlossenheit sah. „So versuche es, du Äirst ihn anders finden, als du denkst! Ich aber bleibe bei-rdem was ich sagte!" Sie matzen, sich wie zwei Degner, feindlich und erbittert/ Dann verlieh William Kelsey sein Haus. 11. Mark Tryon hatte an diesem Morgen einen kurzen Lntschuldigungsbrief seines Sekretärs vorgefunden, der sein Ausbleiben mit Unpählichkeit entschuldigte. Aergerlich be gann Mark zu arbeiten. Da schellte das Telephon auf seinem Schreibtisch. Er nahm den Hörer ab, nannte seinen Namen. Eine weiche Frauenstimme sagte: „Mark Tryon, Sie haben meine Warnung neulich in den Wind geschlagen! Als ihre Freundin aber möchte ich Sie heute ein zweites Mal warnen. Ich wollte Maud gestern besuchen. Es war gegen Abend. Im Vestibül ihres Hauses begegnete mir Herr von Treuendorf! Und ich wurde nicht angenommen, ich, Mauds beste Freundin, einfach nicht vor gelassen! Haben Sie alles verstanden?" „Ja", sagte der Mann, „ja, Mitz Mable, ich danke Ihnen! Ich werde handeln." Er legte den Hörer ein, sah eine Weile noch unbeweg lich. Dann schellte er, befahl sein Auto, lieh die unerledigte Post auf dem Schreibtisch liegen und fuhr in dir Fünfte Avenue. Er verlangte Herrn Kelsey zu sprechen, doch er hörte, dah sein Schwiegervater bereits in die Office gefahren sei. Da fragte er nach seiner Braut. Wider Erwarten erfuhr er, dah sie-.bereits aufgestanden sei. Er lieh sich bei ihr melden. Nun stand' er ihr gegenüber in ihrem Boudoir. Ste sah ihn ein wenig verwundert an, sagte "dann aber'nur: „Es ist gut, dah du da bist, Mark, ich habe dir viel zu sagen." - . „Und ich dir!" Er konnte seine Erregung nicht mei stern. Der kühle, hochmütige, beherrschte Mann war völlig verändert, alles an ihm zitterte vor Erregung, seine Hellen Augen schossen Blitzt „Ist es wahr, dah Herr von Treuendorf gestern hier bei dir war, Maud, bei dir allein?" „Es ist wahr, Mark! Aber woher weiht du es?" Er schien die Frage zu überhören. Er sank in sich zu sammen. „Möchtest du mir vielleicht den Besuch dieses Herrn erklären? „Darum wollte ich dich ja sprechen, Mark! Komm, setze dich! Laufe nicht so wild auf und ab. Ich hatte Herrn von Treuendorf um seinen Besuch gebeten, weil ich seine Kündigung nicht verstand. Er kam, um mir meinen Wunsch zu .erfüllen, um mir Antwort zu geben auf meine Frage, er wollte gehen, weil er mich liebt." „Ja, Mark, du muht es schon hören. Er liebt mich, wie ich ihn liebe. Wir können nicht mehr ohne einander sein." Sie hatte einen Zornesausbruch erwartet, aber Mark Tryon macht« sein Schmerz verstummen. „Und ich?" fragte er nur. „Mark", sagte Maud weich, „ich habe schlecht an dir gehandelt, als ich dir mein Jawort gab. Ich hatte dich gern, ich habe es heute noch. Aber es war nie Liebe. Und ohne Liebe eine'Ehe schließen, ist schlecht! Heute handle ich besser an dir, indem ich dir die Wahrheit sage, denn ich hätte dich niemals glücklich gemacht." Er sah sie an, lange uiid ungläubig und röie benommen von ihren Worten. Dann meinte er müde: „Was weiht du von meinem Glück, Maud? Daß du mich nicht glühend liebtest, das wußte ich. Ich war doch nicht blind! Aber du, du, du selbst bist mein Glück, nicht deine Liebe ist es. Dich wollte ich, dich röill ich noch Leuten trotz allem, was du mir gesagt." Sie rang dir Hände. „Mach es mir nicht so entsetzlich schwer, Mark! Latz uns in Güte ouseinandergehen, tn Freundschaft! Mark, Mark, gib mich frei! Sieh, ich bitte dich, ich flehe dich an, gib mich in Güte frei! Laß nicht Hatz und Kampf zwischen unMsein!" „Niemals", sagte er. „Niemals gebe ich dich frei. Maud! Ich kann dich nicht zwingen, mein Weib zu werden, nein, das-kann ich nicht. Aber ich gebe dir auch niemals dein Wort zurück! " ,',So mutz ich es mir zurücknehmen! Ich sage dir hiev- mit, daß ich deine Frau niemals werden kann und will, daß ich mich von heute ab nicht mehr, als deine Verlobte be trachte, daß ich.frei bin nach diesen Worten, frei, frei!" „Was willst du mit deiner Freiheit tun, Maud?" „Ich sagte es dir schon. Ich liebe Joachim von 'Treuen dorf, ich will die Seine werden. " ß „Dieses, hergelaufenen Deutschen Frau? Maud, du? Weißt du denn, wer er ist? Was er begangen hat, ehe er unter falschem Namen nach Amerika kam?" „Ich kenne sein Leben, wie ich das meine kenne! Und wenn ich auch deine Braut bis heute war, so erlaube ich dir doch nicht, in solchem Ton, in solchen Ausdrücken von dem Mann zu sprechen, den ich liebe!" „Gut", sagte er kalt. „Sprechen wir nicht mehr von ihm. Ich werde ihn zu finden wissen!" „Was willst du von ihm?" Und als Mark stumm blieb, eilts sie auz^ihn zu, ergriff seine Hände, schüttelte sie. Di« Angst um den geliebten Mann, den sie bedroht glaubte, machte sie beredter noch, als sie es bisher gewesen. Sie begann zu sprechen. In hastigen, überstürzten Wor ten erzählte sie Mark alles, was geschehen war, denn sie sand, daß er ein Anrecht habe, es zu erfahren^ Sie schwur ihm, daß Joachim von Treuendorf ohne Schuld sei, daß er korrekt und als Ehrenmann gehandelt, und daß sie es war, die seine Nähe immer gesucht. s „Mark," rief sie endlich beschwörend aus, „wenn du mich je geliebt hast, wie du mir immer gesagt, dann bitte ich dich um das eine: laß diesen Mann aus dem Spiel! Er ist dir und deiner Ehre nicht zu nahe getreten! Er hat da »nichts genommen, denn mein Herz gehörte dir nie!" i Mark Tryon blieb stumm. Da trat sie wieder aus ihn zu, ergriff seine Hände von neuem und.stammelte in höch ster Erregung: „Mark, ich siehe .dich an, ich beschwöre dich bei deiner * Liebe, die du bis heute für mich fühltest: mache mich nicht unglücklich! Zeige mir deine Liebe, indem du mich fr er gibst, indem du nicht gewalttätig und zerstörend Umgreifst in mein neues Leben." Er machte sich frei Lon ihren umklammernden Hänoen. „Ich kann dir nur wiederholen, was ich dir schon ein- - mal gesagt: Ich gebe , dich nicht frei! Du hast mir dein - Wort vor die Fütze geworfen, du willst nicht mich, nicht meine Liebe. Ich kann dich nicht zwingen. Ich aber halte mich nach wie vor an dich gebunden. Ich hoffe, daß du nach- - denken, wieder zu dir selbst kommen, bereuen wirst. Dann wirst du mich bereit finden, dir derselbe zu sein, der ich dir bis heute gewesen. , Bis dahin lebe wohl, Maud!" Er wollte das Zimmer verlassen, aber sie stellte sich ihm -n den Weg. Breit, wuchtig, beherrscht stand er vor ihr, keiner sah ihm den Aufruhr mehr an, der in seinem Innern tobte. .„Aber das ist ja Wahnsinn, Mark! Geh nicht so von mir! Gib mir ein gutes, versöhnendes Wort! Geh flicht im Zorn!" j „Ich bin nicht zornig auf' dich, Maud, ich bin nur traurig, : denn du rennst in dein Unglück! Nur Wahnsinn, nur völlige Verblendung kann dich dazu treiben, diesen .... Verzeih, du willst nicht, daß ich seinen Namen nenne! Aber nun laß» mich gehen. Ich habe dir nichts mehr zu sagen, denn heuue wären all meine Worte vergebens! ! E^st wenn du.deinen Irrtum einsiehst, erst wenn dlles < wieder zwischen uns so sein soll, wie bisher, dann wollen wir weiter reden. Die Zeit wird kommen, Maud, ich bin s dessen gewiß. - Bis dahin leb wohl!" > , >