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— 366 — wsr« SL-Z sind sie uns denn? Ich will dich, dich! Weißt du es, glaubst du es nun endlich? *. Du hast das Wesen der Liebe noch nicht richtig erkannt! Zuerst bist du Mann und -dann erst Liebender! Ich aber will dich nun lehren, Liebender und nur Liebender zu jein! Dann werden alle Bedenken fallen, aller Hochmut und alles Kleinliche! Denn kleinlich ist es, wie du denkst! Daß du trennest zwischen dir und mir! Noch trennst! Noch, wo ich dir meine Seele gegeben und mei^r Küsse." Er war überwältigt von der Glut ihrer Leidenschaft, von der Größe ihrer Hingebung. Wieder kniete er vor ihr, wieder umschlang er sie. „Vielleicht hast du recht! Aber bedenke, Männer empfin den doch ganz anders als Frauen! Euch erfüllt die Liebe ganz un^ ausschließlich, ihr wartet Es sie von Jugend an, euch ist sie das Leben! Bel uns ist es anders! Aber ich will nun lernen, nur Liebender zu sein, so wie du es willst, meine süße Lehrmeisterin du!" > v > Und wieder küßten sie sich. Und wieder versank ihnen die Welt. Später sprachen sie von der Zukunst. „Ich muß meine Sache allein ausfechten," sagte Maud, „du kannst mir nicht helfen. Denn du hast mich Mark Tryon nicht genommen, freiwillig habe ich mich zu dir gewandt und von ihm fort. Du hast korrekt^ gehandelt, viel zu korrekt für mein Gefühl! Nun aber sollst du ihm fern bleiben. Und auch wir wollen uns erst Wiedersehen, wenn ich mich freigemacht habe und mich vor aller Welt zu dir bekennen kann." ' ' . Er machte Einwendungen, er wollte sie nicht allein lassen in ihren Kämpfen. Aber sie blieb unbeugsam und fest. Und nun drängte es ihn, ihr von seiner Vergangenheit zu sprechen, sie sein Loben sehen zu lassen, wie es gewesen. Zum erstenmale redete er zu einem Menschen von des Bruders Schuld, von dem unendlich Schweren, das er erlebt. Zum erstenmale sprach er sich frei von dem Druck der Vergangenhsst, der noch immer auf seinem Leben lastete. Sie hörte ihm zu, gläubig und voller Mitleid. Und voll Bewunderung für sein Tun. Cis. streichelte seine Hänoe und seine ^Stirn, sie küß^ seinen Mund. „Du Armer, wieviel hast du schon gelitten! Nun aber wird das Leben hell werden für dich und mich! Ach, du, wie werden wir glücklich sein! Werden wir nicht? Sage, sage du auch es mir!" Er küßte sie statt aller Antwort. „Mein Wunder," sagte er wieder, „mein süßes, ange betetes Wunder du!" Er wollte nicht lügen. Und er vermochte nicht an das Glück zu glauben, das sie ihm ausmalte. Darum wich er ihrer Antwort aus. Dann trennten sie sich. Zögernd Er, sie konnten sich nicht lassen. Noch ein Kuß, eine letzte Um armung, ein letzter Händedruck. Und noch einer, noch einer! Dann endlich war er gegangen. Er verließ das Palais, ging hinaus in den Abend, be seligt von Mauds Liebe, hingerissen von ihrer Persönlichkeit. Aber dennoch mit einem dunklen Gefühl von Angst am Herzen. Denn noch immer vermochte er nicht zu glauben, daß die Liebe dieses Mädchens ihm ewig gehören würde, daß sie sein Leben erhellen sollte und erwärmen. Noch immer zweifelte er, ob es ihr gelingen wurde, alle Widerstände zu besiegen. Sie wollte es! Doch — würde sie es können? - Er kannte die Welt — er wußte, daß er in den Augen des alten Kelseys nichts war und nichts galt! Würde Maud sich zu ihm bekennen, Ech gegen den Willen ihres Vaters? Er selbst wollte sie nicht beeinflussen. Er wollte sich fern von ihr halten, ihr Zeit lassen, noch einmal alles zu überlegen, zu bedenken, ehe sie sich für immer entschied. Das aber fühlte er deutlich: nach den Seligkeiten, die dieser Tag ihm geschenkt, konnte er nicht wieder zurück in . j die Oede und Jämmerlichkeit seines bisherigen Daseins. Für ihn würde es nur noch ein Leben geben an der Seite Maud Kelseys oder das Ende des Seins. Fortsetzung folgt. H^eine Dankesschuld gegen unsere Helden zu bezeigen, bietet sich Gelegenheit durch Erwerbung der Mitgliedschaft de« Verein» Heimatdank. Anmeldungen erbeten an die Geschäftsstelle — Rathaus Zimmer Nr. 6, - Mindestjahresbeitrag nur 1— M.) in den Armen hielten, daß sie sich küßten, trotz allem, was trennend zwischen ihnen stand. Joachim von Treuendorf begriff, faßte das alles noch nicht. „Du süßes Wunder meines Lebens," sagte er endlich, „ich kann doch nicht, glauben, daß diese Stunde Wirklichkeit ist! Wie habe ich dich geliebt, Maud! Und wollte dir dennoch entsagen!" „Warum wolltest du es, wenn du mich lieblest?" Er stöhnte aus. Er dachte Mark Tryons. „Du weißt es, warum." Sie aber schüttelte das Haupt. „Sahst du denn nicht, daß 'du der Einzige warst für mich auf der Welt? Fühltest du nicht, wie alles in mir ein Schrei war, ein Schrei der Sehnsucht nach dir? O du, lange hast du mich warten lassen, lange. Und fast bin ich gestorben vor Sehnsucht und Schmerz." Er zog sie wieder an sich, er küßte sie. Ihre Lippen tranken seine -Küss«, durstig, verschmachtend, sog sie feine Zärtlichkeiten ein. „Du bist der erste Mann, nach dem ich mich sehnte," sagte sie leis«, „der erste Ech, den ich küsse. Ja, glaube es nur! Ich duldete wohl Tryons Zärtlichkeiten, aber ich er- .widerte sie nie!" Er war vor ihr niedergesunken, kniete vor ihr und um schlang sie mit beiden Armen. 'Sie beugte sich selig lächelnd zu ihm herab. „Bist du glücklich, Geliebter?" „Maud," stöhnte er, „Maud! Du gibst die höchste Seligkeit. Aber können wir glücklich sein, dürfen wir es?" Das Lächeln wich illcht von ihren schönen Zügen. Klar und tief versanken ihre Augen in den seinen. „Ich bin es," sagte sie einfach. „Maud! Trotz aller Schranken, die zwischen uns stehen, die unser Glück zerstören werden?" r . Cie lächelte. Kleingläubiger! Ich seh^sie nicht. Schran ken wohl, aber keine undurchdringlichen.' klnd trennen wird uns nichts mehr, wenn wir es nicht wollen. 'Sage mir doch, du kluger Mann, der so viel weiß, was ist so stark und so mächtig, wie die Liebe es ist? Wer vermöchte so viel zu ertragen und so viel zu verwinden wie Liebende? Nichts, nichts auf der Welt gleicht der Liebe an Kraft und an Mut, an Willen und an Festigkeit. Nichts gibt es, das stärker wäre als sie, das sie nicht besiegen, das sie nicht überwinden könnte. Glaube mir das!" Hingerissen lauschte er ihren Worten. ,Maud! Einzige! Mutige! Große du! Du willst dich frei machen von Mark - Tryon und die Meine werden?" „Ich will es, mein Geliebter." „Wird er dich lassen, Maud? Auch er liebt dich ja." Ein Zug unbeugsamer Entschlossenheit trat in ihr schönes Gesicht. „Er muß es!" sagte sie fest. „Und dein Vater?" forschte er in Erregung. „Wird er dir diesen Cchritt verzeihen, wird er mich jemals an erkennen als deinen Gatten?" N «W8 8 „Auch ihn werde ich besiegen durch meinen, starken WÄlen, durch meine große Liebe. Was Tollte er gegen dich haben, gegen den Mann, den ich mir erwählt?" - Joachim sprang auf und eilte mit großen, unruhvollsn Schritten durch das Gemach. „Nir habe ich mein hartes Geschick so schwer empfunden wie in dieser Stunde," sagte er finster. „Mit leeren Händen stehe ich vor deinem Vater und vor dir. MWs kann ich dir bieten, nichts bin ich. Eine gescheiterte Cristen;! Maud, Maud, das ist der Mann, den du dir erwählt! Hast du Ech alles bedacht, wer ich heute bin und wer du? Bedacht, ^datz ich nichts besitze und daß du unermeßlich reich bist? Maud — trotz meiner großen Liebe zu dir — ich sehe die .Abgründe, die zwischen uns klaffen, ich muß sie sehen!" Doll Trauer sah sie ihn an. „Warum sprichst du so häßliche Dinge? Kannst, du deinen Stolz nicht überwinden? Ist deine Liebe nicht größer als dein Mannesstolz? Wenn du sie hättest, würdest du mir nicht alle Schätze der Welt M Füßen legen? Siehst du! Und ich würde sie nehmen, würde wicht denken und überlegen, ob ich dir Gleiches schenken könnte! Gibt es denn mein und dein in der Liebe? Wie wir uns einander schenken, so geben wir uns Ech alles, was uns an äußeren Gütern gehört! Ach, du, du törichter, dum mer, stolzer Mann! Was siird denn äußere Güter? Was