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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 23.08.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191808230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19180823
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19180823
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-08
- Tag 1918-08-23
-
Monat
1918-08
-
Jahr
1918
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der Ancr« an. Nach den «ingelaufinen Berichten machen un- fere Truppen befriedigende Fortschritte. ganze, von England mühsam aufgebaute Schutz der belgischen Neutralität zusammen- Zur Windelwoche! sorgt, wer für KickmUe schafft! ver Semir Lin französisch-englisches Miktärabkommen vvr dem Kriege nur für.die aber die A» lehnt werde' oegenüber? Frage komn f G«g« General des niestrafe bi» diejenigen c Legen Zspa» Ein Eeheimvertrag England — Amerika In wohlinformierten neutralen Diplomatenkeisen will man wissen, daß zwischen den Vereinigten Staaten und Eng land ein Geheimvertrag abgeschlossen worden ist, der das zukünftige Verhältnis dieser beiden Länder nach dem Frre- densschluß genau regelt. Es handelt sich um eine Art Schutz- und Trutzbündnisvertrag politischer und wirtschaftlicher Natur, der seine Spitze gegen Japans natürliche Expansionspolitik in Ostasien richtet. Großbritannien und die Vereinigten Staa ten glauben nach einer Niederzwingung Deutschlands unter Ausschaltung Rußlands aus der Weltpolitik in der Lage zu sein, jedweden Versuch, ihre eigenen Interessen in Ostaffen zu stören, niederzuhalten, da Japan dann allein nicht im Stande ist, gegen den Willen der genannten Staaten seine eigen- Jnteressenpölitik durchzuführen. , > . s* Uhlen der Fr« lang hä tückischen wie sein offizier, — Die im weit« John, 2. M.-C Der jun Klingbai Drucker stand se raffte in Ehre dei Gefr. P Sohn d« Herrn L Eisernen feg den 25. l Zeitungs frische Vi Vorzüge heiteren gelegentli Zeit tut besonders f(K amtes so gesetzt ioe Laubfutb Frischlaul den, dazu kaufsstell« neten an- Laubwält wesen, di aber leid keilen sta Laubheus« die Sam auch der im Frühj die Feim wird. Au cher viels, im Frühj« die mit i das Erge Pferde b< füttern, s Erkrankun scheinungei mit Siche große Me wenn Has angeiwmn recht erheb bilden. 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Nach dieser Erklärung des Blockade ministers ist nunmehr «in unumstößlicher Beweis geworden, was früher nur Ueberzeugung war, daß nicht der Scheingrund einer Verletzung der belgischen Neutralität England in diesen Krieg getrieben hat, sondern das Militärabkommen mit Frank reich, <nts grund dessen es zur Hilfeleistung an Frankreich verpflichtet war. , , , > , , > , ver MMieg DeHtfHer Rbe«dt»etch1 ' wtb Berlin, 21. August, abends. (Amtlich.) In Flandern Teilkämpfe westlich des Kemmel. Nörd lich der Ancre brachen starke, auf breiter Front in Richtung Bapaume geführte Angriffe der Engländer unter schweren Verlusten Zusammen. Erneuter Durchbruchsversuch der Fran zosen zwischen Oise und Aisne ist gescheitert. „Für die Rechte der kleinen Nationen, insbesondere sür das überfallene und geknechtete Belgien ist England in den Krieg gezogen." So heißt es seit nunmehr vier Kriegs- jahre» in jeder Ned« englischer Staatsmänner. Daß ein Militärabkommen mit Frankreich bestanden hat, das England verpflichtete, am Kriege teilzunehmen, fst von seinen Staats männern bisher aufs entschiedenste geleugnet worden. Nun hat aber der Blackademinister Lord Robert Cecil gelegentlich einer mündlichen Antwort im Unterhause, wir aus Official Rapport of the Parlamentary Debates, House of Commons, Vol. 107, Nr. 66, Seite 690, hervorgeht, am 24. Juli Mitteilungen gemacht, aus denen hervorgeht, daß dieser Ver trag einer militärischen Hilfsleistung zwischen Frankreich änd England tatsächlich bestanden hat. Dem Blockademinister ist dieser Vertrag etwas so Selbstverständliches gewesen, daß ihm diese Bemerkung gelegentlich der mündlichen Antwort im Unterhaus« entschlüpft ist, ohne sich darüber klar zu sein, daß damit das Verschwörung der Gegenrevolution entdeckt. Diese „Entdeckung machte durchaus den Eindruck, als sei sie absichtlich zur geeigneten Stunde von Interessenten Herbeigeführt worden; denn nun mußte die Ural-Sowjet-Negierung sich sagen: Venn in der Stadt eine solche Verschwörung besteht und gleich zeitig die Tschecho-Slowaken, die in Englands Sinn handeln und den Zaren befreien wollen, um ihn wieder aus den Thron zu setzen, vor den Toren der Stadt stehen, dann bedeutet das für die Macht der Revolution die allergrößte Gefahr, griffen um Und als Resultat dieser Ueberlegung konnte üur das eine herausspringen: den Zaren umzubringen! Es ist also völlig zutreffend, was der „Tag" vom 21. Juli schreibt: „Der Vor marsch der Tschecho-Slowaken ist bekanntlich ein inst dem Geld« des Vielverbandes und auf dessen Anstiftung geführtes Unternehmen. Di« letzte Ursache auch dieses Meuchelmordes ist also im Grunde genommen der Vkelverband." Zur Illustrierung der englischen Verstrickung in dem Mord dieüt eine Meldung des „Hollandsch Nieuwsbureau" vom 2. August 1918: „Der russische Thvonanwärter Dimi- triew Pawlowitsch, der vor einigen Tagen zum Hauptmann in der britischen Armee.ernannt worden ist, befindet sich.." Sie haben also bereits einen Nachfolger für den Ermordeten zur Hand! Der Vormarsch im Murmängebiet soll ihnen Gelegenheit geben, den Thronanwärter auf den Schild zu erheben, mit seiner Hilfe die Sowjetregierung, die am Frre- den mit Deutschland festhält, zu stürzen und auf diese Werse eine neue Ostfront für die Mittelmächte erstehen zu lassen. Die Zusammenhänge liegen nunmehr klar. Und wenn bei den „Trauerfeierlichkeitrn" Für Nikolaus II. nicht nur Poincare und Wilson sich offiziell vertreten ließen, sondern das englisch« Königshaus sogar Hoftrauer anlegte, so tst das nicht nur, wie „Huisgezin" a. a. O. sagt, eine Nachricht, die „ein spöttisches Lächeln abnötigt", oder „eine scheinheilige Tat", sondern eine Heuchelei, die die Verachtung der "Welt verdient! - G. M<. Osten Lossagung der Kosaken von der Entente or Der im Dongebiet eingetretckne Stimmungsumschwung findet in der offenen Lossagung der Donkosaken von der En tente seinen fichibaren Ausdruck. Au» Nowotscherkark wird ge- meldet, daß General Krasnow all« von den Ententemächten an die Donkosaken gerichteten Aufrufe und Sympathiekundgebungen verbrennen ließ. Gleichzeitig macht sich da» Bestreben geltend, freundschaftliche Beziehungen zu der Ukraine herzustellen, um gemeinsam mit dieser die Neugestaltung de« Osten« zu-beschleu nigen. General Krasnow, der auch die übrigen Koiakenftämme sür seine neue Politik zu gewinnen sucht, hat einen allgemeinen Kosakenkongreß nach Nowotscherkask einberufen, auf dem über di« Annäherung aller Kosakenstämme an die Mittelmächte Be- schlub gefaßt werden soll. Festig»«- der Sowiet-MaLt? or Trotzki ist von der Front zurückgekehrt und hat sich opti mistisch über die jetzige Lage ausgesprochen. Die Gefahr, daß die Tschecho-Slowaken weiter auf Moskau vorrücken können, ser gänzlich beseitigt. Die Bolschewik! machen langsame, aber sichere Fortschritte in der Richtung von Perm und Jekaterinenburg. Die Kämpfe um Kasan dauern fort. Der Volkskommissar Kedrew hat dein Vorsitzenden des Exekutivkomitees im Gouvernement Wologda folgendes mitgeteilt: Die Lage unserer Truppen bei Archangelsk ist völlig zufriedenstellend; die Engländer und Weiß gardisten verfügen nur über geringe Kräfte. Der Versuch un serer Gegner, uns von der Onega-Eisenbahn abzuschneiden, ist ganz mißlungen; unsere Truppen warfen auch dort den Feind zurück. Gegenwärtig treffen die Sowjettruppen Maßnahmen, um den Aufruhr in. Archangelsk rasch zu unterdrücken. Heber das grausame Vorgehen der Engländer arü Murman bringen „Jsvestija" und „Prawda" eine Meldung, in welcher «s heißt: In den Städten auf Murman wurden von den englischen Soldaten Massenhaussuchungen bei russischen Bür gern und neutralen Untertanen vorgenommen, wobei gegen 100 Personen verhaftet wurden. Di« Einwohner klagen, dgß ihnen während der Untersuchung Geld uiid andere Wert sachen abhanden gekommen sind. Auf den Stationen der Murmanbahn befinden sich anglo-französisch« Kommandanten^ . die besonders grausam gegenüber den russischen Eisenbahnern find. Die Verketer der Entente erklärten erst, daß. sie die örtliche Bevölkerung nicht mobilisieren würden. 'Die Mobili sation wurde jedoch trotzdem vorgenommen. An dir Spitze wurden englische und französische Offiziere gestellt. Den rus sischen Offizieren gegenüber verhalten sich die Engländer und Franzosen beleidigend, den russischen Soldaten gegenüber wird di« Knute gebraucht. . i, i , - i Ereignisse znr See s (Amtlich.) Birkin, 2l. 8. Im östlichen Mittelm-er »versenkten Kutsche und öst;rreichisch--ungarische Most« 15000 Btr. Schiffsraum. > 76 Schiff« auf der Tr«ff«rliste s Kapitänleutnant Hundrus in Gera erhielt den Orden Pour le merite und «in kaiserliches Anerkennungsschreiben, . weil cs ihm gelungen ist, dem Feinde durch Versenkung von 76 Schiffen schweren Schaden zuzufügen. lischen Wirkung auf die übrigen Truppen der Entente. Unter diesen Umständen wird es Herrn Clemenceau wenig nützen, daß er durch seine Zensur jede Friedensdiskussion in der Presse und jede Kritik an der allgemeinen Politik unterdrückt. Diese Diskussion wird um so sicherer kommen, als die in den Re- gierungsorganen in Aussicht gestellten Erfolge im nördlichen und östlichen Rußland ebenso ausbleiben werden, wie der große Rückzug der Deutschen an der Westfront, auf den Herv« in seiner „Victoire" immer noch nicht verzichten will, wf Englischer Heeresbericht vom 21. 8, morgens: Wir nm 4 Uhr 55 Minuten früh auf weiter Front nördlich Kleine poiiMbe Nacdricdten pd Berlin, 22. 8. Zu den Besprechungen beim Vize kanzler erfährt der „Lok.-Anz." noch folgende Einzelheiten: Als Gesamtsindruck der Besprechungen ist sestzustellen, daß unsere Politik zurzeit in klarer, zielbewußter Weise geführt wird nach Grundsätzen, die zweifellos die Billigung der durch ihre Führer vertretene Majorität des Reichstags finden dürft«. Aus diesem Grunde kann man zu der Entscheidung einer Ein berufung des Hauptausschusses oder gar des Plenums als un zweckmäßig nur zustimmen. Die Zusatzverträge Zu dem Frieo- densverlrag von Brest-Litowsk erfüllen in loyalster Weise Wünsche der russischen Regierung, so daß schon aus diesem Grunde mit einer Verweigerung der Zustimmung des Reichs tages nicht zu rechiren sein dürft«. Geringe Schwierigkeiten, die sich der Unterschrift des Vertrages durch die Hauptsignatar mächte entgegenstellen, werden nach begründeter Meinung der Kitenden Stellen in Kürze beseitigt sein. Die Besprechung brachte die Feststellung, daß Rußland sein Einverständnis mit dem durch die Loslösung der östlichen Randstaaten geschaffenen Status quo ausspricht, daß dafür andererseits die deutsche Regierung billigen Wünschen entspricht, wenn sie es ablehnt, weitere zentrifugale Bestrebungen innerhalb Rußlands zu up- terstützen. Was die Lag« im Westen anbetrifft, so konnte man bei dieser Gelegenheit auf Grund der Besprechungen im Gro ßen Hauptquartier über die Frage der Kriegslage und alle militärischen Fragen erfreulicherweise volles und rückhaltloses Einverständnis zwischen unseren Bundesgenossen und uns fest stellen. Unsere Kriegsziel« sind festumrissen und entspreche» lediglich dem Lebensbedürfnis des deutschen Volkes. Dle Konferenz beim Vizekanzler pd (Amtlich) Berlin, 21. 8. Der Stellvertreter des Reichs kanzler« hat heute im Beisein de» Staatssekretärs von Hintze die Führer der Reichstagsfraktionen zu einer mehrstündigen Beratung empfangen. Es wurden zunächst die deutsch-russischen Zusatzverträge zum Brester Frtedensschluß und deren geschäftliche Behandlung erörtert. Die Mehrheit der Abgeordneten vertrat dabei die Ansicht, daß auch nach dem Abschluß der zurzeit noch schwebenden Verhandlungen mit Rußland von einer sofortigen Einberufung des Reichstages abgesehen werden könnte. Der Staatssekretär de» Auswärtigen Amtes gab im Anschluß daran nähere Auskunft über die außenpolitische Lgge und über die Ergebnisse der Beratungen, di« vor kurzem im Beisein Sfterret- chisch-unaarischer Staatsmänner und nach Anhörung von Ver tretern Polen» im Großen Hauptquartier ftattgesunden haben. Die Reisunruhen in Japan pj Amsterdam, 2l.8. Die.Times" erfährt au» Tokio vom 17. 8.: Eines der japanischen Blätter stellt fest, daß die Rei«- unruhen die größten gesellschaftlichen Ordnungsstörungen waren, die die moderne Geschichte Japan» kennt. Die Regierung läßt sich zwei Mal täglich Mitteilungen über den Stand der Un ruhen zugehen und sie hat darin eingewilligt, daß auch zwei Mal täglich der Presse Mitteilungen über den Stand und den Umfang der Unruhen gemacht werden. Da» gestrige Bulletin der Regierung berichtet über verschiedene Unruhen in Tokio, an denen Volksmengen von 1000 bi» 10000 Menschen teilnahmen. In 18 Bezirken waren die Kundgebungen mehr oder weniger ernst, u. a. in den S'ädten Osaka, Kyoto und Kobe- Die Presse bespricht heut« die mögliche Dauer des Kabinett» und behauptet, daß die Minift-r der Innern und de» Verkehrswesen« bereit» um ihre Entlassung nachgesucht hätten. Der Ministerpräsident wird sich tn Kürze nach Nikko begeben, um vom Kaiser die Er mächtigung zu erlangen, daß die Regierung alle Reisvorräte auskaufen kann. Was die Gerüchte über den Rücktritt des Ka binett» angeht, so wird der Ministerpräsident nicht zurücktreten, «he die jetzigen ernsten inneren Probleme geregelt find. Llemenrea» bemüht sich, Deutschland und Spanien zu entzweien p» LugaNo, 22. 8. Clemenceau gibt sich anscheinend der Hoffnung hin, Spanien zum Bruch mit Deutschland zu treiben, indem er spanischen Journalisten kriegshetzerische Reden HSU und dabei den Sieg der Entente al» -Mert hinstellt. ver Mont al; Kliegrminel äer kntente 5. Der Zarenmord „Deutschlands Schuld!" Ein Italiener, d«r Marchese Filippo Lrispolitt, schrieb im „Momento" vom 11. Juli 1918: „Wenn sich die Er mordung des Zaren bewahrheitet, wird sich Deutschland nicht von der Schuld befreien können, daß es nicht für die Sicher heit der Zarenfamilie im Brester Frieden gesorgt hat!" Man könnte sich über die Frechheit, di« in der Politik des „Halter den Dieb!" liegt, lund mit der hier «kn Rein waschen der Entente auf Kosten d«s Bösewichts Deutschland versucht wird, entrüsten, w«nn der Verbuch nicht so außer ordentlich lächerlich wäre. Das Schönste aber ist es, wenn d«r Marchese fortfährt, daß das eine Verantwortung sei, „die sich der Verband zu eigen gemacht hätte, wenn er in der Lage dazu gewesen wär«, dem revolutionären Rußland zu helfen." Der Verband? Die Entente wäre bereit gewesen, die „Entthronten in «in sicheres Land zu schicken?" Ja, wie ist denn das? Es steht fest, daß die Zarenfamilie mehrfach den Versuch gemacht hat, die englische Erlaubnis zu bekommen, nach England zu gehen und dorr „als Gast" des befreundeten Landes und als Verwandte des Königshauses in der Zurück gezogenheit zu leben. Diese Erlaufm's aber hat sie nicht er halten! England hat sich nicht bereit finden lassen, die un glückliche, durch Englands Schuld ins Unglück geratene Zaren- samilie bei sich auszunehmen und ihr «in sicheres Eril zu gewähren! Der Herr Marchese Lrispolitt irrt sich also ganz gewaltig; aber es will uns scheinen, als irre er 'sich ab sichtlich. Denn, weshalb die Entente den Zaren nicht in Sicherheit bringen lassen wollte, das ist heut« bekannt. Im „Gaulois" vom 23. Juli 1918 schreibt RenL d'Aval: „Noch wenige Tage vor der Abreise der kaiserlichen Familie nach Jekaterinenburg ließ Deutschland den Zaren wissen, daß es ihm wieder auf den Thron verhelfen würd«, wenn er sich zur Unterzeichnung eines Bündnisvertrages mit den Mittel mächten entschlösse." Es scheint, daß man dieses Märchen in Frankreich und England tatsächlich geglaubt hat. Und als Gegenschachzug unterstützt« nunmehr die Entente ihrerseits di« Gegenrevolution. Einen sehr deutlichen Hinweis auf die Absichten, die sie damit verfolgte, enthält «ine Meldung aus Amsterdam vom 2. August. „Huisgezin" vom 30. Juli schreibt nämlich: „Als der russische Koloß Schlag auf Sch'ag niedergerungen wurde, begann der Zar an Frieden zu denken. Das ipar gegen die Absichten der Entente. Unter Leitung des englischen Botschafters in Petersburg wurde daher dk Revolution vorbereitet und nach deren Ausbruch der Zar gefangen gesetzt; doch hätte die englische Negierung nur ein Wort zu sagen brauchen, um den Zarin in Sicherheit zu bringen." Als dann aber die Räteregierung nicht die Fort setzung des Krieges guthieh, sondern mit Deutschland Frieden schloß, da unterstützte die Entente die Gegenrevolution und „ließ das Gerücht'verbreiten, daß sie den Zaren wieder auf den Thron bringen wollte, obgleich sie gut wußte, in welche Gefahr damit die ganze Zarenfamilie kam. Infolge dieses' Gerüchts wurde der Zar ermordet." Hier liegt tlke Wahrheit. Und noch durchsichtiger wird sie, wenn man sich die Begebenheiten zur Zeit des Mordes vergegenwärtigt. England hat, wie es kürzlich offen be stätigt wurde, die Tschecho-Slowaken als „verbündete und kriegführende Nation" Erkannt. Nun zeigt« sich an dem Tage, bevor der Mord geschah, die «rste tschecho-slowakische Erkundungsabkilung in der Nähe von Jekaterinenburg. Und gleichzeitlg wurde in dieser Hauptstadt des Ural «ine neue Westen > Die neue feindlich« Offensive w An der Westfront war der 20. August «in Tag ge waltiger Kämpfe. Di« kurze Zeitfolge, in welcher der General Foch einen Großkampf dem anderen folgen läßt, scheint immer anehr darauf hinzudeuten, daß der Ententegeneränssimus un geachtet aller Opfer Me Waffenentscheidung, koste es, was es wolle, herbeizuführen sucht. Nachdem die seit Tagen sich unausgesetzt wiederholenden Angriffe des Feindes beiderseits der Avre unter schweren Verlusten vor der deutschen Ver teidigungsfront zurückgeprallt waren, schritt der französ sche Führer zu dem von uns erwarteten neuen Angriff zwischen Oise und Aisne. Hier hatten die starken französischen An griffe des 18. und 19. August günstige Vorbedingungen für den neuen, großangelegten Angriff schaffen wollen. Um 7 Uhr morgens begann der wiederum von allen Kampfmitteln unter stützt« Angriff, der diesmal mit weitvorgesteckten Zielen an der Bruchstelle der deutschen Front durch energischen Flanken- stoß den Durchbruch erzwingen sollte. Doch auch diesmal blieb trotz sorgsamster Vorbereitung dem feindlichen Führer der Erfolg versagt. Bereits um die Mittagsstunde hatte di« elastische deutsche Verteidigung den wuchtigen feindlichen An sturm vor ihren Artilleriestellungen zum Scheitern gebracht. Trotz der Größe der hierbei erlittenen Opfer setzte die feind liche Führung auch jetzt noch in immer rökderholten Angriffen bis in die Nacht hinein ihre Durchbruchsversuche fort, ohne jedoch weiter Boden zu gewinnen. Die Verluste des Feindes entsprechen der Stärke des Einsatzes und der Dauer der fort gesetzten vergeblichen Angriffe. Hier ist die Last des Kampfes, lediglich der französischen Infanterie aufgebürdet, von der die rücksichtslos vorgetriebenen schwarzen Franzosen in Ge gend Carlepont—Nampcrl besonders schwer bluten mutzten. Das letzt« Opfer Frankreichs w Genf, 21. 8. Aus den jetzt vorliegenden voll ständigen Berichten der Parlamentsverhandlungen über die Aushebung des Rekrutenjahrganges 1920 erkennt man die geradezu tragische Stimmung, in der die Vertretung des französischen Volkes das notwendige Gesetz angenommen hat. In allen Reden der Abgeordneten und Senatoren kommt das nämliche Gefühl zum Ausdruck, daß es sich um da« letzte Opfer handelt, das Frankreich bringen kann. Die Mehrheit der Kammer und der ganze Senat hat nunmehr dem Drucke Clemenceau« nachgegeben. Wenn man nachttäglich diese Ver handlungen liest, dann begreift man, warum di« französisch« Regierungspresse so schnell von ihrem übertriebenen Sieges- geschrei über die vorausgesagten Erfolge des Generals Foch zurückgekommen 'ist. Der größte Teil der öffentlichen Meinung hat es jedem klargemacht, datz die Ziffern über "die amcri- Schluß auf den Ernst der Lage gezogen. Diese Einberufung hat es jedem klar gemacht, datz die Ziffern über d«e amei- kanische Hilfe phantastisch waren und datz Frankreich vor aussichtlich bis zum Ende des Krieges weiter bluten mutz. DK Presse Ckmenceaus gibt heute schon offen zu, daß die Offensive des Generals Foch vor allem den Zweck verfolge, dk große Entscheidung bis zum nächsten Jahre hinauszu schieben. Der „Homme Libre" macht das Geständnis, daß dk Amerikaner, die an der Marne und in Lothringen in den französischen Reihen kämpfen, dies gewissermaßen nur zu ihrer Ausbildung.getan haben und zum Zwecke der mora-
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