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— 364 — süsser hält es über "nicht für angängig, mit dieser Begründung das Zigarettenrauchen Jugendlicher bekämpfen zu "wollen. In gleicher Weise könnten auch alle anderen Genüsse, auch solche, die keineswegs als sozial schädlich betrachtet werden müssen, Verbrechensanreize auslösen. Er warnt daher vor einer Wiederholung all derjenigen Fehler, die man bei der Bekämpfung der Gefahren z. B. der Schundfilme seinerzeit .gemacht Hobe. Daß das Rauchen der Jugendlichen bekämpft werden muh, und zwar mit Zwangsmahregeln, das ist allerdings auch seine Meinung. Er habe deshalb auch die Erlass der Generalkommandos, wenn auch nicht in allen Einzel heiten, so doch gebilligt. Dr. Helbig vertritt den Gedanken, dah die Bekämpfung der Rauchsucht Jugendlicher reichsamtlich "erfolgen müsse. In dem von ihm ausgearbeiteten Entwurf eines Reichsjugendschutz- gejetzes ist das Rauchen Jugendlicher auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten sowie die entgeltliche oder unentgeltliche Verabfolgung von Tabak, Zigarren oder Zigaretten an Jugendliche unter . 16 Jahren verboten. Die Uebertretungen Jugendlicher sollen diszipli narisch geahndet werden, die Eltern, Lehrer oder sonstigen Aufsichtspslichtigen, die ihrer Aufsichtspflicht nicht genügen, gleichfalls nur disziplinarisch, dagegen die Gewerbetreibenden, die gegen die Bestimmung des Gesetzes verstoßen, mit strengen kriminellen Strafen bedacht werden. Nun hat «in so erfahrener und gründlicher Kenner des Polizeirechts und des Polizeigedankens wie Wolzrndorff in seinem Werk über den modernen Polizeigedayken ausgesührr, als Mensch müsse man die Anordnungen der Eenera.komman- Los gegen die Verwahrlosung der Jugendlichen in ihrn Tendenz billigen, verxoaltungenwissenschaftlich aber um eben dieser Tendenz willen ablehnen, da sie ihr schaden,' statt zu nützen. Die Bevormundungspolizei bewirkte immer weiteres Abstumpfen des Bürgersinns aus der lleberzeugung: Wenn es noch nicht verboten sei, so werde es schon nicht so schlimm sein; daraus ergebe sich wieder wachsend« Notwen digkeit polizeilichen Eingreifens und weitere Abstumpfung des Bürgersinn-. Diese Ausführungen erkennt Dr. Helbig zwar an, glaubt aber, daß sie für Jugendliche in soweit nicht in Frage kommen können, als diese noch nicht vollberechtigte Bürger seien, die imstande sind, selbst zu entscheiden und vor ge wissen Gefahren sich zu hüten, dir ihnen gerade ihrer Uner fahrenheit und ihrer leichten Beeinflussung wegen drohen. Solange der Jugendliche aber nicht imstande sei, sein Han- . dein so einzurichten, wie es im öffentlichen Interesse not wendig sei, so müsse der Staat 'es als seine Aufgabe be ttachten, die erziehungswidrizen Umstände nach Möglichkeit von den Jugendlichen fsrnzuhalten. Dies könne nur durch Verbote geschehen, Verbote gegen die Jugendlichen, vor allem aber auch gegen diejenigen Gewerbetreibenden, die "den Ju gendlichen die erziehungswidrigen Umstände erst zugänglich machen. Der Verfasser empfiehlt ein Rauchverbot gegen Jugend liche bis zum vollendeten 16. Lebensjahre, da ein höheres Alter, etwa bis zu 20 Jahren, wohl kaum Aussicht hab«, von dem Reichstag angenommen zu werden. kttsdlungen eines aemlcben Msl-mcdgelsvgenen Briesen ein«s aus Frankreich ausgetauschten, nn der Schweiz internierten deutschen Kriegsgefangenen, Sohn eines schlesischen Druckereibesitzers, entnehmen wir trostlose Schil derungen über die Niederträchtigkeiten, denen die deutscher Kriegsgefangenen bis zum letzten Augenblick, namentlich' auf dem Transport nach der Schweizer Grenze, ausgesetzt" waren. Wörtlich heißt es u. a.: „Während unser Transport von Boyardoille nach Moulins einigermaßen organisiert war, wur den wir auf der Fahrt nach Moulins geradezu wie das Vieh behandelt. . . Die Verpflegung bestand für jeden von uns aus vier Sardinen, einem kleinen Stückchen Brot und einem winzigen Stück Käs« für dir zwanzigstündige Fahrt. Das Mitführen von Wein war verboten und bei der Leibrs- untersuchung Vorgefundenes wurde ohne weiteres eingezogen. Trotzdem der Trans^ortführer von jedem von uns feinen Barbestand mitführte, wurde uns nicht erlaubt, irgendwelche Einkäufe zu machen. Wasser erhielten wir erst stach vielen Beschwerden. Dagegen war es uns strengstens verboten, während der ganzen Fahrt zur Verrichtung unserer Notdurft auch nur ein einziges Mal auszusteigen, auch wenn der Zug längeren Aufenthalt hatte. Und als man darauf drang mit dem Bemerken, daß dieser Luruszug nicht einmal Äborte enthalte, wurde uns geantwortet: Für euch dreckige Boches sind Schweinewagen gut genug." Nachdem der Schreiber ausführlich die unwürdige und jeder wkenschlichkeit hohnsprechend« Behandlung in der Ge fangenschaft selbst beschrieben hat, liefert er in weiteren Aus führungen den Beweis dafür, «inen wie unauslöschlichen Hatz die an unseren unglücklichen Kriegsgefangenen verübten Grau samkeiten heroorgerufen haben. Wenn sich ein gebildeter junger Deutscher zu arg btschimpfenden Ausdrücken des Geg ners hinreiben läßt und Sätze schreibt, wie: „Von ihrer Kultur und Zivilisation hat uns diese Hundenation einen schlagenden Beweis gegeben!*', „den Leuten, die ich einmal zur Ausbildung unter die Finger bekomme, will ich «inen Hatz gegen dieses Gesindel in ihre Herzen pflanzen, datz ihnen die Zornesröte ins Gesicht steigt und sie di« Fäuste ballen, wenn sie nur den Namen Franzose hören", .„was diele verfluchte Hundenation unseren armen Kriegsgefangenen gegenüber auf dem Gewissen hat, das wird wohl zum großen Teile erst nach dem Kriege in weiten deutschen Kreisen be kannt werden", „darum fort mit dem naiven Märchen von der Ritterlichkeit des Franzosen! Vor den Staatsanwalt mit jedem, der dieses billige Schlagwort noch einmal gebraucht, das den Gefühlen eines Kriegsgefangenen mit Fäusten ins Gesicht schlägt!" — dann ist wohl am deutlichsten hie be dauerliche Tatsache dargetan, wie sehr dir deutschen Kriegs gefangenen unter den Qualen ihrer Peiniger gelitten haben. yelnmemes ' T4« brutschen U-Boote und die ägyptischen Eier. Un sere U-Boote haben schon so manchen Zweig des feindlichen Handels empfindlich geschädigt, wenn nicht gar vollständrg brachgelegt. Aus Aegypten kommt jetzt die Kunde von den Schwierigkeiten, die dem ägyptischen Eierhandel durch de rege Tätigkeit unserer U-Boote im Mittelmeer bereitet wer den. Die Verlader wissen z. B. nie mehr, wann srr auf Schiffsraum rechnen können und wieviel ihnen zur Verfügung gestellt wird. So ist es z. B., dem „Neuen Orient" zu folge, kürzlich vorgekommen, daß sich 18 ägyptisch« Firmen in einen Raum teilen mutzten, der nur 360 Eierkisten zur Verladung zulietz. Durch die zahlreichen Versenkungen sind aber auch die zur Verpackung der Eier erforderlichen Kisten, Holzwolle usw. nur noch schwer zu beschaffen und daher ge- , waltig im Preise gestiegen. Die ersteren von 26 auf 45 Piaster das Stück und dis letzteren von 180 auf 300 Piaster für je 100 Kilo. Die Eier selber sind natürlich ebenfalls in Lis Höhe gegangen, "da sie gegenwärtig 320—400 Piaster das Tausend kosten. (Aegyptische Piaster 20 Psg.) ' Der freundliche Sommergast. Unter den zahlreichen s Sommerfrischlern eines Ort«s in Westfalen befand sich auch s ein Herr, der in dem Gasthaus«, in dem er Aufnahme ! fand, recht gut bewirtet wurde. Durch sein einschmeichelndes und freundliches Wesen versuchte er das Vertrauen der Wirtin zu erlangen, erkundigt« sich eingehend danach, wie man wohl Butter und Eier unter der Hand bekommen könne, und woher sie das schmackhafte Fleisch beziehe, und dergleichen.mehr. Nachdem er sich.8 bis 14 Tage aufgehalten hatte, ging er an einem Sonntagmorgen davon und kehrte kurz darauf mit einem Aufgebot von drei Gendarmen und einigen Kriminal beamten gn das Gasthaus zurück, stellte sich der erstaunten Wirtin tzls Kriminalbeamter aus Bielefeld vor und erklärte, er sei beauftragt, ihr ganzes Haus nach Schleichwaren zu durchsuchen und ihre sämtlichen Briefschaften und Papiere zu beschlagnahmen. ' Arjegshumor. Der Seppl kommt auf .Urlaub nach Haus. Der Vater fragt ihn: „Na, Seppl, was habt's denn alleweil g'macht beim Militär?" — „Was wir alleweil g'macht haben?" antwortete der Seppl mit geistreicher Miene, „g'wartet hab'n m'r alleweil und tummelt hab'n m'r uns alleweil!" Verantwortlich« Rüncktaa: Trust Roßberg in Franlenberg i.S. — Druck und Verlag von C. G. Roßt rrg in Frankenberg t. S