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Mittwoch de» 81. August 1S18 Cmyrna-Bondja s-Z,Z 8» «SS?? WA'vS 883s :«S§Z-8 L »- V sLsZ „To raten Sie mir, nur aus Rücksicht auf diesen Mann^ mich selbst unglücklich zu machen?" „Nein", sagte er heiß, „o nein! Wie könnte ich Ihnen das raten! Ich bat Sie nur, alles zu bedenken, ehe Sie handeln. 'Wenn Sie glauben, daß diese Ebe Ihr Unglück ist, wenn Sie es wissen, dann haben Sie die Pflicht, nur an sich selbst zu denken,! Denn Sie dürfen nicht unglück lich ' werden!" „Aber ich weih es nicht," sagte sie grüblerisch, „ich zwekkle, und tausenderlei Bedenken kommen mir. Ich bin rn einem schweren Konflikt. Raten Sie mir, Herr von Treuendorf, raten Sie mir doch!" Wieder überkam ihn übermächtig der Wunsch, sie rn seine Arme zu ziehen. Er dachte: „Wir reden aneinander vorbei! Sie liebt mich, ja, sie "ebt mich, sonst würde sie nicht so mit nur sprechen. Und ich, ach! Aber es darf doch nicht sein! Ja, wenn ich derselbe noch wärL wie in meinem" früheren Leben! Aber wer bin ich heute! Nein, ras kann mich nicht einschlekchrn in. diese FarüM wie ein Dieb in der Nacht, ich kann nicht betrügen und stehlen!^ Er meinte traurig: „In solchen Konflikten, die das Leben uns bringt, merken wir erst, wie wenig ein Mensch dem anderen sein kann, wie jeder doch letzten Endes nur aus sich gestellt ist. Wir müssen allein mit uns fertig werden, Fräu lein Kelsey, denn nur wir selbst kennen unser Innerste-» genau. Auch die beste Freundschaft, auch der wärmsteWrlle kann da nicht helfen. Glauben Sie mir, ich gäbe viel darum. Ihnen raten zu können. Aber ich darf es nicht. Denn es handelt sich hier um Menschenschicksale. Und so möchte ich Sie 'denn bitten: Uebsreilen Sie nichts! Erwägen Sie, 'bedenken Sie» prüfen Sie sich! Lange, eindringlich, genau! Nicht heute, nicht morgen dürfen Sie zu einer Entscheidung kommen. Viel leicht leiden Sir jetzt unter Stimmungen, die noch vorüber gehen. Wenn Sie sich prüfen, streng und ehrlich prüfen, dann werden Sie erkennen, was Sie tun müssen." Er fühlte selbst, wir leer seine Worte waren. Wie wenig er ihr gab. Keinen Trost und keinen Rat. Mit allgemeinen Redensarten speiste er sie ab, die Hilfesuchend sich an ihn gewandt. Steine gab er ihr statt Brot. Er sah, dah sie es empfand. Sie hielt das Köpfchen müde und gesenkt und sagte traurig: „Warum sind Sia heute anders als sonst, Herr von Treuendorf? Warum sind .Sie anders, als ich geglaubt?" Dann sah sie, dah es in seinem Antlitz zuckte und bebte. Sah seine Augen auf sich ruhen in Zärtlichkeit und tiefster Sehnsucht, fühlte mit schauerndem Entzücken seine liebkosenden Blicke. Sie sah den Kampf, der in des Mannes Innern rodle, der sich in seinen Zügen abspiegelte. Minutenlang währte der Kampf. - Dann hatte Joachim von Treuendors sich von neuem in der Gewalt. Dir Maske eiserner Korrektheit legte sich wieder über seine Züge. Und Maud Kelsey fragte sich, ob sie auch recht, gesehen, ob sie sich nicht getäuscht. Und ob das Gefühl des Mannes an ihrer Seite für sie wirklich Webe war, so wie sie es erhofft, so wie sie es ersehnt. Es war nun ganz dunkel geworden. Maud strebte hem Ausgang des Parkes zu. Sie war verstummt. Und auch Joachim suchte vergeblich nach Worten.' Ehe sie die Stroh« erreichten, gab sie ihm abschtednehmend di« Hand. ' ' : „Leben Sie wohl, Herr von Treuendorf." In jäher Leidenschaft küßte er ihre Hand. Durch das seine Leder des Handschuhs hindurch fühlte sle seine brennen den Lippen. .Haben Sie Dank, Fräulein Kelsey» warmen Dank. 'Und ' Roman von Lola Stern. 23 Nachdruck verboten Es war .jetzt fast dunkel geworden, die Laternen im Park gaben nur ein mattes Licht. Aber in "diesem halben und verschwimmenden Licht sah Joachim doch, uns weih das schöne Antlitz des Mädchens geworden war. Sie hatte ihm das Haupt zugewendet und sah ihn an. Tast schwarz erschienen ihre großen Augen. , Ach, sie jetzt nehmen, an sein Herz nehmen, in seine Arme reihen! Ihr alle Bedenken und alle Qualen hinweg küssen von den zitternden Lippen. Er fühlte ja in diesem Augenblick, sie würde ihm in Hie Arme sinken, wenn er sie nach ihr breitete. Jubelnde Seligkeit, daß er nun wußte, was er lange geahnt, erfüllte sein Herz: daß Maud Kelsey ihren Ver lobten nicht liebte. Aber neben der Seligkeit durchschnitten Qualen wie Hunderte von 'spitzen Schwertern seine Brust: denn wenn sie den anderen Mann auch nicht liebte, sie war ihm dennoch verbunden» Und ihm selbst war sie weit, unermeßlich unendlich weit. Er durfte sie nicht in seine Arme reihen. Er durfte ihr nicht sagen, wie es aussah in seinem Herzen. Pflicht, Ehre und tausenderlei Pedenren äussrer Natur hielten ihn weit, weit von Maud Kelsey entfernt, die ihm in dieser Stunde ihr Vertrauen geschenkt. Ihr Vertrauen. . . Aber war denn Vertrauen schon gleichbedeutend mit Liebe? Vielleicht war er ihr doch nur der Freund? - Er sagte nun leise: „Ich..danke Ihnen für Ihr Ver trauen, Fräulein Kelsey, von ganzem Herzen danke ich Ihnen. Aber ich bin tief betroffen, Sie in solchen Wirr nissen zu sehen und zu denken, daß ich es bin, der diese Zweifel und Bedenken in Ihnen geweckt hat. Das.war nicht mein Wille! Ich wollte Ihnen die Ruhe nicht neh men, und ich bereue tief, dah ich es tat." „Sie sollen es nicht bereuen! Ich bin ein anderer Mensch geworden durch Sie. Ich glaube, kein schlechterer. Und ist es nicht tausendmal besser, «inen Verhängnisvollen Irrtum zu erkennen als in einem törichten und leeren Wahn sein Leben zu verbringen?" „Wenn dieser Wahn 'Befriedigung gibt und Ruhe, Laim weih ich es nicht einmal. Und Sie dürfen eins nicht vergessen, es handelt sich hier nicht um Sie allein. Sie haben einem Dianne Ihr Wort gegeben, von dem Sie selbst sagen, daß er Sie liebt! Dann aber haben Sie ihm mit Ihrem Jawort ein großes, ein wundervolles Geschenk ge macht. Ihm kommen keine Zweifel. Dürfen Sie ihm nun sein Glück wieder nehmen?" - - Sie legt« ihm in iäher Erregung die Hand auf den Arm. And er fühlte, wie diese Hand bebte und zittert«. Vie rinneacken klage Und brächt ein Tag uns Höllenleid, Er müßte doch vergehen! Und schenkt' ein Tag uns Himmelsfreud' Wer würd' ihn wiedersehen? Es rinnt urwieder aus der Hand Stillschweigend zu den andern, Bis mit dem letzten wir ins Land Der großen Sehnsucht wandern. «L" I TW -Frankenberger Grsähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Wird jürer Mittwochs», Freitags- und SormtagS-Rmmner ohne Preiserhöhung des Hauptblattes beigegebeu «nenn »rube