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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt WÄ jeder RMwochS-, Freitags- rmd SomstagS-Nummer ohne Preiserhöhung des HaupSlatteS beigegÄeu. Sonntag de« 18. August Ar. V0 1818 Sonnennäde Graue, trüb« Nebelwagen > . ' ' Rollen ost des Glückes Stern, > , > Ist an grauumhang'yen Tagen i > ' > Scheinbar dir das Glück auch fern. l Hinter Wolken lacht die Sonne , > Tröstend, was vom Gram betaut; I ? Hüllt in freudenhelle Wonne, i Mas der Wolken Nacht geschaut. , ! Eoldnes Lichtzerreitzt in Fetzen ! > , , Düft'rsr WolTn dichtes Heer, ! , , Tausend Sonnenstrahlen setzen i < Sich der Finsternis zur Wehr; ' . ? j Bis an jedem Wolkenstreisen j > , Hängt ein goldner Himmelsglanz, > ; . ' ! Und di« Lichter um sich greisen Funkelnd in dem' Strahlentanz. , s l Dunkler Wolken finstre Meute ' -- s Lichtbesiegt dem Glanze weicht, i ' ' , . - Neues Leben, neue Freude Sich zum Bund die Hände reicht. Menschenherz, blick' aus zur Höhe, ' . Wenn der graue Tag dich drückt! . s Wisse, datz in Sonnennähe Bald ein Lichtmeer dich beglückt! - ' Cl. Sell-Gräf«. Dis Vhrs dss GrsusndoVfs. Roman von Lola Stern. 12 * Nachdruck verboten So war es auch heute gewesen. Sie hatte Marks Auf forderung, mit' ihm zusammen zu sein, abgelehnt, sie hätte Kopfschmerzen. Nun, dann wolle er Weiterarbeiten, meinte er, noch einmal hinausfahren in die Werke nach .Perth Amboy. Dann also bis morgen. „Ja, bis morgen," sagte Maud gedankenlos. Dann legte sie den Hörer «in und.ging in ihrem Schreib und Bibliothekzimmer unruhvoll auf' und ab. Ihr Blut sang und fieberte, in ihrem Kopse dröhnte es, Mark Tryon fuhr nach Perth Amboy. Gleich, bald^ Und sie brauchte nichts davon zu wissen. Wer hatte ihr telephonisches Gespräch gehört? Keiner!. Sie konnte rn die Maiden Lane fahren, wie sonst, um ihn abzuholen. Konnte erstaunt sein, ihn nicht anzutreffen und konnte dann mit Joachim von Treuendorf plaudern. Denn sie mutzte ihn sehen und sprechen! Sie hielt das Leben ohne ihn einfach nicht mehr aus. Sie ging in ihr Ankleidezimmer, schickte nach den Zo fen, lietz sich ihre Kleider vorlegen, wählt« und kwrgelte und könnt« sich nicht entscheiden. Es war ein schöner, klarer Oktobertag. Sonne auf allen Stratzen, eine linde und weiche Luft. Maud entschied sich- endlich für ein Mantelkleid aus flaschengrünem' Sammet und für einen grotzen, gleichfarbi gen Sammethut, der mit einer herabhängenden weitzen Pleureus« geschmückt war. Dann, als sie fertig qngekleidet war, lietz sie ihre Zofe ins Büro telephonieren, ohne ihren Namen zu 'nennen, ob Herr Mark Tryon anwesend sei. Herr Tryon sei nach Perth Amboy gefahren, hietz es. Da atmete Maud tief auf und verlietz.schnell und ohne Zaudern das Haus. Sie bestieg ihr weitzes Auto und fuhr in die Maiden Lane. * - - . Der Clerk, der ihr in der Office entgegenkam, bedauerte, hätten eine Besprechung mit den Ingenieuren m Perth Amboy. - Maud nickte ungeduldig. „Ja, es ist gut," sagte sie und schritt an dem Verbflüfsten vorüber in jhres Verlobten Kontor. Es war leer. Da öffnete sie leise , die Tür, dre ins Nebenzimmer führte. Joachim von Treuendorf satz an seinem Schreibtisch. Ab«r er arbeitete heute nicht. Gedankenvoll sah er ins Weite, Leere. Er hörte ein Geräusch an der Tür, blickte auf, sah Mjaud Kelsey, die ihn anlächelte. Da sprang er aus und trat ihr entgegen. Wie hatte ihr Anblick, ihre Nähe, ihr Lächeln ihm gefehlt in diesen letzten Tagen, in diesen unendlich langen, schweren anderthalb Wochen, seit er sie zuletzt gesehen. Nun trank er ihre Schönheit mit den Blicken wie ein- Verdurstender. Er war ja auch nahezu verschmachtet nach ihr! Elend hatte er sich defühlt, elend ohne sie! Und hatte mit tiefem Schrecken und tiefer Qual sein Gefühl erkannt. Sie schüttelte ihm die Hand in ihrer kameradschaftlichen Art. ,Lange nicht gesehen, Herr von Treuendors. Ich höre, Herr Tryon ist fort?" Es widerstrebte ihr, zu Joachim kn anderer Weise als ! in streng formeller von ihrem Verlobten zu sprechen. „Za, gnädiges Fräulein, Herr Tryon ist schon eine Welle fort und wird heute nicht mehr wiederkommen." „Aber Sie haben Zeit, Herr von Treuendors? Wir haben lange nicht mehr miteinander geplaudert." „Ich habe nichts Wichtiges heute mehr zu tun." „Das ist hübsch," sagte sie froh, „das. freut mich." Und sie wollte sich seinem Schreibtisch gegenüber nieoer- lassen. Dann aber zögerte sie. Ihr fiel ern, datz all« An gestellten wußten, datz sie heute nicht auf Mark Tryon ; wartete, und datz es ein unnützes Gerede geben würde, wenn sie mit seinem Sekretär allein blieb. Das mutzt« ver mieden werden. Aber.auch ausgenutzt werden mutzte dieser ' Abend, diese Möglichkeit des Alleinseins mit dem geliebten Mann. Und so sagte Maud nach kurzem Ueberlegen: „Wissen Sie was, Herr von Treuendorf? Wichtige i Arbeit versäumen Sie hier ikicht, also kommen Sie mit mir, > Der Tag ist so schön. Sie hocken ja sowieso immer rn der ! Stube. Wir plaudern draußen besser als hier, wo feder ! UNS beobachtet und beklatscht." Er war Betroffen. Ging denn das, was sie wollte? Ein richtiges Rendezvous! Ein BeieinanderseA hinter dem Rücken ihres Perlobten! Sein« Korrektheit sträubte sich gegen ihren Vorschlag. Aber ihre meergrünen Augen baten und lockten. Ihr Zauber gewann Gewalt über ihn, stärkere Gewalt als jemals zuvor. „Setzen Sie sich keinen Unannehmlichkeiten dadurch aus, gnädiges Fräulein?" fragt« er leise. „Das könnte ich n2 verantworten und nie überwinden/' Seine ritterliche Art entzückt« sie. Aber das Blut der freien und verwöhnten Amerikanerin in ihr empört« sich bei seiner Frag«. Sie warf den Kopf zurück. „Ich bin ganz allein verantwortlich für mein« Hand lungsweise, Herr von.Treuendors! Und ich habe bisher rm Leben immer das getan, was mir richtig schien und was ich wollte. Wenn Sie aber Bedenken haben. . ." „Nicht an meine Person dachte ich," unterbrach er sie schnell. „Wenn Sie mir die Freud« eines Zusammenseins gönnen wollen, wie könnte ich da für mich auch nur einen Augenblick zögern? Ich bin ja der Beschenkte!" „Gut," sagte sie schnell. „Mein Auto steht unten- Ich fahre «in Stückchen weiter, bis an die nächst Eck«. Dort