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b k^ M Z. ^ § § § § Z Z s s Z — 343 — Vie MmmanMte Die Expedition der Entente an der Murmanküste steht ! jetzt rm Mittelpunkt des Interesses. Schon zu Friedenszeiten haben die Engländer, mit ihrem glänzenden Instinkt für alles, wo es etwas zu holen gibt, versucht, hier vm Nord- rande Rußlands Vorteile für sich herauszuschlagen. In der Tat hat dir Murmanküste, die Küste der Halbinsel Kola, den außerordentlichen Vorzug, der sie unseren Feinden begehrens wert machen muß: Die. Möglichkeit eisfreier Häfen im hohen Norden! Seit über einem Jahrtausend ist die Murmanküste den seefahrenden Völkern des Westens bekannt. Norwegische Wi kinger waren dir ersten, die bereits im neunten Jahrhundert dahin gelangten; aber erst um die Mitte des sechzehnten Jahr hunderts hat man das Murmangebiet als wichtige Basis für die Vermittlung des Handels mit Rußland erkannt. Die Ueberzeugung, daß Rußland hier einen eisfreien Hafen und damit 'eigenen Zugang zum Atlantischen Ozean habe, führte gegen Ende des vorigen Jahrhunderts zur Anlage des Hafens Alexandrowsk. Dieser Hafen konnte bei der Ab geschiedenheit der Gegend von allem regelmäßigen Land verkehr freilich erst dann nutzbringend werden, wenn er An schluß an das russische Eisenbahnnetz fand- Doch erst der Krieg, der zur Sperrung der russischen Häfen im Schwarzen Meere und in der Ostsee führte, erbrächte die zwingende Not wendigkeit, an den Bau der etwa 1100 Kilometer langen Eisenbahn zu gehen. Sie wurde mit unglaublicher Schnellig keit (von«März 1915 bis Ende 1916) fertiggestellt unter Zuhilfenahme taufender deutscher und österreichisch-ungarischer Kriegsgefangener, von denen «in großer Teis den unsäglichen, durch unmenschliche Behandlung, schlechte klimatische Verhält nisse und mangelnde ärztliche Hilfs verursachten Leiden erlag. Endstation der Bahn im Norden war nicht Alexandrowsk, sondern der weiter südlich gelegene Hafen Romanow, der 1917 wieder in Murman umgetauft wurde. Von Murman aus geht die Bahn über die Halbinsel Kola nach Kandrlaschka und dann an 'der Westküste des Weißen Meeres, der so genannten Pomorküste, entlang bis Soroka; von dort in gerader südlicher Richtung nach Petrosaoodsk am Weftufer des Onegasees, wo sie in dis Olonetzka-Eisenbahn übergeht, die südlich vom Ladogasee bei Svanka die Bahnstrecke St. Petersburg—Wologda erreicht. Die spärliche Bevölkerung der Murmanküste bezw. der Halbinsel Kola besteht in der Hauptsache aus Lappen, die von Renntierzucht, Jagd und Fischfang leben; doch haben sich auch Finnen und Russen dort angesiedelt. Die südlich sich anschließende überaus wald- und seenreiche Gegend zwi- scheu dem Weißen Meer und Finnland wird zum größten Teil jedoch von Russen bewohnt. Die wirtschaftliche Zukunft hängt von dem künftigen politischen Schicksal dieser Gegenden, wie des gesamten ehe maligen russischen Reiches ab; darum läßt sich über sie wenig Sicheres sagen. Die Fischfangmöglichkeiten im Ers- - meer sind sehr groß; besonders die Murmanküst« selbst ist sehr reich an Fischen. In der Hauptsache sind es Dorsch, Hering, Lachs und Wunder und außerdem eine Kabeljauarl, die hier in großen Mengen gefangen- werden, und wenn vor dem Kriege die Beteiligung am Fischfang im Vergleich zu den Fangmöglichkeiten allzu gering war, so erwartet man von der neuen Bahn, die Lebensmittel und moderne Fang geräte heranbringen und vor allem das ganze Jahr hindurch dis Verbindung mit den innerrussischen Märkten aufrecht erhalten kann, eine starke Entwicklung des Fischfangs. Das gleiche gilt von der Forstwirtschaft, die bisher zum größten Teile planlos betrieben wurde. Die Eisenbahn kann nicht bloß zu Zeiner rationellen Ausnützung der Wälder, sonder» auch zur Anlage zahlreicher neuer Sägewerks und zu einer bedeutenden Entwicklung der Holzveredelungsindustrie führen. Ferner haben bereits oberflächliche Untersuchungen der Gebiete um die Murmanbahn gezeigt, daß sie reich an Mineralien aller Art, z. B. an Eisen, Blei, Schwefelkies, Glimmer usw. sind. Schließlich verweisen viele Wasserfälle auf die Möglich keit der Ausnützung der hier noch schlummernden Wasser kräfte. Alles in' allem .sind also die wirtschaftlichen Ent- wicklungsmöglichkeiten in diesem nordwestlichsten Teile Ruß lands sorgfältiger Beachtung wert. Und natürlich ist der Plan der Entente, dieses Land <!iner aussichtsreichen Zukunft zu schützen", nicht edler Menschenfreundlichkeit entsprungen, sondern den rein politischen annerionistischen Bestrebungen, selbst im eisigen Norden Rußlands Häfen zu besitzen, von da aus ben Handel an sich zu bringen und die Ertragsmöglich» ketten der Murmanküste und ihrer aygrenzenden Gebiete weid lich für sich auszubeuten. M«Mo»rverbnucd lm AeiMiege nf. Man schreibt uns: Die Zusammenstellung der ge waltigen Beute im vierten Krisgsjahre läßt erkennen, wie ungeheuer der Munitionsverbrauch' im Weltkriege ist. Der , amtliche Bericht führte als Beute u. a. auf, daß 2 857 500 i Schuß Artilleriemunition und 102 250800 Sckyiß Jnfan- ' teriemunition erbeutet worden sind. Das sind staunenerregende s Ziffer", die indessen noch garnichts besagen im Vergleich zu s dem, was wahrend eines Jahres nun wirklich vsrschossen ! worden ist. Eine der erbittertsten Schlachten auf beiden Seiten war das Ringen um Verdun. Hierbei würden an einzelnen Kampftagen von beiden Parteien 1,27 Millionen Schuß Artillerie abgefeuert, da nach den inzwischen heraus- ; gekommenen amtlichen Berichten an den hauptsächlichsten ' Kampftagen auf beiden Seiten 19000 Geschütze in Tätig- i keit waren, von-denen einzelne Geschütze alle 'sechzehntel Mi- i nute ein Geschoß abfeuerten. Wie ungeheuer der Geschoß- verbrauch gewesen sein muß, geht vielleicht am besten dar aus hervor, daß auf deutscher Seite an einzelnen Tagen i 35 000 Eisenbahnwagen'in Tätigkeit waren, uin die riesen haften Munitionsmsngrn im Gebiete von Verdun bewegen - zu könen. Es ist nicht zu viel gesagt, daß man an solchen > Kampftagen schön nach Hundertsn von Millionen allein den Munitionsverbrauch der Artillerie zu berechnen hat. 'Daneben aber knattern die Maschinengewehre, feuern ununterbrochen die Scharfschützen der Infanterie, schleudern die Flieger ihre Bomben ab und alles dies hat einen Stahlverbrauch Air Folge, woraus mit Leichtigkeit ganze Städte aus Eisengerüsten hergerichtet und mit Eisenmöbeln versehen werden könnten. Englische Fachzeitungen haben den Verbrauch der französisch englischen Artillerie an den Großkampftagen der letzten Marne- kämpfe, die sich ja eigentlich nur aus Artillerieduellen zu- sammensetzten, auf täglich 1410 000 Schuß berechnet, was ' ungefähr, da es sich fast durchweg um schwere Artillerie handelt, bedeuten würde, daß aus den preußischen Morgen Bodenfläche 100 000 Kilogramm oder 2000 Zentner Mahl und Eisen niedersausen. Welche Verheerungen dieser Eisen hagel in Feld und Flur ang-richtet hat, welche dauernden Verwüstungen er dem unglücklichen Flecken Landes zufügt, über den er sich ergießt, davon kann sich nur "der eine schwache Vorstellung machen, der jemals über ein derartiges Trümmerfeld gegangen ist, das sich noch nach Jahren als öde, trostlose Stätte, jeden Bäum- und Strauchwerks be raubt, dem Auge darbietet und für die menschliche Kultur erst in langer, langer Friedensarbrit wieder verwendet wer den kann. Und auch dann noch ist die Landwirtschaft hier durch Blindgänger und dergleichen gefährdet; der Schaden ist also ein dauernder und schwerer für ein solches Land, j Glückliches Deutschland: Deine Söhne haben dein Land vor - solcher Verwüstung bewahrt! Dr. Sch. Aar vemlcbe au; lhiklsna errSdien Ein ehemaliger deutscher Kriegsgefangener erzählt in den ! „Leipz. N. N." deutsche und russische Verhältnisse: „Wenn > man aus dem unbestimmten Etwas zurückkommt, was man früher mit Rußland bezeichnet, so ist man in Deutschland über vieles, was man nach all den teils überkiebenen, teils verleumderischen Berichten ausländischer Zeitungen ganz anders ' vorzufinden dachte, angenehm überrascht. Dies gilt namentlich ' in bezug auf die Ernährungsfrage: Schon auf der Reise von Moskau, aber besonders von der neuen deutschen Grenze und noch mehr im alten Deutschland waren wir alle ver wundert, als man uns noch ein halbes Pfund vorzügli^n Brotes füglich reichte, während wir uns in Rußland mit 50 Gramm ungenießbaren Strohbrotes begnügen mußten, wenn man nicht durch „Beziehungen" ein paar Pfund in seltenen Fällen zu Preisen von 8 bis 10 Rubel bekam. ! Tas hier verabreichte Brot ist der rein« Kuchen gegen, das, ! was wir drüben bekamen. Dann fällt einem auf, daß die § Deutschen im allgemeinen noch recht wohlgenährt aussehen: ! wie wenig merkt man von Unterernährung; mir kommt es immer vor, als würde hier viel zu viel vom Essen gesprochen.