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1^1 — 330 — ser ver- Ee- wie neue und Sie und Auto hierhergefahren, um Erich noch einmal zu sehen, um von weitem wenigstens seinen Sieg mit ihm zu erleben. Denn sie zweifelte nicht an seinem Erfolg. Dann war der Sturz gekommen, der grause Todes stürz. And sie hatte abseits gestanden, erstarrte in Trauen und Angst, hatte sich nicht nahe gewagt zwischen die fremden Männer, bis sie ihre Scheu schließlich doch überwunden, weil schwere Zinsenlast. Herauswirtschaften aus Ihrem Grund Boden, der so schon alles hergeben mutz? Wie wollen das in einem Betriebe, wo nie Geld für Reparaturen moderne Neuanschaffungen vorhanden ist? -L Es kam «in Tag, Än dem Joachim gebrochen und elend dem Obersten von Gerlach gegenübsrstand. Sie hatten sich seit der Beerdigung nicht mehr gesehen. Das war vor zwei Wochen gewesen. Aber nukk muhte Klarheit geschaffen werden. Den Obersten hatte auch der Tod Erich von Treuen- dorss nicht weicher gestimmt. Zu tief hatte ihn der Be trug des Mannes getroffen, dem er sein Kind anverlrauen gewollt, sein Kind, das nun bleich und müde, eine ge brochene Blume umherwankte. Joachim brachte sein Anliegen an Herrn von 'Gerlach vor. Der Oberst war reich. Er konnte helfen, wenn er wollte. Er sollte Joachim eine Hypothek aus Treuendorf geben in der Höhe der Schulden^ Lie Erich gemacht hatte. Joachim wollte und muhte die Schulden übernehmen, die Papiere einlösen, auch diejenigen, die die Unterschrift Herrn von Gerlachs trugen, weil dieser selbst es niemals tun würde. „Es ist die einzige Möglichkeit für mich, die Sache in Ordnung zu bringen, wenn Sie mir auf diese Weise hel fen wollen, Herr Oberst." sagte Joachim am Schluß seiner Bitte. Herr voll Gerlach schüttelte finster das Haupt. „Es tut mir leid, Herr von Treuendörf, denn es ist schade um Sie. Den Plan, den Sir mir da vorlegen, kann sich nur die Verzweiflung ausgedacht haben, 'ein gesunder Menschenverstand aber nicht. Ich weiß, wie hoch Treuen- dors belastet ist, ich weiß, welche Mühe Cie in allen den Jahren gehabt haben, die Zinsen zusammenzubekommen. Ich kenne Ihre schweren Tage und sorgenvollen, .schlaflosen Nächte, Heyx von Treuendorf! Eine neue Hypothek und noch dazu in dieser enormen Höhe wäre ja Heller Wahnsinn! -Da könnte ich Ihnen ebensogut das Geld gleich bar in die Hände geben auf Nimmerwiedersehen! Nein! Sie hatten Mühe, die Zinsen bisher zusammenzukrieg^n, wie wollen Sie die letzt« Hoffnung, und weil du sie trogst, darum mußtest du sterben." Und wir er noch stand und sann, da fühlte er sich plötz lich an der Hand ergriffen, und eine von Angst und von Grauen erstickte Mädchenstimme ßlüsterte: „Er ist tot? Nicht wahr, er ist tot?" Joachim sah auf, blickte in Edith von Gerlachs Weihes, entstelltes Antlitz, hielt ihrs bebende 'Hand. „Um Gottes willen, .Edith, wo kommst du her?" „Sage mir, ist er tot?" > Buchmacher sahen in. seinem Arbeitszimmer auf Treuendorf ihm gegenüber und notorische Wucherer. Menschen, die vom Spiel, von den Leidenschaften der anderen lebten, und denen die niedrigsten und ekelsten Triebe in den blassen, verlebten Gesichtern geschrieben ständen. Menschen, von. deren Eristen, er wohl früher eine dunkle Ahnung gehabt, die aber nie feinen Lebensweg gekreuzt, hatten nun lange Auseinander setzungen mit ihm, sprachen in vertraulichem oder in drohendem lLon. Und er mutzte schweigen zu allem. Denn «'s gab nur zwei Wege für ihn. / Entweder er mühte die Papiere, die Erich ausgestellt und unter denen Joachims Name stand, anerkennen und bezahlen, oder er muhte erklären, dah die Unterschrift ge fälscht war. Dann würden die-Leute zum Gericht gehen, ein -Prozeß wäre die Folge. Und er sah sich selbst im Ee- richtssaal, - das Andenken seines toten, wehrlosen-Bruders beschmutzend, ihn anklagend der Fälschung, des Betruges. Niemals! Niemals! Niemals! -Nie durfte solche Schmach fallen auf Len Namen der Treuendorfs , . sie Gewißheit gewollt. Joachim von Treuendorf führte die Braut seines Bru- s ders an Erichs Leiche. Sie sank in die Knie vor dem ' Toten, sie küßte noch einmal in fassungslosem Schluchzen ! die bleich: Stirn des Mannes, den das Leben.ihr schon ge- s nommen, den aber der Tod ihr erst vollends und unwieder- ! dringlich entrissen. . Dann führte Joachim die Wankende, Willenlose mit i sanfter Gewalt hinweg. Er setzte sie in ein Auto, gab dem ' Chauffeur dir Adresse ihrer "Wohnung. 't ; Und ging dann allein zu dem Toten zurück. 7. Erich von Treuendorf 'schlief in der Gruft seiner Väter auf Treuendörf den letzten Schlaf. Die Beerdigung hatte sich zu einer großen Kundgebung für den Toten gestaltet. Man sah, wie diele Freunde der lachende, sonnige, leichtsinnige Mann im Leben gehabt. Sie waren alle gekommen, erschüttert vyp.seinem tragischen Ende. Die Regierung hatte ihre Vertreter gesaüdt, Maje stät ließ einen Kranz am Sarge niederlegen. Der Oberst von Gerlach hatte sich eingefunden mit seiner Gattin und seiner schluchzenden Tochter; die des Toten Braut gewesen. Keiner wußte, daß die Verlobung vor kurzem grlöst worden war.- Und Oberst von Gerlach hielt es für bester, über alles Geschehene zu schweigen, nun da der Tod dem schuldigen Tun des Mannes ein Ende gemacht. Und dann, als die Beerdigung vorüber, als die Gäste abgefahren, sank das große' Schweigen über Treuendorf her nieder, umfing dir große Einsamkeit Joachim von Treuendorf. Nun stand er ganz allein auf der Welt. Verantwort lich nicht nur für sein eigenes Tun und Lassen, verantwort lich auch für das^ was der Tote getan, dessen Leichtsinn und Schuld mit 'unbarmherziger Faust Hineingriff in sein kkge- nes Leben und es zerstörte- Der Gutsherr von Treuendorf sah lange Stunden und Tage und lange Stunden in den Nächten, in denen der Schlaf sein Auge floh, an seinem Schreibtisch und rechnete und rechnete. Und überlegte. Und erwog und bedachte. Und kam doch immer wieder zu demselben traurigen Resultat. Und dann kam es zu ihm heran, das Schmutzige, das Ekelhafte, das Verhängnis. In Briesen kam es, iü Mahnungen, in Rechnungen, aller Art. Und wollte kein Ende nehmen. Er staunte ost über dir trübe und eklige Flut von Schlamm und Schmutz, die sich hrranwälzte zu ihm. Schulden. Schulden. Schulden. Bei alley und für alles. Für die Bedürfnisse des Le bens udd für den Lurus und die Raffiniertheiten, di« der Tote so sehr gelirbt. Für Lebensunterhalt und für Blu men, für Kleiduüg und für Schmuck, für Wetten und durch- pratzte Nächte. Und für das Spiel. Immer wieder das Spiel. d alle, die Erich von Treuendorf je etwas geliehen, all«, dir Forderungen an ihn hatten, wandten sich nun an seinen Bruder. Wissen Cie nicht selbst, was die natürliche Folge die- neuen Hypothek sein müßte? Eine Unmöglichkeit für Sie, die Zinsen zu "bezahlen, und darauf folgt , die Subha- station. „Ja, Kind!" Ta brach sie in Schlugen aus, in fassungsloses, zweifeltes Weinen. Er legte den Arm um dis schlanke statt, führte sie abseits, sprach ihr zu. Wunderte sich, ruhig er war, wie beherrscht. Unter Schluchzen stammelte sie dann von ihrer Sehn sucht, die sir hierhergetrieben. Heimlich war sie, die streng Behütete, aus dem Elternhause entwischt, war mit einem Nein Herr von Treuendorf,, einen solchen Wahnsinn können Sie von mir nicht verlangen. Ich habe mein Geld auch nicht auf der Straße gefunden." „Es ist die einzige Möglichkeit," sagte Joachim, „es gilt die Ehre des Toten unseres Geschlechts." „Lassen Sie den Toten ruhen! Der kann Ihne» Ihr Opfer doch Niemals danken. Gehen Sie Ihren Weg und kümmern Sie sich nicht um den Haufen von Schmutz und Dreck, den Ihr Bruder hinterlassen hat." „Das kann ich flicht", sagte Joachim von Treuendorf, „wenn «s nur Schulde, wenn es nur Leichtsinn wäre, dann könnte es gehen. Vann vielleicht. Aber es war Schuld in seinem Leben." „So lassen Sie diese Schuld in Gottes Namen ans Tageslicht kommen!" „Das kann ich nicht! Es läge ein ewiger Makel auf unserem Geschlecht. Und Sie würden es wirklich so wett 'Z H - D § Hx. Z MH AZ Z