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2 Areitag de« L. August Vr. 84 1S18 « seinen Forderungen ging es Herbst werden wollte sei, ging in seinen An- Und harrte wieder auf überhaupt verlaufen wollte. Bei es nicht. Und Joachim, der sah, daß und Laß der Oktober nicht weit sprächen herab,, forderte weniger. Käufer. Es war eine qualvolle Zeit. Bis schließlich ein ernsthafter Interessent kam. Nach langen Verhandlungen, nach nochmaligem Drücken Les Preises wurde cher Kontrakt ausgefertigt und unterzeichnet. Treuendorf hatte aufgehört, Eigentum des alten Edel- geschlechtes zu fein. Es würde einen neuen Namen erhalten, einen neuen Herrn. Joachim von Treuendorf bezahlte die Schulden fernes toten Bruders. Aber auch jetzt, nach dem Verkauf des Gutes reichten seine Mittel nicht aus. Da wandte er sich an die-alten Freunde des Regiments. Er erhielt von ihnen die Summe, .die er benötigt«, um alles,' was an Erichs Vergangenheit erinnerte, aus der Welt zu schaffen. Aber nun trug er selbst eine neue Schuldenlast in sein ferneres Leben hinein- Er dachte letzt an seine eigene Zukunft. Grau und wesenlos lag sie vor ihm, ohne Schimmer, ohne Hoffnungs strahl. , Und er mußte wei^rleben, um die Menschen, die ihm jetzt Vertrauen bewiesen, die ihm geholfen, 'nicht zu ent täuschen. .. Neue Pflichten, schwer und drückend, nahm er mit sich in sein neues Dasein. Er dachte nun daran, wie er seine Zukunft gestalten wollte. Ach, er würde schon burchkommen, irgendwie, mit' seiner Hände Arbeit. Aus der Heimat, in der er so schwe res erlebt, trieb «s ihn fort. Was hätte er.hier auch be ginnen sollen? Sein alter Nam«, auf den er bisher stolz gewesen, konnte ihm hier nur hinderlich sein. Fort wollte er, unrertauchen in einer wesenlosen Ferne, in einem gewaltigen Land, das schon manchen zum Ver hängnis, manchem zum Glück geworden war. Er nahm Abschied von Treuendorf. Bitz die Zähne zusammen, drängt« g«wattsam die auffteigende Weichheit zurück. Heimaterde, du Boden, den ich geliebt, auf dem ich gestanden, um den ich gebangt, wie bist du ein Teil von mir selbst! Mein Bestes, mein Herzblut gehört ja dir! Vir Ghv« der Mmradorfs. Roman von Lola Sietn. Nachdruck verboten Und entschlossen sich nicht zum Kauf. Alle Arbeit und Mühe war umsonst gewesen. Einige Tage gab es Ruhe. Dann meldet«n sich neu« Interessenten^ es war ein ewiges Kommen und Gehen auf Trauendorf. And immer ohne Resultat. Dabei drängte die Zeit. Joachim hatte die dringend sten Schulden seines Bruders bezahlt aus den Geldern, die. für die Hypothekenzinsen am 1. Oktober bestimmt waren. Zinn war der Termin mchr mehr weil. Wenn er bis zum 1. Oktober das notwendige Geld nicht zusammen hatte, fam Treuendorf unter den Hammer. Joachim wurde düster und verbittert in diesen Wochen. Der letzte Schimmer von Frohsinn und Jugend schwand «us seinem Leben. Allmählich begriff er auch seine gesellschaftliche Verein- samung. Keiner kümmerte sich um ihn. Freilich, auch er hatte keinen Verkehr gesucht. Aber die Nachbarn wutzten doch alle, daß er in Sorgen war und in Bedrängnissen. Sie hätten sich um ihn kümmern müssen. Ern Verdacht stieg in ihm auf. Wollte man ihn mei den? Suchte man absichtlich seine Gesellschaft nicht? In seiner energischen Art wollte er auch hierüber Klar heit haben. Er macht« Besuche. Man «mpfing ihn, aber man war kühl, frostig, unnahbar. Joachim von Treuendorf merkte ^ald: seine Position war zu Ende, sein« gesellschaftliche Kolle ausgespiett. ! Er hatte keinen wahren Freunde hier draußen. Lag «s ' «n ihm, lag es an d«r ganzen Verhältnissen? Er fuhr nach Berlin. Setzte sich mit Maklern in Der- brndung, konferierte, unterhandelte, besprach. Gut Treuendorf sollte verkauft werden. Die Kund« davon verbreitete sich bald auf den Gütern der Nachbarschaft. Gerüchte. sickerten durch, man sprach von gemeinsamen Spielschulden der Brüder Treuendorf, von Ver pflichtungen, die Erich eingegangen, um die aber Joachim gewußt, und di« er zu übernehmen die Ehrenpflicht hab«. Man war wohl ein wenig erstaunt, von dem Gutsherrn von Treusndors auf einmal so viel Leichtsinn und Verschwen dungssucht zu erfahren, aber man war doch nur zu geneigt, »am Nächsten das Schlechte zu glauben. Schließlich der alte Treuendorf war ein notorischer Verschwender und Spieler gewesen, er hatte das Gut so tief tzeruntergewirtschaftet — Erich,, von Treuendorf war «ben- hrlls als Verschwender bekannt. Auch von seiner Spiel- kekdenschaft hatte dieser und jener gehört. Warum «Ler sollte Joachim allein eine Ausnahme bilden! Nur um die Schulden des toten Bruders zu zahlen, würde ?r Treuendorf wohl nicht verkaufen. So weit ging der Edelmut nicht. Das glaubte keiner. Oberst Gerlach, der einzige, der Näheres wissen mußte, schwieg beharrlich und ging jedem Gespräch über seinen toten Schwiegersohn und Joachim von Treuendorf aus dem Weg«. Und auch Joachim schwieg.. Er lebte ganz sM, suchte keinen Verkehr, wollte keinen Menschen sehen. Käufer kamen, um sein Gut zu besichtigen, es gab lange Unterhandlungen mit ihnen, er und der In spektor führten die Herren umher, zeigten ihnen den gan zen Betrieb, fuhren durch die Felder, gaben Kostenanschläge, Rentabilitätsberechnungen, zeigten die Bücher. Dann fuh ren die Herren wieder ab. Sie wollten überlegen, bedenken. Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Wird jü>er Mitüvochs«, Freitag-» Md SonntagS-Nummer ohne Preiserhöhung des HaupÄlatteS beigegrbm. Früher, im Regiment hatte er ein« ganze Schar von - Freunden sein eigen genannt. Jetzt stand er allein. Er fuhr zu Frau von Falbendorf. Cie hatte ihm immer viel Interesse gezeigt, er hatte gefühlt, 'daß er ihr gefiel. Er sehnte sich nach einer Plauderstunde mit einem Menschen, der ihn verstand. Die Baronin wäre ausgefahren, hieß es. Er glaubt« es. Wiederholte seinen Besuch in einigen Tagen. Als er sie aber wieder nicht im Haus« antraf,' 'kotz des schlechten Wetters, das draußen herrschte, da wußte er: sie li«ß sich verleugnen. Vermutete in ihm wohl gar einen Bewerber, , der jetzt, wo das Messer ihm an der Kehle saß, Mitgift jäger geworden war. Joachim von Treuendorf lachte bitter auf. Die Ba ronin hätte ruhig sein können. In der Position, in der er sich befand, konnte nur ein Betrüger auf Freiersfüßen gehen. Ihm sag jeder Gedanke an Frauen und Ehe wett, so weit. Die Makler^, die Len Verkauf des Gutes in Händen hätten, kamen zu ihm, um ihm zu sagen, daß er herunter gehen müsse von feinen Ansprüchen, wenn er Treuendorf