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LS Z s-A Z Z Z- — 316 — ?rler Rosegger una lein llolil Verantwortlicher RedaÜem: Ernst Roßberg in Frankenberg i.S. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frcnckenberg i" Am 22. Ium sind wohl dir Gedanken von viel Tau senden südostwärts zu dem schönen Friedhöfe im sonnigen Tale der Mürz gewandert, wo man zu dieser Stunde im Schötz der heiligen Muttererde barg, was sterblich war an dem stei rischen Dichter. Und wenn wir. zu stiller Leichenfeier uns m eine seiner Waldgeschichten versenken, so fühlen wir: der Mann war wirklich ein. Dichter von .Natur; die „Lust zum Fabulieren" steckte ihm im Blut; er mutzte so schreiben. Aber jeder richtige Dichter strebt darüber hinaus. Er will nicht nur sein Inneres mitteilen, er will etwas wirken für andere, seine Wort« wollen zu Taten werden- Dieser Drang war besonders stark in Peter Rosegger. Es steckte in ihm etwas von einem Propheten, dessen Herz brennt für sein Volk, der dessen Nöte und Irrwege nicht still mit ansehen kann, ohne seine Stimme zu .erheben, ohne - mitzuraten und mitzuhelfsn, so gut er kann. Herkunft, Lebensgang und" Geistesatt, liehen ihn. zunächst an das Volk denken, aus dessen Tiefe er stammte, das Volt der deutschen Steiermark. - - Gerade das ist urdeutschr Art, zunächst für seinen Stamm dzu leben und mit ihm und durch ihn sich zu erheben zum für den Nesselanbau ungleich schneller möglich und billiger iH. Diese Niederungsmovre geben der Nessel auch die erforder lichen Nahrungsstoffe an Kalk und Stickstoff. Der Anbau effoigt dadurch, daß die WurzelstÄcklinge wildwachsender Pflanzen aus den „Nesselacker" verpflanzt 'wer den. Wenn im Herbst genügend Samen vorhanden ist, wird man alsdann zu dem Grundsatz der Aussaat übergehen können. bauernbub mit seiner 'Waldgeschichten sein redlich Teil dazu beigetragen. Dazu kamen noch seine Vorlesereisen durch alle grotzen Städte rm .Reich. Die lebendige Berührung mit diesem schlichten Dichter hat den Brüdern im Südosten viele Herzen gewonnen. Er selbst aber fühlte sich von Jahr zu Jahr mehr herausgehoben aus der Enge der "Heimat und "nahm immer mehr Teil an dem Leben und Kämpfen Deutsch- Oesterreichs und des ganzen deutschen Volkes. Wer die vierzig Jahrgänge seines „Heimgarten" durch- . blättert, der sieht mit Staunen, wre der Dichter teilgenommen «hat, und zwar in steigendem Matze, an allen, wichtigen Fragen, die im letzten Menschenalter unser Volk bewegt haben. Besorgte Freunde meinten sogar, er rede zu viel in alles hinein. Aber es war nicht Einbildung oder Geschwätzigkeit, was ihm die Feder führte. Sern gutes deutsches Herz trieb ihn, das bewegt war von allem, was sein Volk bewegte. Deswegen genügte ihm das Wort nicht. Je älter er wurde, desto mehr sann er auf Taten, um diese oder jene Not zu bessern, die ihm in der Seele brannte. Und obgleich er hermilcbtet ' Das Ehrenburgerrecht an eine Fma. In der Zündholz stadt Zanow in Pommern haben die städtischen Behörden die höchste städtische Ehre einer Frau verliehen. Sie be schlossen, die Frau Kommerzienrat Elis« Eschenbach in dank barer Anerkennung ihrer vielfachen grotzen Verdienste um die Wohlfahrt der Stadt zum Ehrenbürger zu ernennen. Eine Deputation der städtischen Behörden hat Frau Kom merzienrat Eschenbach von diesem Beschluß Kenntnis gegeben. . ' Statt Flieger Drücken. Ein Geräusch, das .an das Nahen eines Fliegers erinnerte, machte Donnerstag abend Einwohner von Weida auf 'große Mückenschwärme aufmerk sam, wie sie dort noch nie beobachtet wurden. Die -6—S Mückensäulen gingen bis zu etwa 4 Metern Höhe herab und vereinigten Millionen Insekten in sich, die in ständigem Auf und Nieder begriffen waren und dabei das Geräusch verur sachten. " ' ' ß l ?ZMM KZ Volksganzen. Roseggers Heimat aber, di« steirischd Alpenwelt, war und ist bedroht durch eine stille, aber unheimliche /soziale Umwandlung. Ganze Bauernschaften verkauften ihre Höf«, ganze Täler veröden, Jagd und Holzwrrtschast treten auf weite Strecken an die Stelle von Ackerbau und Viehzucht — auch eine der Ursachen, warum Oesterreich sich jetzt so schwer ernähren kann. So zählt« Roseggers engst« Hermat- gemeinde in seiner Kinderzeit vierundzwanzig Bauernhöfe; heute sind noch vier vorhanden. Wo der kleine Peter Kühe und Schafe hütete, da sieht man jetzt nur noch Fährten von Hirsch und Reh, und sein schönes Geburtshaus ist rings umgeben von aufschießendem Wald. Die Menschen, die einst hier gelebt, sind in dir Täler und Städte gewandert, sie und ihr« Kinder meist verschwenden im Proletariat. Ein Rück gang der Kultur mitten in der Modernen Welt. Dem Dichter krampfte sich das Herz zusammen; er konnte das Sterben fernes eigensten Volkes nicht schweigend hinnehmen. "Nach dem er schon vorher rm „Waldschulmeister" die Entstehung einer Waldgemeinde geschildert, entwarf er im „Jakob dem Letzten" und im „Ewigen Licht" ergreifende Bilder der unter gehenden Bergbauernwelt. Die Bücher sind mit seinem Herz blut geschrieben, sie wirken auch am tiefsten. Dann versuchte er rin „Erdsegen" den Wiederaufbau der alten Wett zu zeigen durch Rückwanderung von Städtern zur Erde und ihrem Segen, warnte freilich auch im „Wellgeist" vor den Gefahren, dre von "solchen Weltkindern der einfachen Welt der Berge drohen. Drese Bücher kann man Roseggers soziale Romane nennen. Ihr« Sorgen und ihre Mahnungen finden ihre Anwendung leider auch in vielen anderen deutschen Ländern, sie legen den Finger auf «ine der schwersten Wunden an unserem Volks- körper, die Wanderung vom Land zur Stadt, und viel von dem, was "heute gefordert wird zur Versorgung heimkehrender Krieger, berührt sich aufs innigste mit dem, was der Dichter so lebenswarm schildert. . . Schon dadurch wächst er hinaus über den engen Rahmen des Stsierlandes. Hat er doch eigentlich erst dieses Alpen land entdeckt für Millionen von Deutschen! Der gewöhnliche Reichsdeutsche wußte vor Rosegger wenig von den öfter-- reichischen Alpenländern. Nur Tirol war ihm einigermaßen geläufig. Roseggers Schriften aber machten jene ferne Welt den andern deutschen Stämmen vertraut und lieb. Unzählige wanderten hin, den Spuren des Dichters folgend, andere sandten wenigstens sehnsüchtige Gedanken nach jenen Bergen, die ihnen verklärt waren vom Strahl der Dichterfonne. Wenn die geistige Einheit zwischen dem Reich und Deutsch-Oester-^ reich erstarkt ist in den letzten Jahrzehnten, so hat der Wald- kein rescher Mann und erst spät ein wohlhabender geworden ist, sah er sich im Besitz eines Zauberstabes, mit dem er Tausende, ja Millionen zusammenbringen konnte für das, was ihm am Herzen lag. "Zuerst versucht« er es im Jahr« 1900 mit einem Aufruf zum Bau der Heilandskirche in Mürzzuschlag. Er rief, und 'in sechs Monaten waren 60 000 Kronen bei sammen. Run war er aussen Geschmack gekommen! "Zwei Jahre nachher rief er-in die Welt hinaus: Die Kinder meiner Waldheimat haben keine Schule! Wieder begann ein Geld strom zu fließen, und binnen kurzem stand am "Fuße seines Heimatberges eine der schönsten Schulen des Steirerlandes. Wieder zwei Jahr« darauf brannte seine Kindheitskirche zu. St. Kathrein am Hauenstein ab. Die Gemeinde bat ihren . größten Sohn um Hilse. Abermals rief er, und wieder wurde geholferk. - - Das waren die Vorgefechte. Nun kam die Hauptschlacht. 1909: de Millionensammlung für den Deutschen Schulverein. Zwei Millionen hatte sich Ros«gger in den Kopf gesetzt. In neun Monaten waren sie beisammen. Aber die Samm lung wurde fortgesetzt, und schließlich ist die dritte voll geworden. „Wir wollen unserer Väter deutsches Erbe ver teidigen und unseten Nachkommen bewahren", chatte er in seinem Aufruf geschrieben. Das Mar der Leitgedanke Lei all hem, was er für sein Volk dachte und schuf. Dem poli tischen Kamps'freilich war sein friedevolles Herz abhold, und aller innerer Streit ist ihm schwerer auf der Seele gelegen als zuletzt der äußere Krieg. Gegen dessen Bitternisse hat sich Ler Greis mannhaft gestemmt, und der „Steirische Waffen fegen", den er zusammen mit dem nun.auch schon 70jährigen. Ottokar Kernstock herausgegeben hat, wird eines der schönsten Denkmale der geistigen Kraft bleiben, mit der auch Deutsch- Oesterreich die schwere Zeit durchlebt. Er kam aus der 'Tiefe seines Volkes, er schöpfte aus der Fülle seines Volkes, er lebt« für die Größe seines Volkes. Nun schläft er unter den Tannen^ zu Krieglach. Seine Werke folgen ihm nach. Möge an uns wahr werden, wa^ er für das Doseggerstühl zu Mürzzuschlag geschrieben hat: Es hat in Freud und Streit und Not Ein Herz, ein Schweift und einen Gott Das treue deutsche Volk! - A. K.