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» LZ'vA.Z L ZZ-?§L^ Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt n . Sonntag de« 31. Juki — 1918 2 1 Ärs^M«Z Joachim war aufgestanden und zu dem Bruder getreten. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. „Lassen wir das Gespräch! Du meinst es gut, Kleiner, ich weih. Aber was nützt das. Reden über eine Sache, an der Lu doch nichts ändern kannst." - Hoheit! Junge, bin ich froh, dann aus dem Druck 'rauszu kommen!" dir davon? Wieviel hast du dir jetzt schon geborgt auf dies Rennen?" Er wurde nervös unter den forschenden Blicken des Bruders. „Es ist entsetzlich, wie du einen ausfragst! Und was du alles wissen willst! Du machst es einem — weist Gott — wahrhaftig nicht leicht, zu bitten!" .Joachim fachte kurz auf. „Wenn ich es nur hätte, Erich. Aber "woher nehmen?" „Na, dann nicht", sagte Erich kurz. Aber-Joachim sah, wie bleich er wurde, und Last es wie Unruhe und Angst in Tis Ohrs des Grsusudo^s. Roman von Lola Stern. - Nachdruck verböte» Zommermorge» Nun grützt das Korn! Nun blüht der Wem! Die- Lerchen trillern hoch im Blauen. Wie ist es schön im Mvrgenschein Aus das besonnte Tal zu schauen. Ich öffne meine Seele weit In einem staunenden Erwachen. Des Sommers Unerschöpflichkeit Tönt wie ein jubeljunges Lachen! Margo t^oger. 2. , - Auf der grasten Terrasse, die an der Parkseite des Schlosses lag, empfing das Ehepaar von 'Gerlach seine Gäste. Der Oberst a. D. von Gerlach liebte Geselligkeit großen Stils. Er hatte als reicher Mann vor ein paar Jahren den Abschied genommen, weil seine Gesundheit nicht mehr die beste war und er seinen Lebensabend in heiterer Beschau lichkeit beschließen wollte.' In der Mark hatte er sich ein schönes Gut gekauft, das an Lür Treuendorfsche Besitzung grenzte. Gerlachs führten ein großes Haus, der Oberst glaubt« dres seinen ' Töchtern schuldig zu sein. Edith, dje Aelteste, würde in sechs Wochen Frau von Treuendorf sein. Aber nun war Elsbeth, dir zweite, aus der Pension heimgekehrt und sollte in die Gesellschaft eingeführt werden. Wenn es ihr ebenso schnell wie der Edith geiäng, den passenden Mann zu finden, dann würde er sie ja höchstens ein bis zwei 'Jahre noch im Hause chaben. Und dann blieb nur das Nesthäkchen, die jetzt fünfzehnjährige Hertha, der man heute ausnahms weise erlaubt, bei dem Sommerfest zugegen zu seins Jetzt traten Joachim und Erich von Treuendorf auf den Oberst zu, um ihn zu begrüßen. „Du kommst spät, mein Junge", sagte er zu Erich, „die Edith war schon ganz ungeduldig." Der Regierungsreferendar suchte seine Braut. Zwischen ,Bist du nur darum froh, Erich?" „Ach," meinte der ärgerlich, „laß doch den Ton! Es wird nun auch Zeit, daß wir Toilette machen. Das wird ein ' großer Zauber heute abend." „Weshalb bist, du eigentlich nicht gleich zu deiner Braut gefahren, Erich?" „Ach, d«: hat viel zu viel zu tun mit den Vorberei tungen für das heutige Fest. Keine Zeit vorher für mich. Und dann wollte ich auch gern mit dir sprechen, Alter!" „Worüber?" * „Äch brauche Geld, Joachim. Nicht viel, immerhin einen braunen Lappen." Ein Schweigen entstand. Joachim war ans Fenster ge treten und blickte hinaus. Sein Gesicht war düster, seine Sttrn umwölkt. Wieder und wieder diese Bitte um Geld. 'Er wandte sich ins Zimmer zurück. Da. saß der Jüngere, hübsch und leichtsinnig und rauchte in lässiger Ruhe und Eleganz seine Zigarette und blickte gleich mütig und sorglos den blauen Ringen nach. „Unmöglich, Erich," sagte Joachim, und seine Stimme war schwer, „unnköglich jetzt! Ich habe sowieso mir einige tausend Mark vorige Woche leihen müssen jetzt vor der Ernte, wo ich soviel Geld brauche- Ich habe nichts mehr." Erich wurde nun 'doch einen Schatten blasser. „Mensch", sagte er unruhig, „habe dich nicht! In sechs Wochen -ist meine Hochzeit, du weißt es. Dann gebe ich dir alles zurück, nach ünd nach alles! Joachim! Was kommt es ' dann auf einen Taufender mehr oder weniger an!" „Aber man muß diesen Tausender haben, Junge! Und ich habe ihn nicht!"' ,Lch muß das Geld haben, Joachim, hörst du, ich muß!" „Spielschulden, Erich?" Seine Stimme klang hart. „Gott, und wenn Ls so wäre? Erammiere mich nicht! In vierzehn Tagen ist das große Rennen! „Puppi" macht's diesmal! Todsicher! Und es handelt sich um fünfzigtausend Emmchen! Du kannst mir glauben, ich hole mir den Preis!" „Und wenn du ihn bekommst, Erich — wieviel bleibt den schönen, dunklen Augen flackerte. Und er sagte sich innerlich: Bald wird es ja anders sein. Pald, wenn er verheiratet ist, eigenes Vermögen hat. Aber dann kam wieder die Angst über ihn, die ihn so gepeinigt in der letzten Zeit. Wie, wenn Erich auch das Vermögen feiner Frau vergeudete! Er sah ihn an. Erich lehnte jetzt wie gebrochen in seinem Sessel. Fühlte den Blick des Bruders. Sah auf. Eine irre Angst lag in seinen Augen. „Es sind Ehrenschulden, Joachim." Da ging der junge Gutsherr mit müden Schritten aus dem Gemach. Hinüber in sein Arbeitszimmer. Er setzte sich an den Schreibtisch, auf dem Papiere und Bücher sich türm- ' „Nein, du hast recht. Ich kenne ja deine Halsstarrig- - ten. Broschüren, landwirtschaftliche Abhandlungen, Rechnungs- keit! Nun überleg' dir die Chose! Es ist nicht gut, daß der bücher, Briefschaften, die der Erledigung harrten. Mensch allein sei, du weißt doch! In sechs Wochen ist meme Er schloß den Schreibtisch auf, nahm einige Scheine heraus, verschloß das übrige Geld. Und wandte sich um. Erich war ihm gefolgt, stand mitten im Zimmer, beobachtete des Bruders Tun mit flackernden Blicken. .Der reichte ihm die Scheine, sagte mit schwerer Zunge: „Es ist das für die Löhne bestimmte Geld. Erich, ich weiß nun noch nicht, wovon ich am Ende der Woche alles zahlen soll." Erich von Treuendorf steckte die Scheine mit einer hastigen BewSgui^ em. „Dank! Du bist doch immer der Beste, Einzig«! Und du sollst es wiederhaben aus Heller und Pfennig! Und nun komm. Es wird höchste Zeit für uns." Schweigend stiegen die Brüder die Treppe hinaus, in den oberen Stock des Hauses, wo die Schlafzimmer lagen, um sich für das Fest anzukleiden. . - Mitteilung Angabe von