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— 312 — Artilleriefeuer verstärkte 'sich zusehends und "nahm Beierts ! gegen Abend äußerste Heftigkeit an. Trotzdem gelang es noch, den Feind bis an den Nordwestrand von Nouvron und nahe an Vingre heranzudrücken. Dom I, bis 4. Juni dauerten erbitterte Kleinkämpse im Erabengewirr der Hochfläche an. Der aus einem Graben vertriebene Gegner setz^ sich im nächsten fest oder sand Rück- - halte in flankierenden Anlagen. Die Patrouillenkämpfe ruhten nicht einen Augenblick. Ein am 3. losbrechender Sturm der Sachsen streß mit einem starken Angriff der Franzosen zusammen und konnte nicht vordringen. "Zehnmal rannte "der Feind an diesem Tage gegen den Abschnitt des «inen Regiments an, zehnmal rpurde er zurückgesch'agen. Mit der Eroberung des Höhenzuges nördlich von Berrv verbesserten die Sachsen ihre Stellung noch wesentlich Das war — wenn man so sagen kann — nicht dankbar. Die Kämpfe waren mühsam, das Gelände tückisch und schwierig. Die wichtigen Erfolge am rechten Flügel haben nicht den - Glanz der-anderen Erfolge der Armee Boehn. Aber in dem von der Führung gespannten Rahmen haben sie Wesentliches und Wichtiges zum Gesamterfolge beigetragen. ver venvunSete frsnrsle Beredtes Zeugnis, wie deutsche Aerzte und Sanitäts- mannschaften verwundete Feinde zu behandeln pflegen, leisten die im März 1918 bis zur Einlieferung ins deutsche Ge fangenenlager gemachten Tagebuchaufzeichnungen eines bei Noyon in Gefangenschaft geratenen französischen Infanteristen. Es heißt darin: 26. 3. 18. „... Dre Deutschen machten mir yn Ort und Stelle einen ersten Verband. Sie sind tapfere Soldaten, unerschrocken im Kampfe. Dabei- haben sie ein gutes Herz uns die- Verwundeten werden gut gepflegt. . . . 'Man tut alles Mögliche, um uns zu pflegen; man bringt uns so gut wie möglich unter." 27. 3. 18. „Die deutschen Krankenwärter sind tüchtiger als die unsrigrn. Sie sind zartfühlender. . ." . 30. 3. 18. „Mir geht es vollkommen gut, während viele meiner Kameraden leiden. Die Aerzte tun, was sie können, um ihnen Erleichterung zu verschaffen. Wir werden genau so gut verpflegt wie die deutschen Verwundeten, sind guj untergcbracht-und haben jeder zwei Decken." 31. 3. 18. „Wir liegen noch in St. S... und bekommen - den ganzen.Tag sehr gutes Essen." Hier spricht wieder einmal einer der vielen In unsserq Hände geratenen Franzosen, ww es ihm ums Herz ist. Un beeinflußt von hetzerischen Vorgesetzten, die ihren Untergebe nen vorschriftsmäßig weißmachen, daß sie von den Deutsche» gemartert und gequält würden! Der Verwundete bestätigt gleichzeitig in gerechter Ent rüstung die perfide Gepflogenheit unserer Feinde, unsere Ver bandplätze und Lazarette hinter der Front, jedem Mensch- lichkeitsgefühl und Völkerrecht zuwider, durch militärisch nutz- lose Fliegerangriffe heimzusuchen. Er 'schreibt am 1. April 1913: „Wir sind viele Verwundete. Ein Sanitätszug- fährt ab. Am meisten ärgert mich, daß während der Nacht Ver wundete durch französische und englische Flieger getötet worden sind. Es ist eins Gemeinheit, Bomben zu werfen, denn unsere Flieger kennen sehr genau die Verband stätten . . . Ich denke, Lie Deutschen werden es ihnen schon heimzahlen!" 2ur Aodnungttrage Generalfeldmarschall v. Hindenburg hat schon im De zember 1917 geschrieben: „Unsre Krieger, die ihr Vaterland unter schwersten Opfern so ruhmvoll vor dem Verderben geschützt haben, dürfen bei ihrer siegreichen Heimkehr nicht mit Wohnungselend empfangen oder gar mit Frau und Kin dern der Obdachlosigkeit preisgegeben werden. Das Vater land soll jedem, der von ehrlicher Arbeit leben will, dazu - helfen, ern vor Wucherhänden geschütztes Heim zu geröinnen, in dem deutsches Familienleben und der Aufwuchs an Leib un8 Seele gesunder Kinser möglich ist. . . Es handelt sich hier um ein Werk von größter Tragweite. Je eher dieses in Angriff genommen wird, desto mehr wird es eine Quelle neuer Freudigkeit und dankbarer Hingebung unsrer tapfsrn Truppen werden." - In diesen Sätzen sind die Grundlagen der ganzen Frage der Kriegerheimstätten gegeben. Schon nach dem Kriege 1870/71 war eine überaus peinliche Wohnungsnot in den großen Städten im deutschen Vaterland« entstanden, als die sreggekrönten deutschen Heere der Heimat Wiedergegeben wur- ' den. Damals hatte es sich nur um Hunderttausende gehandelt, die nach ihrer Entlassung aus dem Heeresdienste sich ein« Heim stätte gründen wollten. Wenn nach Beendigung des Welt krieges die deutschen Heere in die Heimat zurückkehren, wird es sich hm ganz andere Massen, sicherlich um Millionen handeln, die üntergebracht sein wollen, um ihre Arbeitskraft dem Vaterland« nutzbar zu machen. Sollen die abscheulichen, da mals tief' beklagten Zustände etwa nicht nur wiederkehren, sondern sich, in erschreckendem Maße vermehrt, geradezu zu. " einer furchtbaren. Last und Not für unser Volk ausgestellten? Das muß auf das gewissenhafteste vermieden werden, und es müssen rechtzeitig alle wirksamen Mittel bereitgestellt wer den, damit dis Schmach solcher Verlegenheitszuständ«, von fressender Not ganz zu schweigen, von dem deutschen Namen abgewendet werde. Es gilt, den «inst heimkehrenden Kriegern Raum und Boden zu schaffen zur Niederlassung und zur Schaffung eines Heimes, in dem jeder nach den Bedürfnissen seines Herzens frei und froh wohnen und die Eemütsseite deutschen Wesens pflegen kann. Es sind leider gerade auf dem Gebiet« des Wohnungswesens Fehler und Irrtümer genug begangen wor den, an "denen das deutsche Volk in den großen Städten, die meist auch Mittelpunkte der Industrie sind, schwer zu leiden hat.^ Die großstädtische Mietskaserne kann nur als ein vorüber gehendes Verlegenheitserzeugnis, niemals aber als Ehrenschild sozialer Fürsorge angesehen werden. Leider hat sie sich in den großen Städten di« Herrschaft errungen und bildet di« Heimstätte -für viele Millionen deutscher Familien. -Gleich sam als unumstößlicher Grundsatz für die Wohnungsfrage der großen Städte ist sie mit vielen wirtschaftlichen Fragen der Gegenwart schon so fest verwachsen, daß überall mit ihr gerechnet werden Nruß, und daß sie sich leider auch über die Städtegrenzen hinaus schon ein Gewohnheitsrecht erwor ben hat. s Das ganze.Uebel der herrschenden oder zu erwartenden - Wohnungsnot kann selbstverständlich weder mit kleinlichen, l engherzigen Mitteln, noch mit Einrichtungen bekämpft wer- - j den, die nur für den Augenblick helfen können. Hier heißt > es, von Grund aus Hellen und gesund machen. Turnhallen, i Lagerräume und. weit ausladende Gebäude lassen sich gewiß ganz gut zu Wohnungen aus- und umbauen. Aber damit - würden immer' nur Mietskasernen geschaffen, vielleicht in l etwas, gefälligerer Form, aber, ohne Unterschied von ihre» l bisherigen Mustern in der Sache. Nebenbei wären solche llm- j bauten auch nur eine schwache Hilfe auf kurze Frisk, denn l ihrer ursprünglichen Bestimmung müßten sie doch so bald s als möglich zurückgegeben werden. ! Helfen können nur Neubauten, nämlich wirkliche Heim- , stätten in vollster Bedeutung des Wortes. Das Einsamilien- I Haus, die Einheitsheimstätte, muß das Ziel des Strebens ! sein und grundsätzlich muß es ins Auge gefaßt werden, unter > Verwerfung aller als empfehlenswert sich anpreisenden Ersatz- ' mittel. Dazu gehören freilich nicht nur'Geldspenden, sondern sogar sehr viel Geld. Es soll damit nicht gesagt sein,'daß das Reich nun überall Wohnungen für seine heimkehrenden Krieger . bauen soll, um sie 'ihnen billig zu verkaufen oder zu ver mieten. Aber das Reich kann Darlehen geben unter billigen Bedingungen, und zwar nicht nur an Baugenossenschaften, die sich bilden, sondern auch an einzelne Leute, die bauen oder kaufen können. Solche Srlbstbauherren müßten vornehmlich begünstigt werden, wenn sie aus den Kriegsteilnehmern stam men. Aber ein Anfang möchte doch wohl recht.bald gemacht werden, damit nichts versäumt werde. Denn nichts steht so scharf im Vordergründe aller Anerkennung und Belohnung für unsre Krieger, als die Schaffung einer Wohnung, in der sie den von ihnen gesicherten Frieden selbst auch genießen können. Verderbt daheim nicht mit den Zungen, was euer Schwert im Feld errungen! Lerantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i.S. — Druck und Verlag von T. G. Roßberg in Frmckenberg t.S-