Volltext Seite (XML)
Fi — 284 — «bitten. Bei Jan Jürgen aber gab es kein Wehren. Er griff zu, legte sich nachher des Oesterreichers junges Haupt in den Schatz und redete davon, dah es auch umgekehrt sein könne. Danach erzählte er von Rieks Posmer, die sein Schatz war und hielt den Wunden im Banne einer gutmütigen nie- ' derdeutschrn Bauernseele, bis endlich ein paar Krankenlager den Hohlweg daher stapften. Nachdem der kurze Krieg ausgeblutet, freite Jan Jürgens seine Risks, wie das abgemacht war und empfing zur Hochzeit' ein 'Geschenk des Oesterreichers, dem er damals die kleinen Handreichungen im Hohlwege von Chlum getan. Dqs war nicht abgemacht, aber Jan Jürgen freute sich und Rieke noch mehr. Dir tat gar einen halben Schwur, sie wolle sich von - so etwas. Schönem nie trennen, ja, wenn das etwa einmal in Frage käme, dann solle es ihre Enkelin, Gott behüte sie, erben. Das Geschenk war aber auch wunderschön. Zwei Hände, die ineinander griffen. Dazu eitel Gold und als Brosche zu tragen. Jan Jürgen ist lang« tüt. Er und fein Weib haben drei Kind« gehabt. Zwei starben -klein, das Antje aber hat ein Mädchen hinterlassen, die Eve, und die hat den braven August Wiesner geheiratet. Rieke Peters wird-Heuer 70 Jahrs alt. Es ist ihr schwer geworden, aber heute hat sie an Eve ge- - schrieben, sie könnte ihr die zwei goldenen Hände beim besten Willen nicht hinterlassen. Das brächte sie nicht über sich, das Gold dem Vaterlande zu entziehen, das es jetzt so nötig brauche. Und Eve. hat geantwortet, recht ser'das, und Gott segne die Großmutter und ihr Eoldopfer. Bindet also Nieke Peters an ihrem siebzigsten Geburtstage eine'frische Schürze vor und geht zur Gewerbeschule, wo die Goldan kaufsstelle ist. ' > Ein wenig zaghaft schreitet sie in das Zimmer. Vornhr tritt eine an den Tisch, die von den Herren mit „gnädige Frau" angsredet wird und was Vornehmes und Feines HÄ. Die bleibt noch einen Augenblick stehen, als Rieke Peters die goldenen Hände auf den Tisch legt und mit wenig Worten erzählt, wie sie dazu kam. Da lächelt der.Herr, der die Sachen abwiegt, «hebt sich, langt nach rechts, wo ein köstlicher Rosenstrautz im Glase duftet und streckt Rieke Peters die Rosen dar. „Wir haben dem hundertsten Einlief«« einen Rosest- strautz zum Geschenk bestimmt. Ich freue mich, Ihnen die Blumen überreichen zu dürfen." Jetzt überkoinmt Rieke Peters ein Zittern. Dann lächelt sie. „Siebzig Jahrs bin ich heute", sagt sie mit ihr« feinen Altmütterlein Srimms. Die vornehme Frau aber tritt heran und nimmt die kleine Rieke Peters unter den Arm. „Mütterlein, das müssen wir der Stadt zeigen." Und eh« die Großmutter weiß, wie es geschehen ist, sitzt sie neben der Frau im Wagen, hält den Rosenstrautz mit beiden Händen fest, sieht in die Ferne und hat ein so strah lendes Gesicht, Latz es davon wir Sonne ausgeht. Am Abend aber reden sie in vielen Häusern von Rieke Peters, und der und jener schlistzt seine Truhe auf, langt ein geizig gehütetes Schmuckstück heraus und sagt: „Was Rieke Peters kann, das kann ich auch." Andern Tages steht gar in den Zeitungen von dem Goldopfer der Großmutter. Dar unter aber haben sie gedruckt: „Gehe hin und tue desgleichen." WrgroMewrirf sn aiesemlcdrnkttem Liebe deutsche Eltern! Eure Söhne und Brüder wollen «inen großen Sieg erfechten, einen Sieg, der ihnen und euch den Frieden bringt. Je eher desto lieber! Gut und Blut opfern darum di« deutschen Lande. Habt auch ihr alles getan, was diesen Sieg — diesen Frieden bringen kann? Ihr Bauern, aus euern Ställen haben sie die Pferde geholt, daß sie draußen euren Söhnen und Brüdern des Lebens Nahrung in die vordersten Linien schleppen, daß sie den sieghungsrndsn Kanonenschlünden die siegzwingenden Gra naten bringen. Eure Pferde hungern, weil es an Hafer ge bricht; denn Heu allein ist für schwerarbeitende Tiere kern Kraftfutter. Könnt ihr ihnen Hafer schicken? — Nein! — Könnt ihr ihnen Helsen? — Ja! Aus Vaumlaub macht man Laubheu und Futterküchen. Die - sind leicht zu befördern, nehmen wenig Platz ein und sind rin vortrefflich Futter, dem Hafer an Nährwert ähnlich. Verantwortlicher Redckkeur: Ernst Roßberg in Frankenberg i-D ! Wohlan, das Laub mutz gesammelt werden! Das können s die Schulkinder. Auch eur« Buben und Mäd«I können helfen. ' Können helfen? Müssen helfen! Ihr habt dem Vat«r- s land schon viele Opfer gebracht — bringt auch dieses — es > ist «in leichtes Opfer, Sie zerreißen Schuhe und Kleider? s Sie können anderwärts mehr verdienen? — Ist es besser, s eur« Söhne und Brüder stehen heimatssehnend, siegdürstend ! in den Schützengräben — und hungern? Hungern, weil die i entkräfteten Pferde des Leibes Nahrung nicht mehr in die s Stellungen schleppen können. Ist es besser, die Feinde senden - Tod und Verderben herüber in die Söhne eures Blutes, s denen dis Pferde die wehrenden Geschosse nicht mehr bringen s können? Ist es besser, des Feindes Scharen dringen hinein s in deutsche Saat und deutsche Flur, als wenn der sieg- > malmende deutsche Ofsensivgeist eurer Brüder zwinggewaltig in die welschen Gaus dringt, den Frieden zu erobern? Ihr könnt Helsen, eure Kinder können Helsen! Ihr wollt Helsen, drnn es ist euch immer ernst gewesen uni Deutschlands Sieg. Nehmls auch diesmal ernst und treu für Deutschlands Sache! Es gilt! Es gilt um die drautzeu, > um euch daheim, um euren eigenen zäh umhüteten Besitz. Schickt eure Kinder hinaus mit den Lehrern und Führern, i Laßt sie Frischlaub sammeln und beweist dadurch, datz euch Las i Vaterland, datz euch der Sieg, Laß euch der Friede höhet ' steht als kleinliche. Alltagsbedenken. Der da oben über den Sternen die Geschicke aller lenkt, i der starke, allgerechte Gott, wird euer Wollen segnen und > doppelt vergelten, was ihr an Opfern gebracht. Deutschland vertraut auf euch. Laßt sie nicht warten, ' die drautzen. Es geht uni sie und euch. s Eure. Kinder wollen Helsen. Ich lese es an den strahlen- s den Augen, sie wollen auch etwas tun zu Deutschlands Ehre. , Dutzende, Hunderte, Tausende haben es schon ihrem Kriegs- ! onkel gesagt. Sagt ja und laßt sie gehen zu dem edlen i Hilfswerk für die Ehre eurer Heimat. Es bittet euch recht herzlich darum der Kriegsonkel eurer Kinder. ! vemilcbt« ' Wir RHegg« «imm Dichio Wf. Man schreibt uns: - Peter Rosegg« ging es wie vielen berühmten Dichtern: er i wurde von angehenden Dichtern hsimgesucht mit dicken Sen- ! düngen, Lie er prüfen und befürworten sollte. Und Rosegger ; gab sich wirkliche Mühe mit denen, die sich an ihn gewandt s hatten. Es gibt einige, denen er, infolgedessen die Mitarbeit ! an seinem „Hrrmgarten" anbot und die « durch gute Rat- s schlüge zu einer ganz erträglichen Höhe führte. Nun geschah ! es aber, datz er (es war im Jahre 1879) einen begeisterten ! Brief eines hochadligen Herrn aus. Deutschland erhielt, der s sich Herablietz, Roseggers Schriften und Dichtungen zu loben, s daneben aber auch ein Gedicht einsandte, das selbstverständlich gar nicht erst beurteilt zu werden brauchte, da es sofort den Dichter verriet. Rosegger sand aber, daß der adlige Herr wbhl ganz formgerechte Briefe, aber keine formvollendeten Verse bauen konnte und schrieb ähnliches auch postwendend an seinen Gönner. Darob kam ein dicker Brief mit neuen Sendungen, die Rosegger in den „Heimgarten" aufzunehmen hatte. Schließlich wäre er doch nicht Lie kompetenteste Per sönlichkeit, über dis Dichtungen eines gebildeten Mannes zu urteilen. Und Rosegger tat nicht, ioas andere getan hätten, er sandte die Dichtungen nicht zurück, sondern brachte sie wirklich in seinem „Heimg,arten", daneben aber brachte er eigene Dichtungen, die zeigen sollten, wie dasselbe Thema nach Form und Inhalt zu behandeln wäre. Ein neuer Protest des adligen Dichters, schon nach der ersten Veröffentlichung. Und die Aufforderung, die anderen Gedicht« nicht zu veröffentlichen. Inzwischen waren nämlich Briefe eingelausen, die Roseggers Ansicht bestätigten und dem Erafen-Dichter rieten, doch lieber das Dichten zu kaffen. Zehn Jahre später schrieb Rosegger wieder aus eigenem Antrieb an den Grafen und fragte an, ob er jetzt nicht etwas zu veröffentlichen hätte. Der Bescheid fiel aus, wie er erwartet hatte: „Mein lieber Herr Rosegger, ich habe das Dichten bleiben lassen. Sie haben mir ge holfen, zu erkennen, datz ich mich nicht dazu eigne, Len ! Pegasus zu reiten, Dichten ist schwerer, als man ammnmt. s Ich lese lieber Ihre Gedichte." Und beide, Dichter und Graf, ! schrieben sich noch oft und wurden gute Freunde. — Druck und Verlag von E. G. Roßb «g in Frankenberg t.S