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283 — Ich weiß, du kannst den Haushalt und die Sorge um die Kinder ruhig in ihre Hände legen. Sie wird dem Vertrauen rechtfertigen. Nicht wahr, ihr nehmt ste auf?" Fortsetzung folgte " Vie ietrte Leute im VNe» Als die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk durch die Weigerung Trotzkis, einen Frkedensvertrag zu unterzeich- nen, gescheitert waren, begann am 18. Februar, mittags 12 Uhr, der letzte deutsche Vormarsch. Die russische Arme, war völlig demoralisiert und nicht mehr in der Lage, uns irgendwelchen nennenswerten Widerstand entgegenzusetzen. In kopfloser Flucht ging sie vor unseren mit Sturmgeschwindig- keit vordringenden Truppen zurück. Dem wilden Durcheinan der auf russischer Seite entspricht denn auch Hie Beute, Lie wir "in diesen letzten Kampfwochen gewonnen haben. Die Zahlen, die die Zeit vom 13. Februar bis 2. April um fassen, sind von einer, erstaunlichen Höhe, und nur hieraus erklärt sich, daß trotz des bekanntlich sehr schnellen Arbeitens unserer Militärverwaltung erst nach Monaten ein abgeschlos senes und dabei zuverlässiges Bild über den Umfang und bor allem den Wert dieser Beutemassen erzielt werden konnte. So gerieten 4 Armeestäbe, 5 Korpsstäbe, 17 Divisions- .stäbe, mehrere Regimentsstäbe, 4311 Offiziere und 77 342 Mann in Gefangenschaft; 4381 Geschütze mit 2 867 500 Schuh Artilleriemunition, 1263 Minenwerfer, 8490 Maschinengewehre, 751972 Gewehre mit 102 250 900 Schuh Jnfanteriemunition wurden erbeutet. An fahrendem Material fielen 2100 Loko motiven, 26 650 Eisenbahnwagen, 63102 Fahrzeuge (dann 13 650 Pferde), 1278 Kraftwagen, 22 Panzerwagen, 27 Tank wagen, 28 Werkstattwagen und 1705 Feldküchen in unsere Hand. 152 Flugzeug«, 1 Panzerzug, 1 Eisenbahnzug mit Geschützen und 6 Lazakettzüge vervollständigten die Beut«. Allein bei der in Liv- und Estland operierenden Armee wurden 1172 Offiziere (darunter 5 Dioisivnsstäbe) und 15999 Mann gefangen genommen, 1563 Geschütze, 636 Maschinen gewehre, 185 Minenwerfer, 90 663 Gewehr«, 27 Flugzeuge erbeutet. Anfahrendem Material nahmen diese Trup pen 22853 Fahrzeuge, 113 Personenkraftwagen, 206 Last kraftwagen, 67 Krafträder, 2 Panzerkraftwagen, 206 Last- täfskraftwagen, 6 Tankwagen, 13 Werkstattwagen, 6 An hängewagen und einen Scheinwerferwagen. AnEisenba h n - material gerieten 152 Lokomotiven (Breitspur), 74 Loko motiven (Schmalspur), 2445 Waggons (Breitspur) und 937 Waggons (Schmalspur) in unser« Hand. Von Interesse wird es fein, einen Blick in die be deutenden Lager einer Beulesammel stell le zu tun. Die Spuren des kopflosen Rückzuges der plündernden und rauben den Gardisten sind auch in der früheren russischen Etappen stadt Pleskau noch nicht verwischt. Ein wildes Durch einander der Geräte, Wagen, Autos, Kanonen in Mengen, die nur zu klar die Unterstützung der mächtigen Freunde jenseits des grohen Wassers erkennen lassen. Die Vorräte, die hier ausgestapelt liegen, lassen fast jeden Begriff für Werte schwinden. Insgesamt sind ungefähr 5000 Waggons Doppel ladung im Werte von einer halben Milliarde Mark an Kriegsbeute der deutschen Heeresverwaltung in Pleskau zugefallen. 1300 Waggons M unition im Werte von 200 Millionen Mark — Granaten von 22 cm bis zur Jnsanteriemunition geordnet in Kisten mit englischen und russischen Aufschriften — Sprengstoffe, Handgranaten und vieles mehr geben nur ein kleines Bild dieser gewaltigen Mengen. Am Bahnhof, in Reihen geordnet, die erbeuteten Geschütze; eine stattliche Zahl von 254 Stück, darunter 4 neue japanische Haubitzen, ungefähr 300 Maschinengewehre, alles fast sofort wieder verwendbar. Im Bekleidungs lager — ein zweistöckiger hölzerner Bau — liegen Ballen bis Mr Decke aufgestapelt. Auf jedem Ballen ein Zettel mit Inhaltsangabe: 223 000 Stück Leinenwäsche, 96 000 Stück Winterwäsche, Strümpfe, Fußlappen, Decken usw. im Werte von fast 5 Millionen Mark. Das Lager an Sanitäts- material und Medikamenten hat einen Wert von 10 Millionen Mark. Es «nthält chirurgische Instrumente, Arz neien, Wäsche, Verbandzeug — ja sogar Damenwäsche und Röcke für das Schwesternperfonal. Der Befehl, das Lager niederzubrennen, ist kurz vor Eintreffen der deutschen Truppen gegeben worden, wurde aber vernünftigerweise nicht ausge führt. ^Kriegsmaterial, Fahrzeuge, Maschinen, Werkzeuge sind im Werte von 8 Millionen Mark, Rohstoffe — Kupfer, Messing, Felle, Häute, Chemikalien, Leinsaat, Oele, Fette — gleichfalls rm Werte von 8 Millionen Mark vorhanden. Ein reich" ausgestatteter Kraftwagenpark, Tankanlagen mit 70000 Liter Benzin und 32 500 Liter Petroleum, 850 000 Gasmasken, Flugzeughallen mit 4 Flugzeugen neuester Kon struktion und 8 Doppeldeckern ergänzen die Beute in will- kommen«! Weise. - - Vie Ire» in veuMir Der „Nya Daglight Allehanda" wird von irischer Sette mitgeteilt: „Times" und „Daily News" enthalten Spezrak- telegramme über die im Madison Square-Garden 'm New - Port am 4. Mai abgehaltene, von 5000 Personen besuchte Protestversammlung gegen die Einführung der Wehrpflicht in -Irland. Die Versammlung hatte ein vollständiges Sinn- Fein-Gepräge, der Saal war mit irischen Revolutionssahnen geschmückt sowie mit der amerikanischen Flagge. Immer wieder kam es zu Demonstrationen für eine irische Republik und gegen England als ein Land, das als reif zum Fall verhöhnt wurde. Unter den Rednern befanden sich der bekannte ameri- kanische Jrensührer John Devoy, der Sinn-Feiner Liam Mellows, Frau Skeffington, die Witwe jenes Journalisten, der bei dem Osteraufruhr ohne Verurteilung und Unter suchung meuchlings in einer Kaserne in Dublin erschossen wurde, sowie Pater Magennis, Generalassistent des Kar- . meliter-Ordens. Devoy äußerte u. a., daß die Einführung der Wehrpflicht in dem menschenarmen Irland den Unter- gang dieses Landes bedeuten würde. Er beschwor Amerika, England bei diesem Attentat gegen die menschliche Freiheit nicht behilflich zu sein. Mellows sagte, daß man in Len Ver einigten Staaten verstanden habe, die irische Frage aus der Tagesordnung zu entfernen, aber es würde niemals gelingen, die Stimme der Iren totzuschweigen. .Sie würden Ins zu ihrem letzten Atemzuge Aufrührer sein. Im übrigen würde der Krieg vielleicht ganz anders enden, als viele sich gedacht hätten. I rau Skeffington erklärte ^daß, wenn es sich um dgs Leben eines irischen Zwangsrekruten einerseits und um die Eristenz -es britischen Reiches andererseits handele, für sagen werde: „Laßt das britische Reich zugrunde gehen!" Im Hinblick auf die neue amerikanisch» Gesetzgebung gegen Aus- wiegelungsversuchr bemerkte sie, daß, wenn die Regierung der Vereinigten Staaten dis Agitation der Sinn-Feiner in Amerika zu unterdrücken versuche, es nicht Gefängnisse genug gäbe, um all« unterzubringen. Andere Redner griffen die von den Briten besoldete New Porker Presse an und behaupteten, daß England die Irländer opfern wolle, um Platz zu bekommen zur Kolonisation von der Front freigegebener englischer Sol daten. Sie sagten dis Schändung irischer Frauen Und dre Hinschlachtung irischer Kinder voraus. In der einmütig an genommenen Resolutton wurde eine Aufforderung an Wilson und den Kongreß gerichtet betreffs Unterstützung sür das irische Volk, das gegen den Wehrpflichtvorschlag kämpft, um die irische Rasse vor der Ausrottung zu schützen. Nach Ab schluß der Versammlung zog eiine große Anzahl Demon stranten mit einer Musikkapelle an der Spitze durch dre Madison Avenue unter dem Ruf: „Nieder mit den brr- ttschen Mördern." Von solchen Kundgebungen ist weder in der englischen, noch in der amerikanischen Presse etwas zu finden. Sie stehen zu der oft geschilderten Einhelligkeit der Kriegsbe geisterung in Amerika in seltsamem Widerspruch. Aber sie lassen es begreiflich erscheinen, daß England auf die irische« Wehrfähigen zu verzichten sich genötigt sieht. Srskmuttrrr Soldopsrl Von Gustav Schröer. (Nachdruck verboten.) Als Jan Jürgens Peter am Abende des 3. Juli 1866 in dem Hohlwege von Chlum saß und sich den durchschossenen Fuß verband, hörte er von links her ein Stöhnen. Ob ober auch Jan Jürgen zehnmal fragt«, wer da liege, es kam keine Antwort. Dafür nach einer halben Stunde wieder der seine, scharfe Laut. So kroch der Grenadier über drei oder vier kleine Erdwellen und sah den böse zugcrichteten jungen öster reichischen Offizier vor.sich liegen, der zu stolz war, Hilfe z«