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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 11.07.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191807115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19180711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19180711
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-07
- Tag 1918-07-11
-
Monat
1918-07
-
Jahr
1918
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Vie Stimmung im amerilcsuilcken Heere aus dem ver WcHtrln Wbimrun; und die stützt. Erklärungen rm Ausschuß erscheinen wird. Herr v. Payer, der den Grafen Hertling vertreten dürfte, wird wahrscheinlich eine wesentlich gesänsttgtere Atmosphäre vorfinden. ver Weltkrieg Deutscher Abendbericht ! > wtb Berlin, 9. Juli, abends. (Amtlich.) Südwestlich Noyon wurden französische Teilangriffe ab gewiesen. Oertliche erfolgreiche Kämpfe bei Chateau-Thierry, Am Berufung des Herrn von Hintze k Berlin, 10. Juli. Unter den Mehrheitsparteien des i i i ^... i i . ' l i < Westen Abgewiesene Angriffe w In der Nacht vom 8. zum 9. wiesen die Deutschen in Gegend Bailleul 2 feindliche Patrouillen ab. Bei dem im Heeresbericht vom 9. Juli erwähnten Angriff aus dem Nord ufer der Somme griff der Feind in Bataillonsstärke an. Er wurde im Nahkamps abgeschlagen. Am Abend des 8. erstickte das deutsche Vernichtungsfeuer im Wälde von Vrllers-Lotte- rets einen feindlichen Angriff im Keim«. Bei und westlich Reims scheiterten Patrouillenvorstötze im deutschen Abwehr feuer. , i ! i s Das erst« amerikanische Riesenflugzeug wl Bafel, 10. 7. Aus Newyork melden di« „Baster Nach- lichten":"Das erste amerikanische Riesenflugzeug unternahm dieser Tage seinen ersten Flug. Es handelt sich um einen Luft kreuzer, von dein man glaubt, datz er leicht den Ozean über- fliegen könnte. ! , voraussichtliche Ernennung des Herrn von Hintze zu seinem Nachfolger bedeuten keinen Systemwechsel, was im or Amsterdam, 9. 7. Nach einen, hiesigen Blatt melde! Times aus Tokio: Der Korrespondent der japanischen Zeitung Nisch in Wladiwostok berichtet, datz bei den Kämpfen in Wladiwostok heftiges Artilleriefeuer gewechselt wurde. Es waren Maschinengewehre aufgestellt; und es kam zu erbitterten Stratzengefechten. Der Dampfer Himbirsk der russischen Frei- willigenflotte, der zahlreiche Treffer erhielt, entkam Hafen. 1 l t l l . Reichstages herrschte gestern wegen des unerwarteten Rück tritts des Staatssekretärs Kühlmann zunächst eine gewisse Er regung. Die Stimmung beruhigte sich indessen, als der Inhalt eines Telegramms bekannt wurde, das der Reichskanzler an Herrn von Payer gerichtet hat. Die Tatsache, datz Graf Hertling selbst im Amte bleibt und datz Herr von Hintze in einer Ansprache dem Kanzler seine llebereinstimmung mit der Politik des Grafen Hertling ausgesprochen habe, wäre eine Gewähr für die Stetigkeit des Regierungskurses.' k Berlin, 10. Juli. Die Beratung der Mitglieder der Mehrheitsparteien, die gestern abend stattfand, kam zu dem Ergebnis, datz ein Grund zu Mißtrauen gegen Herrn von Hintze von vornherein nicht vorliegt und datz ein Anlatz, ihn als alldeutsch oder annerionistisch zu bezeichnen, nicht gegeben sei. Dis Mehrheitsparteien wollen sich dem neuen Staats sekretär gegenüber abwartend verhalten. Eine Sprengung der bisherigen Mehrheit sei nickt zu befürchten. Freitag Sitzung des Hauptausschusses k BrEn, 10. Juli. Wie die „Voss. Ztg." erfährt, findet die Sitzung des Hauptausschüsses, die sich auf sozialdemokrati- fchen Antrag mit der Kriegskredit-Vorlage befassen soll, nm Freitag statt. Man hat in parlamentarischen Kreisen nicht den Eindruck, datz der Wchskqnzler zur Abgabe programmatischer Ereignisse zur Se ¬ rs ovo Tonnen s Berkin, 9. 7. (Amtlich.) Von unseren U-Vootrn wurden fm Mittelmeer versenkt: 5 Dampfer und 1 Segler von rund 15 ÜOV Brt. Der Chef des Admiralstabes dcr Marine. * „ ' l - > i ! f Hemmungen de« Schiffahrt durch di« U-Boote s Spetrgebietserklärungen und U-Vootkrieg schädigen die Volkswirtschaft und militärische Leistungsfähigkeit unsere« Feinde nicht nur durch die Versenkung von Schiffen und Ver nichtung wertvoller Ladungen, sondern legen unseren Gegnern dauernd schwere Fesseln an, deren Wirkungen sich auch dann bemerkbar machen würden, wenn keine einzige Tonne versenkt werden sollte. Durch den grotzen Abwehrapparat, den ins besondere England zur Bekämpfung unserer U-Boote aufwen den mutzte, wurden andere Rücksichten hintan gestellt, andere Bedürfnisse vernachlässigt. Hierzu gehört die Schädigung, welche die englische Hochseefischerei dadurch erleidet, datz die weitaus meisten Fischerfahrzeuge als Patrouillenboote und Vewachungsfahrzeuge, nicht zum wenigsten seit Einführung des Geleitzugwcsens, verwandt werden müssen. Die Krisis in -er englische« Admiralität « Die britische Admiralität hat tm Sommer 1917 mit dem Bau verschiedener neuer Wersten begonnen, statt di« Bestrebun gen privater Unternehmen und Organisationen für den erfor derlichen Neubau von Schiffen nach Möglichkeit zu stärken. Das Kat weitgehenden Widerspruch tn England hervorgerufen. Der Admiralität hast« der Gedanke vorgeschweht, zum Bau der Werf ten und nach ihrer Fertigstellung auch für Zusammensetzung der Schiffe, deren einzelne Teile im Hinterland hergestem wer« Rekchsschatzsekrstär Graf Rödern: Ich kaim die in d«r Kommission abgegebene Erklärung nur wiederholen, datz/ dte v«rbündeten Regierungen loyal zu dem zweiten Absatz des ß 1 stehen, Wonach der Bundesrat berechtigt und aus Ver langen des Reichstages verpflichtet ist, nach Kriegsbrendi- gung den Steuersatz für Wem im steuerpflichtigen Wert von nicht mehr als 2 Mark für das Liter auf 15 vom Hundert! herabzusetzen, Die verbündeten Regierungen werden die ent sprechenden Maßnahmen herbeiführen. Die Vorlage wird im wesentlichen nach den Beschlüssen der Kommission angenommen. Dre Schaumweinsteuer vorlag« wird nach ganz unerheblicher Debatte in der Kom- missionsfassung angenommen. Es folgt die Steuer auf Min«- ralwasser und künstlich bereitete Getränke, sowie die Zolk- erhöhung auf Kaffee, Tee, Kakao und Schokolade. Abg. Buck (Soz.): Wir können-auch diesem Gesetzentwurf unser« Zustimmung nicht geben. Kaffe« ist kein Nahrungs- mittel, aber ein notwendiges Genußmittel.Ein Antrag Neumann-Hofer (f. B.), die Steuersätze, die von der Kom mission erhöht worden sind, im wesentlichen auf die Höhe der Regierungsvorlage herabzusetzen, und zwar für Mineral wässer von 0,065 auf 0,05, für Limonaden und andere künst liche Getränke von 0,15 auf 0,1V, für konzentrierte Kunstlrmo- naden von 1,50 Mark auf 1 Mark und für Grundstoffe zur Herstellung von konzentrierter Kunstlimonade von 30 auf 20 Mark für den Liter findet durch Hammelsprung Annahme. — Die Vorlage wird im übrigen ohne wesentliche Aenderung nach den Kommissionsbeschlüssen angenommen. Es folgt der Gesetzentwurf betreffend eine mit den P o st und Telegraphengebühren zu erhebende außerordent liche Reichsabgabe. DiL Vorlage findet unveränderte An nahme nach der Kommissionsfasfung. kine beckeutkame stecke Irleckbergr In d«r gestrigen Verhandlung des preußischen Herren- Hauses nahm der Vizepräsident des Staatsministeriums Friedb« rg das Wort zu folgenden Ausführungen: Es ist darauf hingewiessn worden, daß von verantwort licher Stelle aus Worte gesprochen worden sind, die wohl ge eignet seien, die Eiegesgrwitzheit in Deutschland herabzumin dern. Ich glaubte, datz die Mißverständnisse infolge einer Rede des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts beseitigt seien durch die Erklärungen, die seinerzeit der Herr Minister präsident und der Staatssekretär selbst abgegeben haben. Sollte das aber nicht der Fall sein, so will ich doch meiner seits wiederholen, datz innerhalb der Reichs- und Staats regierung gar kerne Rede davon sein kann, datz die Sieges zuversicht irgendwie erschüttert ist. (Bravo!) Wir sind im Gegenteil mit diesem hohen Hause und mit der Mehrheit des deutschen Volkes überzeugt, datz der Sieg uns gar nicht mehr zu entreißen ist. (Bravo!) Wir sind die Sieger im Ost««, wir werden auch die Sieger im Westen sein. Ebenso lind wir auch überzeugt, daß nur unser deutsches Schwert in der Lage ist, uns diesen Sieg zu erringen, und wir teilen die Zuversicht, daß dieser Sieg nicht mehr in, werter Ferne zu suchen ist. (Lebhafter Beifall.) Welte: führte Staatsminister Friedberg aus: Man hat in Preußen das Gefühl, datz das Reich sich etwas mehr als nötig in dre innerstaatlichen Verhältnisse einmischt, aber um gekehrt fühlen auch die Reichsämter sich sehr häufig dadurch bedrückt, datz sie in einer gewissen Abhängigkeit, einer not wendigen Abhängigkeit von der preußischen Staatsregierung stehen. Im Gegensatz z » früher hat jetzt das Reich viel höhere Ausgaben als die Bundesstaaten: 12 Milliarden gegenüber von noch nicht 2.2 Milliarden. Daher muß auch die Steuer hoheit des Reiches sich weiter ausdehnen. Wenn das aus Kosten der Bundesstaaten geschieht, müssen wir uns natürlich mit aller Gewalt dagegen sträuben. Aber wir werden es nicht hindern können, datz diese oder jene Steuerquelle, die die Bundesstaaten bisher gehabt haben, auch vom Reiche rn ge wissem Maße in Anspruch genommen wird. 1 Die Befürchtung, daß wir im Reiche wie in Preußen den , Weg der Parlamentarisierung gehen könnten, halte ich nicht j für zutreffend. Der Herr Ministerpräsident hat seinerzeit ge-- s sagt: „Nur in Uebereinstrmmung aller in Betracht kommenden s Faktoren läßt sich in dieser schweren Zeit das Ctaatsschiff mit > Erfolg steuern!" Das hat ihn dazu geführt, Er. Majestät ge- Man schreibt uns. von der Westfront: „Die Aussagen eines jungen Amerikaners, der an der südlichen Westfront . in unsere Hände fiel, geben ein klares Bild von dem Wider streben, mit dem viel« Soldaten der amerikanischen Armee gegen Deutschland kämpfen. Jener junge Mann war in den Vereinigten Staaten noch nicht naturalisiert, «r war also kein amerikanischer Bürger. Gleichwohl wurden ihm zwanzig Jahre Gefängnis angsdroht, wenn er nicht in dis amerikanische Armee eintreten wolle. Seine Kompanie besteht zu drei Vierteln aus Leuten, die gegen ihren Willen ausge hoben wurden, und nur zu einem Viertel aus Freiwilligen. Nahezu die Hälfte der Ausgehobenen sind Ausländer, von denen nur wenige naturalisiert sind. Alle anderen sind freie Bürger souveräner Staaren, di« in dem sogenannten Lande der Freiheit durch jede Art von Willkür und Einschüchterung in die Amerikanischen Uniformen gepreßt wurden. Die Ver teilung des Dienstes in der Truppe ist so verschieden, datz man geradezu von zwei Klassen von Soldaten sprechen kann. i Die Freiwilligen sind die erste Klasse, die von Arbeits- - diensten befreit sinh, die dann den Ausgehobenen der zweiten Klasse aufgebürdet werden. Das erzeugt unter diesen Mann schaften natürlich eine feindselige Stimmung gegen jene Min derheit und gegen den Krieg überhaupt, dem die Ausgehobenen ohnehin gleichgültig oder mit Widerwillen gegenüberstehen. Um die auseinandrrstrebenden Elemente bei der Fahne zu hal ten, keimen die amerikanischen Offiziere offenbar nur jenes universale Mittel, das dir Entente seit mehr als drei Jahren in täglichem Gebrauche führt: die Verleumdung. Sie sagen ihren Leuten, die Deutsches schlügen Hre Gefangenen tot oder schlügen ihnen den Schädel ein. Es ist immer dasselbe Bild: drei Stunden lang zittern die Gefangenen vor dem Tode. Dann geht ihnen langsam auf, daß man sie angelogen hat, und sie werden fröhlich. Der Schluß ist meist ein Fluch auf Wilson oder Clemenceau." wisse Vorschläge zu unterbreiten, dre aus eigener, freier Ent schließung dann von Sr. Majestät gutgeheißcn worden sind. Wollen Cie das Parlamentarisierung nennen? Ich persönlich habe mich in Wort und Schrift stets gegen den englischer, und romanischen Parlamentarismus ausgesprochen, habe aber hervorgehoben, daß allerdings in Deutschland das Bedürfnis vorliege, Parlament und Regierung in etwas engere Fühlung miteinander zu bringen dadurch, daß man Fachministerien bis zu Einern gewissen. Grade mit Parlamentariern besetzt. Ich glaube, wir leben in einer Zeit, in der es darauf ankommt, alles zusammenzusassen, um einig und geschlossen rm Innern zu sein. Das geschieht am besten dadurch, daß man Miß- stänve, die man zu bemerken glaubt, nicht überschätzt, und Risse, di« man da und dort bemerkt, nicht vergrößert. Petroleum im Werte von über 10 Millionen Rubel vernich tet worden. Tie Niederwerfung des Moskauer Ausstandes > »or Berlin, 9. 7. Nach zuverlässigen Informationen, die hier vorliegsn, ist der Putsch der Sozialrevolutionäre gegen Moskau als völlig mißglückt zu betrachten. Die Stellung der Bolschrwiki ist befestigter als vorher. Zu der Ermordung des deutschen Gesandten Grafen Mir bach sind folgende Meldungen eingetroffen: Nach der Flucht der Mörder in das Gebäude, in dem der in Moskau tagend« Kongreß der linken Sozialrevolutionäre untergebracht ist, entspannen sich im Lause der Nacht vom 6. auf den 7. Juli lebhafte Straßenkämpfe, wobei erwiesenermaßen englische Agitatoren tätig waren. Die Sowjettruppen haben aber, dank ihrem sofortigen scharfen Zufassen, die Ordnung wieder hergestellt. Die Führer der Sozialrevolutionär« wurden aus dem Kongreß heraus verhaftet. Ob die Mörder auch schon gefaßt sind, ist nicht bekannt. Gegen Abend des 7. Juli war in Moskau ziemliche Ruhe eingstreten und Artilleriefeuer nicht zu hören, nur noch planloses zeitweiliges Gewehrfeuer. . Dir Moskauer Ereigniss« . or Bern, 10. 7. In eingewcihtcn diplomatischen Kreisen Verns ist man der Ansicht, datz die Moskauer Ereignisse den breiten Teil eines für den Vierverband ausgearbeiteten poli tische» Feldzuges darstellen. Wohl wissend, daß die ameri kanische Hilfe zu spät eintreffen werd«, wenn den Deutschen Zeit gelassen würde, ihre Angriffspläne im Westen zurReife zu bringen, suchen dis Verbündeten ihr möglichstes zu tun, um den Mittelmächten nach allen Richtungen Schwierigkeiten zu bereiten, di« sie veranlassen sollen, von der weiteren Ver folgung der militärischen Aktion im Westen abzustchen. Eine Erklärung Miljukows , or Wem, 10. Juli. Aus Petersburg treffen fortgesetzt Angehörige der Kadettenpartei m Kiew ein, die sich um Mil jukow scharen. Miljukow erklärte in. einer Unterredung mil dem Minister für großrussische Angelegenheiten, die Behaup tung, daß er Deutschland «in förmliches Protektorat über Eroßrußland angeboten habe, sei irrtümlich Richtig sei aller dings, daß er selbst zu jener Minderheitskadettenparter gehöre, die sich nach der deutschen Seite orientieren wolle. wesentlichen der Umstand beweist, datz der Kanzler als der verantwortliche Reichsminister im Amte bleibt und dis bis herige Politik weiterführt. Der Rücktritt ist vielmehr aus schließlich darauf zurückzuführen, daß Herr von Kühlmann ja 'feiner bekaimten Rede seinerzeit eine Conderpolitik angeschlagen hat, die in klar erkennbarem Gegensatz zu der Politik unserer Reichsleitung und dem wenige Tage zuvor vom Kaiser bei seinem Regierungsjubiläum feierlich verkündeten Programm stand. Welches die Politik unserer Reichsleitung ist. hat Reichskanzler Gras Hertling in Uebereinstimmung mkr schnen früheren Darlegungen, in denen er neue Friedensange bote abgelehnt und betont hat, datz die Tat die Stunde re giert, zur Genüge klargelegt und den Ausführungen seines . Staatssekretärs in einer weim auch verbindlichen, so doch unzweideutigen Weise widersprochen. Für die Wahl des Herrn v. Hintze dürfte in erster Linie mit ausschlaggebend gewesen fein, daß Herr v. Hintze, der mehrere Jahre hindurch Marineattachee in Petersburg war, als hervorragender Kenner der russischen Verhältnisse gilt, die nach der Ermordung des Grafen Mirbach voraus sichtlich für die nächst« Zeit unsere auswärtige Politik beherr schen werden. Herr v. Hintze hat sich ferner auf allen seinen bisherigen Posten als ein außerordentlich tüchtiger Mann er wiesen, dessen Persönlichkeit und politische Vergangenheit volle Gewähr dafür bieten, datz er die Politik des Kanzlers, der natürlich vorher mit ihm Fühlung genommen hat, mit aller Loyalität unterstützen wird. Parteipolitisch ist Herr v. Hintze, wie gegenüber anders lautenden Gerüchten ausdrücklich sestge- stelkt sei, in keiner Weise gebunden. Der Rücktritt des Herrn v. Kühlmann war in parla mentarischen Kreisen zu Beginn der gestrigen Reichstags sitzung bekannt und erregte nicht nur außeroroentliches Jnter- esfi, sondern hatte auch wichtige politische Folgen, denn als nach Erledigung der kleinen Anfragen das Haus zur Bera tung der Kriegskredite kam, beantragte der Sozialdemokrat Ebert Kommissionsberatung mit der Begründung, daß mehrere mit dem Kredit zusammenhängende Fragen zu erörtern fein würden. Namens der Konservativen erklärte Graf Westarp, für seine politischen Freunde liege kein Anlatz zur Ausschuß- beratung vor. Dagegen erklärten Dr. Stresemann namens der Nationalliberalen und Dr. Müller, Meiningen (Fortschr. Volksp.) sich damit einverstanden, um dem Wunsche einer großen Partei zu entsprechen, obwohl an sich kein Anlaß zu einer solchen Ueberweisung vorliege. Natürlich wurde der Antrag auch von den Unabhängigen Sozialdemokraten unter Wegrilkeajt unck neue Steuern Reichstagssitzung vom 9. Juli Auf «ine Anfrage des Abg. Arendt (D. Fr.) erklärt General v. Wrisbrrg, die Erlasse einiger Generalkomman dos gegen Mietskündigungen und -Steigerungen seien nur eine Ergänzung der bereits geltenden Bundesratsverordnungen. Auf eine Anfrage des Abg. Heckscher (Vp.) erwidert Generalleutnant v. Oven, daß eine Entscheidung über eine Erhöhung der Verpflegungsgelder dre Urlauber bald zu erwarten sei. Abg. Stubmann (natl.) verlangt eine Einwirkung des Reichskanzlers, datz die Thronfolge in Mecklenburg-Ctrelitz dem modernen Rechtsempfinden entsprechend geregelt werde. Unterstaatssekretär Dr. Lewald: Der als nächster Agnat geltende Herzog Karl Michael hat als russischer General gegen Deutschland gekämpft, die Folgerungen hieraus werden zu Ziehen sein. Auf einen Antrag des Abg. Ebert (Soz.) wird dcr neu« ! Krirgskredit in Höhe vsn 15 Milliarden gegen den Widerspruch der Konservativen dem Hauptausschuß überwiesen. « Das Haus beginnt hierauf dir zweit« Lesung der Steuervorlagr mit der Biersteuer. Nach den Ausschutzbeschlüssen steht Arbeitern, die durch die Wirkungen des Gesetzes erwerbslos werden, für 26 Wochen Ersatz des Einnahmeausfalles zu. Der Haustrunk soll steuerfrei bleiben. Abg. Käppler (Soz.): In Zukunft wird das Bier mit 1 Milliarde Steuern belastet sein. Die Abhängigkeit d«r Gastwirt« von den Brauereien wird noch größer werden. Abg. Zubeil (ll. Soz.): Die Interessen der Gastwirte müssen bei der Steuer mehr berücksichtigt werden. Reichsschatzsekrrtär Graf Rödern: Ich kann erklären, datz in absehbarer Zeit an eine weitere Biersteuer nicht heran getreten wird. Die Regierung betrachtete die Eetränkesteuer als wesentlichen Teil der späteren Fmanzreform, der jetzt aus praktischen Gründen vorweggenommen wird. Bei der endgül tigen Finanzr«form bleiben die jetzigen Eteuerobjekte unbe rücksichtigt. Bei 8 5 wird auf Antrag Arnstadt der zweite Absatz gestrichen, wonach die Erhöhung der Steuer für neue Braue reien, die in den ersten fünf Rechnungsjahren auf das drei fache, in den nächsten fünf Rechnungsjahren auf das doppelte bemessen werden, keine Anwendung auf neue Brauereien fin den soll, die von Gastwirten auf genossenschaftlicher Grundlage errichtet werden. Bei 8 63 wird ein Antrag auf Beseitigung der Ge meindebiersteuer abgelehnt. Der Rest des Gesetzes wird an genommen, ebenso das Gesetz über den Bierzoil. > Es folgt Beratung der Wein st euer. Abg. Hoff mann, Kaiserslautern (Soz.): Auch diese Steuer fällt auf dl« breite Masse zurück. Wir lehnen die Weinsteuer ab. Abg. Kopsch (f. V.): Meine politischen Freunde stimcken n ihrer übergroßen Mehrheit einer Steuer von 20 Prozent zu, «doch in d«r Erwartung, datz, wenn die befürchtete Schädi gung des Winzergewerbes und des Weinhandels eintreten ollt«, dfe Reichsregierung «ine Aenderung des Weingesetzes und etne Herabsetzung der Wetnsteuer tnVorschlag bringen wird,
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