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Frankenberger Tageblatt Amtsblatt für die König!. AmtshaHtmannschast Flöha, das König!. Amtsgericht und den Stadttat zu Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Sa. — Druck nnd Verlag von T. S. Roßberg in Frankenberg i. S«, Dmnersta-, den 11. IM 1818 77. Jahrgang emmuM 1S9 Tetan«s»Sera mit den Kontrollnummem: 453 bi» 53t einschließlich aus den Höchster Farbwerken, ferner > 18t bis mit 222, sowie 224, 225. 227 bis MU 230 aus den Behringwerken in Marburg und 1 bis mit 5 aus dem Sächsischen Serumwerk in Dresden sind wegen Ablaufes der staatlichen Gewährdauer vom 1. Juli 1918 ab zur Einziehung be stimmt worden. Dresden, am 6. Juli 1918. Ministerium des Innern. Verkauf von Quark heute Mittwoch, den 10. d. M.. an die Bewohner des 1. Brotkartenbezirke» 1 bis 5VV bei Kerber, Hotter und Thomas, . „ „ „3. . ,1 „ 3OÜ ,, Herold gegen 1. Abschnitt für Juli der Landessperrkarte. — — Die Auswelskarte ist vorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 10. Juli 1918. vemlcde Arbeit unä Orünung In den von uns besetzten Gebieten im Osten hatten ganz besonders Livland, Estland und Weiß-Nuthenien unter den zerrütteten und aller Ordnung und allen Rechtes baren Zuständen leiden müssen. Die unglücklichen Gebiete, die sämt lich während der Revolution der Willkür einer rohen, raub- und beutegierigen Soldateska ausgesetzt waren, wären zweifel los ohne das Eingreifen der deutschen Truppen noch weit schwerer heimgesucht worden. Dies wird auch aufrichtig von der uns befreundeten Bevölkerung anerkannt. Bezeichnend für die Stimmung und die Hoffnungen, insbesondere die der Weiß-Ruthenen, ist eine Rede, die das Mitglied der Semstwo- Verwaltung des Kreises Lepel im Gouvernement Witcbsk, Hexr Henryk Prziecki, am 28. Mai in einer Versammlung der Semstwo-Vertreter des gesamten Kreises gehalten hat. Nach einer eingehenden Schilderung der trostlosen Ver hältnisse, die vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in seinem engeren Vaterlande bestanden und zahllose unschul dige Opfer forderten, und nach einer Darstellung des völ ligen Zusammenbruchs aller wirtschaftlichen Ordnung kam der Redner aus den Einmarsch der deutschen Truppen zurück, die nicht als Eroberer, nicht als Feinde, sondern als Freunde gekommen wären. Wörtlich führte dann Herr Przsjecki aus: „Nun geschah ein Wunder. Die Gegend, in der die Leidenschaften bis zum Ueberschäumen kochten, begann sich zu beruhigen, das Leben begann in geordnete Bahnen zu kom men, und di« Menschen, die während dieser vier Jahre sich der Arbeit entwöhnt hatten, begriffen, daß Arbeit und beharrliche Mühe, aber nicht Raub und Mord die ersten Quellen des Wohlstandes aller Bürger überhaupt sind. Wenn auch unser Leben noch nicht wieder ins Geleise gekommen ist, so ist doch jener Tag nicht fern, wo alle verstehen, alle ent schieden begreifen werden, daß Ordnung besser ist als Un ordnung. Uns allen ist es wohlbekannt, daß das Deutsche Reich das höchste Kulturland ist, daß die Sühne des Deut schen Reiches das arbeitsamste Volk in der Welt sind, das seine Wohlfahrt auf beharrliche Mühe Hnd Arbeit, aus Misscn- schaft und Bildung gründet. Wenn'in dieser unruhigen Zeit, die so schwer zu durchleben ist, manch-auch unzufrieden sind mit den Ordnungen, die augenblicklich tingeführt werden, so ist das gleichsam eine vorläufige Maßregel, die entsprechend der Einlenkung des Lebens in geordnete.Bahnen aufgehoben wer den und in einen ordnungsmäßigen Zustand Hineinkommen wird. Für alles das werden wir unseren Freunden, den Deut schen, zu Dank verpflichtet sein. Denken Sie daran, wie un wissend unser Volk ist, wie arm wix an Kultur sind, und es scheint mir dann, daß jeder, der mit Bewußtsein Bürger ist, verstehen muß, daß wir Lehrer brauchen, die uns Arbeit und Ordnung lehren und ein Ende machen mit unserer jahr hundertelangen Unwissenheit. Dies« Lehrer können für uns nur die Deutschen sein, denen wir'bereits zu Dank verpflichtet sind für die Rettung aus innerer Zwietracht und denen wir Morna« or In der alten russischen Zarenresidenz, die jetzt wieder der Sitz der Bolschewiki-Negierung geworden ist, herrschen schon geraum« Zeit arge Zustände, auf die jetzt die Ermordung des deutschen Gesandten ein besonders grelles Licht geworfen s hat. Die Straßenbeleuchtung streikt längst wegen Kohken- ! mangels, und es war direkt gefährlich, sich nach Eintritt der ! Dunkelheit ins Freie zu begeben. Gewalttätigkeiten, Räube reien, Haussinbrüche waren etwas alltägliches. Die Ver- s brccher hatten sich zu förmlichen Banden organisiert. Mit die- > ser Räubereien ging noch das Stehlen wegen der hohen > Lebensmittelpreise, die alles übertreffen, was wir in Deutsch- . land uns denken können, Hand in Hand. Noch schlimmer ist es yiit den Genußmitteln bestellt. Der russische Durst nach s Schnaps und Likören muß sehr hoch bezahlt werden, manche ! Flasche kostet mehr als hundert Mark deutschen Geldes. Im - allgemeinen ist freilich an Nubetnoien kein Mangel. Die - Druckpressen arbeiten unausgesetzt. Und von manchen Krisgs- , gewinnlern im einstigen Zarenreichs wird berichtet, daß sie das Papiergeld gar nicht mehr zählen, sondern abwregen. In Pe- , tersburg sind die Zustände ebenso heillos wie in Moskau, das übrigens vor dem Kriege eine sehr reiche Stadt war und mehr Lurus und Vergnügen aufwies, als manche west europäische Stadt, denn das millionenschwere, bis weit nach Asien hinein handeltreibende Altrussentum hatte dort seinen Wohnsitz aufgeschlagen und darin dre Zarenresidenz Peters burg weit überflügelt. Die Moskauer Warenhäuser waren geradezu berühmt. Niederlagen der Tschecho-Slowaken or Moskau, 7. 7. Die Presse meldet: Bei Sysran wurden die Tschecho-SIowaken 50 Kilometer zurückgeworfen, ebenso auf der Front Pensa—Sysran 20 Kilometer. Die altrussische Versammlung der Sowjets ist am 5. Juli eröffnet worden. Anwesend waren über 800 Abgeordnete, davon 400 Bolschewikis, 300 Sozialrevolutionäre. Trotzki hat die Sitzung mit einer Rede über dis Notwendigkeit einer großen und starken Roten Armee eröffnet und betont, daß man im Zeichen der allgemeinen Wehrpflicht stehe. or Moskau, 7. 7. Die Presse meldet: In Petersburg ist die Kriegszensur eingeführt worden. In Dagestan bei Kirdannr wird zwischen den Näte- truppen und den Armeniern einerseits und den Tataren an dererseits heftig gekämpft. Die Nätetruppen gehen siegreich vor. Ein Kosakenangriff westlich llralsk wurde abgewicsen. Die tschechisch» Abteilung bei Shadrinsk wurde zum Rückzug auf die Stadt gezwungen. Die Besetzung von Slatoust, Mojas und Verdjausch durch die Tschechen bestätigt sich. In Simbirsk erfolgten Massenverhaftungen von Gegen revolutionären, Hauptsächlich Offizieren und Studenten. Auf der Station Simonowo der Moskau—Kasaner Bahn sind durch einen großen Brand Lebensmittel, Baumwolle und Nachstehende Bekanntmachung wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Dresden, am 8. Juli 1918. Ministerium de» Innern. Bekanntmachung über die Herstellung von Sauerkraitt. Auf Grund des 8 1 der Verordnung über die Verarbeitung von Gemüse und Obst vom 23. Januar 1918 (R-G.-Bl. S. 46) wird bestimmt: Die gewerbsmäßige Verarbeitung von Weißkohl zu Sauerkraut ist verboten. Die Vorschrift de» Abiotze« 1 gilt nicht: 1. soweit an den Frtschmärkten verbleibende Ueberstände von Weißkohl durch Einsäuern vor dem Verderb geschützt werden müssen und 2. soweit Weißkohl auf Grund besonderen Auftrages der Reichsftelle für Gemüle und Obst, Geschäftsabteilung, in Berlin zur Deckung des Bedarfes von Heer und Marine zu Sauerkraut verarbeitet wird. 8 2.- Zuwiderhandlungen werden nach 8 9 der erwähnten Verordnung mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu 10000 Mark oder mit einer dieser Strafen belegt. Neben der Strafe kann auf Einziehung der Vorräte erkannt werden, auf die sich die strafbare Handlung bezieht, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht. * 8 3. / Diele Bekanntmachung tritt am 1. Juli 1918 in. am 20. August 1918 außer Kraft. Berlin, den 17. Juni 1918. Reichsstelle für Gemüse^und Obst. —Der Vorsitzende: v. Tilly. noch Wester zu Dank verpflichtet fein werden für die Rettung vor dem Hunger. Diese Männer der Ordnung wollen wir bitten, so lange wie möglich unter uns zu weilen, und wir wollen den Wunsch aussprechen, daß sie, die unsere Gegend be setzt haben, auch künftighin für ihren Wohlstand sorgen und uns alle unter ihren Schutz und unter ihre Schutzherrschaft neh men mögen." Diese bemerkenswerte Rede, die»«ns andeutet, wie die aus Not und Sorge Befreiten sich die Zukunft ihres Landes denken, hat dis Zustimmung aller zwemndsiebzrg Semstwo- Vertreter in der Kreisversammlung gefunden. Sie dokumen tiert vortrefflich die Stimmung -aller Volksklassen und ist ein erneuter Beweis dafür, wie rasch es dank deutscher Arbeit und Ordnung der deutschen Verwaltung und den Besatzungstruppen gelungen ist, sich die Achtung und das Vertrauen der Ein wohner zu erwerben. s Vie Wütl.baMlage unserer Arbeiter im falle einer Oeuttcben Meäerlage Allen schweren Niederlagen zum Trotz, die unsere über alles Lob erhabenen tapferen Heere den feindlichen Armeen beigebracht haben, reden die Gegner nach wie vor vom „End sieg" ihrer angeblich „gerechten Sache der Befreiung der Welt vom deutschen und preußischen Militarismus" und haben in nichts ihre wahnwitzigen Kriegszkele geändert. Die Ameri kaner, die den Mund am vollsten nehmen, wollen — wie sie ganz kürzlich verkündeten — nicht eher ruhen, „bis dasStsrnen- banner über Berlin weht,'" Nun sind zwar über -die phan tastischen einstigen russischen „Kriegsziele" die Akten geschlos sen. Aber unsere westlichen Gegner wollen nach'wie vor, wenn sie es^ auch unter allerlei Redensarten zu vertuschen suchen, uns Elsaß-Lothringen, das linke Rheinufer, unsere Kolonien rauben, sowie für alle Zeiten unsern auswärtigen Handel vernichten. Dies ihre wichtigsten „Kriegsziele", abge sehen von anderen. Elsaß-Lothringen gehört angeblich Frankreich, sagen die französischen Heißsporne. Das ist eine grobe geschichtliche Unwahrheit. Die Wahrheit ist vielmehr, daß sie uns unsere dortigen Erz- und Kalilager rauben wollen. In Lothringens Boden liegen noch 840 Millionen Tonnen Erzvorräte, und 80 vom Hundert der gesamten deutschen Eisenerzförderung ent fällt auf Elsaß-Lothringen. Ueberhaupt ist in Lothringen das größte Erzlager Europas gelegen. Am linken Rheinufer, vornehmlich im Saargeblet und Aachener Gebiet, liegen un sere riesigen Kohlenvorräte, die nach vorsichtiger Berechnung nach über 600 Jahre ausreichen. In Deutschlands Boden liegt mehr als die Hälfte des gesamten europäischen Kohlenvorrates. Durch Raub unserer mit vielen Millionen deutschen Geldes ertragsfähig gemachten Kolonien, sowie durch restlose Ver nichtung unseres Ueberseehandels, wollen die Feinde uns von der Weltwirtschaft gänzlich ausschließen, uns zum Volke von Knechten, die von ihnen, als den geldgierigsten Herren, ab hängig wären, machen. Wenn nun unsere Feinde diese ihre Ziele wirklich erreich ten, was würde die Folge sein? Das deutsche 70 Millionen-Volk würde aufhören, ein selbständiges, freies Volk zu sein. Ein wirtschaftliches Elend ohnegleichen würde mit Riesenschritten über alle Schichten des deutschen Volkes kommen. Und die kleinen Leute, insbeson dere dis Arbeiterschaft^ würden am schwersien zu tragen haben. Denn, wenn wir nicht mehr genügende Vorräte an Eisenerzen und Kohles haben, würde mit einem Schlage unsere stolze Industrie zugrunde gerichtet werden. Zshntauscnde von Arbeitern, besonders der Eisen- und Kohlenindustrir, sowie ver wandter Zweige würden mit ihren zahlreichen Familien ar- beits- und brotlos. Sie müßten dann anderswo Unter kommen und Arbeitsgelegenheit suchen und dann wegen großer Ueberfüllung. dieser Industrien mit den Löhnen furliebneh- msn, die man ihnen gerade bietet. Jedenfalls müßten sie für erheblich niedrigere Löhne unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Ganz ebenso ist es, wenn uns die Kolonien geraubt würden und unser Ueberseehandel vernichtet würde. Seitdem Deutschland Kolonien hat und einen großartigen Uebersec- handel treibt,, haben sich in unserem Vaterlande zahllose neue Erwcrbszweige gebildet, die zu beträchtlicher Höhe sich ent wickelt haben. Zahllose Arbeiter und sonstige kleine Leute finden in den Zweigen der Kolonialwirtschaft und dem Han del mit dem Auslande lohnende Beschäftigung und sicheres Brot. Hörten nach dem Kriege die Kolomalwrrtschaft und unser Ueberseehandel auf, oder würden sie auch nur stark be schnitten, dann wären wiederum chie Arbeiterschaft und die kleinen Leute die vorzugsweise Leidtragenden. Wo Beschäfti gung und Brot finden, wenn andere Erwerbszweige die nicht mehr ausnehmcn können, die in den kolonialen und ähnlichen Erwerbszweigen überflüssig geworden sind? Auch hier wäre ein Arbeiten zu erheblich niedrigeren Löhnen die Folge. Und solches Betätigen verscheucht die Freuoe am Arbeiten. - - 1 —' ... Ungeheure Massen unzufriedener Menschen würden die Folge erscheinung sein, wenn die westlichen Feinde ihre Raubpläne zur Wirklichkeit machen könnten. Denn nicht ein Jndustrie- oder Handelszweig würde dadurch unberührt bleiben. Dazu kommt, daß die Lebensbedingungen des deutschen Volkes über haupt hart werden würden. Die Steuerlast würde unerträglich hoch werden. Die Bedürfnisse zum Leben würden dauernd ungemein hoch im Preis» stehen, jedenfalls nicht billiger, werden, als sie jetzt in der Kriegszsit sind. Und die seit mehr als 30 Jahren als vorbildlich für die Welt 'bewährte fegens- > reiche Arbeiterschutzgesetzgebung Deutschlands wäre sicherlich ! zum Tode verurteilt. Denn woher sollte das Reich die ! Gelder dazu nehmen, sie weiterzuführen? Gelänge es den westlichen Feinden, ihre gierigen Vernich tungspläne zu verwirklichen, dann.höbe besonders für alle deutschen Arbeiter und kleinen Leute die denkbar schlimmste Zeit wirtschaftlichen Elends an. Uns hilft nur »in deutscher Sieg und ein deutscher Friede! Diphtherie-Heilsera mit den Kontrollnummern: 1818 bis mit 1843 aus den Höchster Farbwerken, 21 „ „ 26 „ „ Behringwerken in Marburg, 456 „ „ 464 aus dem Serum-Laboratorium Ruete-Enoch in Hamburg, 162 „ „ 168 „ „ Sächsischen Serumwerk in Dresden sind, soweit sie nicht bereits früher wegen Abschwächung usw. eingezogen sind, vom 1. Juli 1918 ab wegen Ablaufes der staatlichen Gewährdaner zur Einziehung bestimmt worden. Dresden, am 8. Juli 1918. Ministerium des Innern. Höchstpreise für Heidelbeeren (Blauveereu). Für Heidelbeeren (Blaubeeren) frei Verladestelle werden folgende Höchstpreise festgesetzt: Erzeugerhöchktvreis: Großhandelshöchstpreis: Kleinhandelshöchstprei«: —,60 Mk. -,75 Mk. -,95 Mk. je Md. . Der Erzeugerhöchstpreis für Blaubeeren frei Verladestelle kommt dem Aufkäufer oder Händler zu, der die Beeren von den eigentlichen Pflückern aufkauft. Der Pflücker- beziehungs weise Sammlerpreis darf diese Höhe nicht erreichen. Die vorstehend festgesetzten Preise treten an Stelle der für Heidelbeeren mit der Verordnung des Ministeriums des Innern vym 28. 6. 1918 — 1317 Vs 1 — festgesetzten Preise. Die Äe- ftimmungen der genannten Verordnung finden jedoch Anwendung. Diese Verordnung tritt am 11. Juli 1918 in Kraft. » Dresden, am8. Juli 1918. Ministerium des Inner». '