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— 292 — Le: antwortlich er Redakteur: Ernst Roßbers in Frankenberg t.S. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. S- Ständen haben, wie sich später herausstellte, einen guten Freund jenseits der Grenze besucht gehabt, das heißt, nur bis zum Grenzstrich. lieber die Grenze haben sie sich die Hand gereicht, über die Grenze etwas von dem „Uebersluß" Hol lands erhalten und sind auf dem Wege nach Hause uns in die Arme gelaufen. Harmlos! Das war der einzige Fall in zwei Monaten. Aber wer kann wissen . . .-.? G I. Srenrwscde. Don der holländischen Grenze wird uns geschrieben: In der Ferne -schlägt irgendwo eine deutsche Uhr zwölf Schläge. Also Mitternacht! Am Mondhimmel stehen ruhig die Sterne und die Erde schläft, derweil ich Ausschau halte, die Grenze bewache. Die Stunden kriechen langsam dahm und die Nacht ist lang, selten einmal hat man die Ohren zu spitzen, da verdächtige Geräusche, Schmuggel, Fahnenflüch tige oder' durchgebrannte Kriegsgefangene verraten scheinen. Kameraden gehen Schritt auf Schritt ab, just wie ich, warten und wachen. Zwei stecken die Köpfe zusammen und tuscheln leis«. Das ist gestattet und vertreibt die Zeit. Man könnte Vermischtes . * Der Kutscher, der drei Kaiser fuhr. Aus Cassel wird uns, geschrieben: Wie dem hiesigen Tageblatt berichtet wird, kann sich' der ehemalige Kutscher des früheren Oberpräsi- Venten,v. Bodelschwrngh in Cassel rühmen, drei Kaiser ge fahren zu haben. Als Veteran von 1864, 1866 und 1870/71 hat der Alte, der jetzt seinen 72^ Geburtstag feiert, Aniah auf schone Stunden seines Lebens zurückzublicken. Karl Pin kenburg hatte wiederholt Gelegenheit, den Wagen zu lenken, der den alten Kaiser Wilhelm l. fuhr, Kaiser Friedrich wurde verschiedentlich von ihm zum Wilhelmshöher Schloß gefahren und 'unser Kaiser sah ebenfalls wiederholt in dem Wagen, den Pinkenburg-jahrzehntelang treu und brav geleitet hatte. In den, vierzig Jahren seiner Kutscherzeit sind viele bekannte und berühmte Persönlichkeiten in Wilhelmshöhe gewesen und der Kutscher des Oberpräsidenten war fast immer der ge eignete Mann, die Pferde zu kutschieren, dis die Fürstlichkeiten und Würdenträger zum Schloß ziehen sollten. notwendig aus den gegenwärtigen Verhältnissen ergibt, und möge- dies als Maßstab bei der Beurteilung von Bücherpreisen im vierten Krisgsjahr gelten lassen. ' ' Es wurde freilich hen Deutschen von jeher nachgesagt, daß sie zwar gerne läsen, aber sehr ungern kauften, und daß Käufer, die für alle andern besitzenswerten Dinge bedenkenlos sehr erhebliche Summen hinlegten, -das Buch immer „sehr teuer" fänden, am liebsten wohl gar ein Reclam-Buch von zwei Groschen Wert von einem guten Freunde liehen, um sich diese bedeutende Ausgabe zu ersparen! Das arme Reclam-Buch, wie wird es ihm gar jetzt bei"solchen Bücher freunden ergehen,' da es längst nicht mehr für 20 Pf. zu haben ist, sondern auch in die „Umwertung aller. Werte" hineingeraten ist? Freilich hat es sich nach seiner Art bescheiden und uneigennützig den Verhältnissen angepaßt, ist bisher nicht über das Zweifache des Friedenspreises hinausgegangen und ist also, gn dem eben erwähnten Beispiel gemessen, mit seinem Kriegspreis von 40 Pf. jetzt immer noch wie früher „das billige Buch" geblieben. — Wenn man in Bekacht- zieht, daß allein die Papierpreise jetzt aus das Fünf- und Sechsfache der im Frieden gezahlten gestiegen sind, so ist es dem Verlag der Universal-Bibliothek wohl zu glauben, daß er bek dem ihm, nach .Abzug des Buchhändlerrabattes verbleibenden Preis' nicht mehr auf seine Kosten kommt. — Die Kursbuchprrise aber als Barometer der Lage im Buchgewerbe lassen ver muten, daß wir bald zu noch höheren Bücherpreisen kom- sich im tiefen Frieden glauben, wenn nicht ein dumpfes, fernes Dröhnen von Minute zu Minute, die Erde erzittern ließe und uns sagte, weshalb gewacht, weshalb wir mit der Aufgabe betraut sind. Dann "und wann sehen wir Hellen Schein in der Ferne. Eine Sternschnuppe, meint mein Kamerad, und doch wissen wir beide, es ist vom Kriegsschauplatz, es sind Leuchtraketen, die dort, wo sie steigen, die Erde erhellen und den Kampf ermöglichen. Es ist nicht viel zu holen an der Grenze, denn die Schmuggler wissen gut Bescheid und meiden die Stellen, wo sich unsere Postenkette befindet. Heute aber liegt eine gewisse Unruhe in der Luft, die Bäume und Sträucher scheinen Leben zu haben und Schatten täuschen bald hier, bald dort Menschen vor. Man ruft das „Halt!", man sucht sich leise den trügerischen Schatten zu nähern und kehrt enttäuscht'zurück, Ganz in der Nähe knallt ein Schuß. Das bringt wieder Aufregung. Man lauscht, aber alle- schweigt, also auch der gute Nachbar hat sich täuschen .lassen und ist nur etwas voreiliger gewesen. Dort aber bewegt sich etwas am Waldesrand. Mein Kamerad stößt mich an. „Unzweifelhaft: Menschen!" Wir sehen, wie sie nähsr- kommen und verhalten uns still. Harmlos in lautem Gespräch wollen sie unseren 'Stand queren. „Neulinge", meint mein Kamerad. Und er hat nicht ganz unrecht. Sie sind wie versteinert, als wir plötzlich vor ihnen stehen, lassen zwei , _ . . , , , , , schwere Säcke fallen, stottern verlegen. Geschmuggelt haben men werden. Das ist bedauerlich und trifft manchen hart sie nicht, sondern gehamstert. Zwei Männer aus besseren — man wird sich aber darein finden müssen wie in so vieles. Mit dem airgeblichen Preiswucher im Buchhandel hat sich die Oefsentlichkeit neuerdings vielfach beschäftigt und dabei z. T- sehr wenig Verständnis- für die äußerst ungünstige Lage, die infolge der Papiernot und der Hunderterler änderen Herstellungsschwierigkeiten für den deutschen Buchhandel be steht, bewiesen. Als ein lehrreiches Beispiel für die Not wendigkeit bedeutender Preissteigerungen, bei den jetzt neu hergestellten Büchern möge das offizielle Reichskursbuch dienen. ES kostete in Friedenszeiten in einem stattlichen Bande, der noch die wichtigsten Fahrpläne Frankreichs, Englands, Ita liens, Rußlands u. .a. enrhielt, 2 Mark; die jetzt rm Mai neu herausgekommene Ausgabe beträgt bei einem gegenüber früher um etwa ein Viertel verminderten Umfang den Preis, von 6 Mark! Diese Preissteigerung um 20OVo — sogar, da der Umfang verringert ist, mehr als 200 °/o — gibt auch dem Laien einen Begriff davon, wie ungeheuerlich die Her stellungskosten der Bücher gestiegen sind; denn daß bei diesem offiziellen, vom Neichspostamt herausgegebenen und M der' Reichsdruckerei hergestellten Nachschlagewerk Preiswucher vor liegt, wird doch wohl niemand annehmen wollen. Man wkd vielmehr voraussetzen müssen, daß diese Preissteigerung sich Hegen 3 Uhr seinen Widerstand aufgab und dir weiße lleber- gabeflagge aufzog, nachdem der eherne Mund seiner Geschütze verstummt war. Durch drahtlose.Signale wurde ihm nun der Befehl erteilt, daß die Mannschaften das Schiff verlassen und in den Booten warten sollten. Ein halbes Dutzend Rettungs boote flog in höchster Hast zu Wasser.. Alle füllten sich bis zur äußersten Grenze der Tragfähigkeit Wit Menschen, deren einheitliche Kleidung den U-Kreuzer-Leuten beim Näherkom men auffiel. Ohne aber erst das Herannahen von ;,U . . ." abzuwarten, ruderten die Boote schleunigst auf die nahe Küste von Spanisch-Westaftika zu, Der U-Kreuzer ging darauf qn den Dampfer heran und schickte das Prisenkommando mit dem Schiffsarzt an Bord, da man an Deck einige Verwundete liegen sah. Wie sich -nun herausstellte, hatte man einen . französischen Truppentransportdampfer niedergekämpft, der senegalesische Tirailleurs an Bord hatte. Der größte Terl von ihnen war nach dem Lande gekommen, ebenso "wie -auch die Dampferbesätzung, einschließlich des französischen Schiffsarztes. Auf dem Dampfer kaf das Prisenkommando nur noch den Kapitän nebst zwei Matrosen und etwa 30 züm größten Teil verwundete farbige französische Soldaten an. Ein Dutzend Soldaten war während des Artilleriegefechtes durch die em- schlagenden Granaten des U-Kreuzers getötet, einige Mann schwer, die meisten leicht verwundet worden. Hilfreich wurden die Verwundeten von dem deutschen Marinearzt verbunden und daun auf zwei zu Wasser gelassene große Flöße gesetzt, - um mitsamt den übrigen noch auf dem Dampfer weilenden Franzosen nach Land entlassen zu werden. ,Dfe Geschütze des Dampfers wurden alsdann abmontiert und auf "den ll- Kreuzer hinübergeschafft, um mit in die Heimat'überführt, zu werden. Als diese Arbeit fertiggestellt war, konnte der Dampfer mit drei Sprengpatronen versenkt werden. Und der Segler? wird man fragen. Der war in der Hitze des- Gefechts nach See zu - davongelaufen, um sich vor den französischen Granaten zu bergen. Leider verbot Lie-bald hereingebrochene Nacht eine Verfolgung und Feststellung. - - Ob der arme Teufel wohl auch gedacht hat: „Irren äst menschlich?"