Volltext Seite (XML)
fest in den Händen, und in der Regel kehrte er von selbst reu mütig unter ihr liebevolles Regiment zurück. Von Liebe. umgeben, ausgefüllt von einer befriedigenden Tätigkeit und dem Bewußtsein, wirklich nützen zu können, hätte sich Evas Leben licht und schön gestalten können. Aber die Schatten wollten nicht weichen. Eine große bleibende Sorge war ihr die Mutter. Nachdem diese eine dreimonatige Ge fängnisstrafe verbüßt, war sie in ihre Wohnung zurückgekehrt. Frau Krusemann hatte sie, west sie es Eva versprochen, wieder bei sich ausgenommen. Anfänglich lebte Charlotte still und zurückgezogen, aber dann fing sie doch nach und nach das alte vergnügungssüchtige Leben wieder an. Wendenburg hatte ihr eine feste Rente von dreihundert Mark monatlich bis an ihr Lebensende ausgesetzt, die. sie in halbmonatlichen- Raten ab heben konnte. So bekam , sie nie mehr als hundertfünfzig - Mark auf einmal in die Hände. Dadurch wolkte-fre'Wenden burg zur Ordnung in ihren Verhältnissen zwingen. Fortsetzung folgt. - ---Gr--- . , kine Wler-kstsMie Von einem guten Kenner Rußlands wird uns geschrieben:- Man hört, der frühere Herrscher aller Reußen wäre ermordet. Noch ist dieses Gerücht nicht bestätigt, aber es scheint nur wenig Hoffnung zu bestehens daß trotz allem der Zar weiter seine Rolle, vielleicht im politischen Lebens spielen wird. Die Entente fördert das Zarentum, sie wird aber einen anderen Zaten aus den. Thron heben, wir aber werden nicht die Hand für den Mann rühren können,, den die große Verantwortung an dem Blutbad der Welt mittrifft. Und doch kann man für diesen Mann viel Entschuldigung finden, ihn entlasten von der großen Anklage, die die Geschichte gegen ihn erhebt. Er regierte ja nicht. Das Zepter besaß er und die eigentliche Macht, indessen andere schwangen das Zepter und andere gebrauchten die überaus große Gewalt, die in die Hände- dieses schwächlichen Mannes gelegt war., Der. Zar war eine durchaus sympathische Persönlichkeit. 'Auch der Feind wird es ihm- lassen können, daß er als Mensch, als Gatte und Vater «in Vorbild schlichter Einfachheit, 'Liebenswürdigkeit und Treue war. Freilich alles in den Grenzen gedacht, dir nun einmal 'für einen Zaren von Rußland bestanden. Sie waren aufgerichtet worden von der Tradition und Nikolaus war zu schwach, einer Gewohnheit zu trotzen. Dazu hat die Erziehung an diesem Mann große Fehler gemacht. In dem düsteren Zarenschloß von Gatschina, das von einem Zaren erbaut worden war, der Mörderhände fürchten mußte, lebte Nikolaus Jahre seiner Jugend. Die Unruhe - seines aus Mörderhand befreiten finsteren, menschenscheuen " Vaters übertrug sich schon von früh an auf 'den schwächlichen Sohn. Und die Erziehung ging sofort falsche Wege. Sie lag in den Händen des später vielgenannten berüchtigten Oher- proküreurs des Heiligen Synods' Porjedonoszew, die in die junge Seele des ehemaligen Kaisers jene Zerworrenheit legte, die im späteren Leben des Zaren ihm Halt und Willen nahm. Plötzlich zur Regierung gelangt, sah er sich in einem Kreise von Männern, die nur an sich dachten und es verstanden, den Zaren so regieren zu lassen, wie sie es wollten. Hinzu kam, daß die große Politik von der Zarin-Mutter betrieben wurde. Dem Zaren drückte man nur die Feder in die Hand, er unterschrieb oft Dinge, die er nicht kannte und die er nie knnen lernte. Sein Land war ihm fremd, sein Voll wurde > ihm verhaßt. Man hatte ihn nach und nach mit jener Angst er füllt, die' ihn vor seinem Schatten erzittern, vor' einem Ge räusch beben ließ. Verrat wußte er um sich, er lebte in der dauernden Vorstellung, daß an den Ecken Bomben, in der Finsternis Kugeln auf ihn warteten und wagte kaum zu essen, da er sich selbstverständlich ebenso vor Gist fürchten mußte. Das Leben dieses Mannes war freudlos. Vielleicht hat er seine erste Freiheit und seine ruhigsten Tage in seiner letzten Gefangenschaft verbracht. Am wohlsten hat sich Zar Nikolaus immer noch in Deutschland gefühlt. Und wenn er oft wieder nach Deutschland wollle^fd mußte er erst seinen Ministern, der Clique, dz« sich eng um ihn scharte, seiner Mutter die Erlaub nis «bringen. Fuhr der Zar durchs Land, so sah ihn kem Bauer, jagte er in seinen Wäldern, so ging rhm zur Seite eine Sicherheitskette von zuverlässigen Beamten, befand er sich in Gesellschaft, so wachten zwanzig zuverlässige Augen darüber, daß eine der Schönen, der er gerade einige freundliche und zerstreute Worte sagte, ihm nicht eine Nadel ins Herz stach. Aß SLSZANZ'S ZT Ls Z 8-K Lit-Z AZ-LS- /Auch davor fürchtete sich Zar Nikolaus. Der Aermste in Deutschland hätte es bereut, wenn er mit diesem Herrscher ' hätte tauschen dürfen. . ' Und do'ch war der Zar dort, wo er sich Kanz sicher wutztr^ ein lieber Mensch. Man erzählt von ihm, daß er sich in Zarskoje Selo ein Zimmer hätte Herrichten lassen, das nur eine Tür befaß mit einem^einzigen Schlüssel. Hier pflegt» er oft in den letzten Jahren zu verweilen. Und doch lebte er in der TWt. . > ' Geräusche, die ihn erschrecken.konnten, mußten ihm fern gehalten werden, und bunte Bilder'an den Wänden gaben ihm das Leben draußen wieder. Hier soll -er sich mit schlichten Bauern unterhalten haben, Kindern freundlich zugenickt, hier soll er viel gesprochen haben. Es war die. Zeit, da sich bei ihm bereits die Vorstellungen so verdichteten, daß seine Um- ' gebung für seinen Geist fürchtete. Aber es ist bewiesen, daß , er sich seines Versprechens den Bauernbildern gegenüber bei seinen Ratgebern entschuldigte. In seinem Forst, rin Eislo- wiczer Urwald«, lief ihm einmal ein schlichter Waldhüter in den Weg. Er fiel vor dem Zaren auf die Knie nieder, dieser hob ihn auf und sprach mit dem Mann, er beschenkt^-ihn und erzählt« ihm, daß er der erste gewesen sei, der es ehrlich mit ihm meint«. Das freilich, daß dieser Waldhüter sofort er griffen und ins Gefängnis gesperrt wurde, erfuhr Zar Niko laus nicht. Wie wir ja wissen, ist das ganze Leben des Zaren ein Leben des Zwanges gewesen. Solange er noch nicht den-. Thron bestiegen hatte, peinigten ihn Vater und. Erzieher und schrieben ihm-Leben, Denken,Handlungen vor; als. er Zar wurde, tat«n es dir Ratgeber. Er mußte sich verloben, wie's bestimmt wurde, mußte heiraten, als es festgesetzt war. Sein krankhaft-störrischer Charakter lehnte sich wiederholt da gegen auf, um aber schließlich nachzugeben. Es wird viel über diesen Zar, diesen höchsten und doch ärmsten aller Menschen, zu erzählen sein. Wir können ihn nur bemitleiden. kin U-strsurer im geleckt mit einem franrMcb. Tluppenllampottaamplel Heiß brannte ^die Tropensonne an einem Januartag« auf den vollkommen spiegelglatten atlantischen Ozean her nieder. Kein Windhauch bewegte die Luft, fast kein Wölkchen. unterbrach das tiefe Blau des Himmels. Doch die Fernsicht ließ zeitweise zu wünschen übrig, denn von der in Sicht befind lichen west afrikanischen Küste zogen strichweise flatternde Nebel schwaden herüber und breitsten für kurze Zeit einen Vorhang vor einen Teil der nassen Bühne. Tagelang kreuzte „kl. . ." in dieser Gegend, aber noch - war ihm in dieser Woche kein Schiff in den Weg gelaufen. Das ewige, unbefriedigende Warten begann bereits langweilig zu werden, als eines Nachmittags gegen 2 Uhr plötzlich der Ausgucksmann durch seinen lauten Ruf „Segler an Steuer bord voraus" Leben in dir gesamte Besatzung brachte. Rich tig, dort geisterten hinter einer vorbeiziehenden Nebelwand die verschwommenen Schattenrisse eines «kleinen Seglers. Es wurde Fahrt ausgenommen und Kurs auf den noch ziemlich weit abstehenden Segler genommen. Kurz darauf erscholl zum zweiten Male der Ruf über das Sichten eines Schiffes. Dieses Mal aber galt er einem Dampfer, der rechts voraus auftauchte. Hinter ihm erhoben sich dir kahlen Berge Westafrikas. Nahe genug herangekommen, eröffnete der U-Krruzer das Feuer und deckte den völlig überraschten Dampfer bald mit Treffern ein. Der Dampfer hatte den flachen, kl-Kreuzer noch nicht bemerkt, sondern glaubte sich von dem in der Nähe mit schlaffer Leinwand treibenden Segler angegriffen. Flink machte der seine Geschütze klar und begann auf den harmlosen Segler heftig zu schießen. Schließlich sah er seinen Irrtum über doch ein und richtete nun sein Geschützfeuer auf „kl . . .", wenn auch ohne Erfolg. Dröhnend hallte das Echo des Geschützdonners über das Meer, hochauf spritzten die Wasscrfontänen von den einschlagenden Granaten. Sehr bald war der Dampfer x- der Ueberzeugung gekommen, daß er diesem Gegner nicht ge wachsen war, und er versuchte deshalb sein Heil in der Flucht. Mit höchster Fahrt lief er davon, gab drahtlose Hikfe- ruse ab, warf Nebelbomben'und beschrieb die tollsten Schlan genlinien, um dem vdryerrenden Feuer zu entgehen. Dann und wann verschwand er für kurze Zeit hinter einer Nebel wand, wurde aber immer mehr an die Küste gedrängt, fo daß er unter der Wirkung des treffsicheren deutschen Feuers endlich