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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 30.06.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191806301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19180630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19180630
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-30
-
Monat
1918-06
-
Jahr
1918
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Zaren erklärt die russische Botschaft in Berlin, soweit amtliche Meldungen vorliegen, das; die Nachrichten über das Hin scheiden Nikolaus II. unbegründet sind. Bielmehr ist von dem Sowjet der Stadt Jekaterinburg ein Bericht eingegangen, demzufolge alle Nachrichten über die Ermordung des entthron ten Kaisers jeder Grundlage entbehren. Dir „Zürcher Mor genzeitung" will aus informierten russischen Kreisen erfahren haben, daß di« Moskauer Rätrregierung jede Verantwortung für die Ermordung des Zaren ablehne, aber die Schuldigen äur Verantwortung ziehen wolle. Vermutlich handelt os sich hier um^ein ebenso leeres. Gerücht, wie anscheinend bei den Meldungen über die Ermordung selber. Die Bolschewisten hoffen auf Eingreifen Deutschlands or Stockholm, 29. 6. Im „Sozialdemokrat" spricht sich ein aus Petersburg zurückgekehrter Mitarbeiter ausfallend offen über die Pläne aus, welche die Verbandsmächte mit dem anscheinend neuen Umwälzungen entgegensteuerndrn Ruhland haben. Der Kernpunkt dieser Pläne ist die Rührung und Vertiefung des Haffe» gegen Deutschland. Als bester Boden hiersür werden die Nervosität und die Gärung bezeichnet, die unter-der Arbeiter schaft wegen der in erschreckendem Umfange zunehmenden Hungersnot herrscht. Ohne Anregung von außen wird sich aber die Gärung bei der verzweifelten Apatbie des russi schen Proletariats nicht zu Taten aufraffen. Das Bolsche- wistentum fühlt sich bedroht und erwartet das Eingreifen der Deutschen zu seinem Gunsten. Geschähe dies, so würde Ruh land der Schauplatz de» Kampfe» zwischen den Verbandsmächten und Deutschen werden. Grobfürst Michael Alerandrowitsch or Die „Nordd. Alla. Ztg." schreibt: Die Stellung des aus der Gefangenschaft zu Perm entflohenen Großfürsten Michael Alerandrowitsch zu den kämpfenden Parteien in Ruhland ist, wie wir erfahren, noch nicht geklärt. Allem Anschein nach hat er es aber abgelehnt, sich bedingungslos als Thronkandidat von den monarchistischen Parteien ausstellen zu lassen. Vielmehr neigt er stark dazu, die Entscheidung über die Staatsform Ruhlands einer Konstituante zu überlasten. Heber diese Parteinahme wird man klar sehen können, sowie sichere Nachrichten über seinen Aufenthaltsort vorliegen. Einstweilen gehen Nachrichten dahin, daß er sich im Lager der Tschechen befindet. Das liehe den Schlug zu, dah er zum Werkzeug der Entente und ihrer russischen Kriegssreunde ge worden sei. » Di« Kadetten hoffen auf Kerenski or Aus Petersburg wird gemeldet: Die Kadettenpartei nahm den Namen Ordnungspartei an und hielt in Moskau unter Teilnahme von 100 Kadetten aus allen Orten eine Ver sammlung ab, in der die Aufrechterhaltung des Ententebünd- nistes beschlosten und die bewaffnete Ententeintervention befür wortet wurde. Vertraulich wurden Mitteilungen über die er folgreiche Tätigkeit Kerenskis gemacht. ver Aellkrieg Deutscher Abendbericht wtb Berlin, 28. Juns, abends. (Amtlich.) Nördlich der Lys und südlich der Aisne kämpfen wir in der Abwehr heftiger Trilangrifse des Feindes. Westen Die drohend« amerikanische Armee w Ein recht nervös klingender Lvoner Funkspruch vom 26. Juni vergleicht Deutschland mit einem Kinde, welches die Augen schließt, um nicht die angeblich von der ameri kanischen Armee drohende Gefahr zu sehen. Frankreich, das mlt seinen letzten Reserven das von deutschen Schlägen schwer getroffene englische Heer bis nach Flandern hinauf unterstützen muhte, um dessen völligen Zu sammenbruch zu verhüten, und infolge des Fehlens dieser Reserven an der Aisne selbst eine schwere Niederlage erlitt, ist auf dem besten Wege, mit offenen Augen ins Verderben zu rennen. Nach dem völligen Mißerfolg der englischen Militärischen Hilfe wird dem Lande eine praktisch unmögliche Wendung der Dinge durch die kriegsungeübten amerikanischen Truppen vorgetäuscht. - Unsere .Erkundungsabteilungen stellten in den letzten Wochen fest, daß die Amerikaner, meist noch wenig aiusge- bjldet, in weit höherem Maße an der vorderen Front einge setzt sind, als es die französische Heeresleitung eigentlich ver antworten könnt«, denn die Kampfkraft ihrer tüchtigen Armee wird durch diese schlecht ausgebildeten Bundesgenossen in einer Weise verschlechtert, die nicht zu ihrem Vorteil gereichen kann. Fast in jeder französischen Division finden wir ameri kanisch; Regimenter eingeschoben. Dort, wo die Truppen der Union in eigenen größeren Verbänden bisher aufgetreten sind, wo also zweifellos nur altgediente Divisionen einge setzt wurden, haben sie sich bisher nur wenig bewährt. Das zeigt« schon ihre vernichtende Schlappe in der Verteidi gung ihrer Linien zwischen Maas und Mosel Mitte dieses Monats und hat sich nun auch nn Angriff erwiesen, im Raum von Chateau-Thierry, wo jetzt seit Tagen amerikanische Regimenter in unserem Abwehrfeuer verbluten. In Amerika wird man bitter enttäuscht werden, wenn man dort erst von der merkwürdigen Verwendung der jungen amerikanischen Truppen hört. Als Kanonenfutter halten sich die Amerikaner schließlich doch zu gut. O , Inzwischen bleibt die Lage an der ganzen Westfront im wesentlichen unverändert. Unsererseits herrscht fast völlige Ruh«, nur unterbrochen durch das dauernde Ge- schützfeuer an den bisherigen Kampffronten, vor allem dort, wo Engländer und Franzosen zu Gegenstößen schreiten. Unter Verzicht auf eigene Unternehmungen größeren Stils be- chränken wir uns zur Zeit auf die siegreiche Abwehr der kindlichen Angriffsvsrsuche, die uns letzten Endes ja auch »urch die «intretende Schwächung der feindlichen Kampfkraft > dem erhofften Schlußerfolg näher bringen. Daneben sind an allen Fronten von Flandern bis zu den Alpen unsere Stoßtrupps eifrig bemüht, den Gegner dort, wo er wähnt, in Ruhe zu sein, aufzuschrecken und durch Einbruch in seine Gräben dauernd Klarheit zu behalten, wie der Feind seine Kräfte verteilt, oder ob er neuerdings Truppenverschiebungcn vornimmt. w Zürich, 29. 6. Aus Paris wird berichtet, die Stel lungen von Amiens und Hazrbrouck seien durch die Verbün deten nach allen Regeln der militärischen Befestigungskunst ausgebaut worden. Die Engländer hätten, unterstützt von Amerikanern, Portugiesen und Belgiern, Tag und Nacht gearbeitet und die Zahl der Gräben verdreifacht und überall Zitadellen mit einem Netz von Stacheldrähten angelegt. Auch die Zahl der Geschütze ist gewaltig erhöht wordeii, ebenso die Zahl der Truppen. (Desto höher wird unsere Beute werden!) ' wl Pari», 28. 6. (Agence Havas.) Während des Flug- zeuaangriffes in der vergangenen Nacht wurden 11 Personen getötet und 14 verwundet. wl Senf. 29.6. Der letzte deutsche Fliegerangriff auf Pari» übertraf an Hesttgkeit all« bisherigen Angriffe. Der Sachschaden soll sehr beträchtlich sein. Die Zahl der Toten und Verwundeten steht noch nicht fest, SölWe GOMOwG vom 23.-30 Juni 1918 Als Schmach galt «s nach den Freiheitskriegen, noch Silberzeug zu besitzen! Al» Schmach wird es nach dem ehrenvollen Frieden gelten, Gold und Goldeswert nicht dem Baterlande geopfert zu haben! Die Goldankaufsstelle befindet sich: bei der Firma Schiebler» Wwe. L Sohn. Freib Str 54. Geöffnet: Wochentags 8—12. 2—5 Uhr. Amerikanerinnen für den Eisenbahndienst in Frankreich wi Zahlreiche Amerikanerinnen sind von der amerika nischen Armeeleitung angeworben worden und reisen demnächst nach Frankreich ab, um im Eignaldienst Verwendung zu finden. Das Flöchtlingselend in Frankreich wi Genf, 29, 6. Die „Humanite" veröffentlicht einen Artikel, der Hilfe und Schutz für die französischen Flüchtlinge fordert, die im Zentrum und Süden Frankreichs ankommen. Sie würden von gewissenlosen Geschäftsleuten schamlos aus genutzt. Alle leerstehenden Wohnungen werden von diesen Geschäftsleuten gemietet und alle Lebensmittel und Kleider oufgekauft, welche sie dann zu unerschwinglichen Preisen an die armen Flüchtlinge Weiterverkäufen. Di« ZeitungenIordern die Regierung auf, dieser Niedertracht ein Ende zu bereiten und besser für die Flüchtlinge zu sorgen. — § § Ereignisse zrir See ' 21000 Tonne» s Berlin, 28. 6. (Amtlich.) Im Sperrgebiet des west» ljchrn Mittelmseres versenkten unser« U-Boot« 4 Dampfrr und 1 Segler von rund 21000 Brt. Seegefecht s (Amtlich) Berlin, 28. 6. Am 27. Juni vormittags griff eine unserer Marinejagdketten unter Führung des Leutnant» d. N. Osterkamp querab der flandrischen Küste ein stark von Einsitzern gesichertes feindliches Bombengeschwader an. Im Laufe des Kampfes, in den alle feindlichen Flugzeuge, ungefähr 20, einariffen, gelang es unserer Kette, die nur aus 4 Flugzeu gen bestand, 4 feindliche Flugzeuge abzuschießen. Leutnant Osterkamp errang feinen 15. Luttsieg. Flugmaat Zeusea war an dem Erfolg mit 2 Abschüssen beteiligt. Am Abend des 27. Juni gerieten Teile unserer Torpedo bootstreitkräfte Flandern auf einer Patrouillenfahrt vor Ostende in ein Gefecht mit englischen Zerstörern unter Führung eines Zerstöre,führerschiffes. Nach einem etwa halbstündigen Gefecht zogen sich die feindlichen Zerstörer mit hoher Fahrt zurück, in dem sie sich durch Einnebeln der Sicht entzogen. Es wurden Treffer aus dem Führerschiff und einem der feindlichen Zerstörer beobachtet. Unsere eigenen Boote sind ohne Verluste und Be schädigungen eingelaufen. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Die Vorgänge bei der ehemalig«» russischen Schwarzmeerflotte s 'Der in Litauisch-Brest zwischen Rußland und den Verbündeten abgeschlossene Friedensvertrag sieht in Artikel 5 vor, daß die russischen Kriegsschiffe entweder in russische Häfen gebracht und dort bis zum allgemeinen Friedensschluß bleiben oder, falls sie russische Häfen nicht erreichen können, in fremden Häfen entwaffnet und unbeweglich gemacht werden müssen. Einzelne Teile der Schwarzmeerflotte setzten sich über diese Bestimmung hinweg und kreuzten auch nach dem Friedensschlutz weiter im Schwarzen Meer und im .Asowschen Meer. Nach und nach nahmen sie sogar eine feindselige Haltung gegen die verbündeten Streitkräfte an und zwangen dadurch diese mehrfach zu bewaffnetem Einschreiten. Im Verlaufe des Frühjahrs wurde es immer klarer, daß der Einfluß der Moskauer Regierung auf einzelne Teile der Schwarzmeerflotte gleich Null war und daß diese Flottcnteile vielmehr selbst ständig den Krieg fortsetzende Freischaren auf dem Wasser darstellten, die man auch mit dem Ausdruck Piraten bezeichnen konnte. Erst mit der Besetzung der Halbinsel Krim und des Kriegshascns Sebastopol wurde Ende April der größte Teil der ehemaligen russischen Schwarzmeerflötte an weiteren Ver stößen gegen den Brester Frieden verhindert. Die wichtigsten und neuesten Einheiten der ehemaligen russischen Schwarzmeer- ftotte hatten sich jedoch entgegen der im Brester Frieden ver einbarten Regel nach Novorossick begeben und verweigerten die Rückkehr nach ihren Ausgangshäfen. Für die verworrenen Verhältnisse an Bord dieser Schiffe ist bezeichnend, daß sie in wenigen Tagen mehrfach die Staatszugehürigkeit wechselten und die rote Bolschewitiflagge, die rotgoldene Flagge der neu gegründeten russischen Republik, dann die blaugelbe ukrainische Flagge und neuerdings wieder di» weißblaue Andreasflagge des russischen Kaiserreiches setzten. Neben den Besatzungen bevölkerten auch Frauen, Kinder und Zivilisten diese Kriegs schiffe. Nach den Erzählungen russischer Seeoffiziere und Matrosen, die sich diesen unklaren Verhältnissen durch Ab reise entzogen, müssen unter den Besatzungen dieser Schiffe weitgehende Meinungsverschiedenheiten geherrscht haben. Im Verlaufe dieser Streitigkeiten ist Ende Ium das Großkampf- schiff „Svobotnaja Rossija", früher „Jekaterina II." genannt, durch einen Torpedoschuß des russischen Torpedobootszer störers „Kertsch" versenkt worden. Auch einige Torpedo- bootszerstörer fielen diesem Kampf zum Opfer und find/ nach Angabe der erwähnten russischen Offiziere an der Ost- küste des Schwarzen Meeres versenkt oder auf den Strand ge setzt worden. Das Großkampfschifs „Wolja", früher „Im perator Alexander III." genannt, sowie mehrere moderne Torpedobootszerstörer kehrten am 19. Juni nach Sebastopol zurück, wo sich nunmehr die gesamte für Kriegszwecke noch brauchbare ehemalige russische Schwarzmeerflotte unter deut scher Kontrolle befindet. , i i_, i ._I^ . —— i IlLkl Italien > i M«n, 28. Juni. Amtlich wird gemeldet: In Judioarien, lm Arco-Becken und im Etschtal richtet« der Italiener sein wirkungsloses Störungsfcuer bis weit hinter unsere Linien. Im Presena-Raum scheiterten mehrere feindliche Erkun dungsversuche an der Wachsamkeit-unserer Besatzungstruppcn. An der venezianischen Gebirgsfront stand der am 26. heldenmütig behauptete Col del Rosso, der westlich davon gelegene Monte di Val Bella sowie der Raum westlich Asiago unter starkem anhaltenden Artillerie -und Minenfeuer. Ein unter Ausnutzung.dieses Feuers südlich Lanove angesetzter sein- licher Vorstoß wurde durch Abteilungen des Infanterie-Regi ments Nr. 74 blutig abgewiesen. An der Piave-Front wurde ein neuerlicher Uebergangs- versuck der Italiener bei Fossalta vereitelt. Die Piave führt anhaftend Hochwasser. s > Dir Tyrs Gtmralstabt». Klei«« polttikcb« Nacbricbteu Hughe» über Kühlmann vd Der australische Minister Hughe» hat in der Handels kammer zu London eine Rede geholten, worin er u. a. sagte: Die deutschen militärischen Leiter wissen, dah sie innerhalb drei bi» vier Monaten eine Entscheidung herbetführen oder den hoff nungslosen Kampf fortsetzen müssen. E» wäre dumm, die Ge- Zahr zu unterschätzen: allerdings seien Anzeichen dafür vorhanden, daß die Unruhe beim Feinde zunebme. Kühlmanns Rede be weise, dah die jüngste Friedensoffensive unfruchtbar blieb. Der Grund in der Veränderung de» Tones liege in der Tatlache, dah die Kraftanstrengung der Amerikaner die Deutschen über raschte. , Die Salzburger Verhandlungen pd Voraussichtlich am 8. Juli werden in Salzburg die Ver- , Handlungen über den Ausbau des Bündnisses zwischen Oester- reich-Ungarn und Deutschland fortgesetzt werden. Etwa 60 österreichisch-ungarische und deutsche Staatsmänner dürsten an den Beratungen teilnehmen, darunter Vizekanzler v. Payer, t Staatssekretär v. Kühlmann, Minister de» Aeußeren Graf Bu rian, Sektionsckef Dr. Gratz und die Handelsminister Freiherr s v. Wieser und Szterenyt. Die Verpflegung der Gäste hat Ün- ' garn übernommen. s Die Schleifung der Alandsbekestigung pf Stockholm, 29. 6. Nachdem zwilchen der schwedischen, sinnlichen und der deutschen Regierung Einigkeit über die Schlei fung der Alandsbefesttgungen, sowie die unmittelbare Ausnahme von Verhandlungen zum Abschluß eines llebereinkommens über die Durchführung dieser Schleifung erreicht ist, sollen die Aland- Verhandlungen m Stockholm stattfinden. j Seidler bleibt . pö Wien, 29. 6. Die „Wiener Ztg." bringt nachstehendes Allerhöchstes Handschreiben: Lieber Dr. Ritter von Seidler! Wiewohl der in meinem Handschreiben vom 23. Juni l. I». vorbehaltene Versuch, die Schwierigkeiten zu überbrücken, welche mein österreichisches Ministerium zu seiner Demission veranlaßt haben, bisher noch nicht zu dem gewünschten Erfolge geführt hat, finde ich mich dennoch bestimmt, die Demission nicht anzu nehmen, und hat das Ministerium demnach weiter im Amte zu verbleiben. Da es andererseits mein fester Wille ist, keine Unterbrechuna in der parlamentarischen Regierungsform ein treten zu lassen, finde ich mich bestimmt, den Reichsrat zur Wiederaufnahme seitter Tätigkeit für den 16. Juli d. Ist einzu berufen. Karl w. p. Seidler, Eckartsau, 28. Juni 1918.- Churchill redet vom Endsieg pe Im Londoner Rathaus wurde der erste Jahrestag des Eintritts Griechenland» in den Weltkrieg gefeiert. Churchill hielt hierbei eine Rede und sagte u. a.: Rußland sei nickt tot, Rußland werde niemals sterben: Amerikas Manner strömten zu Hunderttausenden nach Frankreich, Italien habe erst kürzlich einen entscheidenden Sieg über den Rest der militärische Kraft Oesterreichs errungen. Es sei den deutschen Staatsmännern Kühlmann und Hertling nicht gelungen, ihre Besorgnisse zu verbergen. Trotz ihrer militärischen Erfolge seien die Deutschen sehr niedergeschlagen, während die Entente trotz ihrer Enttäu schungen mehr denn je entschloßen lei, bis zum Ende auszu halten. Lburchill schloß, daß der Endsieg unser sein werde. Die Londoner Arbetterkonferenz pe London, 27.6. Nach einer Reutermeldung wies in seiner Ansprache an die Arbeiterkonferenz Kerenski darauf hin, daß Rußland drei Jahre lang eine längere Front als die Fronten aller anderen Verbündeten gehalten habe, und daß Rußland noch jetzt aus tausend Wunden blute. Die ruffischen Arbeiter und zugleich die anderen Klaffen protestierten gegen die Tyran- nei, die wieder über Rußland herrsche. In Moskau hätten die Arbeiter kürzlich eine Entschließung angenommen, in welcher die Beseitigung dieser Tyrannei und die Wiederherstellung demo- kratticker Einricktungen gefordert werde. Hierauf sprachen Al bert Thomas, Emil Vandervelde und Branting. Letzterer äu ßerte, es sei ein großer Fehler, daß man Trölstras Kommen ver hindert habe. Lösung der polnischen Frage noch in diesem Jahre pp Der polnische Ministerpräsident Steokowski hat im Staats rat namens der Regierung die Erklärung abgegeben, daß die Uebergabe der politischen und der Finanzoerwaltung noch im Laufe dieses Jahres erfolgen könne. Die Voraussetzung sei der Abschluß eines Bündnisses mit den Mittelmächten. Der Reichs kanzler habe ihn versichert, daß die endgültige Lösung nicht er folgen werde ohne Verständigung mit den eigentlichen Organen der polnischen Nation. Der Staatsrat war zum Teil längst nicht so optimistisch wie der Ministerpräsident. Man nahm schließlich mit 52 gegen 36 Stimmen folgende Formel an: Der Staatsrat nimmt nach Anhörung der Regierungserklärung diese zur Kenntnis und geht zur Tagesordnung über. Eine bemerkenswerte Kundgebung in Kopenhagen pn Kopenhagen, 29.6. Im dänischen Reichstag fand eine bemerkenswerte Kundgebung statt. Dje Ministerpräsidenten und Minister des Aeußern von Schweden und Norwegen wohnten in der Diplomatenloge den Verhandlungen de» Folketings bei. Kurz nach Beginn der Sitzung richtete der Präsident, während sich sämtliche Abgeordnete erheben, eine Begrüßungsansprache an die Gäste. Er sagte: Ich bin sicher, dah ich im Namen oller svveche, wenn ich Ihnen ein „Herzliches Willkommen!" entbiete. Wir wißen, daß, wenn Sie sich jetzt hier aufhalten, Sie da» tun, um die nordische Zusammenarbeit weiterzufördern: wenn diese Zusammenarbeit immer inniger geworden ist, so ist das ein Be weis für die Brüderschaft, die die nordischen Länder verknüpft. Ein vom Vorsitzenden ausgebracktes Hoch auf die Nordischen Reiche wurde von der Versammlung vielmals wiederholt. Ein Anerbieten der Ukraine über Beßarabfen pu Laut Privatmeldungen der „Gazetta Bucurestilor" hat die Ukraine eine neue Note an die rumänische Regierung in der Angelegenheit Beßarabiens gerichtet. Die Ukraine wieder holt die in der ersten Note ausgestellten Behauptunaen, daß die Union Beßarabien» mit Rumänien nicht dem Wunsche der Mehrheit der beßarabischen Bevölkerung entspricht und fügt hinzu, die Ukraine sei bereit, int Falle einer Rückgängigmachung dieser Union und einer Anlehnung Deßarabiens an die Ukraine Beßarabien volle Autonomie zu gewähren. Das Blatt bespricht diese« sonderbare Anerbieten der Ukraine und betont, daß m der letzten Zeit die ukrainische Negierung zahlreich« Agenten nach Beßarabien aesckickt hat, um die b-ßaraoischc Bevölkerung gegen die rumänische Regierung aufzuwregeln. In einem der letzten rumänischen Ministerrate wurde der rumänische Außenminister Arion beauftragt, gegen diese provokatorische Politik der ukrai nischen Regierung zu protestieren. K« bei»« ima 0steri«ia l FrMkenberg, den 29. Juni 1918. se Da« Ehrengeläut« am Sonntag mittags von 12 Uhr ab gilt dem fürs Vaterland gefallenen Helden Bruno Neuktrckne'r von hier, dessen kirchliche Gedächtnisfeier im Hauptgottesdienste ftattfindet. f" Ein« Motette findet kommenden Mittwoch, den 3. Juli, in der Stadtkirchr statt. Lob der Musik ist der Gedanke^ der Herrn Kirchenmusikdirektor Schröpfer bei der Zusammen stellung der Vortragsordnung geleitet hat. Letztere weist neben Orgelsätzen, gemischte Chöre, eine Hymne für zweistimmigen Kinderchor und Lieder für Bariton auf. Als Solist ist Herr Lehrer W. Krauße in N«ustädtel, Sohn des Herm Seiler meister Richard Krauße hier, gewonnen worden. Sicherlich wird auch die bevorstehende Motette wieder lebhaftem In teresse begegnen. -f* vom PoftMt, Herr Oberpostassistent Weber vom
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