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— 276 — trieb sie wie Vieh auf sumpfige Wiesen, wo sie zwei Tage und Nächte im kalten Regen stehen mutzten, ohne ein Plätzchen zum Schlaf zu finden, ohne Wasser und Nahrung. Zwei dxr Unglücklichen starben in der Marter. Die übrigen wurden, als sie recht verhungert und herabgekommen aussahen, von einem Kinophotographen ausgenommen, damit die Pariser sehen sollten, „datz die Deutschen nichts mehr zu fressen hätten". Dies sind nur Stichproben aus der Fülle unmenschlicher Grausamkeiten, die man in Frankreich unseren Brüdern ange tan hat. Deutschland denkt zu hoch, um sich an den französi schen Gefangenen zu rächen. Wir behandeln sie, wie es sich nach dem Völkerrecht und der christlichen Religion geziemt. Aber datz am Tage des Friedensschlusses Vergeltung, geübt wird, datz die Franzosen dann für jede ihnen nachgewiefene Greueltat gegenüber einem deutschen Gefangenen unbarmher zig bützen müssen, das scheint uns eine selbstverständliche For derung der Gerechtigkeit. Hoffentlich sammelt unsere Regie rung alles Material und wahrt, kommt der Tag der Sühne, eisern entschlossen das von feigen Frevlern so unerhört schwer verletzte Menschheitsrecht. ---Gr-- ver ksmpkgegen die SemUelcdSdlinge ist eifrig aufzunehmen, soll ein Erfolg erreicht werden. Namentlich aus den Kohlweißling hat man beizeiten Obacht zu geben. Die Schmetterlinge sind wegzufangen und ihr Auftreten mutz Veranlassung geben, die Unterseite der Blätter aller Kohlgewächse nach Eierhäufchen abzusuchen und diese zu zerdrücken. Von verschiedenen Seiten wird angeraten, einig« Hanfkörner hier und da zwischen den Kohlpflanzungen auszusäen, da dieselben durch ihren eigenartigen Geruch die Kohlweitzlingsfalter vertreiben und von der Eiablage auf den Kohlbeeten abhalten sollen. Tabak- und Tomatenpflanzen sollen übrigens die gleiche Eigenschaft besitzen. Ein Versuch ist jedenfalls nicht von Nachteil. Aufmerksamkeit verdient auch die Saateule, auch Erdraupe genannt. Die Raupe dieser Schädlinge frißt an den Wurzeln der Gemüsepflanzen. Da sie außer den Ge müsen auch die Knollen der Kartoffeln aufsucht, so kann durch sie großer Schaden angerichtet werden. Man findet das miß farben« fettglänzende Tier über Tag beim flachen Hacken "der Erdoberfläche zusammengeröllt unter Erdschollen, an Pflanzen- reften und Steinen. Außerdem sind unter dem Namen Ge- müseeulen noch eine Reihe schlimmer Gesellen zu nennen, nämlich die Salateule und die Kohleule. Die Schmetterlinge fliegen in der Nacht, die Raupe ist nackt und verpuppt sich in der Erd«. Sie treten bis zum September auf, Erstere bräunlich gefärbt vom Juni, letztere hell bis dunkelgrün, erst vom Juli an. Durch den Kot verraten sie ihre Anwesenheit. Recht zeitiges Auslesen ist auch hier das beste Mittel. Unliebsame Besucher find auch die Blattläuse, die ge rade in diesem Jahre infolge des vorzeitigen warmen und trocknen Wetters stark auftreten. Die Anzahl ihrer Arten ist sehr groß, viele Pflanzenarten haben ihre besondere Blatt laus. Genannt seien nur Erbsen-Blattlaus, Kohl-Blattlaus, Rüben- und Bohnen-Blattlaus. Die Bekämpfung mutz früh zeitig beginnen, ehe sich große Anhäufungen gebildet haben. Wo man beikommen kann, zermürbt man die Läuse, sonst spritzt man mit einer Quasiaabkochung aus 1 Psd. Quasiaholz (in der Apotheke oder Drogerie erhältlich) in 5 Liter Wasser. Die tüchtig gekochte Brühe wird mit 10 Liter Wasser verdünnt und in möglichst feiner Verteilung verspritzt. Wo Blattläuse sind, finden sich meist auch die Earten- ameisen ein, die von deren süßlicher Ausscheidung leben. Man muß die Nester der Ameisen- ausstöbern und mit kochendem Wasser begießen. Ferner tritt der Falter des Erbsenwicklers, von denen es verschiedene Abarten gibt, jetzt aus und legt seine Eier meist an die ganz jungen Schoten. Die Räupchen bohren sich durch die Hülsen, ohne datz «in« sichtbare Wunde zurück- bleibt. Bei der Erüngewinnung der Schoten müssen Älle Raupen, manchmal auch „Erbsenwurm" genannt rernichtet und die Schalen nicht achtlos fortgeworfen werden. Bei Erbsen, die zum Ausreisen kommen sollen, müssen die Schoten, welche sich als noireif kenntlich machen, entfsrnl und verbraucht werden. Auch verschiedene Fliegenarten treiben ihr Unwesen. Auf den Zwiebelbeeten tritt die graue Zwiebelfliege oft in großen Mengen auf. Die befallenen Pflanzen müssen ausge zogen und verbrannt werden. Wo die Selleriefliege sich bemerkbar macht, ist tiefes Umgraben des Landes und Wechsel mit den Beeten notwendig; auch hier hilft nur Vernichtung der hsimgesuchten Pflanzen. Zweimal im Jahre tritt die Möhrensliege auf. Die Ursache ist zumeist frisch gedüngtes Land, welches überhaupt für den Möhren anbau zu meiden ist. Sehr gefürchtet ist auch die Larve des S chn el lkäfe r s, der Drahtwurm, die mehrere Jahre im Boden lebt. Fleißige Vodenlockerung und-dabei Auslesen der Würmer, so wie Kalken des Bodens, ist zweckmäßig. Mit der Kohlhernie, der bekannten Wurzelkrankheit, wer den häufig di« gallenartigen Gebilde, welche.der Kohlgal lenrüßler, ein Käfer, der seine Eier in die Stengel der jungen Pflanzen ablegt, verwechselt. Alle befallenen Strünke müssen sorgfältig gesammelt und verbrannt werden, da dir Larven im Oktober and November die gallenartigen An- schweifungen an den Pflanzen verlassen und im Erdboden überwintern. Ein« gefräßige Gesellschaft sind die Erdflöhe, wovon es ebenfalls «ine ganze Reihe von Arten gibt. Sie legen ihre Eier an jungen Gemüsepflanzen ab und ihre Larven leben nicht nur auf, sondern auch in den Blättern. Bekämpft werden diese Plagegeister, die oft ganze Aussaaten vernichten, durch beständiges Feuchthalten der Beete, da sie sich nur bei Tockenheit und Sonne wohl befinden. Die Wirkung soll sich erhöhen, wenn dem Gietzwasser etwa 1 Eßlöffel voll Karbol säure oder Obstbaumkarbolineum auf die Gießkanne zage- setzt wird. Das öfter angeratene Ueberstreuen der taufeuchten Pflänzlinge mit Holzasche, Ruß, Tabakstaub usw. kann diesen selbst mehr schaden als dem Ungeziefer. Zweckdienlicher ist, die Beete vor Mittagssonne geschützt anzulegen. Schließlich wird als einfaches Mittel angeraten, Kresse oder Radieschen zwischen die Kohlarten auszusäen, weil die Erdflöhe dafür eine besonders Vorliebe haben und durch diese angezogen werden; inzwischen gewinnen dann die Kohlpflanzen Zeit zum Erstarken und im vorgeschrittenen Zustande werden sie dann weniger heimgesucht, als die ganz jungen Pflanzen. Empfindlichen Schaden machen auch die Schnecken. Man vernichtet sie durch Bestreuen der Erde mit Aetzkalk bei trockenem Wetter, was man innerhalb 1/2 Stunde wiederholt. i Während sich die Schnecken das erste Mal durch ein« Ausschei- ; düng gegen die Wirkung des Kalkes schützen können, vermögen ! sie dies bei der Wiederholung nicht mehr und müssen zu j Grund« gehen. Saatbeete werden auch mit Gerstenspreu be- i deckt, aus der die Schnecken sich nicht fortbewegen können und ! zu Grunde gehen müssen. Auch aufgestreuter trockener Sand kann bei anhaltend trockener Witterung dieselben Dienste leisten. Erheblichen Schaden verursacht auch der Tau send fuß. Man sängt ihn durch Köter in Form ausgehöhlter Kartoffel- oder Möhrenstücke, auch'durch schon angefressene Erdbeeren. An diesen wird er am frühen Morgen in großen Mengen i gesammelt. Damit ist aber die Zahl der tierischen Feinde der Ge- ! müsepflanzen noch keineswegs erschöpft; nur die am häufigsten ! oustretenden konnten hier Erwähnung finden. Weitere findet 's man in dem Flugblatt Nr. 10 der Deutschen Landwirtschafts gesellschaft „Die Schädlinge des Gemüsebaues" verzeichnet, welches die Geschäftsstelle, soweit der Vorrat reicht, stuf Wunsch unentgeltlich abgibt. Vermischtes ' Ein mannhaftes Mädchen in feldgrauer Uniform wurde in Köln in Schutzhaft genommen. Es stammt aus Rothen burg ob der Tauber und soll in f ine H^.ral auf dem Zwangs- wege zurückgeliefert werden, denn es zeigt kein« Lust, fteiwillig diesen Weg zu gehen. Die fesche Fränkin war wohluniformi«rt heimlich mit nach Frankreich ausgerückt, um gegen den Erb feind zu streiten. Die Soldaten wußten um des kriegstollen Mädchens Fahrt; als aber die Militärverwaltung die Tat sache entdeckte, war's für die Jungfrau mit der Lust, Soldat zu sein, zu Ende. Die streitbare Maid will aber recht bald wieder „ausrücken"! * Der Flirgerleutnant Buckler aus Mombach bei Mainz ist zur Ausheilung einer Schußwunde nach einem Lazarett in Lindau gebracht worden. Leutnant Buckler, der bereits 33 Luftsiege errungen hat und mit dem Orden Pour le Merit« ausgezeichnet wurde, ist Dachdecker von Berus. Srrmü^ortlicher A-dsL-ur: Ernst Roßberg in Franlenberg i.S. — Druck und Verlag von C. <8. Roßberg in Fraickenberg i. S