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Frankenberger Tageblatt Anzeiger Bezirks Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschast Flöha, das König!. Amtsgericht und den Stadtrat zn Frankenberg 8 Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. ln Frankenberg l. Sa. — Druck und Verlag von T.«. Roßberg in Frankenberg l. S«- Sonnabend, den 22. Juni 1V18 77. Jahrgang 143 auszubringen. Im .übrigen sollte man eigentlich unseres Er- ! Ukraine werden restlos Oesterreich überlassen und auch die achtens nicht gleich nach dem ersten Friedensschlutz — noch j für die Westfront bestimmten Sendungen habe ich im April, Mm und Juni, trotz eigener schwerer Ernährungslage, zur S S s r S- 02 S» eo v 2 k-r Z' S" Z: N Z S 3 Ä L 2 3 bl v l z 3 § -r 3 dazu mit dem Feinde, der eigentlich im Kriege die schofelste Rolle gespielt hat und dessen verhältnismäßige Unerheblichkeit jetzt sogar parlamentsaktenmäßig im Lande selbst srstgestellt - -- - 3 Z veltekreicb; Not GeneralquartirrMistrr Ludendorff an Dr. WeiWrchner ön Der Bürgermeister von Wien hatte sich in einem Telegramm u. a. auch an General Ludendorff gewandt und um Hilfe für die notleidende Wiener Bevölkerung gebeten. Aus der Antwort Ludendorffs geht hervor, das) alle in Wien erhobenen Vorwürfe über die Verteilung des im Osten aufgebrachten Getreides vollkommen hinfällig sind. General Ludendorff antwortete: Besten Dank für den Ausdruck Ihrer treuen Gesinmmg. Bon Herzen gern würde ich der Bevölkerung Wiens in ihren schweren wirtschaftlichen Nöten helfen, aber mehr, als von deutscher Seite getan wird, ist leider nicht mehr möglich. Alle Getreideeinfuhren aus Rumänien, Beßarabien und der Berkaus von Quark Sonnabend, den 22. d. M., an die Bewohner des 2. Brotkartenbezirkes Nr. 1 bis 500 bei Schaarschmidt, Holler, Jahn; an die Bewohner des 4. Brotkartenbezlrkes Nr. 42S bis 1V5V bei Fiedler und Leiteritz gegen 2. Abschnitt für Juni der Landcssperrkarte. Die Ausweiskarte ist vorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 21. Juni 1918. Berkaus vo« Kirschen bei Kluge, Gläser, Tittel und Böttcher Sonnabend, den 22. d. M., an die Bewohner de« 4. Brotkartenbezirkes Nr. 42S bis 750 gegen Lebensmittelmarie Nr. 126 je Vs Pfund. — Flelschauswels ist vorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 21. Juni 1918. Einen schweren Verlust hat der unterzeichnete Stadtrat erlitten. Nach langem Leiden, dessen ungeachtet er bis an dar äußerste Ende seiner Kräfte seine amtlichen Pflichte» streng erfüllte, ist uns Herr Stadthau-tkassterer Karl Kuntzsch durch den Tod entrissen worden, viel zu früh für uns. Ein Beamter voll lauterer Gesinnung und gediegenen, geraden, offenen Wesens, der mit seiner ganzen Seele seinem Amte zu- gewendet war, das er vorbildlich und must^giltig, gewissenhaft, umsichtig und geschickt verwaltete, der nie versagte, wohin sein Wirken ihn auch führte, der bei der peinlichsten Erfüllung auch der kleinsten Aufgaben doch nie den Blick für das Ganze verlor, ist mit ihm von uns gegangen, auch er ein Opfer des lebenzerstörenden Krieges. Eine, im Hinblick auf die jetzige arbeitsschwere Zeit besonders fühlbare, Lücke ist in unsere Beamtenschaft gerissen. Wir werden des getreuen Verwalters unseres Kastenwesens nie vergessen. Er ruhe aus von drückender Arbeitslast und quälendem Leiden. Frankenberg, den 20. Juni 1918. , Der Stadtrat. Dr. Irmer. Vie Mbeit Ser Meere So well auch bi« Ansichten über Lie zu erstrebenden Kriegsziele auseinandergehen, über eins sind alle einig — die Freiheit der Meere mutz endgültig sichergestellt werden. Aber was heitzt das? Auf englischer Seite wird behauptet, das sei längst der Fall. Haben wir nicht ein internationales Seerecht, das allerdings noch einige Lücken aufweist, Lücken, die nur wegen Les Einspruchs Englands noch nicht geschlossen sind. So hatte England abgelehnt, auf das Recht, neutrale Schiffe auf höher See nach Bannware zu untersuchen, zu ver zichten. 'Wir entsinnen uns noch, als 1900 unsere großen Dampfer an der ostafrikanischen Küste sich mutzten untersuchen lassen und die Engländer am liebsten Kriegsmaterial, das für unsere Kolonien bestimmt war, beschlagnahmt hätten. Man baute in Deutschland Schiffe, um nicht jeder Willkür aus gesetzt zu fein. Die Erfahrungen des Krieges haben gezeigt, datz 'Kriegsschiffe ohne feste Stützpunkte im Ausland dem Untergang« geweiht sind. England hat zielbewutzt alle Meere mit einem Netz solcher Stützpunkte überzogen. Wer kann sie alle aufzählen: Gibraltar, Malta, Perim, Sokotra, Singapore, Jamaica, Bermuda sind etwa die wichtigsten. Hier finden die englischen Flotten ihren festen Rückhalt. Und bricht ein Krieg aus, so wird gewissermaßen der Belagerungszustand über alle Meere verhängt und jeder Verkehr auf den angeblich freien Meeren ist auf den guten Willen der Engländer angewiesen. Was es mit diesem guten Willen aus sich hat, davon wissen die Neutralen ein Lied zu fingen. Cie müssen sich Kontrollen ihres Handels gefallen lassen, die noch vor kurzem unglaub lich erschienen wären, müssen ihre eigen« Handelsflotte den Briten zur Verfügung stellen, um nur nicht ganz von der Handelssperre erdrosselt zu werden. Das von den Engländern anerkannte Seerecht verwarf allerdings derartige Uebergriffe gegen die Neutralen, aber wie Lord Fisher sagt: „Im Kriege gilt kein Völkerrecht". England hat die Macht, die Freiheit der Meere stets so zu handhaben, wie es seinem. Bedürfnis entspricht, mag sonst zugrunde gehen, wer will! Darf das so bleiben? Unser Reichskanzler Gras Hertling hat wiederholt ausgesprochen, datz wir alle unsere Faust pfänder, selbst die flandrische Küste, gern herausgeben würden, wenn England seine Zwingburgen aufgibt, also Gibraltar an Spanien, Malta an Italien usw., natürlich entfestigt, ab tritt. Andere haben Beschränkung aller Kriegsflotten aus die Küstenverteidigung verlangt, eine Anzahl schneller Kreuzer würde genügen, um ein Wiederaufleben der Seeräuberei zu verhindern, die selbst an den Küsten Europas vor hundert Jahren noch blühte, als z. B. der Senat von Hamburg dem Sultan von Marokko eine hohe Summe zahlte, damit er die hamburgische Flotte schonte. Ein schönes Kriegsziel — aber England verlacht es. Im Gegenteil, der Krieg bjetet ihm Gelegenheit, die Zahl der Stützpunkte noch zu vermehren. Jmbros gegenüber den Dardanellen, Alexandrowsk am Eismeer sind fest >n seiner Hand uiid schon streckt es die Hände nach Island aus, dann erst ist die Versiegelung der Nordsee bequem durchzusühren. Nur der Gewalt wird es weichen, nur der Niederlage im schweren Kampf. Wir müssen weiterkämpfen. Vie alte Micdelel Die „Magdeburgischr Zeitung" schreibt zur Berichterstat tung über die Thronrede für Rumänien: „Man wird uns gestatten müssen, gegenüber der Aufrichtigkeit" der Rumänen, die der WTB.-Bsrichterstatter bei den Worten von der „Wiederauf-ahme Ler früheren Freundschaft" konstatieren zu müssen glaubt, bis auf weiteres «ine sehr erhebliche Skepsis Verfügung gestellt. Jetzt sind aber derartige Reserven nicht mehr vorhanden und ich bin außerstande, weitere Aushilfen zu feisten. Hoffentlich wird es meinen Bemühungen ge lingen, die Ausfuhren aus Betzarabien und der Ukraine zu steigern, daß bald wieder größere Mengen Oesterreich zu gehen können. ön Wien, 21. 6. Am Sonnabend findet ein Ministerrat statt, der darüber entscheiden soll, ob der Reichsrat zu einer Tagung einberufen werden soll, oder ob das Kabinett seinen Rücktritt bekanntgibt. Dieses würde allerdings, wie man annimmt, nicht angenommen werden. Es dürfte vielmehr zu einer Um bildung des Kabinetts kommen. ön Wien, 21. 6. Die „Arbeiterztg." schreibt, daß Deutsch land auf die 300 Waggons Frühkartoffeln verzichtet, die aus Ungarn geliefert werden sollen, sodaß Oesterreich 600 Waggons Frühkartoffeln aus Ungarn erhält. veiulcber lleicbrtag Der Reichstag hatte am Donnerstag seine Sitzungen wieder ausgenommen In kurzer Sitzung wurden einige Bitt schriften erledigt. So wurde eine Eingabe der Gesellschaft für soziale Reform der Negierung als Material überwiesen. Sie fordert dis Besserstellung der Prioataugestelkten und die allgemeine Gewährung von Teuerungszulagen. Der Abgeord nete Sachse (Soz.) trat in der Debatte dafür ein, -daß nur solche Firmen'Staatsaufträge erhalten sollten, die eine angemessene Besoldung ihrer Arbeiter und Angestellten ge währleisten. c D-r Arbeitsplan des Reichstages wurde im Aeltestenausschuß festgestellt. Am Freitag wird der Friedensvertrag mit Rumänien beraten. Dazu spricht Staatssekretär Kühlmann. Am Sonnabenvd wird über die Kriegsbeschädigtenfürsorge verhandelt. Am Montag beginnt dann die mehrtägige Debatte über die politische Lage, an der der Reichskanzler teilnimmt. ToäemMrmg Wegrverlcbsllener Nach ster Bundesratsverordnung vom 8. April 1916 kann ein verschollener Kriegsteilnehmer schon dann für tot erklärt werden, wenn von seinem Leben ein Jahr lang keine Nachricht eingegangen ist, während nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch drei Jahre nach Beendigung des Krieges ver strichen sein müssen. Nach Ablauf der Frist stellt dann, wenn es sich um Beamte handelt, der Staat regelmäßig die Ge haltszulagen ein und zahlt nur noch Witwengeld. Die Gerichte rechtfertigen dies unter Zustimmung des Reichsgerichts (Urteil vom 4. 6. 18) damit, daß in dem jetzigen Kriege in zahl losen Fällen sich nie oder erst nach langen Jahren feststellen lasse, ob ein Kriegsteilnehmer noch lebt oder längst tot ist, und datz deshalb Anordnungen dahin getroffen werden müssen, datz der Vermihte nicht unbegrenzte Zeit als lebend angesehen werde. Meist suchen die Hinterbliebenen die Todeserklärung da durch aufzuhalten, datz sie Umstände anführen, auf die sich die Vermutung gründen läßt, datz der Betreffende nach Ein gang der letzten sicheren Nachricht von seinem Leben weiter gelebt habe. Vermutungen genügen aber nicht, es ist viel mehr der Beweis zu führen, datz der für tot Erklärte zu jenem Zeitpunkt tatsächlich noch am Leben war, oder es müssen wenigstens Belege beigebracht werden, die eine ausreichende Wahrscheinlichkeit dafür ergeben. In dem zur Entscheidung stehenden Falle heißt es in dieser Hinsicht: Selbst wenn die Witwe darin recht hätte, daß gewiss« Umstände dafür sprechen, der Vermißt« sei lebend in die Hände der Feinde gefallen, so folgt daraus noch nicht, daß er inzwischen nicht an erlittenen Verwundungen, an Mißhandlungen, ungenügender Verpflegung oder an irgend welcher Krankheit gestorben ist. Daß, wenn der Totgesagte später wieder auftaucht, das einbehaltene Gehalt nachgezahlt wird, ist selbstverständlich. Vergeltung i Von sehr geschätzter Seite wird der Deutschen Tages- zeitung geschrieben: England ist im Begriffe, einen neuen Bubenstreich zur Ausführung zu bringen. Das wäre gleichgültig. England kann sich in unseren Augen nicht mehr entehren, als es sich schon entehrt hat; der Haufen seiner Schandt«tcu ist so groß, daß selbst die Größe seiner Lügengewebe nichl mehr ausreicht, ihn zuzudecken. Aber es handelt sich diesesmal um einen Frevel an Tausenden unserer Landsleute ohne Unterschied des Alters und Geschlechtes, und um einen Anschlag auf Ansehen und Ehre des deutschen Namens. Zehntausende auf chinesi schem Boden wohnende Deutsche sollen des chinesischen Landes verwiesen, d. h. englischer Willkür ausgelicfert werden, die sie, wie man sagt, nach Australien deportieren und dort gefangen sehen wird. Der Schlag soll deutschem Handel und deutschem Einfluß in Ostasien ein für allemal ein Ende machen. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß England zu keinem anderen Zwecke den Krieg führt, als für seine Alleinherrschaft im Welthandel, und datz kein Plan ihm zu teuflich ist, der cs diesem Ziele näher bringt, hier wäre der Beweis geführt. Ob dabei Besitz, Gesundheit und Leben von einigen tausend Deut schen zugrunde geht, was schadet Las? (Im Gegenteil, das ist eine besondere Freude!) Das englische Gewissen (dieses sitzt im englischen Portemonnaie!) 'hat schon Schwierigeres ge leistet; es soll ja der Welt gezeigt werden, daß England alles wird — wieder in die alten Sünden unserer halbamtlichen Berichterstattung verfallen. Wir finden diese Art, «ine neue Atmosphäre des Wohlwollens um Rumänien künstlich schaffen zu wollen, nicht nur unwürdig, sondern auch einfach töricht; Weshalb wir ihr hier, wo sie zum «rsten Male nach einer formellen Wiederherstellung des Friedenszuständes mit einem früheren Feinde wieder in ihrer ganzen vorkriegerischen Harm losigkeit und Geschmacklosigkeit austritt, mit aller Schärfe entgegentreten." Bestellungen auf das Tngeblntt (für das Vierteljahr 2 M. 70 Pf., für den Monat 90 Pf.,) nehmen alle Ausgabestellen und Austräger in Stadt und Land, ebenso alle Postanstalten des Deutschen Reiches jederzeit entgegen. . / Die GesiMtsstelle des Tageblattes. OestentliMe Sitzung des BezivkAansschustes Donnerstag, den 27. Juni 1918, mittags V^1 Uhr im Verhandlungszimmer der Amtshauptmannschast. Die Tagesordnung hängt im Wartezimmer der Amtshauptmannschast aus. Flöha, am 20. Juni 1918. Der Stellvertreter des Ämtshauptmanns. Regierungsassesfor Dr. Pfotenhauer.