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— 268 — Komm Mädel, hinaus durch das Frühlingstor, Ich schwing dich zu ranzenden Sternen empor In unserer Liede! Mutter, du läßt mich aufwärts fliegen, Wie deine Augen so gütig lachen, Mein Mädel, dich in den Himmel zu wiegen, Zn deinen Armen glückselig Erwachen, Mem Mädel, du Süße, du Hehre, du Eine, Magdalena Maria, du Holde und Reine Zur Sonne, mein Mädel! ---Gr-- vermischtet * Der entmündigte Prinz. Ein Sohn des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen wurde auf Antrag des Königs von Preutzen entmündigt, weil er durch Hohe Ausgaben, die wert sein Jahreseinkommen von 90 000 Mark überschritten, bewiesen hatte, datz er mit Geld nicht umzugehen verstand. Die Entmündigung sollte ein Schutz vor späterem Notstand sein. Der Prinz erhob gegen diese Maßnahmen Einspruch und legte bei der Gerichtsverhandlung dar, datz seine Aus gaben stets von seinem Vater gedeckt worden seien, und datz sie diesen nicht arm machen, da er der reichste preutzische Prinz sei und über ein Jahreseinkommen von 2^2 Millionen Mark verfüge. Werler wurde angeführt, datz die Ausgaben meist für Kunstwerke und Juwelen gemacht worden seien, also dauernden Wert darstellen. Die Gegenseite wies darauf nach, datz der Prinz nach der Entmündigung in 44 Tagen mit einem Freund 13 544 Mark vertan habe, datz er ganz sinnlos 48 Sakko anzüge gebraucht hatte, usw. Das Gericht urteilte darauf, datz die Entmündigung zu Recht erfolgt sei. * Katzensltisch-Polonäsrn in England. Die deutsche U- Boot-Sperre, unter der das stolze Albion leidet, macht sich von Tag zu Tag unangenehmer fühlbar. In allen Nahrungs mitteln herrscht die grötzte Knappheit und eine gewaltige Teuerung. Selbst Pferdefleisch ist rationiert, Zucker ist gar nicht zu haben. Sehr bezeichnend für die Hungersnot in England ist eine Zeitungsnotiz in letzter Zeit, die zu denken gibt: „In a South London district there was a queue outskde a cal's-meat shop." Also: „In einem Bezirk von Süd-London waren die Londoner Bürger zu einer Katzen fleisch-Polonäse angetreten." Wir wünschen „guten Appetit." * Ein« Rache. Aus Stettin schreibt man uns: Mit den Idas, Bertas, Annas oder wie die hilfreichen Geister für Küche und Haus so heitzsn, muh heute jede Hausfrau beson ders freundschaftlich verkehren. Hat sie keine Hamsterware, dann muh es ihr daran liegen, die Unersetzliche zu halten, hat sie schöne Vorräte in Küche und Keller, dann wird sie bestrebt sein müssen, die Zunge der braven Mitwisserin im Zaume zu halten. Verrat ist eine böse Sache; denn Tausende Verordnungen drohen Strafe, und jeder gute Bürger macht sich heute ja erwiesenermatzen mindestens zwanzigmal im Mo nat strafbar. Diese Weisheit war aber einer hiesigen „gnädi gen Frau" nicht beizubringsn. Ida hatte lange Zeit bei ihr «usgehalten; weil sie immer gut und reichlich verpflegt worden war und es lieber vorzog, sich täglich zwanzigmal Grobheiten lagen zu lassen, als einmal schlecht zu essen. Aber schließlich kam es doch zum Krach und zum Bruch. Ida räumte das Feld auf der Stelle. Änderns Tags aber erschien eine An zeige, datz bei Frau Kaufmann T. noch guter Friedenstee zu haben sei, das Pfund zu 2 Mark. Schon am Abend wand sich ein« lange Schlange die Treppe hinan, die zur Wohnung der von ihrem in besetzten Gebiet stationierten Gemahl gut versorgten Kaufmannsfrau führte. Die Teekäufer waren da. Und oben gab es Szenen, die ein Sterblicher selten «lebt. Schließlich griff die Schuhgöttin des Rechts ein und stellt« habei fest, datz Ida garnicht so unrecht gehabt hatte, Frau L. hätte ruhig von ihrem Teevorrat etwas adgeben können, denn mehr als zwanzig Pfund lagen wohlgeborgen in der Speisekammer. F. M. * Eire S^nr. Das folgende Begebnis, ein Bild aus deä heutigen Tagen, kann sich überall zugetragen haben, der Ort, wo diese Szene sich abspielte, tut also nichts zur Sache. Sie sei daher ohne Ortsangabe erzählt: Er, der Portokassenverwal- tUngs-Anwärter, kaum 14^ Jahr« alt, macht einen dienstlichen Gang. Dienst ist Dienst und keine Gefälligkeit: darum illmmt er sich Zeit und mustert die Töchter des Landes Aber sonder bar: «r, der werdende Mann dessen Trieb« Schiller in der Glocke, Wedekind in seinem „Frühlings Erwachen" zu schildern versuchten, findet nicht di« Beachtung, die ihm nach seiner Ansicht zukommt. Nicht etwa, datz «ine Schöne ihm gesagt hätte: „Dummer Junge!" Soweit läßt er es gar nicht kommen. Die Augen sollen auf ihn fallen, wohlgefällig auf ihm ruhen! Ein schöner Mann, sollen sie denken. Und um noch einen deutlicheren Beweis seiner Männlichkeit zu besitzen, greift er in dis Tasche, holt eine Zigarette heraus (er kann sich's leisten, sogar etwas gutes) und steckt sie zwischen dir Zähne. Selbstbewußt untersucht er wieder eine Tasche. Feuer mutz er haben. Er findet nichts. Einen Blick in die Runde, Der brav« Landsturmmann, der seinen dicken Kopfverband spazieren führt, raucht, wie ein Landstürmer eben zu rauchen pflegt. Also: Höflich, das gehört zum Mann, naht sich der Junge. Gönnerhaft geht der Zeigefinger, der Linken an den Hut: „Dars ich um etwas Feuer bitten?" Er stutzt. Es pas siert ihm zum ersten Mal: der Krieger macht gar keine Anstalt, seiner ebenso chöflichen wie selbstverständlichen Bitte zu entsprechen. Er schaut ihn vielmehr genau an, tritt «inen Schritt zurück, läßt sein« Augen von oben bis unten über ! das Bürschchen wandern, und: „Hinter die Ohren kannst du - Feuer kriegen, grüner Junge! Jetzt, wo der Bindfaden so s teuer ist, schon rauchen zu wollen!" Der Traum einer Männ lichkeit versank. Der Stolz, das Selbstbewußtsein brachen zusammen. Mit wenigen Sätzen war er aus dem Bereich ! desjenigen, der ihm einmal gesagt hat, was er ist. A. ReuchkrSuter-Merkspruch Rauch' Laub von Linden, Birken, Buchen — Doch Eichenblätter sollst du nie versuchen, Bedenke, wie ein weises Sprüchlein klingt: Eichenlöob stinkt! Kunst und Wissenschaft " Svimendehandkmg der Knochentuberkulose.. Prof. Dr. August Bier hielt auf der Tagung des deutschen Zentral komitees zur Bekämpfung der Tuberkulose einen Vortrag über die Behandlung der sogenannten chirurgischen Tuberkulose. Dies« betrifft Knochen, Gelenke, Drüsen und Haut. Nament lich Kinder werden von der Knochentuberkulose häufig heim gesucht und verkrüppeln oder sterben nach längerer Krankheit. Bis vor kurzem kannte man als Heilmittel nur das chirurgische Messer. Man entfernte» möglichst alle krankhaften Gewebe, machte die Kranken aber dadurch gleichzeitig häufig zu Krüp peln. Seit drei Jahren hat Prof. Bier nun in Hohenlychen eine Station für die Behandlung mit Sonnenbädern ein gerichtet. Von 480 Kindern, die dort behandelt wurden sind 332 geheilt, 37 beinahe geheilt, 48 blieben unverändert, und nur 19, gleich 4 Prozent, sind gestorben. Die Entfer nung eines Gelenkes hat sich in der ganzen Zeit nicht als notwendig herausgestellt, trotzdem es sich meistens um alte, vernachlässigte Fälle handelte. Bier hat die Absicht, auf den Hohenlychener Seen selbst eine Station einzurichten, indem die Kinder auf einem Floß untergebracht werden sollen, da di« Sonne auf dem Wässer noch viel wirksamer ist. " Einen Preis-Wettbewerb M Erlangung vaterlän- di.sch.-r Lichtbilderoorträg« veranstaltet die Deutsche Vortrags bühne, Vereinigung zur Förderung des Koyzert -und Vor tragswesens e. V. in Berlin. Diese Vorträge, deren di« Vor- tragsbühn« während des Krieges bereits über^7000 ver anstaltet hat, sollen in erster Linie dem Kriegsekkeben ent nommen werden, sich daher, wenn möglich, auf persönliche Kriegserlebnisse vor dem Feind, in Kriegsgefangenschaft, in Etappe oder Heimat stützen. Daneben sind auch andere Vor- tragsgegenstände erwünscht, z. B. aus den Gebieten der Ueber- gangswirtschaft, des technischen Fortschritts, ferner solche unter haltenden Charakters, insbesondere aus dem Gebiete der Dich tung und Musik, der bildenden Künste, der Geschmacksknl- tur usw. Der Umfang der Arbeit soll etwa 20—35 Schreib maschinenseiten und 30—100 Bilder umfassen. Die drei besten Arbeiten werden preisgekrönt mit Preisen von 2000, 100O und 500 M. Die Ablieferung hat spätestens am 1. August 1918 an die Geschäftsstelle Berlin W. 57, Bükowstr. 104, zu erfolgen. Laantwortlich« Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i.S. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg t.S-