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8 » Sonntag den 23. Juni 1918 Kem Dies D-es Dies Denn Wird Wer Der Und Soll stolz eine eiserne tragen. Seufzen soll sein: ich nenne mich schwer, gab mir di« Liebe zum Pfand«, trug mir der Ahn aus der Vorzeit her, blieb mir aus Jugendlande. die neue Zeit, die die Welt überbrückt, ein einzig Erinnern nur bringen: Hn Sie veullcden Von Rudolf Herzog Es geht ein Lied mir durch den Sinn . . Von Treue klingt es wieder . . Das Vaterland tritt vor euch hin! Wer schlüge die Augen nieder? Ein Kriegsmann in Eisen steht Deutschland im Streit, Auf blutiger Blöße die Waffen, Und dünkt euch beschämend des Vaterlands Kleid, An euch ist's, ein neues zu schaffen. An euch! Kein Blick soll zur Seite gehn, Weil sein Mantel in Fetzen gerissen. Keinen Bettler habt ihr vor euch stehn, Ihr schaut euer eigen Gewissen. Und schweigend schaut es euch wieder an, Euch selbst vor euch selber zu retten, Und schweigend haftet des Blickes Bann Auf den goldenen Bändern und Ketten. Deutschland, es ist keine goldene Zeit. Deutchland, di« Zeit ist von Eisen! Deutschland, mein Deutschland, nun mach dich bereit, . Treu« um Treue zu weisen. Rot ist dein Gold, doch roter das Blut, Und im Blute gab es kein Geizen. Deutschland, wir brauchen dein goldenes Gut Für Wunden! Für Waffen! Für Weizen! Kürsten und Völker in stolzem Gemisch, Her mit dem goldnen Geflirre. Neben heißt Wmtzftn Roman von H. Courths»Mahler. 17 Nachdruck verboten Eva sah mit ernsten, ruhigen Augen in das nervös zuckende Gesicht ihrer Mutter. „Ich habe alles bedacht und kehre nicht zurück. Glaubst du, ich wäre wie «ine Undankbare geflohen, wenn es für mich eins Möglichkeit gab, zu bleiben?" „Unsinn, das sind überspannte Ansichten. Einem reichen Freier läuft man nicht davon, wenn man ein armes Mädchen ist. Noch einmal, ich leide nicht, daß 'du so töricht handelst. Sofort depeschiere ich Wendenburg, dah du hier bist und zu ihm zurückkehren wirst. Am besten,^er holt dich hier ab. Er wird mir dankbar sein, wenn ich dich zur Vernunft bringe. „Das kannst du dir sparen. Onk«l Horst weih, dah ich b«i dir bin." „Du hast es ihm schon mitgeteilt?" „Ja, ich habe ihm alles geschrieben, und er selbst wird nicht verlangen, dah ich zu ihm zurückkehre." „Herr mein Gott — was hast du denn angestellt, dah er es nicht verlangen wird?" „Nichts, nur die Wahrheit habe ich ihm geschrieben, dah ich seine Frau nicht -werden kann, und dah ich dich vorläufig um Aufnahme bitten will." Charlotte.Grabow sprang auf und lies aufgeregt hin und her. „Das ist ja reizend, allerliebst. Ich bitte dich, er wird es mich entgelten lassen. Und gerade jetzt, wo ich so sehr in Not bin. Seit Monaten habe ich keine Anstellung und wollt« mich dieser Tage um Hilfe an ihn wenden. Nun versagt er sie mir natürlich." „Mutter, du willst ihn doch' nicht wieder um Almosen bitten?" rief Eva erschrocken. Charlotte zuckte die Achseln. „Warum nicht, wozu hat man denn reiche Verwandte!. Wendenburg war ein Vetter deines Vaters. Ich bitte dich, bleib« mir mit Sentimentalitäten und hochtrabenden Ideen vom Leib«. Solchen Lurus erlauben mir meine Verhältnisse nicht. Ich bin bettelarm unö weih gerade nicht, wovon ich in den nächsten Tagen leben und die Wirtin bezahlen soll. Du hast ja keine Ahnung, wie sich unsereins durchschlagen muh. Und wenn du Wendenburgs Frau geworden wärest, dann hätte er sicher etwas für mich getan. O Himmel, Himmel, das «rlebt man nun an seinem einzigen Kind«! Nein — ich, leide es nicht — kehre um, sage ich dir, kehre um." — Eva sah regungslos ihren Ausbrüchen gegenüber. „Nein, Mutter — niemals." Frau Charlotte fuhr herum zu ihr. „Nenne mich nicht auch noch Mutter! Wenn das jemand hört! Begreifst du nicht, dah ich für mein Fach als S^udam« sofort drunter durch bin, wenn man erfährt, dah ich eine erwachsene Tochter habe? Ich habe ohnedies schon Mühe, eine Anstellung zu bekommen, und muh so jung als möglich scheinen. Dabei könnte es mir gerade noch fehlen, dah du dich als mein« Tochter ausspielst." Eva atmete schwer. Hart genug war es ihr gewesen, dieser Frau den Mutternamen zu geben. Vor ihrer Herzens kälte schauerte sie zusammen. Am liebsten wäre sie aus. gestanden und davongelaufen, so weit sie ihre Fühe trugen, um aus ihrer Näh« zu kommen. Aber wo sollte sie hm, allein und verlassen, wie sie war? Es half nichts, sie muhte bleiben, und wenn sie sich auch noch so sehr demütigen muhte. Sie hatte sich keine grckhen Hoffnungen gemacht Lber die Art der Ausnahme bei der Mutter, aber die Wirk lichkeit übertraf ihre schlimmsten Erwartungen. Die Perlen vom Hals und vom schimmernden Tisch Die güldenen Prunkgeschirre! lachend sein golden Geschmeide zerschlägt, hilft, den Feind zerschlagen, wer eine goldene Krone trägt, An unsere Knaben, die ungeschmückt Kür Deutschland sterben gingen. Und kein Seufzen soll sein: was liegt daran, An meiner einzigen Gabe. Befragt die Witwe: wo ist dein Mann? Die Mutter: Wo ist dein Knabe? Hätt' jede gedacht und getan wie du, Ein Grab nur würden wir hab«n, Drin läge in ewig-unseliger Ruh Die deutsche Ehre begraben. Heraus mit dem Gold und dem Edelgestein. Nur undeutsch Blut wird schwanken. „Eisen" soll Deutschlands Losung sein! „Treue um Treue" sein Danken! Und wer eine goldene Krone trägt, Soll stolz eine eiserne tragen, , Und wer zu Eisen sein Gold zerschlägt, j Der hilft — d^n Feind zerschlagen. Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage znm Frankenberger Tageblatt Wird jeder Mittwochs-, Freitags- und SonntagS-Nummer ohne Preiserhöhung des Hauptblattes beigegeben. Z ZZ « 5 s H 8' LS O