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Frankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger Amtsblatt str die Mngl.AmtshaM das König!. Amtsgericht müden Stadttat zu Frankenberg VerantwoMcher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von L «. Roßberg'in Fraakenbera i. S«. 144 »»«'«Ml Sonntag, den 23. Juni 1918 77. Jahrgang Mlnksterkum des Innern. Der Kommnnalverband. gegeben. Flöha, den 21. Juni 1918. BerSot -er Averntung von langen Möhrensorten. Auf Grund der Bundesratsverordnung über die Errichtung von Preisprüfungsstellen und die Versorgungsregelung vom 25. September 1915 (R.-G.-Bl. S. 607 folg.) in der Fassung der Bundesratsverordnung vom 4. November 1915 (R.-G.-Bl. S. 728 folg.) wird hierdurch für das Gebiet des Königreiches Sachsen folgendes angeordnet: Die Aberntung von langen Möhrensorten ist bis auf weiteres verboten; Karotten (kleine runde, sowie längliche) werden von diesem Berbot nicht betroffen. Zuwiderhandlungen werden auf Grund von 8 17 der eingangs erwähnten Bundesrats« Verordnung vom 25. September 1915 mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft. Diese Verordnung trijt sofort in Kraft. Dresden, am 19. Juni 1918. Nahrmittelverteilung betreffend. In den nächsten Tagen, alsbald nach Eingang in den einzelnen Gemeinden, werden auf die grüne Nährmittelkarte des Kommunalverbandes auf Feld Nr. 37: 100 Gramm Suppe und auf Feld Nr. 38: 150 Gramm Nudeln zur Verteilung gelangen. , An Personen, die eine Hauptmahlzeit in Volls- oder Betriebsküchen einnehmen und deren Nährmittelkarte« einen entsprechenden Aufdruck tragen, werden nur 150 Gramm Nudeln ab- Gemeinde-Einkommensteuern. Mit den am 15. Mai ds. 3s. fällig gewesenen Gemeinde-Einkommensteuern befindet sich ein Teil der Steuerpflichtigen noch im Rückstand. Wir fordern hierdurch zur sofortigen Zahlung mit dem Bemerken auf, daß nach dem 2S. Ui«»«« Monat» mit zwangsweiser Beitreibung vorgegangen wird. Frankenberg, am 21. Juni 1918. Der Stadtrat. LZbftkernsammlung Wie in den Vorjahren, so findet auch in diesem Jahre eine Sammlung von Stein- und Kernobftkernen zum Zwecke der Oelgewinnung statt. Das Obstkernöl wird anstelle fehlender ausländischer Rohstoffe zur Margarincherstellung verwendet. Bon den Steinobstkernen eignen sich hierzu Kirschen (auch Sauerkirschen), Pflaumen, Zwetschgen, Amarellen, Mirabellen, Reine clauden und Aprikosen, vbn den Kernobstkernen Kürbis-, Zitronen- und Apfelsinen- (Orangen) Kerne. Andere Obstkerne sind für die Oelgewinnung wertlos. Die Sammler erhalten von den Ortssammelstellen, deren in jeder Gemeinde eine besteht, für das Kilo vorschriftsmäßig abgelieserter Steinobstkerne 10 Pfg., Kürbiskerne 15 Pfg. und Apfelsinen- und Zitronenkerne 35 Pfg. oder aus Wunsch statt des Sammellohnes gute Knochenbrühwürfel zum Preise von 2'/, Pfg. für das Slück. Die Kerne der einzelnen Obstgattungen dürfen nicht untereinander vermischt werden. Sie sollen von reifem Obste stammen, gereinigt und aut getrocknet sein. Das Trocknen geschieht am besten in der Sonne, sonst bei gelinder Ofenwärme. Auch Kerne von gekochtem und ge dörrtem Obst können verwendet werden. Vis zur Ablieferung find die Kerne trocken und luftig aufzubewahren: verschimmelte Kerne lind für die Oelgewinnung wertlos. Näheres über die Behandlung der Objtkerne bi« zur Ablieferung ergeben die Merkblätter, die bei den Ortsbehörden und Sammelstellen zu haben sind. Die Obstkernsammlung «st für die Fettversorgung von größter Bedeutung. Um große und lohnende Oelerträge zu erzielen, bedarf es der Mitwirkung aller Kreise bei der Sammlung, denn aus 1000 Kilogramm Kernen lasten sich nur etwa 50 Kilogramm Oet gewinnen. Trage deshalb jeder nach Krästen bei, an seinem Teile der herrschenden Fettknappheit zu steuern. Flöha, den 20. Juni 1918. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Zucker für Einmachezwecke. Die Verteilung der Zuckerkarten zur Erwerbung von Zucker für die häusliche Obst verwertung erfolgt in der »eSnUigs» ^ovonon»i««IIcsn»oo-Kusgsvo — «snUt I» — gegen Vorzeigung der Ausweiskarte, und zwar: Montag, den 24. Junk 1918, Vormittag 8 bis 12 Ahr und Nachmittag 3 bis 5 Uhr an die Bewohner des 1. Brotkartenbezirke»; Dienstag, den 25. Juni 1918, Vormittag 8 bis 12 Uhr und Nachmittag 3 bis 5 Ahr an die Bewohner des 2. Brotkartenbezirke»; Mittwoch, den 26. Juni 1918, Vormittag 8 bis 12 Ahr und Nachmittag 3 bis 5 Ahr an die Bewohner des 3. Brotkartenbezirke«; Donnerstag, den 27. Juni 1918, Vormittag 8 bis 12 Uhr und Nachmittag 3 bk» 5 Uhr an die Bewohner des 4. Brotkartenbezirke». Gleichzeitig werden nou« n»»«oi»v für Komi»«»« und iNinUo^domNitoNo aus gegeben. Zu diesem Zwecke sind die bisherigen Ausweise zurückzugeben und der Steuerzettel für die städtische Gemeinde-Einkommensteuer vorzulegen. Lladtrat Frankenberg, am 20. Juni 1918. Flußbad Frankenberg. Die Badezeiten im offenen Bad erfahren vom 23. dieses Monats ab nachstehende Abänderung bezw. Ergänzung: 1. Waden der Männer und Knaöen bei Kintrittsgeld: Dienstag und Freitag Nachmittag nicht bereits von 6 V, Uhr, sondern erst von 7V- Ahr ab; 2. Waden der Krauen und Mädchen bei Kiutrittsgekd: außer zu den bereits festgesetzten Zeiten noch Dienstag und Freitag Nachmittag von 6 V-bi» 7'/, Ahr. Alle übrigen unterm 11. Mai ds. I. bekannt gegebenen Badezeiten bleiben in Gültigkeit. Frankenberg, am 22. Juni 1918. Der Stadtrat. DES Pflücken von Lindenblüten auf den an öffentlichen Straßen und Plätzen stehenden Bäuinen ohne besondere Erlaubnis ist verboten. Stadtrat Frankenberg, am 21. Juni 1918. Wegen Reinigung der Geschäftsräume können Freitag und Sonnabend, den 28. und 29. Juni 1918, nur dringliche Sachen erledigt werden. Frankenberg, den 21. Juni 1918. V. »eg. 153/18.Königliches Amtsgericht. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie an dem Wege zum Landhausgelände in Braunsdorf (Zschopautal) liegt bei dem Postamt in Niederwiesa auf die Dauer von vier Wochen öffentlich aus. Chemnitz, 17. Juni 1918. Kaiserliche Ober-Postdkrektlon. Gemtws«rimsssMW Niederwiesa 3'/» Prozent Tägliche WerrLnfung. nehmen unsere Ausgabestellen, Stadt- und Landboten, sowie Postanstalten entgegen. Verlag de- Frankenberger Tageblattes. Maimirlett (Zum 24. Juni.) Don Pastor Stenz. Totengedenktag heute! Nicht der, den wir am Jahresende begehen, wenn die Natur ihr Sterbegewand anlegt und unser Herz schon dadurch auf einen wehmütigen Ton ge stimmt ist, nein, heute Totengedenktag inmitten leuchtender Frühlingspracht. Wie ein stiller, schöner Garten mutet uns unser Friedhof an. Ein duftendes, buntes Blumenmeer deckt die Hügel, unter denen sie schlummern, die uns lieb und teuer waren. Aber so viele heute auch hinauswandern, um die Gräber mit sichtbaren Zeichen treuen Gedenkens zu schmücken, groß ist auch die Zahl derer, deren Gedanken in Länder gehen, dir sie nie mit eigenem Auge geschaut haben und die doch das Teuerste bergen, was liebende Herzen auf Erden ihr eigen nannten, llnd wiederum viele unter diesen Trauernden quälen sich mit der Frage, auf die ihnen keine Antwort wird: „Wo mag sein Grab sein? Hat er überhaupt ein Grab gesunden? Und wenn er es fand, wenn treue Kameraden hände es mit Krenz und Kranz schmückten, wie mag es heute aussehen? Vielleicht ist längst wieder der Krieg darüber hingebraust?" Und fast etwas wie Neid möchte in solch ruhe losen Herzen aufkommen, Neid auf die, die die letzte Ruhe stätte ihrer Lieben aufsuchen und dort beten dürfen. Aber wo solche Gedanken Raum gewinnen, d/i ist das nur ein Zeichen dafür, daß in dem trauernden Herzen "der Trost und die Hoffnung noch nicht lebt, die all unser Leid, all unsre Tränen verklären und weihen soll. Johannis fest nennt sich der heutige Tag. Zum Feiern soll uns das Gedenken an unsre Toten werden. Das hieße unsre Gefallenen, sie albe, die in strahlender Jugendschüne, in bester Manneskraft für uns dahinsanken, schlecht ehren, wenn wir um sie nur die Tolenklage anstimmten. So gewiß der Schmerz ein Recht hat, übertönt werden muß er von unserem Dank für das, was sie taten: Daß sie wie ein Sturmwind losbrachen und Tod und Verderben hiueintrugcn in der Feinde dichte Reihen, daß sie trußig wie eine Mauer im Schützengraben, in den Granattrichtern standen und Fein deswelle über Feindeswelle abwehrten, daß sie das herrliche Wort, das jener Kriegsfreiwillige seiner Mutter schrieb, zu ihrer Losung machten: Menu du mich nicht wiedersiehst, Sollst du nicht in Trauer gehen, Sieh, die Welt kann ohne mich, i Ohne Deutschland nicht bestehen. , O, wie müssen wir Gott danken, daß er uns solche Helden gab. And wenn er ihr Lcbensopfer annahm, wie sollten wir dann mcht fröhlich dessen gewiß werden: Sie sind nicht gestorben, sie leben droben bei ihm? Wohl ver- heylen wir es uns nicht, daß so mancher unserm Christenglauben zweifelnd, ja ablehnend gegenüberstand. Aber wir wissen auch, daß allein Gott davon Zeuge ist, was im Sterben zwischen einer Menschenseele und ihm vorgeht und daß er auch den letzten schwachen Gebetsfeufzer vernimmt, das letzte still-e Sehnen des Menschen nach der Ewigkeit kennt. Wissen wir aber unsre lieben Toten bei Gott geborgen, dann wissen wir auch-das andre: Sie sind uns unverlorcn. Von unsrer Seite konnte sie der Tod wegnehmen, aus unsrem Herzen kann er sie nicht vertreiben. Durch das unzerreißbare Band der Liebe bleiben wir mit ihnen verbunden, bis wir sie einst wiederfinden werden im Reiche der ewigen Liebe. Damit sind wir schon auf das andre gekommen, was der Totengedenktag will. Er will uns erinnern: Die wir jetzt noch wallen In der weiten Welt, Müssen alle fallen, Saat, für Gott bestellt. Wie lange dauerts, und die Vlütenpracht, die jetzt unser Auge erfreut, ist dahin, verwelkt, in alle Winde verstreut? Wie lange wird's dauern, und auch du, o Mensichcnkind, sinkst,jns Grab? Ist es da nicht auch dein Wunsch: Die wir hier noch wallen — Wenn der Todwind pfeift, Möchten wir dann fallen, Goldschwer, ausgereift . . . Mortui vivos docent. Die Toten sind die Lehrer der Leben den. Dies Wort liest man über dem Eingangstor des ana tomischen Gebäudes einer Universitätsstadt. Die Toten reden zu uns eine eindringliche Sprache von irdischer Ver gänglichkeit und wecken in uns die Frage nach dem tiefste» Sinn des Lebens. Reif zu werden für die Ewigkeit; dazu hat Gott uns alle bestimmt, dazu läßt er uns noch leben. Wüßten wir, wie bald er uns vielleicht von der Erde abruft, wie würden wir dann mit jedem Tag, ja, mit jeder Stunde, mit jeder Minute geizen, sie in rechter Weise anszunutzen. Wie würde vieles, woran wir bisher Gefallen fanden, uns mit einemmale als zwecklos und töricht erscheinen, und manches andre, was mir bisher kaum beachteten, plötzlich für uns Bedeutung gewinnen! Der Tod ist eine Tatsache, mit der wir innerlich fertig geworden sein müssen, um ihm ruhigen Herzens entgegensehen zu können. Wenn wir in ihm das sehen, was er nach Gottes Willen ist, die Tür zum ewigen Leben, dann ist ihm sein Stachel genommen und er ist nichts andres mehr als ein Werkzeug in Gottes Hand, uns heimzuholen zu ewiger Freude und Seligkeit. . Deutscher lleickttag Sitzung vom 21, Juni. Auf Anfrage v. Bartschat (Äp.) erklärte das Kriegs- Ministerium, die Frage der Beseitigung des Belagerungszu standes in Ostpreußen werde zur Zeit erneut geprüft. Abg. Simon (U. Soz.) beanstandet, daß den Klein händlern untersagt morden fei, Nähgarn unterm Höchstpreis abzugcben. Ein Regicrungsvertreter erwiderte, dies sei ge schehen, um ein Unterbieten zu Reklamezwecken zu verhindern. Aus eine weitere Anfrage Erzberger (Ztr.), warum man den Mitgliedern des litauischen Landesrates nicht die Erlaub nis Zur Reise nach Berlin und München gebe, erwiderte Frhr. von Falkenhausen, diese Reise stehe den Herren frei. Der Friedensoerrrag mit Rumänien kam dann in 1. Lesung zur Verhandlung. Abg. Eroeber (Ztr.): Der rumänische Friede ist das erste glückverheißende Ereignis im Weltkriege. Abg. Scheidemann (Soz.): Uebcr die rumänischen Verträge müsse» wir im Ausschüsse rede». Abg. Dr. Wiemer (Vp.): Wir begrüßen diesen Frieden wie jeden Friedensschluß und hoffen, daß er die Wiederaüf- richtung des Handelsverkehrs fördern wird. Abg. Graf Mestarp (kons.): Die unerhörte Korruption in Rumänien muß bestraft werden. Leider hat man auch auf Kriegsent schädigungen verzichtet. Abg. Stresemann (natl.): Ru mänien muß die Folgen seines Verhaltens tragen. Die Ein zelheiten werden wir im Ausschüsse prüfen müssen. Abg. Warmuth (D. Fr.): Rumänien ist so glimpflich davon gekommen. Warum haben wir nicht mehr erreicht? Abg. Ledebour (ll. Soz.): Der Friede von Bukarest ist kein annerionsloser Friede, wie wir ihn uns denke». Wenn von der Beseitigung der Hohenzollern in Rumänien gesprochen wird, dann kann man auch von der Beseitigung der Hohen zollern in Deutschland reden. (Stürm. Widerspruch und Zu rufe.) Staatssekretär v. Kühlmann: Das Kondominium in der Dobrudscha ist nur ein Provisorium, .das hoffentlich bald im bulgarischen Sinne erledigt wird. Nichts liegt uns ferner, als einen Bundesgenossen vor dem andern zu bevor zugen. Durch die Reden klang ein gewisses Mißtrauen gegen Rumänien. Nach den Erfahrungen des Krieges kann volles.