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etwas zu entlasten und Li« vieHlosm Wirtschaften dafür besorg ders stark heranzuziehe». In der Aussprache zu dieser An gelegenheit nahmen neben mehreren Mitgliedern des Ausschusses auch die Herren Oberregierungsrat Dr. Seyfarth von der Kgl. Kreishauptmannschaft Chemnitz und Rittmeister Zeidler als Vertreter des Kriegswirtschaftsamtes das Wort. Sie er klärten, daß die Verhältnisse der einzelnen Landwirte möglichste Berücksichtigung finden sollten. Herr Regierungsassessor Dr. Pfotenhauer wies besonders auch auf die Laubheugewinnung hin und bat, dieser mehr BerMndnis al» bisher entgegen zu bringen. Zur Frag« der Fletschoersorgung wurde vom Herrn Vorsitzenden mitgeteilt, daß di« Vieh- aufbringungszifser der nach Chemnitz zu liefernden Stücke wieder eine kleine Herabminderung erfahren habe. Di« An regung, an Stelle von Fleisch Eier zu liefern (für 50 Gramm Fleisch ein Li), fand im Ausschutz keinen Beifall. Haus schlachtungen werden im Herbst wieder genehmigt werden unter der Maßgabe, daß der S«lbstmäster sich verpflichtet, «ulen Teil des gewonnenen Fleisches für die Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Di« Hindenburgspende für Rüstungs- arbeiler ist nahezu .aufgebraucht; «s wird nur noch eine Be lieferung stattfinden können. Die Rüstungsarbeiter sollen dem nächst an Stelle der wöchentlichen Fleischzulage einmal Nu deln (1/2 Pfund auf den Kopf) erhalten. Ueber di« Milch- und Fettvrrforgung konnte Erfreuliches leider nicht berichtet werden. Das Auf bringungssoll unseres Kommunalverbands ist erhöht und der Zuschutz entsprechend herabgesetzt worden. Zn diesem Monat werden dreimal 60 Gramm Butter, Margarine leider gar nicht gegeben werden können. Zn Frankenberg mutzte einmal statt Butter dänischer Weichkäse verteilt werden. Di« Lage ist so, datz auch die kleinste Menge unbedingt etfatzt werden mutz. Um dem Schleichhandel beizukommen, sollen die Stall kontrollen verstärkt und öfters Pvobemelken vorgenommen werden. Zn Wirtschaften^ die sich als unzulässig erweisen, wird nötigenfalls mit Schließung der Zentrifuge vorgegangen werden. Auf Hilfszuweisungen von der Landesfettstell« kann unser Bezirk vorläufig nicht mehr rechnen. Altersmilchkarten können wegen der allgemeinen Knappheit auch ferner nicht ausgegeben werden. Uebrtgbleibende Vollmilch ist unbedingt sofort der Verbutterung MMsühren. Zur Beachtung empfohlen wurde die Schrift „Keine Fettnot mehr", Verlag von V. Corell, Frankfurt a. M., Gutleutstr. 94, Preis 25 Pfg. Einmachzucker kommt in einer Meng« von zwei Pfund auf den Kopf zur Ausgabe, weitere Mengen stehen nicht zUr Verfügung. Dir Gast- und Schankwirtschasten dos Bezirks werden künftig, um dem Schleichhandel ihrerseits vorzubeugen, mit Lebensmitteln besser versorgt werden als bisher. In Berücksichtigung gezogen wird für diese Belieferung , die Durchschnittszahl der regelmätzigen Tischgäste, der Nacht fremden und der Passanten, insbesondere Geschäftsleut«, welche in Gastwirtschaften eine Hauptmahlzeit nehmen. D ie Mengen, die hierfür in Frage kommen, sind verhältnismäßig so gering, daß durch ihre Anweisung eine Schmälerung der allgemeinen Versorgung nicht eintritt. Gastwirtschaften, welche Pferde fleisch ihren Gästen bieten, haben dies ihren Gästen al» solches auch zu bezeichnen. Frühkartoffeln sind frühestens Mitte Aili zu ermatten. Manche Gemeinden reichen mit ihren Vorräten an alten Kartoffeln bis dahin, andere werden Ende Zuni ihre Bestände geräumt habon. Es soll versucht werden, einen Ausgleich herbeizuführen. ' KtrsW» sind schwer heranzubrrngen. Der Kommunalverband, dem Kirschen aus Meißner Gebiet zustehen, hat versucht, auch aus außersächsischen Gebieten Kirschen hereinzubringen; es sind dort aber höhere Preise zu zahlen, da dort der sächsische Höchstpreis nicht gilt. — Von einer in einer früheren Sitzung angeregten Einführung von Not-Kleingeld aus Metall muß endgültig abgesehen werden. Herr Rechtsanwalt Regler bat dringend, die Sammlung getragene« Männeroberkletdung nach Möglichkeit zu unterstützen. Unser Kommunalverband soll 1500 Anzüge aufbringen; da ist es unbedingt nötig, daß altz, die in der Lage find, «inen oder mehrere Anzüge Mr Ablieferung zu bringen, dies tun. Es wurde bei dieser Gelegenheit auch der Rederei entgegengetreten, die Altkleider stellen zahlten für abgegebene Kleidungsstücke wenig, forderten aber viel beim Verkauf. Diese Annahme, ist unrichtig, die Altkleiderstellen haben keinen Gewinn, arbeiten eher mit llnter- bilanz. Zur Obstkernsammkung- um deren Förderung dringend gebeten sei, wurde.mitgeteilt, daß das aus den Obstkernen gewonnene Oel zur Mar- garineherstellung verwendet wird. Die Margarine herstellung in Deutschland ist trotz mangelnder Zufuhr aus dem Ausland« während des Krieges um 'das Doppelte ge stiegen. Das ist aber nur möglich gewesen durch Heranziehung aller Hilfsmittel. Deshalb sollte jeder im eigenen Interesse sich an der Obstkernsammlung beteiligen. j Zum Schluß der Sitzung gelangten noch verschiedene Beschwerden über die Altkleid e r stelle in Zschopau zur Sprache. Herr Regierungsassessor Dr. Pfotenhauer, der mit Dankesworten an alle Erschienenen für das auch gelegentlich dieser Sitzung wieder bewiesene allseitige Zntsresse die Sitzung schloß, sagt« zu, diesen nachzugehen. Rsschl«. stttegsbelcbSaigtenMlorge Von Konter-Admiral z. D. Stieg« Mit Recht wird von einem Problem der Kriegsbeschädkg- tenfürsorge gesprochen. Faßt man das Ziel, nämlich die Kriegsbeschädigten nach Möglichkeit zu gesunden und zufttede- nen Menschen zu machen und — was damit verbunden ist — für die Hinterbliebenen derselben zu sorgen, ins Aug«, so er kennt man die Schwierigkeiten ohne weiteres. Das bestehende Militärversorgungsrecht ist veraltet. Datz jeder Kriegsbeschä digte, gleichgültig, in welchem Dienstgrade er sich bis zur Be schädigung befunden haben Mg, das gleiche Recht hat, für sich und seine Familie diejenige Rücksicht zu fordern, Welche seinen Verhältnissen Rechnung trägt und daß die Kriegsbeschä digten und Veteranen aus früheren Kriegen bei einer Neurege, lüng des Militärversorgungsverfahrens nicht vergessen weroen dürfen, ist klar. Bei allen Erwägungen über die Kriegsbeschädrgdenfürfortz« steht mit Recht die Ueberzeugung voran, daß der Staat in erster Linie die Pflicht hat, für diejenigen, welche für sein Bestehen ihr Blut haben opfern müssen, zu sorgen. Indessen er allein ist auch beim besten Willen nicht imstande, ollen Anforderungen gerecht zu werden, und so muß denn die bürgerliche Gesellschaft heran. Die Organisation des Krieger vereinswesens ist besonders berufen, dafür zu wirken, daß txr Dank, welcher den Geschädigten für ihre Opfer gebührt, zum Ausdruck kommt. , 1. Das erste Gebiet, auf welchem sich di« Kriegerwohlfahtt betätigt, liegt in der Gesundheitspflege. Zwar wird der Ver wundet« oder Kranke mehr oder weniger geheilt aus dem Lazarett entlassen sehr, aber wohl nur in seltenen Fällen ge- gnügt das, ihn als fähig anzusehen, aus eigenen Füßen zu st«h«n und wekterzukommen. 2. Um dann nach der offiziellen Krankenbehandlung den Kriegsbeschädigten unmittelbar zu helfen, muß eine gerechte Renten, und Pensionsversorgung Platz greifen. Eine Abfin dung nach d«r Art d«r Verstümmelung und dem innegehabten Dienstgrad«, wie sie das bisherige Gesetz vorsieht, würde in vielen Fällen zu groben Ungerechtigkeiten führen. Jegliche Art von Gesundheitslchädigung äußert sich in ihren Wirkungen auf das später« Forikommen des Betroffenen je nach seinem Beruf« und seiner Lebensstellung unendlich verschieden; sie kann also nicht gleichmäßig als Maßstab für di« Festsetzung der Stente usw. Lienen; eine rein schablonenmäßige Berechnung der Beeinträchtigung der vor der Beschädigung bestandenen Leistungs- und Erwerbsfähigkeit trifft nicht das Nichtige, und die Festsetzung lediglich nach dem Dienstgrade, den der Be schädigte bis zu seiner Verwundung inne hatte, genügt ebenso wenig. Es ist ferner nur billig, auch den Schaden, welchen die Familie des Bettoffenen erlitten hat, soweit irgend an gängig, gutzumachen. Die Festsetzung der Renten usw. muß endlich auch der herrschenden wirtschaftlichen Lage des Landes Rechnung tragen. Die ungewöhnliche Verteuerung sämtlicher Lebensverhältnisse, welche für alle Angestellten und Arbeiter zur Bewilligung ganz erheblicher Teuerungszulagen usw. ge führt hat und vielleicht noch weiter führen wird, darf auch den Kriegsbeschädigten und ihren Hinterbliebenen gegenüber nicht außer Acht gelassen werden, muß vielmehr zu entsprechenden Renten- und Pensionszuschlägen mindestens von / zeitlicher Dauer, Anlaß geben. ' Das Kriegsministerium bereitet die Vorlage eines Reichs gesetzes vor, welches den Mängeln des bestehenden, wie gesagt veralteten Militärversorgungsrechtes abhelfen soll, und sucht aus dem zur Verfügung stehenden.sogenannten Härten-Aus gleichsfonds augenblicklich herrschenden Notständen zu steuern. Wie weit überhaupt durch ein stets mehr oder weniger sum marisch arbeitendes Gesetz, und sei es an sich auch noch so voll- kommen, sämtlichen Bedürfnissen Rechnung getragen werden kann, bleibe dahingestellt, angestrebt muß es jedoch unter allen Umständen werden, und das deutsche Kriegervereins wesen hat die Pflicht, im.Interesse der zu ihm gehörenden Kriegsbeschädigten und 'Veteranen, einschließlich der Kriegs beschädigten und Veteranen aus früheren Kriegen, diesem Vor gehen des Kriegsministeriums zur Seite zu treten. Aus diesem Grunde ist «in Gesuch an den Reichstag und die Neichsregie- rung beschlossen. Zch möchte indessen ausdrücklich betonen, daß wir ein Zdealgesetz keineswegs erwarten können, und daß jedes Gesetz, wie es auch immer aussehen möge, einen Aufwand von Milliarden bedeutet, wenn es der Kriegsbeschädigtenfür- sorge nur «inigermaßen gerecht werden will. Wir werden aber ein armes Land sein, für Jahrzehnte nach dem Kriege, selbst bei dem günstigsten Friedensschluß. Den Standpunkt, Me Wünsche der Kriegsbeschädigten durch ein Gesetz erfüM zu sehen, können nur Parteien, welchen es Larauf ankommt, die Begehrlichkeit der Massen aufzustacheln, um aus deren Unzu friedenheit mit den bestehenden Verhältnissen Nutzen für ihre ! Verhetzungspolitik zu ziehen, vertreten wir nicht! Sie brauchen unzufrieden« Menschen, wir wollen das Gegenteil! Der AMrieg Deutscher «Vendbericht »tb Bertin. 18. Juni abends. (Amtlich) Bon den Kampffronten nichts Neue». Westen Bon ihren eigenen Landsleuten getötet oder verwundet w Die Zahl d«r bei feindlichen Artillerie, oder Flieger- . angriffen getöteten oder verwundeten Einwohner der be setzten Gebiete in Frankreich und Belgien ist im Mai 1918 wieder beträchtlich erhöht worden. Es wurden in diesem Zeitraum gelötet: 72 Männer, 49 Frauen und 26 Kinder, und verletzt: 91 Männer, 80 Frauen und 85 Kinder. Nach den Zusammenstellungen der „Gazette des Ardentres" sind nunmehr seit Ende September 1915, also innerhalb der letzten 32 Monate, insgesamt 4956 friedlich französische und belgische Einwohner Opfer der Geschosse ihrer Eigenen Landsleute oder der Verbündeten Frankreichs geworden. ! Boulogn« mit deutschen WassuslugMgen angegriffen wl Genf, 19. Juni. „Progreß Le Lyon" meldet: Am 13. Juni wurde Boulogn« von deutschen Wasserflugzeugen v«rschiedelttlich angegriffen. Ein Wasserflugzeug warf bei dem Angriff auf zwei Stadtviertel 8 Bomben ab. Ein Stadt viertel wurde besonders getroffen. Elf Personen wurden ige- tütat, s«hr beträchtlicher Sachschaden angerichtet. , Friedensgespräche? . wi In Schweizer politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß in den Kreisen der Entente-Gesandtschaft der Friedens- gedanke ernstlich erwogen wird. Man sucht nach Wegen, um mit den Gegnern zur Verständigung zu kommen. Planmäßige Räumung von Paris wi Genf, 18. 6. Der Verteidigungsausschuß in Paris bat beschloßen, die Bevölkerung der Vorstädte von Paris fortzuschaffen und sie nach dem mittleren und südlichen Frankreich abzuschieben, wo ihr Wohnstätten zur Verfügung gestellt werden. Auch sei beabsichtigt, die hauptstädtische Bevölkerung im Laufe de» Monats Juli allmählich zu evakuieren. wi Pari», 18. S. Laut „Progres de Lyon" hat der Kammer ausschub für Auswärtige Angelegenheiten einmütig die Not wendigkeit erkannt, daß die Regierung in kürzester Frist von der Kammer die allgemeinen politischen Richtlinien, welche sie zu befolgen gedenkt, oarlege. Franclin Bouillon wurde beauf tragt, sich darüber mit Pichon in» Benehmen zu setzen. „Humanste" erwartet eine eingehende Kammerdebatte. Greigniste zur See 24500 Lonmn » Berkin, 18. 0. (Amtlich.) Im Sperrg«VI«1 de» Mit« ttkmmre» verpMen unsere U-Boote 6 Dampfer Md 4 Segler von -ufammen 24500 Brt. Englische Rücksichtslosigkeit « (Amtlich.) Berlin, IS. 6. Nach einem Telegramm aus Stockholm hat der englische Gesandte in Stockholm über Minen im Kattegat folgende Erklärung ausgegeben: Englische Minen sind im April d. I. zweck« Vernichtung feindlicher U-Boote im Kattegat ausgelegt worden, aber in einer Tiefe von mindestens 35 Fuß, so daß ne für gewöhnliche Handelsschiffe keine Gefahr bildeten. Andererseits ist zur Kenntnis der britischen Seebehör- den gekommen, datz vom 12. bis. 15. Mai ein deutscher kleiner Kreuzer, von U-Booten begleitet, östlich von Skagen operierte und offenbar Minen auegelegt hat. Die britischen Marine- bebörden wünschen ausdrücklich festzustellen, daß keine britischen Minen in schwedischen Hoheitsgewässern ausgelegt sind. Hierzu wird folgende» festgeftellt: 1. Nachdem bekannt ge- l worden war, daß die EnglSuder den Versuch gemacht batten, da» Kattegat durch Minen zu sperren, haben wir un» zu ent sprechenden Gegenmaßnahmen gezwungen gesehen. Mit der Durchführung dieser Maßnahmen wurde Mitte Mai begonnen, um den Engländern weitere Maßnahmen gegen unsere Krieas- führung unmöglich zu machen. Hierbei ist auf die neutralen Hoheitsgewässer peinlichste Rücksicht genommen. 2. Von der schwedischen Regierung sind bereit» im April Minen innerhalb ihrer Hoheitsgewasser gefunden worden. Von schwedischer Seite ist festgestellt, daß es sich um englische Minen bandelte. Diesen Minen sind mehrere schwedische Fahrzeuge zum Opfer gefallen, wobei Menfchenverluste zu beklagen waren. 3. Die Erklärung de» englischen Gesandten, daß die Engländer keine Minen in neutralen Hoheitsgewässern gelegt hätten und daß sie beim Aus- legen der Minen aus die Handelsschiffahrt Rücksicht genommen hätten, entspricht daher nicht den Tatsachen. Der Chef de» AdmiMftab«» de, Marine. I ' ! ... . Italien OsPereetchllH »«»«rilche» »«richt l Wien, 18. Juni. Amtlich wird gemeldet: Die Schlacht in Venetien mmmr 'ihren Fortgang. Di« Arnie« des Generalobersten Freiherrn von Wurm gewann an zahlreichen Stellen Raum. Ihr Südflügel erreichte in zähm Kämpfen den Kanal Fosebba. Generaloberst Erzherzog Joseph baute seine Erfolge im Montello-Gelände aus. ^Italienische Gegenstöße scheiterten. An drei Kampftagen wurden in diesem Gebiet 73 italienische Geschütze «ingebracht, darunter zahlreiche schweren Kalibers. Beiderseits der Brenta rannte der Feind abermals vergeblich gegen unsere neuen Stellungen an. Ebenso erfolglos verliefen südlich von Asiago mehrere «Ngffsche An griffe. Die Zahl der Gefangenen ist aus 30 000 gestiegen, diejenige der erbeuteten Geschütze auf mehr als 120. Di» Beute an Minenwerfern und Maschinengewehren sowie sonstiger Kriegsmittel ist noch nicht gezählt. Dee Chef des Gmeralstabes. Eine Wiener Erklärung über die Offensiv« i Wien, 18. Zuni. Die Blätter melden: Seit dem Beginn der deutschen Angrisfsschlacht im Westen wurde in der Oesfent- lichkeil sehr oft die Frage erörtert, weshalb der österreichisch- ungarische Angriff an der Südwestsront nicht gleichzeitig eingesetzt habe, um den schlagenden Beweis von der Einheits front des Vierbundes zu liefern. Es möge daher kurz aus einige Umstände hingewiesen werden, deren Unkenntnis zu vor schneller und gewiß nicht zutreffender Beurteilung der Lage verleiten könnte. Es gibt keinen anderen Kriegsschcmplatz, der auch nur annähernd «ine derartige Verschiedenheit hinsichtlich der Gangbarkeit, des Klimas und der Witterungsverhältniss« aufweisen würde wie die zusammenhängende Front vom'Stilfser- joch bis zur Lagunenküst« vor Venedig. Während in der Vene- zianischen Ebens bereits trockenes, schönes Sommerwetter den geeigneten Zeitpunkt für den Beginn großer Aktionen als gekommen erscheinen lassen, stehen im Gebirge schwere Nebel und Reg«n und in höheren Lagen noch starker Schneefall, selbst Schneestürme.'Ler Offensivbewegung hindernd im Wege. Der Eintritt des klaren, warmen Frühlingswetters mit rasche ster Schneeschmelze verwandelt die bisher festen, ausgetrock neten Torrenten der Ebene zu reißenden Strömen, schaffen durch Steigen des Grundwassers im Mündungsgebiete weite Sumpf- und Morastflächen. Vorstehende Momente lassen er kennen, mit welchen Schwierigkeiten die beste Führung oft mals zu rechnen hat, und daß eine nur scheinbar berechtigt« Ungeduld ihre Quellen aus in der Oesfentlichksit nicht vüll «r säßten Umständen schöpft. Kundgebungen in Mailand und Tutt» i Lugano, 19. 6. Nach zuverlässigen Privatmeldungen aus Italien ist «s Ende der vorigen Woche m Mailand und Turin zu großen regierungsfeindlichen Kundgebungen gekom men, Die italienische Zensur unterdrückt die. Wettergab» der Einzelheiten. ' , Die Ueb«rlegmh.'it der österreichischen Artillerie i Genf, 19. 6. Nach einer Pariser Meldung sind di« m Treviso, Bassano, Schios und Assolo durch das fortgesetzt» Bombardement angerichteten Verheerungen weit umfangreicher, als die ersten Berichte vermuten ließen. Die italienische und französische Artillerie versuchtes ihr Möglichstes durch Gegen wirkung, doch di« numerische Ueberlegenheit der österreichischen Geschütze macht sich, seitdem diese neue Ängriffsstellungen eingenommen haben, überaus stark fühlbar. i Lugano, 19. 6. Nach dem „Popolo d'Ztalia" erklärte Ministerpräsident Orlando gestern abend in den Wandelgän gen der Kammer mit heiterer Miene, daß alles gut stehe und der Kampf äußerst heftig fottdauere. — Der „Corriere della Sera" berichtet von der Front: Der Kampf wütete auch am 2. Tage mit ungeheuerer Heftigkeit und wechselndem I Erfolg. Die Lage sei «rnst. Die österreichisch-ungarische Offensive i Die letzten großen Kämpfe im Westen haben gewaltige Ausbuchtungen und Keile in die feindliche Front hineingetrke- ben. Dadurch ist die Fron» stark verlängert worden und Ge neral Foch war gezwungen, neue Kräfte zum Schutze dieser verlängerten Front heranzuziehen. Der Winkel, der im Osten von der Armee Hutier und im Norden von der Armee v. Boehn gebildet wird, ist ein großer Vorteil für un». General Foch weiß fetzt nicht, von welcher Sette und wann ihm ein neuer Angriff droht. Vor allen Dingen kommt uns auch die außer ordentliche Bindung starker feindlicher Kräfte zustatten. Wir haben im Westen die Initiative vollkommen in unser« Land, nur an d« italienischen Front fehlte diese uns noch. D« Feind hatte dort noch ziemliche Bewegungsfreiheit, was schon daraus heroorgeht, daß u «ft kürzlich fünfDivisionen an Frank reich abgeben konnte. Au» diesem Grunde kommt dem öster reichischen Vorgehen an der italienischen Front erhöhte Bedeu tung zu. Jetzt ist auch d« bisher freie Teil d« feindlichen Truppen gebunden. Feindliche Stimmen sprachen sogar berttts von der Möglichkeit, daß die Italien« ihrerseits zum Angriff übergehen würden. Diele Möglichkeit ist dem Feind nunmehr au» der Hand genommen. Seit geraumer Zeit war die Artillerietätigkeit schon erheb lich gesteigert, und sie deutete darauf hin, daß an dies« Frpnt bald ein neu« Schlag «folgen würde. Lie Oesterreich« gingen beiderseits der Brenta und längs d« Piave zum Angriff üb«. Der Feind war nunmehr gewungen, den Oesterreichern starke Kräfte entgegenzustellen und auch Reserven beranzusühren, um Gegenstöße unternehmen zu können. Es ist jetzt ausgeschlossen, daß Italien weitue Truppen nach Frankreich senden kann. Ueoerraschend ist ihnen dieser Angriff keineswegs gekommen. Trotzdem also hi« da» Ueberraschungsmoment gänzlich ausge- fchaltet war, ist es unserem Verbündeten doch gelungen, 30000 Gefangene einzubrtngen, was nicht gerade ein günstige« Licht auf den Zustand de» italienischen Heeres wirst. Wir haben also hier einen taktischen Erfolg von größt« Bedeutung errungen. Det Montella-ÄIoS ist erobert, die Truppen, die an der Piave mündung vorgeben, haben den Fossetta-Kanal erreicht und sich dott in ein«.Brückenkopfstellung festgesetzt. Die jetzt errungenen Vorteile sind außerordentlich günstig für etwaige spätere Kampf- Handlungen, die vielleicht noch unternommen werden. D« Lauvtvorteil besteht darin, daß jetzt die gesamte Front, nicht nur die französische, sondern auch di« ttaliemsche, in uns« Gesetz de» Sandeln» geschloffen tft.