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- Z " 2 8 8 8 s's' o ?; -'S L« -8 »?AZ?-A . M. 65 Mittwoch de» 1v. Juni 1918 15 ZA w L. Vebrn heißt Kämpfen Roman von H. Courths-Mahler. Nachdruck verboten Ruhig« Pflanzenwelt, in deiner kunstreichen Stille vrr» nehme ich das Wandeln der Gottheit! Deine verdienstlose Trefflichkeit trägt meinen forschenden Geist hinauf zu dem höchsten Verstände; aus deinem ruhigen Spiegel strahlt mir fern göttliches Bild. Schiller. -- L 2. sah ihn groß und klar an. Aber sie antwortete nicht. Gr lieh ihre Hand fallen. „Verzeihen Sie mir — ich bin halb sinnlos vor Schmerz. Eva — Sie sehen, was Sie aus mir gemacht haben! Ich durfte hoffen, Sir mir zu erringen — Ihre Augen sprachen mir von Liebe, und ich glaubte dieser Sprache. Da traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht, als ich Sie in Wendenburgs Armen fand — als seine Braut. Ich war wie von Sinnen vor Schmerz, und zweifelte an allem, was Hut und schön. Und dieser Moment Hai meinem Leben «ine Wendung gegeben, die es mit meinem Willen nie erhalten sollte. Sie wissen, datz mein Glück in Scherben ging, als ich Sie als die Braut eines anderen fand. Im wilden Zorn ritz ich Gabi an meine Seite, um Sie zu kränken, wie Sie mich gekränkt. Denn ich weiß, datz Sie mich lieben, Eva — nur mich, und ich mutzte, datz ich Sie treffen würde durch meine Verlobung. Einen kurzen Augenblick glaubte ich, Sie hätten sich Wenden burg in kühler Berechnung verkauft, und dieser unselig« Augenblick entschied'für mein Leben. Ich kam erst iSieder zu mir, als es zu spät war. Eva — warum haben Sie mir das getan? Ich weitz, datz es nicht aus Berechnung geschah, — .bitte, sagen Sie mir, warum, ich flehe Sie an." , Ein so tiefer, gewaltiger Schmerz durchzitterte seine Worte, datz sie vor Qual hätte aufschreien mögen. Sie pretzte die Handflächen gegeneinander. „Still — 0 sprechen Sie nicht weiter", 'bat sie tonlos. „Nein — ich will nicht schweigen, will auf niemand und auf nichts Rücksicht nehmen in diesem Augenblick. Klarheit will ich mir wenigstens schaffen, warum mein Glück in Trüm mer ging. Sie haben mich an Ihre Liebe glauben lassen, nun sind Sie mir Rechenschaft schuldig. Und bei Gott — ich lasse Sie nicht von der Stelle, bis Sie mir gesagt haben- warum Sie mir das getan. Mag geschehen dann, was will." Eva richtete sich zitternd zu ihrer ganzen schlanken Höhe empor und sah ihn seltsam an. 'Seine Worte erweckten trotz aller Heftigkeit eine heimliche Seligkeit in ihrer Brust, denn sie zeigten ihr, wie sie geliebt wurde. Aber das Opfer durste nicht halb gebracht werden. Sie zwang sich zur Ruhe. ,7Warum? Weil es sein mutzte, weil es für uns beide nur «in Glück auf Kosten anderer gab." Er stöhnte auf. , s „Gabis wegen, nicht wahr? Weil sie Ihnen gesagt hatte, datz sie sterben müsse, wenn sie mir nicht angehören dürfe. Aus Dankbarkeit gegen Habis Eltern — um ihr ein Schein, glück zu retten, opferten Sie sich und mich. Ist es so?" „Ja — so ist es", erwiderte sie leise, aber fest. Er bedeckte einen Moment seine Augen. Dann sagte er ruhiger, gefatzter: „Ich will Sie nicht fragen, ob es nicht ein Unrecht von Ihnen war, zwei Menschen um eines dritten willen unglück lich zu machen. Aber sagen Sie mir noch eins: Hätte es nicht - genügt, wenn Sie meine Werbung zurückgewiesen? Mutzten Sie sich sogleich an einen Mann binden, den Sie nicht lieben? Eva — Sie haben sich das nicht klar gemacht, welch ein Martyrium Sie aus sich geladen. Ein Mann kann eine Ehe ohne Liebe eingehen, ohne Schaden zu leiden an seiner Seele — ein Weib nicht. Warum sind Sie Wendenburgs Braut geworden, Eva, sagen Sie es mir, nur dies eine noch. Ich will mich dann in alles fügen, will teilnehmen an Ihrem Opfer und Gabi als mein Weib hochhalten. Sie sott nicht ahnen, datz mein Herz einer anderen gehört. Aber verschaffen Sie mir Ruhe, helfen Sie mir, datz ich Ihr Bild rein und hold in meinem Herzen tragen darf, datz sich kein Zweifel meiner Seele an Sie heranwagt. Ich fühle, Sie können mir Ruhe schaffen, wenn Sie wahr und offen zu mir sind. Warum wurden Sie Wendenburgs Braut?" AZ Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zrun Frankenberger Tageblatt Wird jeder Mittwochs-, Freitags- und SonntagS-Niomner ohne Preiserhöhung des HauptblatteS beigegebeu. Zwei Tage später ging Eva langsamen Schrittes durch den Park. Es war ein Abschiednehmen für immer, was sie hierhergeführt. Heimlich hatte sie alles zu ihrer'Abreise vorbereitet. Einige notwendige Kleidungsstücke und Wäsche hatte sie in eine Handtasche gepackt. In den nächsten Tagen sollte Gabis Verlobungsfest stattfinden. Es siel nicht auf, datz Eva vorgab, nach L. fahren zu wollen, um einige Besorgungen zu dem Fest zu machen. Das kam öfter vor. Sie wollte dann alles, was einzukausen war, nach Hatten felde schicken lassen, damit sie wirklich ihre Pflicht erfüllt und die Vorbereitungen zum Fest beendet waren. Statt nach ,Hattenfelde zurückzukehren, wollte sie dann mit dem vtittagsschnellzug nach Berlin fahren. Sie kam noch am Hellen Tag dort an und konnte ihre Mutter sofort aussuchen. Nun ging sie noch einmal von Ort zu Ort, um von all den liebgewordenen Stellen mit traurigen Augen Abschied zu nehmen, die ihr seit Kindertagen so vertraut und lewer geworden waren. Ost seufzte sie schwer — Tränen rannen aus ihren Augen. Schnell wischte sie dieselben fort. Nicht weinen — man durste nicht sehen, datz sie Tränen vergossen. Heute mutzte sie noch.stark sein — morgen — morgen würde sich niemand mehr um ihre Tränen kümmern. Langsam ging sie weiter und lehnte sich dann an einen Baum. Von hier aus sah sie nach dem Hause zurück. Es schimmerte mit den weitzen Mauern durch das Laub, welches an manchen Stellen schon herbstliche Färbung annähm. Dort satzen Gabi und Onkel Horst beisammen auf'der Veranda und erwarteten Bemhard Gerold. Vielleicht war er auch inzwischen schon eingetroffrn. Mit traurigen Augen sah sie um sich und seufzte schwer. In demselben Augenblick fuhr sie jedoch erschrocken zusammen, Ächt vor ihr stand plötzlich Bernhard Gerold. Minutenlang sahen sie sich sprachlos in die Augen, ohne sich zu rühren. Nur über Evas Gestalt flog ein Zittern, ft) datz sie sich kraftlos zurücklehnen mutzte. Endlich trat Bernhard einen Schritt näher. Sie hob instinktiv wie abwehrend die Hand. Er blieb sofort stehen — «in bitteres, zorniges Lächeln umspielte feinen Mund. „Sie brauchen mich nicht zurückzuweisen — ich weitz ohnedem die Schranken zu respektieren, die mich von der Braut meines Schwiegervaters fernhalten," sagte 'er voll schmerzlicher Ironie. ' V Sie zuckte unter seinen Worten wie in körperlichem Schmerz zusammen. Jeder Blutstropfen schien aus ihrem Gesicht gewichen. Nur ihre Augen hingen mit frohem, ernstem Blick in den seinen, als wollte sie sich seine Züge einprägen für alle Zeit. So standen sie wieder eine Weile schweigend, die Augen in schmerzlicher Wonne ineinandergesenkt. Dann hob ein tiefes Stöhnen seine Brust, er fatzte jäh nach Evas Arm. „Warum hast du mir das getan?" frug er mit heiserer Stimme. Sie schlotz einen Moment die Augen vor seinem brennen den. Lequälten Blick. Dam öffnete sie dieselben wieder und 8