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dvr- — 251 d " L-L DLL is^ L» LL s L-^Z.2^ *) Verfasser bat selbst 11 Jahre lang in Amerika gelebt, als deutscher Geistlicher ar deu schm Gemeinden gewirkt und den vielseitigen Eins.uß des Deutschtums auf allen Gebieten kes Volkslebens beobachtet. Damit würde sie fertig werden, so schwer es ihr auch jetzt noch erschien. Aber dann auch genug des Opfers. Mehr durfte man von ihr nicht verlangen. Wendenburgs Gattin konnte sie nicht werden — niemals. Aber damit war auch ihrem Aufenthalt in seinem Hause ein Ziel gesetzt. Sie konnte nicht länger bleiben, muhte sobald als möglich fort. Solange sie noch im Hause war, muhte sie als Wenden burgs Braut gelten, "das war das beste. Sobald sie muhte, wohin, wollte sie heimlich fortgehsn und Wendenburg brief lich auseinandersetzen, weshalb sie sein Haus verlassen -muhte. Es wäre ihr.furchtbar gewesen, Zeuge seiner Beschämung zu werden. "Aber wo sollte sie hingehen? — Und da stieg zum erstenmal der Gedanke an ihre Mutter in ihr auf. War sie nicht der einzige Mensch, der wirklich zu ihr gehörte? Wenn sie zu ihr ging und sie um Aufnahme bat, bis sich ein anderer Aufenthalt für sie gefunden? Sie konnte ja dann irgend eine Beschäftigung ergreifen, irgend eine Stellung an nehmen, die ihr Arbeit und Vergessen brachte. Nur so lange wollte sie bei der Mutter bleiben, bis sich ein anderes Asyl für sie fand. Sie konnte ihr doch sicher den 'kurzen Aufent halt nicht wehren. Freilich, die Mutter war arm — aber Eva besah einige hundert Mark: gelegentlich hatte ihr Wendenburg Geld ge geben, damit sie sich kleine Wünsche selbst erfüllen konnte. Sie hatte es nie aufgebraucht. 'Nun kam es iHv zustatten, sie brauchte nicht mit leeren Händen zu ihrer Mutter zu gehen. Nichts wollte sie von ihr verlangen, als einige Wochen Schutz und Aufenthalt. Wo war aber ihre Mutter? In Berlin — Berlin ist groß — ^sis muhte sich also unbedingt die Adresse beschaffen — unter irgend einem Vorwand. ver aeutlcbe Anteil sn ser mäiMriellen kntwickiMg Anmiksr Von M. Bonitz, Frankfurt a. O?) Man hat Amerika das Land der unbegrenzten Möglich keiten genannt. Das hat uns auch sein Eintritt in den Krieg gegen uns wieder bewiesen. Man hätte so etwas nie für möglich gehalten. Niemals hätte man geglaubt, dah die ame rikanische Regierung angesichts der vielen Millionen Staats bürger deutscher Herkunft, der besten, treuesten und tüchtigsten dieses Dölkergemischs, den Mut finden würde, an der Ver nichtung deren einstigen Heimat tätigen Anteil zu nehmen. Aber wie man von jeher die grundlegende Mitarbeit des Deutschtums an der nationalen Entwicklung dieses Landes ge flissentlich verleugnet hat, so hat man auch jederzeit seinen hochbedsutsamen Anteil an dem Aufbau des amerikanischen Gewerbes und Handels als einen Raub hingenommsn. Und doch wird es in der Geschichte nie geleugnet werden können, dah gerade der deutsche Geist und die deutsche Tatkraft, deutscher Fleiß und deutsche Gründlichkeit Amerika grvh und reich gemacht haben. Schon in der Anfangszeit, da Amerika noch Kolonie war, waren es vornehmlich deutsche Kolonisten, welche in den verschiedenen Berufszweigen die besten Handwerker ab gaben. In der alten deutschen Stadt Germantown entstanden schon frühe deutsche Industrien. So lieh sich Pastorius von Penn ein Stück Land anweisen, auf welchem er eine Ziegelei errichtete. Krefelder Weber gründeten dir erste Tuchweberei und Strumpffabrik in der Kolonie, und Wilhelm Rittenhaus erbaute die erste Papiermühle. Die andauernde und zuneh mende Nachfrage nach deutschen Büchern führte zur Errichtung einer Druckerei. 'Durch diese Industriebetriebe gewann her heutige Staat Pennsylvanien "schon in den Jahren 1730 bis 1740 die Pedeutung einer ersten industriellen Kolonie. Dadurch, dah dis deutschen Kolonisten sich auf allen Gebie ten des industriellen Lebens hervortaten und zu den unent behrlichsten e-tützen des wachsenden Wohlstandes des Landes wurden, waren sie im Stande, von ihrem Reichtum zur Ver teidigung der amerikanischen Unabhängigkeit beizutragen. Nach Beendigung der Revolution nahmen die Deutschen noch rege ren Anteil an der industriellen Entwicklung des Landes. Bereits vor Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges legte der „Baron" Wilhelm Heinrich Stiegel eme Glashütte in Penn- sylvanien an und errichtete in Mannheim, in Lancaster County, für damalige Verhältnisse sehr umfangreiche Eisenwerke. Die sogenannten „ken plate stoves" aub e-tiegels Fabrik mit ihren künstlerischen Verzierungen und poetischen Inschrift: „Baran Stiegel ist der Mann, der die Oefen machen kann", sowie andere Fabrikerzeugnisse, welche im Danner'schrn Mu seum in Mannheim, Pennsylvanien, aufbewahrt liegen, geben Zeugnis von der vorzüglichen Qualität der Stiegelschen Waren. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erbaute der Deutsche Amelung in Maryland eine Glashütte, aus welcher besonders die reichsten Familien ihre Glaswaren bezogen. Aber auch auf anderen Eeschäftsgebieten taten sich dir Deut schen hervor. Noch heute bestehen in Pennsylvanien zahl reiche gewerbliche Unternehmungen, wslchr von Deutschen ge gründet worden sind und aus dem 18. Jahrhundert stammen, wie z. B. das alte Steinmann'sche Eisenwarengeschäst und die Heinitz'sche Apotheke in Lancaster, oder die Rau'sche Apo theke in Bethlehem. Auch das Bäckergewerbr wird seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hauptsächlich von Deut schen betrieben. Der alte Bäcker Ludwig lieferte schon zur Revolutionszeit das Brot für die Revolutionsarmee. Und noch heute sind die Deutschen bekannt als die besten Brotbäcker. Daß die Bierbrauerei besonders von Deutschen betrieben wurde und noch heute zum größten Teile in ihren Händen liegt, ist nicht verwunderlich. Die erste Brauerei wurde zwar von dem alten Quäker Vater Penn eingerichtet und in den ersten Jahren der Kolonie von englischen Kolonisten be trieben, aber im Laufe hes 19. Jahrhunderts gewann doch das deutsche Braugewerbe die Oberhand. Die Brauereien von Papst, Annhäuser—Busch, Stiefel, Lemg u. a. haben sich zu den bedeutendsten Unternehmungen dieser Art entwickelt. Auch der Weinbau liegt größtenteils in deutschen Händen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts findet man unter den Rappisten im westl'chen Pennsylvanien ein glän zendes Beispiel deutschen Unternehmungsgeistes. Sie grün deten eine kommunistische Gemeinde, welche im Laufe der Jahre zu einem ausgedehnten Jndustriehof und eine der wichtigsten und interessantesten Ansiedlungen des Landes wur den. Diese Rappisten erbauten eine Seidenfabrik, eine Tuch weberei, eine Bäckerei, eine eigene Bank und Weinkellereien. Beim Bau der Western Pennsylvanien-Eisenbahnlinie leisteten die Rappisten mit ihrem erworbenen Reichtum die hauptsäch lichste Unterstützung. Die erfolgreichste ihrer Unternehmungen wurde die Seidenindustris, welche ihre Erzeugnisse weit über die Grenzen Pennsylvaniens hinaus bis tief in das Mississippi tal sandte. Durch die immer größere Ausdehnung der heute so gewaltigen Kohlen- und Eisenstadt Pittsburg wurde diese Gemeinde schließlich verschlungen, aber der Unternehmungs geist und Fleiß seiner Glieder legte auch ferner beredtes Zeug nis ab. So ist das Aufblühen der amerikanischen Gewerbe und Industrien vor allem den deutschen Kolonisten zu ver danken. Gleichzeitig mit dem industriellen Aufschwung ent faltete sich der amerikanische Handel. Die zahlreichen Ein wanderer, welche auf englischen Schiffen in die neue Welt fahren mußten, hatten eine stattliche englische Handelsflotte ms Leben gerufen. 'Mit der Masseneinwanderung von Pfäl zern im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts erfuhr der amerikanische Handel eine bedeutende Ausdehnung nach vielen Richtungen. Die Massen der Pfälzer waren verhältnis- mäßig mittellos über den Ozean gekommen, und es mußte ! darum zu ihrem Anterhalt Mancherlei eingeführt werden. > Ebenso verlangten die wohlhabenderen Kolonisten allerlei l für den täglichen Gebrauch, was aber von auswärts einge- führt werde:: mußte. Andererseits waren aber auch dir Kolo- ; nien im Stande, mancherlei Waren für den Export zu liefern, s So entstand ein reger Handelsverkehr zwischen England und ; Len amerikanischen 'Kolonien. Zu derselben Zeit, da die Rappisten ihr gewerbereiches < Gemeinwesen in Pennsylvanien gründeten, begegnen wir einem ! anderen Deutschen, der ebenfalls aus Süddeutschland stammte, ! Johann Jakob Astor, welcher der Stammvatre der jetzt so berühmten aristokratischen Astorfami'ie wurde. Er stammte ; aus dem kleinen basischen Dorfe Waldorf. Zwei ältere Brü- § der waren bereits vor ihm ins Ausland gegangen. Der § eine war Musilinstrumentenbauer in London, der andere Kaufmann in Newyork. Ter junge Johann Jakob ging 1779 zunächst zu seinem Bruder nach London, reiste aber vier I Jahrs später nach Baltimore. Auf dem Schiffe machte er LS s 8 r-LZZ «