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250 und nicht ernstlich krank, ... - Er sprach non ihren beiderseitigen Zukunftspkänen von Bernhards baldiger Hochzeit. ge- 4in Nach einer Weile kam Gabi „Eva läßt sich entschuldigen, worden, so daß sie sich zu Bett wenig verstimmt. „Die Aufregung wird schuld Es lag eine schrankenlose Hingabe in ihren Worten. — Bon ihrer Lieblichkeit bezwungen, schloß er sie fest an sich und küßte sie. zurück. ihr Kopfweh ist arg gelegt hat," sagte sie War er nicht ein Narr, Eva nachzutrauern? Hier bot sich ihm treue, hingebende Liebe. War es nicht klüger, sich mit dem, was ihm das Schicksal bot, abzufinden? Aber da stieg Evas Bild wieder auf vor ihm, und «ine grenzenlose Verzweiflung packte ihn. Wenn er nicht an ihr gezweifelt hätte, wenn er gewartet, bis ihm Aufklärung wurde, dann hätte er doch vielleicht das Schlimmste abge wendet! Horst Wendenburg trat wieder ein. ,Mir möchten doch nun endlich zu Tisch gehen. Gabi — du siehst wohl einmal nach Eva, ob sie sich erholt hat und herunterkommen kann," sagte er. Gabi erhob sich, küßte Bernhard schnell noch einmal und ging hinaus. Die beiden Männer standen sich allein gegenüber. „Du hast uns lange auf das erlösende Wort warten lassen, Bernhard. Und ich bin dir wahrhaftig mit jugend licher Ungeduld voräusgeeilt," sagte Wendenburg lächelnd. „Und doch hätte ich meine Werbung noch zurückhalten sollen, der Zeitpunkt war schlecht gewählt. Oder nicht? Mir per sönlich ist es übrigens sehr lieb, daß du sofort deine Werbung vorbrachtest, als du von meiner Verlobung erfuhrst. So ist Gabis Aufmerksamkeit etwas abgelenkt. Du begreifst, daß eine so große Tochter in solchem Falle etwas genierlich ist. Ich wollte ja auch warten, bis sie deine Frau geworden war. Aber du brauchtest zu lange Zeit — nun ist das Gefühl mit mir durchgegangen." „Vielleicht lernst du es noch, Gabi. Sicher ist Eva keiner niedrigen Berechnung fähig!" „Nein, ich glaube es nun auch nicht mehr. Aber schreck lich muß es sein, jemand aus Dankbarkeit heiraten zu müs sen. Papa dürfte ein solches Opfer nicht annehmen." „Vielleicht weiß er es nicht. Vielleicht liebt ihn Eva auch wirklich." Gabi schüttelte den Kops. „Nein, daran glaube ich nicht. Er kann ja ihr Vater sein, und si^ hat ihn sicher nur lieb wie einen solchen. — Ach, ich mag gar nicht mehr daran denken, — laß uns von etwas anderem sprechen. Sag' mir doch, daß du Mich liebst — ick glaube, du hast es mir noch gar nicht in Worten vesagt.'-- sein. Hoffentlich wird sie erwiderte Horst besorgt. nicht sterben, nun er zweifelte, ob sie nicht nur um ein Opfer < zu bringen Wendenburgs Braut geworden war. Er glaubte nicht mehr, daß kalte Berechnung Eva zu dem Schritt ge- ! trieben. Das hatte er nur im ersten unsinnigen Groll an- ! nehmen können. Heiß flieg der Wunsch in ihm auf, das Geschehene un- i -geschehen zu machen. Doch da sah er herab auf die zierliche Gestalt im weißen Tenniskleid. Sie war zart und lieblich, und ihre Augen flehten ko innig um Liebe. Warmes Mitleid mit ihr stieg in '.hm aus. Er umfaßte sie fest und küßte sie auf den Mund. „Liebe kleine Gabi." ^,Mein Bernhard, mein geliebter Bernhard!" Wendenburg ging lächelnd hinaus und ließ die beiden allein. Er war hier überflüssig. Bernhard sah in Gabis glühendes Gesicht. „Hab' ich dich mit meiner plötzlichen Werbung erschreckt, Sabi?" Sie lachte glücklich auf. „Nein — o nein. Ich wußte ja schon lange,' daß du mich liebst, und konnte es vor Ungeduld nicht mehr aus halten. Wenn Eva nicht gewesen wäre, wenn ich ihr mein Herz nicht hätte ausschütten können — ich hätte es gar nicht ertragen, so lange auf dich zu warten, böser, lieber Bern hard." Lange saßen sie still beieinander. Dann kam Gabi plötzlich der Gedanke an das zweite Brautpaar im Hause. Sie richtete sich ein wenig auf. „Was sagst du dazu, daß Eva meines Vaters Braut ge worden?" Er strich sich mit der Hand über die Augen. „Was soll ich dazu sagen?" „Findest du es nicht seltsam? Papa ist doch so viel älter als sie." „Er ist noch ein sehr stattlicher Mann." „Trotzdem, ich glaube nicht, daß Eva Papa liebt, wie ich dich liebe. Und ohne solche Liebe erscheint mir eine Ehe unmöglich. Sieh, Eva war mir bisher ein leuchtendes Vor bild, sie schien mir so selbstlos, 'so edel, so stark und gut. Und nun —" „Und nun?" „Nun mutz ich an ihr zweifeln. Ich muß glauben, daß sie Papa nur aus Berechnung heiratet." „Hältst du sie einer solchen Berechnung für fähig?" „Eigentlich nicht. Aber aus welchem anderen Grunde sollte sie seine Frau werden?" „Vielleicht aus Dankbarkeit." Gabi sah überrascht auf. „Das könnte sein. Du magst Recht haben. Aber trotz dem — Eva-ist mir innerlich entfremdet worden durch dies« Verlobung. Wie gut, daß ich dich nun habe. Nun brauche ich sie nicht mehr, um ihr vorzufammern, wie ich mich nach deiner Liebe sehne." „Hast du das oft getan?" „Täglich, sie weiß ganz genau, wie unendlich lieb ich dich habe." Er sah grübelnd vor sich hin. „So — das weiß sie genau. Und was hat sie dqzu gesagt?" — „O — manchmal tröstete sie mich, manchmal machte sie mir auch bange, wir ich dir schon sagte. Aber weim sie bann sah, wie ich mich aufregte, dann beruhigte sie mich immer sehr lieb. Sie kann sehr lieb sein, das glaubst du gar nicht. Und deshalb tut es mir nun doppelt leid, daß wir uns nicht mehr so 'verstehen. Ich verstehe sie wenigstens sticht." — „So wollen wir ohne sie zu Tische gehen," setzte er enttäuscht hinzu. Der Abend verlief sehr still, und man hätte nichts von einer Verlobung gemerkt, wenn nicht zwischen Bernhard und Gabi zuweilen Zärtlichkeiten ausgetauscht worden wären. Gabi fühlte sich trotzdem über alle Maßen glücklich. Sie war die einzige, deren Inneres festlich erregt war.^Wendenburg ver stimmte Evas Unwohlsein mehr, als er sich selbst zugeben mochte, und Bernhard konnte trotz aller Anstrengung seine Gedanken nicht losreißen von dem einsamen Mädchen, das sicher oben in ihrem Zimmer einen schmerzlichen Kampf mit ihrem Innern zu bestehen hatte. Noch nie hatte sein Herz mit so intensiver Sehnsucht nach Eva verlangt, als jetzt, da er als Gabis Verlobter an deren Seite saß und seine Herzenslcsre unter nichtssagenden Galanterien versteckte. Eva hatte die Nacht unter tausend Qualen verbracht. Daß ihr Bernhard unwiederbringlich verloren war, wußte ! sie nun. Dieser Gedanke allein hätte sie jedoch nicht mit so ! grenzenloser Verzweiflung erfüllt, denn sie hatte es ja kommen sehen all di« Zeit. So qualvoll sie der Schmerz um ihn - traf — er wurde doch noch übertroffen von oem Schrecken, den ihr Wendenburgs Werbung eingeflößt hatte. Das Grauen ! schüttelte sie wie Fieber, wenn sie daran dachte, wie er sie im Arm Lehalten und ihr Gesicht voll Leidenschaft mit seinen Küssen bedeckt hatte. Allezeit hatte sie mit Liebe und Ver- ! ehrung zu ihn? aufgesehen. Sie kannte seine Herzensgüte, seinen s Edelmut. Und sie wußte, wie viel sie ihm Dank schuldig war. ! Daß er sie aber zum Weibe begehrte, erfüllte sie mit einer an Abscheu grenzenden Verzweiflung. Sie konnte auf Bernhard verzichten, damit Gabi glück lich wurde. Auf einer Verbindung mit ihm hätte doch stets ein s Schatten geruht, wenn Gabis Glück dabei in Scherben ging. ! Seine.Stirn rötete sich. Nun trat di« Lüge ün ih« heran, und er war ihr wehrlos preisgegeben. „Gewiß hab' ich dich lieb, Gabi." „Und gar nichts weiter?" fragte sie schelmisch verschämt - und schmiegte sich zärtlich in seine Arme. „Sieh — ich will - dir freiwillig noch viel mehr sagen. Daß ich unsagbar ! glücklich bin, weil ich deine Frau werden darf, daß ich dich ' namenlos, unendlich liebe, und daß 'ich so stolz aus dich bin — so stolz — du glaubst es nicht." der «