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es: AieOeraukba« Ser ballllcden Laase -Wenn auch nach der Besetzung der baltischen Provinzen durch die deutschen Truppen sich das Wirtschaftsleben überall wieder zu regen beginnt, so ist doch noch, um dem Lande eine dauernde Blüte zu gewährleisten, um dem Bürger und dem Bauer, dem Arbeiter und dem Höhergebildeten, .dem Esten, dem Letten und dem Deutschen die notwendigen Vor bedingungen für gedeihliche Existenz und Arbeit im Lande zu schaffen, eine Riesenarbeit zu erledigen. Die Marima- r-K 8x» „Du kannst dich auch jetzt nicht einmal losmachen? — Offen heraus, Onkel Fritz — Mamas Zustand macht mir^ schwere Sorge. Du hast immer sehr viel Einfluß auf sie gehabt. Wenn du sie aufsuchtest und, ihr zuredetest, sich wenigstens mehr zu schonen. Auf mich hört sie ja nicht. Vielleicht gelingt es dir, sie dazu zu bewegen." Fritz sah nachdenklich in den Garten hinaus. Gerade in diesem Augenblick tollte 'draußen auf dem Rasenplatz der kleine Walter im llebermut herum, als wisse er nicht, wohin mit dem Ueberschuß von Kraft und Lebensfreude. Ein Helles Leuchten flog über Herbigs Gesicht. Er atmete tief aus und wandte sich nach Bernhard um. „Gut — ich will's versuchen. Sobald ich los kann, reise ich nach L. und suche deine Mutter auf. Vielleicht gelingt mir, was du vergeblich versuchst. Bist du nun zu frieden? —" _ „Ich bin's, Onkel Fritz. Und was du in die Hand nimmst, ist schon halb gelungen." „Warten wir's aH mein Junge." (Fortsetzung folgt.) dem benachbarten Kleingrundbesitzer im großen und ganzen in Frieden und Freundschaft gelebt (unterbrochen durch die Revo lution 1S05-,'so war die stete Bemühung der russischen Regie rung, ihr: Herrschaft im Lande durch das.gewissenhaft durch- gesührte Prinzip des „divide et impera" zu' festigen, doch nicht ohne Folgen geblieben. Die Methode, die diese Regierung hierbei einschlug, war einfach genug. Die gerade bei jungen Kulturvölkern! ost mit besonderem Fanatismus in Erscheinung tretende Be geisterung für das eigene Volkstum und der unreife Chau vinismus wurden gegen das Deutschtum im Lande aus gespielt, das an allem Uebel schuld sei und das dem nume risch weit überlegenen Volksgenossen seinen Platz an der Sonne nicht gönne. Geflissentlich wurde dem Volke die Tat sache geheimgehalten, ja geleugnet, dgß die in ihrer über wiegenden Mehrheit aus Deutschen bestehenden Provinzial landtage mehrfach bei der Regierung um «ine Verfassungs änderung «ingekommen waren, die eine Heranziehung der estnischen und lettischen Bevölkerung nach Maßgabe der von ihr aufgebrachten Provinzialsteuer m Aussicht nahm. Die Maßnahmen der Regierung trugen die erwünschte Frucht, eine Tatsache, die in Mißtrauen und Haß, besonders der estnischen gebildeten Kreise, gegen alles Deutsche ihren Aus druck fand. Die Lage wurde verschärft, und die Kluft ver breitert durch eine Anzahl von Berufspolitikern, die sich der von der Regierung mit wohlwollendem Lächeln betrachteten Presse bemächtigten und bei der Verhetzung der Heimat genossen ein gutes Geschäft machten. Nach der Revolution im Jahre 1905 schien es, als wolle eine Verständigung der Nationalitäten sich anzubahnen be ginnen, doch verlief die Sache im Sand«. Die. Spannung blieb die alte, und es bedurfte einer so ungeheuren Erschütte rung des ganzen Volkskörpers, wie die dreieinhalb Kriegsjahre mit all ihrem Elend und all ihrer Not, um bei Esten und Deutschen die Einsicht reifen zu lassen, daß sie aufeinander an gewiesen seien und ein Zusammenleben im Lande nur möglich sei aus Grund gegenseitiger Konzessionen. Es ist vielleicht eine der erfreulichsten Seiten in der liv-estländischen Geschichte der letzten Jahrzehnte, die von dieser Einigung handeln; sie findet ihren Ausdruck in der gemeinsamen Bitte an das Deutsche Reich, das Land in seinen Schutz nehmen zu wollen und in der Wahl eines nach ganz neuen Prinzipien gewählten Landesrates. Es ist das erstemal in der Geschichte der Pro vinzen, daß hier Esten und Letten als politische, von allen Nationalitäten im Lande anerkannte Vertreter, im Einver nehmen mit den deutschen Heimatgenossen dieselben Zwecke und Ziele verfolgen zu Nutz und Frommen des Landes. Gewiß ist dieses nur ein Anfang und der Unzufriedenen sind nicht wenige, die, sei es mit der Anzahl der estnischen und lettischen Stimmen, sei es mit dem Wahlmodüs, nicht einverstanden sind. Und da mutz zugegeben werden, daß in ruhiger Zeit und unter geordneten Verhältnissen ein anderes Verfahren hätte eingeschlagen werden können. Doch es hafte am Resultat kaum etwas geändert, wenn vielleicht statt des einen ein anderer Delegierter gewählt worden wäre, .denn die aus der Wahl hervorgegangenen Leute gehören 'den verschie densten politischen Richtungen und Färbungen an. Di« große Richtlinie, der sie alle folgen, bleibt dieselbe: die Bitte an das deutsche Volk um Schutz und dauernde Angliederung an oas Deutsche Reich- Fragen wir uns, ob es auch andere Stimmen unter den Esten und Letten im Baltenlande gibt, so muh diese Frag« mit ja beantwortet werden. Doch ihrer sind nur wenige. Es dürfte als numerisch stärkster Faktor der R^st der Maxi malisten in Betracht kommen, deren viels in die Heimat zurückströmen werden, sobald die Grenze nach Rußland wieder geöffnet sein wird. Sie rekrutieren sich zu einem geringeren Teil aus halbgebildeten Utopisten mit unklaren Idealen kom munistischer Richtung, zum größeren aus der Hefe des Volkes, Elementen, denen jede Art von Unordnung recht und nutz bringend erscheint. Ernster zu nehmen ist eine andere Gruppe, Lie den estnischen gebildeten Kressen angehört, Teile der sogen- „Intelligenz". Es sind Advokaten und Publizisten, die im Hauptamt sich mit Politik beschäftigen, Demagogen, Li- Dolksführer sein wollen und zum Teil in der letzten Revo Mahnung an Sie Ungehörigen Ser snr kuklans heimgekehrten Seit dem Beginn der Brester Verhandlungen, besonders aber seit dem Abschluß des Friedens mit Rußland, kehren aus diesem Lande Kriegsgefangene in großer Zahl zurück- Vorläufig handelt es sich um solche, die sich aus eigenem Antrieb auf den Weg gemacht haben, sobald sich ihnen dir Gelegenheit bot, dem Zwang und den Unbilden langer Kriegsgefangenschaft zu entkommen. Sie alle sind voll Freude, wieder in der Heimat zu sein und das verhaßte Joch der Bedrückung von sich geworfen zu haben. Nach der langen Zeit der äußerst mangelhaften Verbindung mit ihren Angehörigen, der Unkenntnis über die Vorgänge in der Heimat sind sie erfreut, während der dreiundzwanzigtägigen Quarantäne, der sie sich unterwerfen müssen, endlich wieder regelmäßige Nachrichten über Angehörige, nähere und wei tere Heimat zu erhalten. Da mutz es ihnen nun ein schlimmer Dämpfer in ihrem Glücksgefühl über die gelungene Heim kehr sein, wenn ihre Frauen, Mütter, Schwestern oder an deren Anverwandten ihnen Briefe schreiben, die die Zustände in Familie und Heimat schwarz in schwarz malen, Jammer briefe über schlechte Ernährungs- und Lebensverhältnisse zu Hause. Unter dem Eindruck solcher Briefe müssen die Heim- grkehrten sich falsche Vorstellungen von der Lage in der Heimat machen, und ihr Jubel mutz herabgestimmt werden zu stumpfer Resignation. Mögen darum die Angehörigen der Heimgekehrten solche Briefe vermeiden und Lenem tzir die Unbilden der Flucht auf sich nahmen, um ihr Vater land wieder zu erreichen, Schreiben voll Zuversicht, voll Mut Kim Ausharren und Durchhalten senden, damit sie an Len Toren des Heimatlandes nicht verzagen, sondern hoffnungsvoll der Zukunft entgegengehen. Viele der Ange hörigen sagen sich das selbst und handeln dementsprechend- Aber es gibt leider auch genug Kleinmütige unter ihnen, die diese Mahnung beherzigen mögen. listen haben ein Chaos hlnterlassen, und die wenigen' russischen Beamten können für den Neuaufbau nicht in Frage kommen- Es handelt sich um eine völlige Neuschaffung von Justiz und Verwaltung, von Schulwesen und Sanitätsordnung, und vor allem um die Schaffung einer den Anforderungen aller Nationalitäten und Klassen Lerechtwerdenden Verfassung. Um aber an den Neubau gehen zu können, war eine äußerst schwie rige Vorbedingung zu erledigen: "die Einigung der Nationali täten und Klassen im Lande. Hatte auch — entgegen allen gegenteiligen Behauptungen — der deutsche Gutsbesitzer' mit l lutionszeit auch eine gewisse Führerrolle mit sich selbst zuge- billrgten hohen Gagen gespielt haben und denen die naugc- schaffene Situation äußerst wenig Gewinn verspricht. Schließ sich wäre noch des äusterßen Flügels der nationalen Chauvi- l nisten Erwähnung zu tun. Im letzten Augenblick klammer-