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des 17. Jahrhunderts zu solcher Last und Höhr steigerten, daß es einer mehr als zweihundertjährigen Arbeit und Anstrengung des-einzelnen wie der Gesamtheit bedurfte, um derartige Ein bußen und Verluste am Volkswohlstand und Volksvermögen wieder wetlmachen zu können. Wir haben in diesem Jahre allen Anlaß, uns dieser Schicksal« unserer Altvordern ru er innerns denn es jährt sich Ausbruch und Anfang solchen Un glücks und Schicksales jetzt zum dreihundertsten Male. Wir müssen uns alltäglich dessen bewußt werden, wir damals die deutschen Lande zwischen Rhein und Weichsel e-chau- uno Tummelplatz der Verwüstungen und der Soldaten, gewrsrn und geworden sind, und wie heute die heilige heimische Erde frei ist von Feindes Wut und Tat, und wie wir im Schutze un seres unerschütterlichen Heereswalles dir Frucht unserer Fskdrr bauen können, um des schaffenden und harrenden deutschen Bürgers Leibesnahrung und Notdurft so zu. stillen, daß nie mand zu hungern braucht. Mußte nach einem inneren Gesetze unserer geschichtlichen Entwicklung auf den Dreißigjährigen Krieg die Zertrümmerung alter Formen, der Siebenjährige, folgen, der einen Staat zum Führer m deutschen Dingen er hob, mußt« auf dis napoleonischen Kriegsjahre mit ihrer nationalen Selbstbesinnung und aus di« Einheitskämpfe von 1870 nun unsere Gegenwart mit ihrem Ringen um die Wrlten- freiheit unsrer Nation folgen, so.haben wir doch allen Grund, angesichts dessen, um was es für uch- und die Nachkommen geht, und im Vergleiche mit Zuständen einer früheren Ver gangenheit die Entbehrungen des Tages leicht zu tragen- Manche Teile unseres Vaterlandes haben oft schon Bitterstes durchmachen müssen; über Süddeutschland brach 1816/17 eine „teure Zeit" herein, bei der ungünstigste Witterungsverhält- nisse zu der wirtschaftlich-finanziell«!, Erschöpfung durch die vorhergehenden Kriegsjahre hinzukam. Um Streckung, Ersatz und Rationierung mühte man sich, städtische wie private Fürsorge im großen Stile setzte ein, und als die Ernte 1817 einen reichen Segen an Korn brachte, ging ein jauchzendes .Ausatmen durch die Lande, und alle Sorgen und Nöte waren vergessen! Soweit statistisches Material vvrliegt, läßt sich für das 19. Jahrhundert deutlich erkennen, daß wir uns an einen immer stärkeren Verbrauch der Lebensmittel gewöhnt haben- Die. Steigerung des Konsums in pflanzlichen Erzeugnissen ist während der letzten zwanzig Jahre unzweifelhaft zu be obachten; für den Fleischverbrauch betrug die Kopfquote —. das Verhältnis des Gesamtverbrauches zur entsprechenden Vollszahl — 1816: 17,3 Kilogramm, 1912: 52,3 Kilogramm; sie hat sich also in hundert Jahren verdreifacht und ist in dem letzten Vierieljahrhundert besonders stark angewachsen. Und es ist in unserer Gegenwart" nicht ohne Wert — unÄ vielleicht auch nicht ohne Wirkung, wenn wir uns immer wieder klarmachen, daß unsere heutige Kriegsfleischration durchaus d«r unsern Vätern und Großvätern um 1870 .gewohnten Menge des friedlichen Alltags entspricht! Manches galt vor fünfzig Jahren als Lurus der Nahrung, was heut« zur Er nährung des Volkes gehört. Daß Lau auch u. a. die Butter gehört, ist dem jetzt lebenden Geschlechte völlig aus der Erinne rung gekommen! Es g«ht..uns heute nicht viel schlechter..als es unsern Vorfahren in noch gar nicht so sehr entschwundenen Zeiten ergangen ist! Wir haben im Laufe dieses, nach Einsatz von Menschen und Mitteln, nach Ergebnissen und Zielen größten Krieges aller Menschheitsgeschichte alle etwa auttauckenden Mühen und Schwierigkeiten der Ernährung siegreich bewältigt; wir haben durch Maßnahmen und pflichtgemäße Gewöhnung in der Heimat dir Sieg« errungen, dis die gigantische Wider standskraft unseres Volksheeres erst ermöglicht hat, und wir werden auch weiterhin in diesem Siime bis zum Endsiege durchhalten: Es wirb immer ein deutscher Ruhmestitel dieser Jahre sein und bleiben, daß sich im iveiten Gebiete deutscher Lande Tatkraft und Opferwillgikeit so glanzvoll bewährten- Das gibt uns dir Sicherheit, auch weiterhin auszuharren und durchzuhalten! P. A. M. „Smart" Einen Geschäftsmann, der sich darauf versteht, einen anderen hineinzulegen, nzit Kniffen, die recht zweifelhafter Art sein mögen, solange ,ie ihn nur nicht über di« Schwell« des Gefängnisses führen, nennt man m'Amerika smart- In der Amerikanischen Politik ist Smartsein das erste Erforder nis, weshalb auch anständige Leute ihre Finger davon lassen- S«hr smart ist es, wenn jetzt amerikanische Flieger als Sani tätsgehilfen auf Lazarettschiffen nach Frankreich gehen, um nach Ankunft das Rote Kreuz sofort von sich zu werfenl Wenn der dumme Deutsche dazu stillschweigt, ist.es gut, wenn er aber einmal ein solches mißbräuchlich als Lazarettschiff be zeichnetes Fahrzeug als das behandelt, was es ist, dann ist es besser; denn dann ergibt sich wieder eine wunderbare Ge legenheit für die Hetzpresse, über deutsche Barbarei zu schimp fen. Anständig ist so etwas nicht, aber smart. Daß die amerikanische Presse in ihrer Propagandatätig keit smart sein würde, war zu erwarten. Wenn sie schon in Friedenszeiten es mit der Wahrheit nicht allzu genau nahm, so kann man sich jetzt auf starken Tabak gefaßt machen (ach, wäre er doch rauchbar!). Sie sorgt auch dafür, daß die.Er zeugnisse ihrer Einbildungskraft nicht auf den ameftkanischen Leserkreis beschränkt bleiben. So erscheint in dem französi schen Blatte „J'ai vu" ein Machwerk, das es dem kolle gialen Wohlwollen des „New Pork Herald" .verdankt. Es ist dies das Bordtagebuch des Kommandanten des deutschen U-Bootes,„ll 13", Hans von Tübingen, dessen Tod durch eigene Hand vor einiger Zeit in den Blättern ge meldet wurde. Einer seiner Matrosen entdeckte das Tagebuch unter seinen Papieren und ließ es einem Freunde in Kopen hagen zukommen, durch Len es an die Oeffentlichkeit gelangt ist. Also fabuliert die Zeitung. In Wirklichkeit konnte Hans von Tübingen gar nicht sterben und ein Tagebuch für einen Spitzbuben hinterlassen, weil er nie gelebt hat. Das sogen. Bordtagebuch ist ein breiter Roman ohne Bezug aus see männische Dinge, den niederzuschreiben ein deutscher See offizier gar keine Zeit finden könnte. Vielleicht ist es anders in der ameriikanischen Marine. Bezeichnend ist schon, daß Hans von Tübingen ein Münzner Künstler ist und nur als Re serveoffizier der Marine angehört. Trotzdem wird er bei der Mobilmachung gleich zum Kommandanten des „ll 13" ge macht. Schon Anfang Oktober 1914 erhält er ein weit größeres Boot, „U 34", und als zweiter wird ihm ein Freund und Kommilitone von der Münchener Kunstakademie FUgeteilt- Vielleicht ist dergleichen üblich in der amerikanischen Manus- Das genügt wohl, um die Echtheit des Tagebuchs zu be weisen. Nur erst der Anfang liegt vor, der bereits von der Ver nichtung eines englischen Kriegsschiffes und eines englischen U-Bootes zu berichten weiß. Die Ankündigung berichtet jedoch schon von dem Ausgange. Der Zufall fügte es, daß Tübingen seine eigene Braut,' eine Schwedin, und ihren Bruder ins Jen seits beförderte. In seiner Verzweiflung fing er nun nicht etwa das Saufen an, sondern er verlegte sich aufs Fluchen- Er verfluchte seinen Kaiser und den Großmeister der Torpedie rungen, von Tirpitz, und brachte sich dann selber ums Leben- Vielleicht ist dergleichen melodramatisches Verfluchen üblich in der amerikanischen - Marine. In dem einen amerikanischen Hirne entsprossenen Tagebuche Hansens von Tübingen scheint cs ledensalls der Glanzpunkt zu s«in und ist wohl darauf be rechnet, bei gläubigen Lesern Eindruck zu machen. Wenn selbst ein deutscher Offizier sich gegen seinen Kaiser wendet, dann muß Deutschland im Unrecht sein. Das Ding ist smart, sogar übersmart! Es wird in Amerika und Frankreich aber doch Dumme geben, die solchen Unsinn glauben. itemisckter * Französische Aerzte verstümmeln deutsche Gefangene. Die französischen Aerzte scheinen nach den Berichten der von ihnen behandelten deuischen Patienten eine recht eigenartige Auffassung von ihrem Berufe zu haben, die bei Kulturvölkern im allgemeinen nicht vorzukommen pflegt. So sagt der Musketier D., der im Winter 1916'17 in Le Havre im Lazarett behandelt wurde, unter Eid aus: „. . .'Ich hatte mich bei der Arbeit an der rechten Hand gequetscht. Es war Blutvergiftung eingetreten, und ich war damals mehrmals geschnitten worden. Al» ich den Arzt einmal fragte, ob der gequetschte Finger wieder seine ölte Beweglichkeit erhalten würde, antwortete er mir in ziem lich gutem Deutsch: Da» sei ausgeschlossen, das habe er gleich beim ersten Schneiden bemerkt. Er habe die Sehne gleich durch- geschnit'en. Er sei ja auch angewiesen, Deutschland so viel wie möglich Krüppel zurückzuliefein/ Verantwortlich« Rüuckteur: Ernst Robbers in Frankenberg i.S. — Druck und Verlag von L <8. Rohk »c- tn Frankenberg i-S-