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Frankenberger Tageblatt Amtsblatt für die König!. AmtshaHtmmnschast Mha, das König!. Amtsgericht Md den Stadtrat za Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von E. B. Roßberg in Frankenberg i. S«. I- 122 Mittwoch Seu 29 Mai 1918 77. Jahrgang Bekanntmachung. Den iin Dienste des Vaterlandes Verwundeten wird als besondere Anerkennung ein Abzeichen verliehe». Das Abzeichen soll die auszeichnen. die für das Vaterland geblutet haben, oder die im Ariegsacbiet durch feindliche Einwirkung Ihre Gesundheit verloren haben und infolge dessen dienstunfähig arworden sind. Insbesondere gilt für die Verleihung des Abzeichens für Verwundete folgende«: 1. Das Abzeichen besteht aus Eisen und zeigt auf seinem von einem Lorbeerkranz ein- gefaßten Schild einen Stahlhelm auf zwei gekreuzten Schwertern. Es ist: schwarz bei ein- und zweimaliger, mattweiß bei drei- und viermaliger, mattgelb bei fünf- und mehrmaliger Verwundung. 2. Al« Verwundung gelten: Alle äußeren oder inneren Verletzungen durch unmittelbare oder mittelbare Einwirkung von Kampfmitteln ohne Rücklicht auf die Schwere der Verletzung. Verletzungen infolge unvorsichtiger und leichtsinniger Handhabung der eigenen Waffe rechnen nicht dazu. 3. Den Verwundungen sind gleichzuachten: Alle sonstigen Gesundheitsbeschädigungen Angehöriger im Felde stehender oder vorübergehend außerhalb des Krieasgebiete« verwendeter mobiler Verbände, vorausgesetzt, daß diese Gesundheitsbeschädigungen durch die besonderen Gefahren des Kriegsdienstes hervorgerufen oder vertchlimmert sind und lediglich aus diesen Gründen die Entlassung aus dem Heeresdienst zur Folge haben. 4. Mehrfache, bei der gleichen Kampfhandlung erlittene Verwundungen — Ziffer 2 — gelten als einmalige Verwundung, es sei denn, daß die spätere Verwundung nach erneuter Beteiligung am Kampfe eingetreten ist. Rückfälle derselben Gesundheits störung — Ziffer 3 — gelten nicht al» eine Beschädigung. S. Tragweile: An der Bluse (Feldrock) auf der linken unteren Brust. 6. Es verbleibt bei der Entlassung dem Träger und darf auch an der bürgerlichen Kleidung in gleicher Weise getragen werden. 7. lieber die Verleihung wird vom Bezirkskommando Flöha ein gestempeltes Besitz- zeugnis in einfachster Form ausgestellt und dem Beliehenen ausgehändigt. Außerdem wird der Besitz in die Personalpapiere der Osfiziere und die Militärpapiere der Mannschaften eingetragen. 8. Widerrechtliche« Tragen des Abzeichens zieht gerichtliche Bestrafung nach sich. Zu Unrecht verliehene Abzeichen können durch die dem Verleiher vorgesetzte Dienststelle wieder entzogen werden. Diese Dienststellen entscheiden auch in Zweifelssällen, ob die Bedingungen für die Verleihung des Abzeichens — Ziffer 2 bis 4 — erfüllt sind. 9. Für verloren gegangene oder sonst abbanden gekommene Abzeichen wird aus Antrag Ersah nur gewährt, solange der Betreffende sich im Militärdienst befindet. 10. Bei Zuerkennung eines höheren Abzeichens ist das bisherige zurückzugeben. Die im Landwehrbezlrk Flöha wohnhaften Verwundeten oder infolge einer Gesund- heitsbeschädtgung aus dem Heeresdienst Entlassenen, welche nach obiger Bestimmung An spruch auf ein Abzeichen für Verwundete zu haben glauben, haben sich mündlich oder schriftlich unter Beifügung der Militärpapiere bei ihrem Vezirksfeldwebel — allo die in der Amtshaupt mannschaft Flöha wohnhaften: bei dem Bezirkefestewebel in Flöha (Sauptmeldeamt Flöha), die in der Amrsbauptmannschaft Marienberg wohnhaften: bei dem Bezirksfeldwebel in Marienberg (Meldeamt Marienberg) — zu melden. Bei der Meldung ist Art, Tag und Ort feder Verwundung oder bei einer im Kriegsdienst entstandenen Gesundheitsbeschädigung, auf Grund deren die Entlassung erfolgt ist, die Art und die Ursache genau der Wahrheit gemäß anzugeben. Gemäß Ziffer 8 obiger Bestimmungen werden die gemachten Angaben hier eingehend geprüft werden; deshalb kann auch auf eine sofortige Aushändigung des Abzeichen» nicht gerechnet werden, und es sind daher vorzeitige Anfragen zwecklos. Höckner, Oberstleutnant z. D. und Bezirkskommandem. Nichtbaukwürdiges Rindfleisch gelangt Mittwoch, den 29. d. M., von nachmittmis 3 Uhr ab an Minderbemittelt« de« 4. Brotkartenbezirke» Nr. 68 l bi« 980 in der hiesigen Freibank zum Verkauf. — Die Hälfte der an sich erforderlichen Fieischmarke» find abzugeben. — Die Ausweiskarte ist vorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 28. Mai 1918. Verkauf von Quark Mittwoch, den 29. d. M., von vormittag» '/,7 Uhr ab 2. Brottartenbezirk Nr. 201 bis 459 bei Kerber; 3. ., , 261 „ 550 „ Herold gegen 1. Abschnitt für Mai der Landessper, karte. Die Ausweiskarte ist vorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 28. Mai 1918. Verkauf von Graupen bei sämtlichen Händlern: Donnerstag, den 30. Mai ds. Ja., auf Feld Nr. 31 der Nährmittelkarte, und zwar für den Kops je 150 Gramm zum Preise von 36 Vfg. da» Pfund. Stadtrat Frankenberg, den 28. Mai 1918. VekEtttMOchung der Allgemeinen Ortskrankenkasse Frankenberg i. Sa. Es ist in den letzten Monaten wiederholt vorgekommen, daß Krank-nkaffenmitglieder sich in die Behandlung auswärtiger Spettalärzte begeben und sich in deren Privatkliniken operieren ließen, ohne dazu die vorherige Genehmigung des Kasienoorstandes eingeholt zu haben. Dies ist unzulässig; die Kasse gewährt nur Behandlung durch die hiesigen Herren Aerzt« und in besonderen Fällen durch Spezialärzte oder Krankenanstalten, denen sie die Mitglieder auf vorherigen Antrag überweist. In allen Fällen, in denen die erforderliche lleberweisung vor Beginn der Behandlung nicht eingeholt worden ist, wird künftighin die Behandlung von Spezialarzt- und Krankenhaus- Rechnungen auf Grund der 88 85 und 36 der Kassensatzung abgelehnt werden. Frankenberg, am 28. Mai 1918. Otto Nendel, Bors. In der Nacht vom 26. zum 27. Mai sind von der Viehweide an der Jrbersdorfer Straß« «1«» 40 Utvivn worden. Für Er ¬ mittelung des Täters werden 10 Mark Belohnung ausgesetzt. Vie polnilcbe frage Der österreichisch-ungarisch« Minister des Aeußeren, Graf Burian, wird in den nächsten Tagen in Berlin eintreffen- Bei seinem Besuche wird auch di« polnische Frage zur Er örterung gelangen. In Erwartung der wohl bald fallenden Entscheidung über die Gestaltung des polnischen Startes ist in der letzten Zeit die Debatte sehr lebhaft geworden, an der sich auch polnische Kreise rege beteiligen. Wir ver zeichnen daraus eine Stimme, die sich mit dem Verhältnis Polens zu Deutschland beschäftigt: Im „Narod a Panstwo" vom 4. Mai erwägt Stud- j nicki die Frage, ob die polnisch-deutsche gegenseitige Ab- ! neigung eine angeborene Notwendigkeit oder nur eine s historische Episode bildet, die durch eine entsprechende Politik s in kurzer Zeit zu Ende gebracht werden kann. In einer ziemlich umfangreichen geschichtlichen Uebersicht weist der Ver fasser darauf hin, daß Polen von Deutschland feine Zivili sation erhielt, daß in der neuen Zeit die zwei letzten Tei lungen Polens die öffentliche Meinung in Deutschland tief erschütterten, daß die Bewegung von 1831 in Deutschland Begeisterung heroorrief. Seine Ausführungen über die pol- ! nisch-deutschen Beziehungen schließt Studnicki: „Es wäre für Polen gefährlich, in Deutschland einen § Gegner zu suchen; dies würde Polen für lange Zeit kraft los machen und könnte zu einer Katastrophe führen, würde uns die deutsche Wissenschaft, die deutsche Kultur und die deutschen Einrichtungen verleiden, die wir nachahmen müssen; es würde uns gegen die deutschen Instrukteure stimmen, die für uns unerläßlich sind. Posen, Westpreußen, die gemischten Länder entscheiden über den polnisch-deutschen Antagonismus ! nicht. Die Tatsache, daß ein Staat einen Teil eines Volkes i besitzt, kann auch ein Faktor der Verbindung sein, kann,zum ! Organ der zivilisatorischen Vermittlung zwischen diesen beiden Völkern werden, das ihre gegenseitige Verständigung und Mitwirkung erleichtert." kine kirpitr-IM Auf einer Versammlung der Deutschen Vaterlandspartei in Düsseldorf führte Großadmiral o. Tirpih u. a. Lus: Die eigentliche Entscheidung kann nur im Westen fallen, sie kann nur Sieg oder Niederlage bedeuten. „Mitteleuropa" und der Orient können uns vor Verkümmerung nicht retten- Unsere Industrie kann ohne See- und Weltgeltung nicht er halten werden. Unsere Bundesgenossen und auch die neutral» ; gebliebenen.Staaten Europas können nicht unabhängig blei ben, wenn Deutschland es nicht bleibt. Die deutsche und europäische Arbeiterschaft würde zum Lohnsklaven des angel sächsischen Kapitalismus herabsinken. Wir können die An- erkennung unserer Ebenbürtigkeit nicht anders erreichen als durch Macht. Das Mindestmaß von Macht aber dem west lichen Feinde gegenüber ist die wirtschaftliche, politische, nE- tärlsche Angliederung Belgiens. Die, ist der Angelpunkt des Weltkrieges. Die Befürchtung, wir könnten von der fland rischen Küste aus nach der Weltherrschaft streben, ist angesichts des ins Riesenhafte vermehrten Welteinflusses Englands un begründet. Durch die Vertrustung seiner Interessen mit denen Amerikas ist England der Weltherrschaft näher gerückt. Die Sorge, daß wir zuviel erstreben, können wir füglich kommen den Jahrhunderten überlassen, wenn das Deutschtum dann noch Leben hat. Dieses Lebenkönnen uns in gerechtem Ver- tcidgungskriege zu erhalten, ist lediglich unsere heutige Ausgabe. retrte holtmmg kör M kutente Da mit allen Angriffsversuchen kein Erfolg zu erringen ist, bleibt in Paris und London nichts weiter übrig, als auf die große Hilfe hinzuweisen, die Präsident Wilson schicken will. Das geschah schon zum Jahresbeginn, aber sie fam damals nicht in dem angekündigten Maßstabe. Dafür erfolgte die deutsche Offensive mit ihren wunderbaren Erfolgen, die für die Entente eine so große Ueberraschung war, und von der sie weitere unerhörte Dinge befürchten. Nun marschiert wieder das nordamerikanischs Millionenheer auf; Präsident Wilson wird froh sein, wenn er 100 000 Mann in Europa hat, die wirklich kriegsmäßig ausgebildet und auch moralisch kriegs- tüchtiig sind. Diese letzte Hilfe der Entente würdigt der militärische Mitarbeiter der „Leipz. Reuest. Nachr." zutreffend in fol- genden markanten Zeilen: „Soviel steht fest: obwohl seit dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten mehr als ein volles Jahr vergangen ist, haben wir von einer fühlbaren militäri schen Hilfeleistung Amerikas aus dem europäische» Festlande für die Kriegführung unserer Gegner noch nichts gemerkt, und wir sind überzeugt, so wird es auch noch längere Zeit bleiben- Und setzt Foch die amerikanischen Divisionen wirklich ekn, so kann auch dies wieder nur kleckerweise geschehen, je nach dem Stande der Ausbildung und Ausrüstung der Amerikaner, bei denen eines wie das andere zurzeit noch völlig im Argen liegt- Das ganze, mit viel Geschick in der Welt verbreitete Lügen- gespinfi von der gewaltigen Pankee-Armee ist und bleibt eben ein Bluff, unternommen, uns zu schrecken und in den Ländern der Entente di« Kriegsstimmung aufrecht zu erhalten durch das s Phantom Amerika mit seinem unbegrenzten Menschenmaterial werde dem erschöpften Frankreich die ersehnte Hilfe bringen- Sind wir uns aber einmal darüber klar, daß diese Armee unserer Gegner letzte Hoffnung ist, so müssen wir erkenne», wie wenig uns die amerikanische Hilfe zu schrecken braucht- 3Vs Jahre haben wir es mit allen unseren Gegnern ausge nommen, obwohl damals ständig 3 Millionen Russen gegen uns im Felde standen. Was bedeutet nach deren Ausfall im feindlichen Lager jetzt wirklich eine halbe oder selbst eine ganze Million Amerikaner, die Baker nach dem Festland zaubern Willi" kine kntenteemlcbeiilWg gegen Zapan? Line auffällige Neutermeldung wird verbreitet. Di« En tente und die Vereinigten Staaten haben sich über «ine Politt des Nichteingreifens in Rußland geeinigt. Sie bieten gleich zeitig Rußland „Zufuhren und jede mögliche Hilse" an- England und die Vereinigten Staaten haben der japanischen Regierung mitgeteilt, „daß ihr neuer Kurs nicht von einem Verdacht gegen Japan «ingegeben sei, sondern daß es sich dabei nur um eine politische Frage handelte." Es würde verfrüht sein, wollten wir auf Grund dieser Meldung schon jubeln über einen offenen Riß in dem englisch japanischen Bündnis, aber soviel ergibt sich doch daraus: die Interessengegensätze zwischen Japan und den Vereinig ten Staaten haben einen gewissen Höhepunkt erreicht und können nicht mehr unterdrückt werden. M mMclm Zßsottlnma tritt bei den Fried«nsverhandlungen, die in Kiew von der Ukraine und von der Moskauer Regierung geführt werden, eine Ctaaiengruppe hervor, die ihre Unabhängigkeit van der russischen Sowjetrepublik erklärt und alle Kosakenländer sowie die Völker des nördlichen Kaukasus umfaßt. Führend tritt die Donregierung auf. Ein« Note der Donregierung d Die Kiewer Zeitungen veröffentlichen eine Note der Don-Negierung an die ukrainische Negierung. Die Don-Negierung als bedeutendster Bestandteil des neuen Bundesstaates des südöstlichen Bunses, der die Don-,,. Kuban-, .Ter- und Astrachan-Kosaken, die Bergvölker des nördlichen Kaukasus und der Schwarzmeerküste und die freien Steppe,Wüller des südöstlichen Rußlands umfaßt, dem sich ferner das Gouvernement Stawropol, die Schwarzmeer-Gou vernements und Teile dse Kreises Zarazin als unlöslich wirt schaftlich mit dein Südostbund verbunden anschließen, hat die Interessenvertretung des Bundes übernommen und ersucht bei den Friedensverhandlungen mit Großrußland folgendes zu beachten: Der Sudostbund ist kein Bestandteil der russischen Sowjet- Republik. Er befindet sich mit der nicht anerkannten Re gierung der russischen Sowjet-Republik im Kriegszustände- Die Völker und die Regierung des Bundes werden di« Un antastbarleit des Bundes mit allen Mitteln verteidigen. Die Don-Negierung hat in den soeben verkündeten Staatsgrund- gesetzen a.le seit der Februar-Revolution 1917 erlassenen Ge setze der russischen Regierung wieder aufgehoben und hat das- alte Wappen und Siegel der Dänischen Kosaken wieder ciw geführt. Kiewskaja Mysl hebt hervor, daß durch diese Nestau ration all« Nationalitätenveschränkungen im Donkosakenland wieder aufleben und somit die Juden dort das Wohnrecht miede- verlieren. Das Agrargesetz am Don, das binnen zwei