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218 - Sic neigte leicht das Haupt und lieh sich nieder, weil , ihr wirklich die Knie den Dienst versagten, Ohne den Blick zu ihm zu heben sagte sie dann leise: „Ich möchte um meine Entlassung bitten, Herr Herbig/' Er bist sich auf die Lippen und wollte erst kurz um kühl darauf antworten. Aber ein Blick in ihr blerches, sschmerzverzogenes Gesicht machte ihm das unmöglich. Heitz und stark empfand er in diesem Augenblick wieder, was j sie ihm gewesen. . - j „Sie wollen fort?" Und darf ich wissen, weshalb?" „Ich — ist — ich möchte fort von hier." „Das heißt — Sie wollen sich verheiraten, nicht wahr?" Sie sah nun doch zu ihm auf in sein erregtes Gesicht hinein. — — In ihren Augen lag ein ehrliches Erstaunen. „Ich wüßte nicht, wie ich dazu kommen sollte." Da lachte er spöttisch auf. „Spielen Sie mir doch nicht Komödie vor. Ach weiß, ba^ Sie mit Lebbeck heimlich verlobt sind. Sie dürfen sich immerhin schon jetzt meinen Glückwunsch gefallen lassen." ! Dunkle Röte schoß in ihr Gesicht. S^ erhob sich schnell. ! „Das ist' ehr Irrtum, Herr Herbig. Ich bin nicht mit Herrn Lebbeck verlobt. Er wird sich jedoch in den nächsten Tagen mit einer Freundin verloben." Sein Herzschlag stockte. Er wurde blaß und sah sie mit brennendem Blick an. „Nicht verlobt — Sie haben aber doch zu meiner Schwester neulich bei unserem Feste eine diesbezügliche Ae.iße- ! rüngLehm." Matra schüttelte verständnislos den Kopf. - „Nein," sagte sie bestimmt. „Ich habe Ihrer Frau Schwester nur mitgettllt, daß ich Herrn Lebbeck voN Mher Ar-kenne, und daß er es war, Ar mich auf die vakante Stelle m Ihrem Hause aufmerksam machte." ! Herbig zog die Stirn zusammen ütid legte die Hand ' vor dre Augen. Im Moment war ihm alles klar. Bettina hatte ihn mit Absicht belogen, weil sie seine Neigung für Matta erkannt Haftel Sie hatte sich zwischen ihn und sein Glstä gestellt mit schlauer Berechnung. Aber diese Erkenntnis beschäftigte ihn nur einen Augenblick. Hell und verlockend stseg die Hoffnung in ihm empor, und nur für eins hatte er Sinn. Seine Augen hefteten sich fest in die ihren. „Warum wollen Sie denn fort? Bitte, -sagen Sie mir ehrlich den Grund!" bat er, heiser vor Erregung. Sie sann «nie» Augenblick nach Aus seinen Worten war ihr die Be ruhigung gekommen, daß er nichts von ihrem SeeleNMstande ahnt«. Das gab ihr die Haltung zurück. Sie hob das Haupt und sah ihn ruhig an. „Weil ich deutlich empfinde, daß Sie nicht mehr zu- fri»An sind mit meinen Leistungen. Sie haben nzir Ihr Wohlwollen entzogen, und deshalb ist es besser so, ich gehe." Da stand er plötzlich dicht vor ihr und faßte ihre Hände- „Wirflich nur deshalb?" Er fragte es mit io.freudigem Ausdruck, daß sie ihm scheu und verwundert ins Glicht sah- -Gewiß, nur deshalb." * „Liegt Ihnen denn so viel an meiner Zufriedenheit, an meinem Wohlwollen?" fragte «r weich, ihre Hände noch in- :«r fest in den seinen haltend. Er fühlte, wie diese HänA! unruhig zuckten und zitterten — er sah, wie dunkle Klammen ihr bleiches Gesicht durchglühten, und eine beseligende Ahnung stieg in ihm empor. Maria kämpfte mit einer lähmenden Befangenheit. In seiner Stimme lag ein so bestrickender Klang, und dabei erfaßte sie eine namenlose Angst, sich zu verraten. Mit dem letzten Resi ihrer Kraft ritz sie sich plötzlich von ihm los, und rief wie ein furchtsames Kind, vas sich nicht zu helfen weiß: „Ich will ^ort." Ganz trotzig klang es in aller Angst, und sie schritt schnell zur Türe. Ehe sie dieselbe jedoch erreicht hatte, war er an ihrer Seite und hielt sie -an beiden Armen fest. „Maria — willst du wirklich gehen? Es hilft dir nichts — ich weiß nun doch, datz du mich liebst." Sie zitterte am ganzen Körper. „Nein; nein!", rief sie mit einem letzten Versuch, ihm ihr Empfinden zu verbergen. Da drehte er sie langsam zu sich herum. ,Michi, wirklich nicht? Aber ich liebe dich, Maria, und wenn ich in der letzten Zett anders zu dir war, so war mein Heitzer Schmerz um dich schuld. Ich glaubte, du seist Lebbecks Braut und wollte dir nicht zeigen, wie weh mrr das tat. So — und nun sag mir noch einmal, daß du mich nfcht liebst, dann will ich es glauben — sonst nicht." Er ließ.sie los und sah mit heißen, sehnsüchtigen Blicken aus ihr gebeugtes Haupt herab. Sie schlug plötzlich die Hände vor das Gesicht und weinte. Zu schnell brach nach aller Qual das Glück über sie herein. Er zog sie fest in seine Arme und streichelte ihr Hqar- „Nicht wahr, du kannst es nicht, mein liebes, törichtes Mädchen. Nun, weine doch nicht, Maria. Ist es denn so schlimm, daß du mein inniggeliebtes Weib werden sollst?" Sie sah unter Tränen lächelnd zu ihm aus und atmete tief und schwer. „Es ist wie ein schöner Traum — ich glaube nicht, datz es Wirklichkeit ist." Da drückte er fest und warm seine Lippen auf ihren zuckenden Mund. '„Glaubst du noch immer, daß du träumst?" Sie lag erzitternd in seinen Armen, an seinem Herzen und Fritz Herbig küßte sie wieder und wieder. Endlich richtete sich Maria spie aus einem Traume er wachend empor und strich die wirren Haare aus dem erhitzten Gesicht. r „Ich muß doch wieder an meine Arbeit, was Men sie oben Anken, wenn ich so lange ausbleibe!" Er lachte glücklich. „Und das ist alles, was du mir zu sagen hast?" Sie sah ihn an, und die zärtlich schimmernden blauen Augen mußten wohl eine deutliche Sprache reden. Jedenfalls umfaßte er sie von neuem. „Ueberhaupt bist du entlassen, du Bösewicht, zur Strafe, datz du mich so gequält." „Ich hab« Sie nächt gequält." „Was war das? Sie? Wer ist das?" Nun lachte sie leise, und das Lachen klang ihm so lieb in den Ohren. „Du bist das. Es ist so sehr schwer, seinen gestrengen Herrn Prinzipal zu duzen", sagte sie mit einem reizend schelmischen Ausdruck. Er mutzte sie wieder küssen, wie ein Rausch war es über den sonst so ruhigen, vernünftigen Mann gekommen. Aber dann mutzte er doch sein neugewonnenes Glück aus An Armen lassen. Jeden Augenblick konnte jemand vym Hersvnal cintveW, und es hätte «in falsches Licht auf Maria geworfen, wenn man sie mit ihrem Chef überraschte. „So —" sagte er aufatmend — „jetzt setz dich da auf deinen Stuhl, ich nehme an meinem Schreibtisch Platz. — Und nun wollen wir mal vernünftig miteinander reAn." Sie tat, wie er geheißen. Er schaute vom Schreibtisch herüber recht sehnsüchtig in ihre Augen. „Du sitzest ja auf Ar Anklagebank, Maria Rottmann, du .hast mir mein Herz gestohlen." — Sie lächelte errötend. „Ich Anke, wir wollen vernünftig reden." Er seufzte tief und schwer. „Ja, richtig. Also, was soll nun werden, Liebling? Du sollst so schnell wie möglich meine liebe Frau werden. DA Punkt ist ja klar." „Du vergißt, daß ich in Trauer bin." „Nein, das vergess' ich nicht. Aber sag mal selbst, würde es deine Mutter nicht viel mehr beruhigen, dich in sicherem Schutz zu Wissen?" s Ihre Augen feuchteten sich. „Oh — meine Mutter — wenn sie doch nur eine Stunde mein Glück hätte erleben dürfen!!" „Also nicht wahr, deiner Mutter Andenken kannst du s auch als meine Frau ehren?" „Ja, gewiß. Aber die Leute!" „Laß die Leute, sie werden sich ohnedies liebevoll unserer annehmen, well wir sie nicht um ihre Zustimmung gebeten haben." „Und deine Schwester?" Ein Schatten flog über sein Gesicht. Erst jetzt dacht« « wieder an Bettinas Intrige, die ihn fast sein Lehensglü» ge kostet hätte. Aber er wollte sich jetzt die glückliche Stimmung ! nicht trüben lassen. -.. ' .. . „Dje überlaß mir, Maria. Sie wird nichts an meinem Entschluß ändern."