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Hrankenberger Tageblatt Sounavend deu 1. Juni 1VL8 77. Jahrgang sofort; allmonatlich; Der Stadtrat. königliche» Amtsgericht. Die em G» sind zu zahlen: 1. Die Staatseinkommenstener 2. die Ergänzungssteuer 3. die Eemeindeetnkommensteuer 4. die Pachtgelder iür Felder, Wiesen und Gärten S. die Mietstempelsteuer; 7. die Btersteuer bis 8. Juni dr. I».; Berantwortltcher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. La. — Druck und Berlag von L- G. Roßberg in Frankenberg i. G«. Die Lieferung von Kafernengeräten aus Hol,, Eisen, Blech, Steingut, Glas usw. soll SIN vonnsnslsg, u»n k. Juni ISIS, vonmlttsg IO vbi» ischäftszimmer der Garnisonoerwaltung — Trainkaserne — öffentlich verdungen werden. Bedingungen liegen hier aus imd werden n-cht versandt. Zuschlaqsfrist 14 Tage. RSnigliob« Kni ni»«nn«^u»sIAung ^snlrnnd«^». Butter. Butter an Kranke auf amtliches Zengni» und an Urlauber wird während der Monate Juni und Juli nur bei Noth, Mittelstrahe, und Holler, Winklerstrahe, abgegeben. Stadtrat Frankenberg, den 31. Mai 1918. irisna «na kngiana Von Senatspräsident Dr. Flügge. Schon in den letzten drei Jahrhunderten des Mittel- altevs hat Irland die Eroberungssucht Englands an sich erfahre» müssen. Im Mittelalter aber konnte England, ver strickt in die Kriege mit Frankreich, noch nicht vereimg't mit Schottland, nichts weiter erreichen, als daß es einige Distrikte der irischen Ostküste nebst der Stadt Dublin in seine Gewalt bekam. Gelang es den Engländern auch hin und wieder, ihre Macht in das Innere der Insel vorzutragen, so dräng ten die Iren sie doch nach kurzer Zeit wieder in die Küsten- Lezirke zurück. Das aber wurde anders mit dem Beginn der neuen Zeit. Die Engländer wurden eine seefahrende Nation, die englische Kriegsflotte gewann Seegeltung, das englische Reich nahm erheblich zu an Macht durch die Ver einigung mit Schottland, und, selbst so gut wie unbeteiligt an den grotzen Entdeckungen, die die kühnen Seefahrer an derer Nationen um die Wende des 15. und 16. Jahrhunderts gemacht haben, zeigten die Engländer sich doch sofort ent schlossen, von den Vorteilen dieser Entdeckungen sich anzu eignen, was irgend möglich mar. Dabei lag Irland ihnen im Wege — geographisch als der äutzerste Vorposten Europas in dem Europa mit Amerika und mit Afrika verbindenden Ozean, historisch, weil die Irländer lange vor den Eng ländern, schon seit den frühen Zeiten des Mittelalters, einen blühenden Handel getrieben und aus ihren herrlichen Häfen reiche Handelsemporien zu machen verstanden hatten. Die englischen Machthaber zögerten keinen Augenblick, dieses Hin dernis dadurch aus dein Wege zu räumen, daß sie Irland untertänig machten. Von Heinrich VIll. bis Wilhelm von Oranien sind alle englischen Machthaber, die königlichen so gut wie die parlamentarischen, einig gewesen in dem Ziele völliger Unterwerfung Irlands. Wäre aber England nur daraüf ausgegangen, Irland sich zu unterwerfen, ,so würde das irische Volk, wenn auch nach einigem Widerstande, sich wahrscheinlich bald bei der Tatsache der Unterwerfung unter die englische/Gewalt beruhigt haben. Das irische Volk hatte vor den Zeiten dieser Unterwerfung ein Glück gehabt, das keinem anderen Volke Europas zuteil geworden ist; es hatte von grauer Vorzeit ag bis tief in das Mittelalter hinein jahrtausendelang in nahezu völlig ungestörtem Besitz der Heimat gesessen. Weder waren dir römischen Legionen über seine grünen Fluren gezogen, noch waren die Stürme der Völkerwanderung üher seine Küste hinweggebraust. In einem Frieden, der von außen viele Jahrhunderte lang ungestört geblieben war, hatte die Insel gelegen, Künste und Wissen schaften, Kirche und Frömmigkeit waren zu hoher Blüte «us ihr ^«kommen. Aber zu einem starken, machtvollen Staats ¬ wesen hatte es das irische Volk nicht gebracht. Hunderte von unabhängigen Stämmen und Königreichen bestanden aus der Insel, untereinander in ewigen Fehden, nur selten einmal für eine kurze Zeit zu einer lockeren Gesamtheit unter einein tatkräftigen der Ardris, der Hochkönige, zusammrngefatzt, deren Mehrzahl machtlose Schattenherrscher waren. Eine ge ordnete Heeresverfassung gäb es nicht, noch weniger eine Kriegsflotte. An einem so unstaatlichen, unpolitischen Volle hätte England dis Absicht der Unterwerfung leicht verwirk lichen können. Das aber, was die Iren immer wieder zu Aufständen trieb, das war die deutliche Erkenntnis, daß England es offenbar nicht nur mif ihre Unterwerfung abgesehen hatte, sondern mindestens von der protestantischen Zeit an auch auf ihre Ausrottung von der Insel. Der Widerstand, den sie der Eroberung leisteten, wurde nicht als ehrlicher Kamps in offenem Kriege angesehen, sondern als Hochverrat gegen den englischen König. Wer die Waffen gegen England trug, war dem Tode durch den Henker verfallen. Ja, unter Elisa beth und unter Cromwell sind die ganzen Besatzungen der irischen Städte, die sich ergeben hatten, Tausende von Men schen, gehängt oder niedergchauen worden. Wo eine englische Armee durch das Land zog, da verheerte sie zu beiden Seiten, soweit ihre Macht reichte, alles Land, tötete das Vieh, zer störte die Gebäude, hieb die Bäume nieder, verschüttete die Brunnen. Offen schrieben englische Staatsmänner, nicht durch das Schwert allein, auch durch Hunger wolle man die Iren aufreiben, und englische Generale triumphierten sn ihren Be richten an die Königin, an das Parlament, in einer einzigen Verkauf von Qimick und Quarkkäse Sonnabend, den 1. Juni d. I.. von vormittag» '/,7 Uhr ab an die Bewohner de« 1. Brottartenbezirkes Nr. 281 bl» 688 bei Schaarschmidt, Holler und Jahn; 4. „ „ 751 „ 1158 „ Fiedler und Leiteritz je V« Pfund Quark ferner: an die Bewohner des S. Brottartenbezirkes Nr. 551 bis Schluß bei Jahn und Schilde je 6V Tramm Kas« — beide» gegen 1. Abschnitt für Mat der Landessperrkart« —. Die Ausweiskarte ist vorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 31. Mai 1918. —— Grafschaft hätten sie über 3000, durch ein einziges eng lisches Regiment 7000 Menschen durch Hunger zum Tode gebracht — Ihre Majestät die Königin habe in Irland nur über Asche und Leichen zu gebieten. Noch am Ende des 18. Jahrhunderts hauste bei der Niederwerfung eines Auf- standes die englische Soldateska so fürchterlich, daß englische Geperale voll Schaudern in die Heimat schrieben, Kirgisen und Kalmücken hätten es nicht entsetzlicher treiben können — daß noch in unseren Tagen ein englischer Historiker von hohem Range, Lord Bryce, gemeint hat, die englischen Soldaten hätten gewütet wie Verbrecher, denen mail jede Freiheit ge lassen habe. Hand in Hand mit diesen Greueln ging eine geradezu entsetzliche Mißwirtschaft in der Verwaltung. Die Katholiken, Priester wie Laien, wurden bis aufs Blut gepeinigt, den ersteren lange Zeit bei Todesstrafe der Aufenthalt auf der Insel verboten und ein Preis auf den Kopf eines jeden gesetzt. Oberrichter erklärten, ein Mesen wie «inen Katholiken 'kenne das Gesetz nicht — in dem Lande das zu fünf Sechsteln katholisch war. Da» Schulwesen, da» Eier-Verkauf in der städtischen Niederlage, Baderberg Nr. S, Sonnabend, den 1. Juni, vorm. V,9 bi» 12 Uhr an die Bewohner des 1. Brottartenbezirkes . «egen Eiermarke Nr. 25. Auf eine Marke entlässt 1 Ei. — Kleingeld ist mitzubringen. Die Auswelskarte ist vorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 31. Mai 1918. 7. das Volksschul-Schulgeld 8. das Fortbildungsschut-Schulgeld 9. das Realschul-Schulgeld 10. das Gewerbe-Lchulgeld Frankenberg, am 31. Mai 1918. Auf Blatt 433 des hiesigen Handelsregisters, betreffend die Firma: Frankenberger Bank. Zweiganstalt de» Chemnitzer Bankverein, in Frankenberg i. Sa., ist heute eingetragen worden. Die Bestimmungen in 8 13 des Gescllschastrvertrages sind durch Beschluß der General versammlung vom 15. April 1918 abgeändert worden. Frankenberg, den 29. Mai 1918. 97/18. im Mittelalter durch die Kipfler zu blühender Entwickelung gekommen war, wurde völlig zerstört. In dem Volke, das im Mittelalter zu del» gebildetsten Europas gehört hat, können heute nach englischen Statistiken 19 v. H. nicht lesen und schreiben, in einzelnen Grafschaften steigt die Zahl der Analphabethen bis zu 44, ja, bis zu 50 v. H. Handel und Wandel, Schiffahrt und Gewerbe haben die Engländer plan mäßig zerstört, die irischen Industrien, die Woll-, die Baum- woll-, die Glas-, die Leinenindustrie völlig ruiniert, Len Ueberfeehandel kurzweg verboten. Am ärgstett aber hat Lie irische Landwirtschaft leiden mißsen. Ungeheure Strecken frucht» baren Bodens sind den Iren entrissen und an Engländer vergeben morden, allein unter Cromwell nach Bonn, einem englandfrcundlichen deutschen Gelehrte», 11 Millionen von den 21 Mill. Acres kulturfähigen irischen Bodens. Und hätten die Engländer dies geraubte Gut wenigstens selbst bebaut! Aber sie dachten nicht daran, sie verpachteten den Raub zu Wuchcrzinsen wieder an seine einstigen irischen Herren und zwangen diese, daß sie, um den Pachtzins .herauszuholen, alle Produkte des Landes an sie ablicferten mit Ausnahme der Kartoffeln, die nun nahezu die einzige Nahrung der irischen Pächter wurden. Und als in der Mitte des vorigen Jahrhunderts furchtbare Kartoffel-Mißernten kamen, da brachen Hungersnöte in Irland aus, wie.sic Europa sonst nicht erlebt hat. Nach englischen Statistiken sind damals dem Hungertods unmittelbar erlegen fast 600 000 Menschen. Die „Times" aber schrieben dazu triumphierend: nun werde der irische Bauer in Connemara, einer irischen Grafschaft, bald ebenso selten sein wie die Nothaut am Ufer des Man hattan, und die englische Negierung verbot, daß die Schiffs mit Getreide, die die Amerikaner zu unentgeltlicher Ver teilung schickten, entladen wurden, denn — sagte Sir Robert Peel im Parlamente — das würde den regelmäßigen Handel stören. Und trotz dieser grauenvollen, in keinem christlichen Staate der Welt annähernd ähnlich getriebenen Mißwirtschaft hat das irische Volk bis vor wenigen Jahrzehnten in seinen Forde rungen sich zu nichts anderem verstiegen als höchstens zu dem Begehren nach Homcrulc, d. h. nach einer zwar weit gehenden Selbstverwaltung, aber einer Selbstverwaltung, bei der Irland ein Teil des englischen Reiches bleiben sol.te. Die Iren waren es bis vor kurzem noch zufrieden, dein britischen Imperium anzugshüren, sic verlangten nur, Bürger, nicht rechtlose Sklaven, in diesem Reiche zu sein. Anders geworden ist das erst in den letzten zwei oder drei Jahrzehnte». Ein mächtiger Bund, die Gaclic Ligue, die Gälische Liga, hat, ge stützt auf mehr als 1000 Ortsgruppen, die nicht nur in Ir land, sondern in der ganzen Welt verbreitet sind, das Natio- naljtätsbewußtsoin des irischen Volkes aus seinem Schlafe Verkauf von Marmelade bei sämtlichen Händlern: Montag, den 3. Juni, gegen Lebensmittelmarke Nr. 120 je 3VV Tram« zum Preise von 92 Pfg. da» Pfund. Stadtrat Frankenberg, den 31. Mai 1918. Spiritnsmarken für Minderbemittelte gelangen am Monesg, Uv» s. Juni ISIS, in «Ivi» 8«rk»»Ir»«ii»e«vbske „Du^nvnlis" — gegen Vorzeigung der Ausweise für.Minderbemittelte — zur Ausgabe, und zwar: Nachm. 3 bl» 4 Uhr an die Antragsteller mit den Familienanfangsbuchstaben V, vr L, u 4 ,, 5 ,, ,, „ „ » „ X 4), » ä „ 6 „ „ „ » „ , » » 6 ,, 7 „ ,, , » » , » Eil. Verkauf von Margarine Sonnabend, den 1. Juni, nachmittag von 4 Uhr ab auf Lebensmittelmarke Nr. 119 nebst 4. Abschnitt für Mai der Fettkarte. Auf einen Kopf entfallen 3V Gramm zum Preise von 2 Mark für da» Pfund. Stadttal Frankenberg, den 31. Mai 1918. Diese Zeiteinteilung ist genau einzuhalten. Für gewerbliche Zwecke darf gegen Marken entnommener Spiritus keinesfalls ver wendet werden. Verkaufsstellen: Andrä, Altenhain er Straße; Brand, Fabrikstraße; Böttcher, Körner« straße; Hammer, Lerckenstraße; Hanbold, Chemnitzer Straße; Hofmann, Friedrichstraße; Kneisel, Altenhamer Straße; Kießlich, Gnauckstraße; Kräuter, Querstraße; Lange, Baderberg; Liebers, Fabrikstraße; Schilde, Alberistraße. Die Händler haben die belieferten Spiritusmarken baldmöglichst an die Berttiebsstelle lM. Eckhardts Nachf., Schuhmachergasse 2) abzuliefern. Stadttat Frankenberg, am 30. Mai 1918. Henausfuhrverbot. Zur Sicherstellung Ler Lieferunaeverpflichtung des unterzeichneten Kommunalverbande« wird, unbeschadet eines von feiten des Königlichen Ministeriums des Innern noch zu erlassenden Ausfuhrverbotes, schon jetzt sowohl jede Ausfuhr von Heu aus dem Bezirke der Amrshauptmann- schaft Flöha als auch lebe Ausfuhr von Gemeinde zu Gemeinde inn«^baid des amtshaupt- mannschaftlichen Bezirkes bis auf weiteres verboten. Ausnahmen sind nur mit Genehmigung des Kommunalverbandes zulässig. Zuwiderhandlungen werden nach 8 10 der Bekanntmachung des Staatssekretär» de« Kriegsernährunasamtes vom 1. Mai 1918 über den Verkehr mit Heu au« der Ernte 1918 tRetchsgesetzblatt Seite 368) mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bi» zu 10000 Mark oder mit einer dieser Strafen geahndet. - Neben der Strafe kann auf Emziehuna der Vorräte, auf die sich die strafbare Handlung bezieht, erkannt werden, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht. Flöha, den 30. Mai 1918. Der Kommunalverband der Königlichen Amtshauptmannschaft. ObftdEmfchädlmge. Den Besitzern von Obstbäumen im hiesigen Stadtgebiet wird hiermit aufgegeben, soweit es noch nicht geschehen ist, bi» »um IS. Juni ü. I. »II« Od»ebSu«n« «nie R»ng>ü^»In »u *«^»«K«n. Ueber die Art der Anlegung geben der Vorstand des Obstbauvereins und die nach unserer Bekanntmachung vom 2. März d. I. mit der Nachprüfung der Bekämpsungsmaßnahmen gegen die Obstbaumschädlinge betrauten Mitglieder dieses Vereins Auskunft. Wer das Anlegen von Fanggürteln unterläßt oder nicht rechtzeitig bewirkt, hat eine Geld strafe bis zu 180 Mark, ersatzweise entsprechende Haststrafe, zu gewärtigen. Stadttat Frankenberg, am 30. Mai 1918.