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2i5 - zarte Frau, war infolge eines Unwohlseins, durch den Schreck , verursacht, an das Zimmer gefesselt gewesen. Sie hatte ihm s jedoch durch ihren Mann nochmals herzlich danken lassen. Daß ! bei der Familie sich noch ein etwa zwölfjähriges Mädchen, eine s Verwandte, gefunden hatte, erzählte Bernhard nicht. Er i verriet nicht, daß ihn die wunderholde Schönheit dieses Kin- ! des veranlaßt hatte, so nahe zu stehen, daß er den Unfall zuerst bemerkte, verriet nicht, daß dieses schöne Kind in wilder Angst nach seinem Arme gegriffen hatte, als das einige Jahre jüngere Kusinchen ins Wasser stürzte, und daß ihn die schönen, goldig schimmernden Augen um "Rettung angefleht hatten. i Diese Augen hatten am anderen Morgen, als er vor dem Hotel in Aßmannshausen zum Abschied bereit Mud, aus dem Hotelfenster zu ihm niedergeblickt und während die kleine gerettete Gabriele ihm dankte, hatte er emporgeblickt in die . schimmernden Augen. Bernhard konnte diese Augen nicht vergessen, auch nicht die dichten nußbraunen Locken, auf welche die Sonne goldige . Lichter zauberte. Und er wußte, daß das kleine schöne Mädchen i Eva hreß. Bernhard Gerold mochte mit niemand über diese holdeste ! Aber etwas anderes 'vertraute er ihm an, als er zur Reiseerinnerung reden, auch nicht mit dem Ohrrm. , „Beichtstunde" nach Tische bei ihm auf dem Drwan saß. — ' „Weißt du, wer der Vater des kleinen Mädchens war. Onkel Fritz?" i „Nein, mein Jung, das hast du uns nicht verraten." „Mit Absicht nicht, in Mamas Gegenwart. Ich hab' dir auch noch etwas anderes anzuvertrauen." „Donnerwetter, Jung, du machst mich neugierig." Bernhard holte tief Atem. „Es war Horst Wendenburg, der Besitzer der großen Maschinenwerke in Hattenfelde. Die sind berühmt, nicht wahr? Und ich hab' ihm erzählt, daß ich Ingenieur werden will und für Maschinenbau das größte Interesse habe. Was meinst du wohl, was er sagte, nachdem er mir aufmerksam zugehört hatte? Ich soll meine praktische Lehrzeit in Hattenfelde auf seinen Werken absolvieren, und wenn ich dann mit mernem Studium fertig bin, ist mir eine Anstellung dort so. gut wie sicher. Was sagst du nun?" Herbig schüttelte ihm die Hand. - „Jung — du halt einen glücklichen Griff getan, als du die kleine Gabriele aus dem Wasser zogst." Bernhard zog die Stirne kraus. „Weißt du, wenn ich das bloß diesem Umstand verdanken sollte, das wäre mir unangenehm." Herbig sah nachdenklich in seines Neffen He sicht. „Angenehm oder nicht, mein Jung, mir scheint, das Schicksal will uns jeden Zweifel nehmen, ob du gut tust, In genieur zu werden." „Hattest du noch einen Zweifel, Onkel?" Herbig antwortete nicht gleich. In den letzten Wochen hatte es sich in seinem Innern festgesetzt, daß er nicht heiraten werde, da ihm Maria Rottmann verloren war. Und da hatte er erwogen, ob es nicht doch besser wäre, wenn Bern hard in die Fabrik eintrete. Es wäre doch schade, wenn sie einst in fremde Hände käme. Aber nun schob er diesen Gedan ken wieder von sich. Bernhard hatte nun einmal keine Lust zu diesem Berufe, und gezwungen würde er nur Halbes leisten. Halbheiten waren aber der Anfang zum Niedergang. Nein — Bernhard sollte als ganzer Mann seinen Beruf ausfüllen- „Nein, Jung — ich hab' keinen Zweifel. Und ich wünsche dir von Herzen Glück zu dem günstigen Anfang deiner Laufbahn." Sie schüttelten sich die Hände. Dann sagte Herbig bestimmt: „In den nächsten Wochen spreche ich auch mit deiner Mutter über diese Angelegenheit. Jetzt hab' ich zu viel anderes im Kopfe." > Zwischen Maria Rottmann und ihrem Chef herrschte noch immer die kühle Zurückhaltung, unter welcher doch beide schmerzlich litten. Maria sah blaß und niedergeschlagen aus. denn die Krankheit ihrer Mutter hatte sich verschlrmmert- Schließlich sah sich das junge Mädchen gezwungen, einige Tage aus dem Atelier fortzubleiben. Herbig sah ihren leeren Platz, fragt« aber nicht nach ihr. (Fortsetzung folgt.) Vie gtvke Zcblredt in FrsMeicb Aus dem großen Hauptquartier wird uns geschrieben: III. Die Hauptkampfgruppe, die gleich im ersten Anlaufe über alles Erwarten rasch und siegreich die feindlichen Stel lungen durchbrach und binnen 10 Tagen die „Große Schlacht in Frankreich" schlug, setzte sich aus drei Armeen zusammen- Jm Zentrum stand dir alte Cambrai-Armee unter dem Oberbefehl des Generals v. d. Marwitz. Die Armee des Generals Otto v. Below umspannte den nördlichen Lambrai- bogen brs in Höhe von Arras. Die Armee v. Hutier, d:c sich im Raume südöstlich und nördlich der Stadt St. Quentrn versammelte,, lehnte sich mit dem linken Flügel bei La Fere an die Oise. Während dis Armeen v. d. Marwitz und v. Below zu der Heeresgruppe des Kronprinzen von Bayern gehörten, bildete die- Armee v. Hutier den rechten Flügel der Heeresgruppe des Deutschen Kronprinzen, so daß die beiden Heeresgruppen mit ihren inneren Flügeln den Angriff gemeinsam Vortrieben. Aufgabe der Stoßgruppe war der Durchbruch durch das englische Stellungssystem, dessen drei Hauptlinicn ernen'Strei- fen von 12 bis 15 Kilometer Tiefe durchzogen. Da die beiden nördlichen Armsen aus der Bucht des Cambraidogens in südwestlicher Richtung, die Armee v. Hutier aber westwärts verstießen, entstand ein konzentrischer Angriff, der im Vsr- lauf de: ersten Bewegungen durch das scharfe Vorwärtsdringen der Armee v. Hutier und durch den tapferen Widerstand der Engländer im Norden in geradere Linie gestreckt wurde- Der Plan rollte den Angriff über das von künstlichen und natürlicher, Bollwerken wimmelnde Gelände der Siegfried- stellung und führte die Marschlinien der nördlichen und der mittleren Armee in der Richtung aus Bapaume und Prronnr bis an den Rand des alten Großkampfbeckens. Am Abend des 20. März, dem Vorabende des lang« vor her festgesetzten Angriffstages, war der Aufmarsch beendet- Der in der Frühe einsetzende Nebel verbarg die letzten Trup penbewegungen, und die Meldungen der den späten Glanz der Abendsonne wahrnehmenden Erkundungsflieger erreichten die feindliche Führung nicht vor sinkender Stacht. Trotzdem in der zweiten und dritten Märzwoche schönstes Frühlingswetter dis Luftaufklärung begünstigte, war die Verschleierung des Aufmarsches geglückt. Die Anhäufung einer so gewaltigen Menge von Men schen und Gerät -auf engstem Raume hatte sich dank der unermüdlichen Hingabe von Führung und Truppe, von Etappe und Eisenbahn in musterhafter Ordnung vollzogen. Dom vordersten Kompanieführer bis zum letzten Polizeifoldaten stand jeder auf seinem Posten, kannte jeder sein Marschziel- IV. In letzter Stunde drohten die Meldungen der Wetter warte die Entladung des Angriffs zu verzögern. Hatte schon das Rsgenwetter in den letzten Tagen Felder und Kolonnenwege durchweicht, mit schwererer Sorge beobachte ten dir Sturmtruppen den dichten Nebel, der sich in der Nacht auf den 21. zusammenzog. Die Führung bestand auf de: Durchführung. Am 21. März, 3 Uhr 30 früh, setzte auf ganzer Front die Bekämpfung der feindlichen Artillerie ein. Von 6 Uhr 40 ab bewegte sich das vereinigte Feuer der Nahkampftruppsn über die drei englischen Stellungen. Der Verzicht auf eine all- mählichi. Erschütterung der Stellungen im tagelangen Wir kungsschießen mußte durch verdoppelte Wucht der dreistündigen Feuerwoge ausgeglichen werden. Der"unvergleichlichen Stoßkraft der Infanterie ist es zu danken, wenn trotz Nebel und Schlamm schon am Abend des ersten Schlachttages die zweite feindliche Stellung teils erreicht, teils erobert, teils überschritten war. Die vordersten Gräben wurden von der tiefgegliedertcn Phalanx im Schutze des Nebels verhältnismäßig leicht überwältigt, an den schaue rigsten Punkten wie an den Südausgängen der Stadt St- Quentin verstärkten deutsche und deutsch-englische Tankge schwader die Wucht des Stotzes. Dann ab«: mutzte mit Hilfe "der Maschinengewehre, der Minenwerfer und Batterien ein Netz von zahlreichen Stützpunkten sprungweise überwunden werben' Der Nebel, so sehr er die Ueberraschung im Großen begünstigt hatte, erschwerte die Orientierung und "hemmte bas Tempo des Angriffes. An vielen Stellen mutzte am Nachmittage, als bas Wetter sich aufgehellt hatte und un-