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psung ol Zeugnisse mit Gell 1.L L - - 211 — Er zog die Stirn in wichtige Falten. „So — was sind denn das für Bedenken?" "Bernhard nahm seine Mütze ab und schlug damit nach einer Mücke. „Weißt du, ich glaube, es gibt gar keine Frau, die lieb und gut genug für dich ist. Eine ganz Besondere müßte es sein, der ich dich zum "Maime gönnte." . „Aber sonst hätte ich deinen Segen." „Na, feste." „Schön, mein Jung, das ist die Hauptsache. Und mm lauf mal hinüber zu den Musikern! Sie sollen jetzt pau sieren und danach im Saal zum Tanz aufspielen. Das Jung volk möchte schon vor der Tafel einige Touren tanzen." „Wird gemacht, Onkel Fritz." Sie trennten sich. Herbig ging langsam hinüber zu dem Platz, wo die Kinder spielten. Hinter einem Busch verborgen, sah er lange am Wiesenrand und schaute hinüber nach der schlanken, weißge- kleidten Mädchengestalt, die in holder Anmut zwischen den Kindern stand und ihres Amtes waltete. Dann rauschten Walzerklänge in die warme Sommerluft. Sie tönten nur gedämpft herüber zu dem Einsamen^ aber gerade in dieser leisen Musik lag etwas Aufreizendes. (Fortsetzung folgt.) „Unter den» Snetzfeirbnnner" Line Sammlung hervorragender Taten unsrrerFkldgraurn Auftrage des ALnigllch Sächsischen AriegEinisteriam» bearbeite, vom Aönigltc* Sächsischen Ariegsarchio Birs.ldwebel Erich Müller aus Falken bei Glauchau (dn) Eine höchst bewegte dramatische Szene spielte sich zu Anfang der schweren ostgalizischen Kämpf« zwischen Deut schen und Russen in einer der zahlreichen Racheln südöstlich von dem vielgenannten Orte B .... ab. Dort lag in einem tief in den Kreidefelsen eingegrabenen'Stollen die Kompagnie- Führer-Reserve der 1. Kompagnie des Reserve-Jnfantrrie- Regiments neost Sanitätspersonal und Telepho nisten. Tagelang schon hatten die Russen auf die Ränder der Schlucht getrommelt, als endlich in den späten Vormittags stunden des 1. Juli Gewehrfeuer anzeigte, daß der Feind zum Sturm angetreten war. Wie ein Aufatmen ging es da durch die sämtlichen „Höhlenbewohner", und im Nu waren die Ränder der Schlucht besetzt, trotzdem diese noch immer von der feindlichen Artillerie mit schweren Marken belegt wurden. Kritisch wurde die Lage, als der Befehl kam, einen Halbzug dieser Reserven noK nach vorn abzugeben, so daß außer Ordonnanzen und Telephonern kaum noch 1'^ Gruppen unter Führung von V'.zefeldwebel Müller übrig blieben. Dieser kleine Trupp nun sah sich Mötzlich von der Flanke und teil weise sogar im Rücken von Russen bedroht. Schon waren einige wagehalsige Feinde bis aus den Steg, der in halber Höhr über die fragliche Schlucht führte, vorgedrungen. Aber das wackere Häuflein ließ sich nicht verblüffen. Mit ge wohnter Zrelsicherheit erledigte Schreßuntrroffizier Müller den vordersten Russen, der in die Tiefe sauste. Bald folgten ihm die 'übrigen in das schauerliche Grab. Nun sah sich Vizefeld webel Müller genötigt, mit seinen Leuten Schwenkung auszuführen, um im Anschluß an die Reserven eines K. und K. Infanterie-Regiments ... im Sturmangriff bis in die 3. Linie vorzustoßen und die Russen am Festsetzen darin zu verhindern. Fluch diese Begebenheit zeigt, wie durch unerschrockenes und tühlüberlegtes Handeln selbst kleinste Verbünde mehrfacher Uebermacht erfolgreich standzuhalten, ja diese sogar zurück zuwerfen vermögen. ^Nizefeldwebel Müller wurde für sein heldenmütiges Ver halte» mit der Silbernen Militär-St.-Heinrichs-Medaille aus gezeichnet. Müller befindet sich bei der 1. Komp. R.-J.-R. 107. Der Stimmung im vorgeschobenen Verbandplatz eines Jnfan- ten.-Regimrnts während schwerer Kampftag« (dn- Seit zwei Tagen liegt schweres.Artilleriefeuer der Russen auf der Stellung eines sächsischen Reserve-Jnfanterie- Regiments — die Einleitung zu der so lange erwogenen russischen Offensive. Nun gut, haben wrr's den Franzosen zweimal in der Champagne und den Engländern viermal an der Somme besorgt, dann werden wir's den Herren RrKkis gegenüber erst recht schaffen. Wenn sie nur endlich kämen! So heißt es unter .den Verwundeten im SanitStsunterstand, der nahe beim Bataillonsstab am Hange der L.-Höhe, in einer tief ernge- schnittenen Schlucht, der Batl.-Rachel, liegt. Leichtverwundete kommen von vorn und berichten, daß zwar die Gräben vorn böse aussehen, daß man aber in den Stollen bester Zuversicht und guter Stimmung sei. „Es ist zu dumm, daß es mich nun schon erwischt hat! Ich hätte, dre Brüder gern mit empfangen", klagt der Gefreite N. mit seinem Handschuß, und auch den airderen Verwundeten paßt es gar nicht, daß sie schon ins Lazarett kommen und die Haupt sache hier nicht mehr mitmachen sollen. Der Oberarzt hat seine Helle Sreude an diesen braven Kerls. Draußen heult, pfeift und kracht das Trommelfeuer unterdessen weiter. Ob sie wohl so lange trommeln, wie die Engländer an der Somme? Doch halt! Was ist das? Oben am Ende der Rachel beim Bataillonsstab rufts: „Die Russen kommen!" — Wie ein Zauberwort wirkt dieser Ruf auft die Leichtverwundeten. Vergessen sind die Schmerzen. Jeder, der noch einigermaßen seine Arme und Beine ge brauchen kann, greift zur Waffe und stürzt hinaus, um der kleinen tapferen Schar von kaum 30 Mann, die den oberen Rand der Rachel gegen die anstürmende, dichte Russenwelle verteidigt, Hilfe zu bringen. Der Weg da hinauf ist nicht einfach, denn schon sind mehrere Russen bis zum unteren Eingang der Rachel vorge drungen und bestreichen di« ganze Rachel mit ihrem wohl-- gezielten Jnfanteri«f«uer. Doch mit schnellen, g.schickt.« Sprün gen gelingt es den Tapferen, zu ihren Kameraden hinauf zu kommen die au^den Dächern der Unterstände stehend Hand granaten werfen oder schießend die nahen Angreifer abwehrrn. Es ist eine willkommene Unterstützung für die kleine Schar, denn schon ist mancher der Verteidiger außer Gefecht gesetzt. Mehr als eine Stunde dauert der Kampf geg«n di« überlegene Masse der Russen. Da endlich kommt Verstärkung von hinten. Im Verein mit shr gehen dre Verteidiger zum Angriff über. Nach etwa einer weiteren Stund« ist dir kri tischste Lage für die Batl.-Rachel überwunden. Die Russen sind auf 150 Meter in die nächsten Gräben zurückgedrängf, und aus der — Schlucht werden immer neue Trupps russischer Gefangener abgeführt. Jetzt kehren auch die Leichtverwundeten, die am Kampf so brav teilgenommen hatten, zum Sanitätsunterstand zurück, um noch einmal yach ihrem Verband sehen zu lassen. Mit ihnen trifft auch eine Anzahl russischer Verwundeter ein, die hier erste Hilfe suchen. Gar zu gern möchte man von ihnen etwas erfahren, aber keiner spricht deutsch. Endlich kommt auch ein junger Bursche von 19 Jahren mit zerschossenem Bein herein: es stellt sich heraus, daß er des Französischen mächtig ist. Auf die Frage, warum sie angegriffen hätten.antwortet er: „Tie Engländer und Franzosen wollten es.: bei uns haben englische Offiziere und links von uns französische den' Angriff vorbereitet." Er und alle anderen Schicksalsgenossen scheuen sich nicht zu zeigen, wie froh sie seien, in Gefangenschaft ge kommen zu sein. Wie anders unsere Verwundeten! Begeistert erzählen sie von den einzelnen Begebenheiten des Kampfes, und immer wieder hört man von neuem das Bedauern, daß der „dumme Schuß" sie verhindere, noch weiter mitzumachen und die Russen in den nächsten Tagen wieder ganz aus unseren Gräben zu werfen. Es sind eben Leute, mit denen man — wie ein General einige Tage nach der Schlacht bei einer Aufstellung des Regi ments treffend bemerkte — „den Teufel aus der Hölle holen kann und seine Großmutter dazu." Vie arske Zcblacbt in Irankreick Aus dem großen Hauptguartier wird uns geschrieben: I. Unsere Feinde, die über die organischen und unorgani schen Kräfte fast des ganzen Erdbailes gebieten, hatten seit Jahren in vielen gewaltigen Schlachten versucht, die west liche Front des deutschen Heeres zu durchbrechen. Die dünne Linie, zuletzt in Flandern von einer bi; ins Fünffache über-