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— 212 — Berantworllich-r ?<tdkckt««: Ernst Roßberg in Frank enberg t.S. — Druck und Verlag von C- " Roßberg in Frankenberg i.S- Rarleudau, Haxs »nd- Kandrviri schäft " Anbau »sn Weitz- und Rotkohl. Aus den verschieden sten Gegenden wird gemeldet, datz der Erdfloh grohen Schaden unter den jungen Kohlpflänzchen angerichtet hat. Es besteht infolgedessen die Gefahr, datz weniger angebaut wird. Das wäre jedoch au herordentlich bedauerlich. Weihkohl gibt be kanntlich die höchsten Erträge an verwertbaren Nährstoffen. Bei den heutigen Ernährungsverhältnissen muh deshalb der Anbau dieser Kohlart besonders ins Auge gefaht werden. Man darf sich durch einen anfänglichen Mitzerfolg nicht beirren lassen. Zur Aussaat für die Anzucht von Pflanzen ist es heute noch vollkommen Zeit. Es ist zu bedenken, datz die Keimung jetzt viel schneller erfolgt und die jungen Pflänzchen rascher heranwachsen, so dah das Auspflanzen noch zur rechten Zeit erfolgen kann. legenen Kanonenphalanr betrommelt, hielt stand. Dörfer und'Städte wurden aus der Front herausgeschlagen, Flutz- niederungen und Höhenzüge Schritt um Schritt uns blutig abgekämpft. Aber das wunderbar elastische Nervensystem des Menschen wette'serte mit dem elastisch gegliederten Ab wehrsystem, der standhafte Mut der Truppe mit der Organi- sationskunst der Führer: Der Durchbruch mihlang, wo immer er angesetzt wurde. Nichts half der von Schlacht zu Schlacht - gesteigerte Einsatz menschlicher und technischer Kräfte, nichts der ! Wechsel des Angriffspunktes. Auch die Schlachten in Flan- ! dein, obwohl hier die gröhte Masse an Fuhtruppen und Ge- ! schützen auf dem kleinsten Raum zusammengepretzt wurde, ob wohl die Taktik des 20. September durch Verkürzung der s Tiefe und Verengerung der Breite die Energie der Sprünge j aufs höchste steigerte, brachten keinen Erfolg. Es schien, als ob diesen Offensiven im Westen ein ehernes Gesetz innewohnte, s das die Angriffswoge jedesmal dicht am Ziel ermatten lieh, s Dem Verteidiger, der diesen toten Punkt rechtzeitig erkannte und den Gegenstoß auf die Blöhe des Gegners anlegte, ge- s lang es, den Ansturm zurückzuwerfen oder den Einbruch vor Eintritt gröherrr Verluste abzudämmen. Ter Durchbruch an der Westfront wurde mit der Zeit zu einem^Zroblem, dessen Lösung in unüberwindliche Gesetze von Raum und Zeit ver- - strickt schien. Andere strategische Ziele, geeignet, die ungeheuren Blut opfer dieser gescheiterten Offensiven zu rechtfertigen, lassen sich aus dem Trümmerhaufen der taktischen Fragmente "nur mutmahen. Der von Schlacht zu Schlacht nach Norden ver schobene und sich damit beständig verkürzende Angrlffspfeil wurde schließlich-, um der dringendsten Gefahr zu begegnen, auf die U-Bootbasis in Flandern gerichtet. Ziel aller frühe ren Offensiven aber war der Durchbruch an sich, verbunden mit der Erwartung, daß der Strudel die Reserven des Verteidigers verschlucken und allmählich die Auslösung bedeutender Front- teile, vielleicht der Gesamtfront, nach sich ziehen werde.- Die Schlacht bei Lambrai im November 1917 war der letzte Mitzerfolg einer unglücklichen Strategie, -er Aufmarsch der 300 Tanks die letzte krampfhafte Willensäußerung einer zu automatischer Maschinerie erstarrten Taktik, welche diesen Un ternehmungen zu Lem traurigen Namen „Materialschlachten" verhalfen hat. km ZM In Ser Avne Der aus französischer Gefangenschaft zurückgekehrte Wehr mann Z. berichtet: „Von Tunis ümrden wir mit der Bahn nach Kaironan gebracht und von dort marschierten wir weiter, fünf Tage lang, in die kahle Wüste hinein. Der Marsch war sehr anstrengend, bald waren viele von uns erkrankt. Wir hatten aber keine ärztliche Hilfe, und erst als viele von uns gestorben waren, wurde uns ein Arzt von Tunis geschickt. Wir mußten Wegsbauten ausfüyren, in furchtbarster Sonnen glut ohne jeden Schutz, während unsere Wächter im Schatten lagen. Viele von uns starben an Unterleibstyphus, fast alle erkrankten an Tropenfieber. Aber auch die Fieberkranken muhten arbeitens und wer das nicht wollte, dem wurde das Essen entzogen und er muhte in stärkster Mittagshitze Dauer lauf üben. Wir erhielten täglich nur einen halben Liter Wasser nach ausdrücklichem Befehl des französischen Kri^gs- ministeriums, der auch sehr streng durchgeführt wurde. Die Verpflegung war sehr schlecht. Wir bekamen ost von weit her gebrachtes Fleisch, das völlig ungenießbar war, und für das wir dann keinen Ersatz bekamen. Die an uns gerichteten Pakete waren meist ausgeplündert. Ich war während des Jahres in der Wüste häufig erkrankt und endlich so elend und abgemagert, datz die französischen Aerzte mich zum Austausch vorschlugen." ' ' Diese Schmach soll Frankreich nicht vergessen werden! H. Die deutsche Oberste Heeresleitung verzichtete von vorn herein auf die „Materialschlacht" und beschloß, den Erfolg auf ein mehr ideelles Fundament aufzubauen. Die zahlenmäßige Unterlegenheit mußte durch die dem deutschen Heerkörper eigentümlichen kriegerischen und mora lischen Tugenden ausgeglichen werden. Dieselben Tugenden, 1 welche die wesentliche Ursache der feindlichen Niederlagen ! gewesen waren, bildeten die sichersten Bürgen für den deut- ! scheu Sieg. Der unleugbaren Tapferkeit der englischen und französischen Sturmtruppen mutzte die größte 'Tapferkeit der § deutschen Stämme, der guten Qualität der feindlichen Führer ! eins bessere der deutschen, der gründlichen Vorbereitung auf s der Gegenseite eine noch gründlichere auf der unseren "kntgegen- gesetzt werden. Da da > Vertrauen der Obersten Heereslei ung s die beiden ersten Voraussetzungen als gegebene Größen be- handelte, blieb als Hauptaufgabe die Vorbereitung des An- : griffs. Die Einheit des Oberbefehls und des Heerkörpers, s als dessen einziger nichtdeuffcher Bestandteil eine wertvolle Gruppe österreichischer Batterien eingesetzt war, erleichterte das gewaltige Werk. Reibungen und Hemmungen, die auch dem bestorganisierten Koalitionsheere anhaften, blieben 'uns - erspart. Was in den Kartenzimmern der deutschen Stäbs, i angesichts der vertrauensvollen Erwartung in der Heimat und s der zunehmenden Spannung and Nervosität im Auslande, von erfahrenen Spezialisten der Abwehrschlacht mit Einsatz der höchsten Nercenkraft in monatelangsr stiller Arbeit ge leistet worden ist, entzieht sich der Schilderung. Aber es ist gewiß, daß die Einschulung des Angriffsoerfahrens, -die Er kundung und Ueberwachung der Feindlage, die Munitionsver sorgung und Verproviantierung der Stotzgruppe, die Vorbe reitung des Nachschubes, endlich das Kunstwerk des verschlei erten Aufmarsches einen ganz ungeheuren Aufwand an organi satorischer Energie erforderten. (Fortsetzung folgt.) Als in diesem Winter der Zusammenbruch der russischen Streitmacht den Zweifrontenkrieg beendigte und, "freilich mit — veränderten Bedingungen, die Lage vor der Schlacht an der Marne wiederherstelltc, als unter dem Gewicht der von Osten anrolleuden Verstärkungen, die von französischen Fach leuten Ende Februar ags etwa 70 Divisionen geschätzt wurden, in der zu ewiger Abwehr verurteilten Westfront wie von selbst der Gedanke des allgemeinen Angriffs auflebte, lagen vor dem prüfenden Auge der Obersten Heeresleitung die unglücklichen Erfahrungen des Gegners ausgebreitet. Die Aufgabe erschien ungeheuer. Mas der vielfach vereinten Uebermacht der Ar meen napoleonischer Schule und des jungen, aber aus den Kanälen eines Weltreiches gespeisten Kitchener-Heeres gegen über einer fast frideriziamschen Minderzahl nicht gelungen war, sollte das deutsche Heer vollbringen, das auch nach.Auf saugung der östlichen Streitkräfte dem Gegner an Zahl kaum gewachsen, geschweige denn überlegen war. Der große Hammer hatte am kleinen Hammer versagt, jetzt sollte sich der kleine am großen erproben. Das deutsche Hinterland, winzig im Vergleich mit den für die Entente "arbeitenden Erdteilen, sollte im Kampf mit den Rohstoffen und Industrien des halben Europa, Amerikas, Afrikas und Asiens nicht nur bestehen, sondern obsiegen helfen. Schon der deutsche Sieg bei Cambrai, der gewissermaßen auf der Grerze einer alten und nuen Epoche der westlichen Kriegsgeschichte steht, warf ein Schlaglicht aus die Schwierigkeiten, die 'ein tapferer und zahlenmäßig über legener Feind unserem AiMiff entgegensetzen konnte. Im Gegensatz zu der die eigenen Führer zuweilen er staunenden Siegeszuversicht unserer' alten Abwehrtruppen be trachtete daher der Gegner das deutsche Unternehmen mit beharrlichem Zweifel. Englische und 'französische Gefangene aus den Wintermonaten verhießen uns zwar den gleichen Anfangserfolg, wie er ihren eigenen Offensiven zugefallen war. Mehr aber als diesen üblichen Anfangserfolg ver sprach man sich nirgends in der Welt von dem kommenden Unternehmen.