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Lrankcnberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Wick jeder Mitwochs«, Freitags- und SonntagS-Nummer ohne Preiserhöhung des HauptblatteS bügegeben. Mr. SS Kr-U-g dm 17. Mat 1«18 8um pkingMelt Das Frühlingsfest strahlt! Es öffnet sich weit uns ein,goldenes Tor! Und lichtumfangen wärmt der Himmel seinen Blütenflor! Helljubelnd schweben aus dem Dust die leichtbeschwingten Lerchen, — Verlassen klingt das Jugendlied aus tannengrünen Bergen! - - Zn diesem Märchenprunke schreitet wohl manches Menschenkind, Dem Mr die heil'gen Eostesgaben Erinn'rungsträume sind. — Die sich .aber, fteudgewinnend, in sein Herz gedrängt Und ihm Trost in herbem Leide wonniglich geschenkt! — Sprießt der Segen unsrer Saat auf zur vollen Aehre, — Blüht der Niut dem festen deutschen sieggekrönten Heers! — Wer in .Heimatauen hofft, ohne zu ermüden, Ehrt die Kämpfer draußen alle und enthüllt den Frieden! — Hans Jesora. Loben heißt Kämmen Roman von H. Courths-Mahler. 2 Nachdruck verboten Seit jenem Tage verstanden sich Onkel und Neffe noch besser als sonst. Und Bettina freute sich darüber, ohne,zu ahnen, daß man ihren Wünschen entgegenarbeitet«. Kurze Zeit, nachdem Herbig mit seiner Schwester in das Wohnzimmer getreten war, kam auch Bernhard Gerold nach Haufe. Er riß die farbige Mütze grüßend vom Kopf, als er Mutter und Oheim seiner wartend am Fenster stehen sah, und stürmte mit weiten Sätzen die breite Steintteppe empor ms Haus. Sein hübsches, gebräuntes Gesicht, welches schon jetzt charaktervolle, energische Züge hatte, strahlte vor Vergnügen beim Anblick der beiden geliebten Menschen. Wenige Minuten saßen sich die drei bei Tisch gegenüber. Nach dem Braten sagte Herbig, plötzlich ein Gespräch unterbrechend: „Da hab' ich übrigens auch eine Neuigkeit für euch. Mor- gen in vierzehn Tagen ist es zehn Jahre her, daß ich die Fabrik übernahm. Ich gedenke zur Feier des Tages meinen Leuten ein Fest zu geben, und rechne dabei stark auf deine Hilf«, Bettina. Du hast ja ein großartiges Talent für der artige Inszenierungen. „Du kannst aus mich rechnen, Fritz," erwiderte die Schwe ster. „Sag mir nur kurz, wie du dir das Fest denkst, alles andere besorge ich dir." > „Du bist eine famose Frau, Bettina, eine wahre Perle. Also ich dachte es mir so. Wir veranstalten nachmittags in einem großen Wirtschaftsgarten vor der Stadt ein Fest mit Schießbuden, Karussell und Preisspielen. An großen Tafeln .soll dann reichlich Kaffee und Kuchen gereicht werden. Abends, wenn die Mütter das Jungvolk heimgebracht haben, er kalten die Leute ein Festessen, und daran kann sich zur Erhöhung der Lustbarkeit auch ein Tänzchen schließen. Zu sparen brauchst du nicht, Bettina. Ich habe in diesem Jahr einen glänzenden Abschluß gemacht und kann mir etwas leisten. Die Preisspiele sollst du so einrichten, daß jeder der Leute ein hübsches Andenken an die Feier mit nach Hause nimmt. Dabei kann dir Bernhard an die Hand gehen. Und die Damen aus dem ^Zeichensaal übernehmen die Spielaufsicht über die Kinder. Ich habe mit Fräulein Rottmann schon darüber gesprochen, sie ist ja doch entschieden die Intelligenteste von allen." Bettina empfand einen eifersüchtigen Groll auf Maria Rottmann, weil Aritz mit dieser eher über die Sache ge sprochen hatte, als mit ihr selbst. Bernhard aber war be geistert. „Dp, Mama, dann stell' mich nur da an, wo ich mit Fräulein Rottmann Zusammenwirken kann. Das ilt ein patentes Mädel — und bildhübsch." Er drehte unternehmend an der Stelle, wo einst vielleicht ein Bart sitzen würde. Aritz Herbig lachte. „Junge — du wirst doch nicht den Schwerenöter spielen wollen?" Bettina zitterte innerlich vor Unmut. „Bernhard, unter laß doch solche Witze. Fräulein Rottmann ist übrigens nicht einmal hübsch zu nennen." „Doch, Mama — da muß ich ganz entschieden Front machen. Sag' selbst, Onkel Fritz, ist sie nicht ein sehr hübsches Mädel mit ihren großen, klugen Augen und den dicken, braunen Zöpfen?" „Aber Bernhard!" rief Bettina ärgerlich und einen Mo- meitt di« Herrschaft über sich verlierend. Herbig sah lächelnd in ihr gerötetes Gesicht. „Bettina — über den Geschmack läßt sich nicht streiten. Wir Männer haben unsere eigene Ansicht über Frauenschönheit. Zwar mutz ich gestehen, datz ich daraufhin Fräulein Rottmann noch nicht angesehen habe, aber das läßt sich nachholen." Bettina war außer sich über die Wendung, die das Gespräch genommen. Aber sie durfte sich das nicht merken lassen. „Man mutz solchen Mädchen gegenüber immer einige Zurückhaltung bewahren. Sie werden sonst leicht zu auf dringlich." „Das hast du wohl bei der Rottmann nicht zu bef-'rch- ten. Sie ist sehr taktvoll und aus guter Familie. Ihr Vater war Offizier und ihre Mutter ist eine sMe, seine Frau." „Du kennst ihre Mutter?" Ein feines Lächeln huschte bei dieser erschrocken klingen den Frage um feinen Mund. „Gewiß, sie begleitete ihre Tochter, als ich diese ernstelltt." Bettinas Augenlider zuckten nervös. „Das ist doch sonst nicht üblich." „Allerdings nicht. Aber die Damen wohnten auswärts, und daher war Frau Rottmann mitgekommen, um gleich zeitig hier ein« Wohnung zu suchen. Mutter und Tochter leben seitdem zusammen in unserer guten Stadl, und soviel ich weiß, trägt Fräulein Rottmann den größten Teil zum Unterhalte bei, da ihre Mutter als Hauptmannswitwe nur eine sehr bescheidene Pension bezieht. — So — das ist alles, was ich auhergeschästlich von der jungen Dame weiß. Willst du mehr wissen, dann kann ich mich ja danach erkundigen." Bettina wehrte hastig ab. „O nein, ich danke. Wir wollen doch dieses Thema fallen lassen. Sag mir lieber, um welche Zett das Fest beginnen soll, und welche Gartenräumlichkeiten dir am liebsten sind." Damit lenkte sie das Gespräch in andere Bahnen. Als aber Aritz Herbig am Nachmittag desselben Tages oben im Zeichrnsaal neben Fräulein Rottmann stand, fiel ihm das Gespräch wieder ein. Und zum erstenmale be ttachtete er in Maria Rottmann das Weib. Dabei mutzte er ehrlich zugestrhen, datz sein Neff« entschieden nicht zuviel gesagt hatte, wenn er ^ie „bildhübsch" nannte. Ja, er fand, daß sie viel ntteressanter und beachtenswerter war, als die jungen Damen seiner Gesellschaftskreise, datz sie sehr lick lächeln konnte, datz sie die schlanken, edelgerundeten Glieder in schlichter Anmut bewegte, und datz sie wirklich schöne Augen und herr liche Flechten besatz. Inzwischen sann Bettina drüben in der Dilla rastlos darüber nach, wie sie ihren Bruder vor dem Zauber Maria Rottmanns bewahren könnte. Esing« Tage später lag Herbig mittags mit ferner Zeitung