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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 08.05.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191805084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19180508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19180508
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-05
- Tag 1918-05-08
-
Monat
1918-05
-
Jahr
1918
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Westen Di« Gröhl der deutschen Erfolge wird wirksam dadurch beleuchtet, daß auf den Schlachtfeldern der Sonnig und in Mander» General Foch gezwungen wurde, de-n glühten Teil seiner Heeresreserven zur Unterstützung der geschlagenen Engländer einzusetzen. Es wurden bereits 44 Infanteriedivisionen, darunter 3 zum zweiten Mal, und außer- dem 5 Kavalleriedivisioncn in den Kampf geworfen, in Summa also 52 französischen Divisionen infolge der englischen Niederlagen eingesetzt. Jede dieser Divisionen hat während Ker deutschen Offensive und ebenso im Laufe der zahlreichen, stets vergeblichen französischen Gegenangriffe aufs schwerste bluten müssen. Wie nötig die französische Hilfe für dis Engländer war, geht daraus hervor, dah von den gesamten 59 englischen Infanteriedivisionen m Frankreich bereits 53 an den Großkampffronten und von diese» 23 zweimal und 2 Divisionen sogar dreimal eingesetzt werden mutzten. Im ganzen hat also England 80 Divisionen während der kurzen deutschen Offensive in den Kampf geworfen. England und Frankreich haben im ganzen bereits 132 Divisionen an der von der deutschen Führung erzwungenen Front in die Schlacht geführt. Die belgischen, portugiesischen und amerikanischen Truppen sind hierbei nicht mit er^erechuet- w Berlin, 6. 5. Der britische Bericht vom 4. Alai 7 Uhr 30 Minuten nachmittags meldet: Die auf dem rech ten Flügel unserer Verbündeten kämpfenden britischen Trup pen machten gleichfalls Fortschritte in der Nähe von Mr- teyen. Diese Meldung ist völlig frei erfunden. Die Eng länder kamen während des grotzen französischen Gegenangriffes nicht aus ihren Gräben heraus, während sie den Befehl hatten, mit der dort liegenden Division die französischen Wedereroberungsversuche des Geländes, das zum Teil von den Briten selbst verloren war, zu unterstützen. Sie haben ihre blutige Aufgabe ihren französischen Waffengenossen allein überlassen. 1 w Berlin, 6. 5. Gefangene des ersten belgischen Jäger- , Regiments, die vorgestern bei Kippe in deutsche Hand fiele», g^ben an, datz ihre Kompanie im letzten Gefecht von 125 Mann Gefechtsstärke 80 Mann verloren habe. Ersatz sei bisher nicht eingetroffen. Die Stimmung unter den Belgiern ist seit der Räumung des alten Schlachtfeldes von Wer" außerordentlich verschlechtert, da durch die Schuld der Eng länder immer mehr von dem kleinen Rest belgischen Bodens verloren geht. Was übrig bleibt, ist sowieso durch die jahre langen Kämpfe so gut wie zerstört. Die Belgier schieden die Schuld an der endlosen Fortsetzung des Krieges lediglich den , Engländern zu, die für das Wohl Belgiens kein Interesse hät, ' len. Besonders mißgestimmt ist der belgische Soldat darüber, ' datz der Engländer es wagt, di« belgische Armee, aus deren Tapferkeit und Aufopferung England dauernd die größten Vorteile gezogen hat, als minderwertig zu bezeichnen. l Wiederbeginn der Artillerleschlacht im Westen? w Ueber Rotterdam wird aus London gemeldet, die Ar- tillerieschlacht an der Front habe wieder allgemein begonnen. Die Alliierten erwarten für die nächsten Tage neue schwere Kämpfe um den Besitz ihrer Linien. ! w Berlin. 6. 5. Die zum größten Teil marschfähigen deutschen Verwundeten aus den Gefechten der letzten Tage be stätigen übereinstimmend die schweren blutigen Verluste des Feindes. Besonders die hartnäckigen, vergeblich wiederholten Gegenangriffe der Franzosen haben diesen furchtbare Opfer an Toten und Verwundeten gekostet, die größtenteils noch zwilchen den beiden Fronten liegen. Besonders auffallend ist es, daß die Deutschen in Flandern meist nur noch mit Franzosen und nur noch selten mit Engländern zu kämpfen hatten, was mit Recht auf die gewaltigen Verluste zurückgeiührt wird, welche die Eng länder im Verlaufe der deutschen Offensive erlitten haben, Die französischen Verwundeten, tue aus derselben Krankensammelstelle tn gleicher Weise wie die Deutschen verpflegt werden, bestätigen ebenfalls die Angaben der deutschen Soldaten über die ver heerenden Verluste ihrer besten Angriffstruppen bei den immer wieder von Neuem angesetzten Sturmversuchen. Die französi schen Divisionen wurden in anstrengenden Gewaltmärschen durch ruhende englische Regimenter hindurch an den gefährlichsten Teil der Front geworfen, den die Engländer nicht zu halten vermochten. Schon vor ihren Einsatz, bei der Bereitstellung, wurden sie von dem Feuerhagel der deutschen Batterien empfangen, während die Engländer 10 oder 20 Kilometer rückwärts in Ruhe lagen und sich nickt zum mindesten um die in die vorderste Lmie vorgeschickten Franzosen kümmerten. Stellenweise wurden die französischen Truppen während des Vorbeimarsches von den Engländern mit höhnischen Zurusen begrüßt. Die Erbitterung der tapseren französischen Soldaten gegen die britischen Bundes genossen ist infolgedessen groß. w Berlin, 6. 5. Die Haager Zeitung „Hei Vaterland" schreibt in einer Betrachtung über die von den Engländern an der Westfront verwendeten völkerrechtswidrigen Geschosse, welche die deutschen Truppen aus den Schlachtfeldern an der Somme und Lys erbeutet haben. Es handelt sich hierbei nur um Spezialgeschosse zur Flugzeugbekänipfung. — Diese Erklärung muß al» völlig haltlos zurückgewiesen werden. Das holländische Blatt, besten Urteil sonst in hohem Rufe steht, scheint in diesem Falle einer plumpen englischen Tatlachenentstellung zum Opfer gefallen zu sein. Es ist nicht bekannt, daß irgend eine Macht Spezialgeschosse verwendete, welche besonders zum Zerreißen der Tragflächen von Flugzeugen hergestellt wären. Solche Geschosse können nicht den geringsten praktischen Erfolg haben. Die Aus rede, welche England erwnnen hat, um vor den Neutralen sein völkerrechtswidriges Verhalten den deutschen Truppen gegenüber zu bemänteln, ist zu plump, um Glauben finden zu können. Portugal schnappt ab? we „Daily Chronicle" berichtet aus Lissabon: Der neue Präsident richtete eine Zirkularnote an die alliierten Regierun gen tn der Frage der Teilnahme portugiesischer Truppen-Kon- Kngente an der Westfront, die nicht mehr eingetroffen sind. „Morning Post" meldet aus Lissabon: Die neue Regierung hat di« Beurlaubung von drei Jahrgängen verfügt. Dem zn- lammentretenden Parlament soll die Aushebung der portugiesi schen Mobilisierungskredile vorgelegt werden. Osten Die Ansammlungen russischer Truppen an der finnischen Evonze of Die vom finnischen Hauptquartier veröffentlichte Mel dung, baß an der finnisch-russischen Grenze bedeutend« Trup- oenansammlungen stattfinden, wird von russischer Seite damit begründet, datz diese Truppen dazu bestimmt seien, die fin nische Weiße Garde abzuschlagen, falls sie versuchen sollte, dis Festung Ino anzugrerfen. Finnland und Russisch-Karelien j of „Times" meldet aus Helsingfors, daß von finnischer , Seite Versuche gemacht wurden, in Russisch-Karelien einzu dringen. Man wolle die Regelung der dortigen Verhältnisse der eigenen Bevölkerung überlasse». Sollte sich eine Mehrheit in Karelien für die Vereinigung mit Finnland ergeben, so ' wird dem kein Hindernis in den Weg gelegt werden. Türkei Schwere Niederlage der Engländer am Jordan bl Konstantinopel, 6. 5. Tagesbericht. Palästinafront: Auch der zweite Vorstoß der Engländer ayf das irördliche Jordmmfar hat mit einer schweren Niederlage des Feinde« geendet. Umfangreiche Vorbereitungen waren getroffen, zahl reiche Truppen zusanimengezogen worden, um gemeinsam mit den Rebellen Besitz zu nehmen vom Ostjordanland/ und den dortigen wichtigen Verbinduitgen. Unter dem Schutz« starker, in überhöhter Stellung befindlicher Artillerie warf der Gegner vom 30. April morgens an seine Angriffswellen über den Jordan gegen unsere Stellungen seitwärts von der Straße Jericho -Het- Salt, während große Kavalleriemassen mit Ge schützen und Maschinengewehren, im Jordantalc nach Norden ausholend, dazu bestimmt waren, uns in den Rücken zu fallen. Dank der raschen Entschlußkraft unserer Führer und der un erschütterlichen Haltung unserer Truppen jn schwerer Lage Schulter an Schulter mit ihren deutschen Kameraden wurden die Pläne des Gegners zunichte. Den fünftägigen wütenden Ansturm gegen unsere Front wehrten die mit großer Energie geführten, zähe aush^rrenden Truppen des Obersten Alt Fack Bey ab. Der vorgeschobenen feindlichen Kavallerie be reiteten die nach Gewaltmärschen rasch zustoßenden Truppen des Obersten Böhm und des bewährten, bis zu seiner Ver wundung seinen mutigen Reitern vorauseilenden Oberst Essad Bey eine vernichtende Niederlage. Di« Truppen des Obersten Böhm nahmen einer feindlichen Kavalleriedivision sämtliche Geschütze ab. Unermüdlich griffen unsere Flieger trotz heftiger Gegenwirkung den Feind am Dank der Tätigkeit des Nach richten-Eisenbahndienstes konnten rechtzeitig Befehle der hö heren Führung zum Herantransport von Verstärkungen aus- gesührt werden. Unter Einbuße von vielen Menschen und zahlreichem Material flutete der Engländer vom Jordan zurück, hart bedrängt von unseren siegesbewußten Truppen. Im einzelnen konnte die Beute noch nicht festgestellt werden. Auf dem Westjordanufer lebhafte Artillerietätigkeit und er folgreiche Patrouillenunternehmungen unsererseits. Ein feind liches Flugzeug wurde nach Lustkampf brennend zum Absturz gebracht. — Aus den übrigen Fronten ist die Lage unver ändert. Ereignisse zur See Torpedierung zweier französischer Schiffe s Der französische 17 000° Tonnen-Dampfer „Poitiers" der Paris—Orleans-Linie, der aus England mit einer Koh lenladung abging, wurde am 26. April im Kanal von Bristol torpediert und versenkt. 10 Mann der Besatzung ertranken- 24 Ueberlebende landeten in Le Havre. Am Tage darauf wurde ebenfalls im Kanal von Bristol der französische Kohlen dampfer „St. Chamont" von 18 000 Tonnen torpediert. - Met« pMilcde Ikscbttrbtti, Der Generalarzt de» deutschen Feldheeres machte im Reichstagshauptausschuß Mitteilung, wonach 2°/< Millionen Verwundete und Erkrankte der Front wieder zuge führt werden konnten. Al» dienstunbrauchbar sind bisher ins gesamt 629000 Mann entlassen, davon 70000 Verstümmelte. Bis heute ist mit etwa 98000 Verstümmelten zu rechnen. Deutschland und Deutschböhmen pd Der Obmann des Deutschen Volksrates in Böhmen Dr. Titta sprach am Sonntag bei dem deutschen Generalkonsul in Prag Baron Gebsattel vor, um ihn im Auftrage des Volks rates zu befragen, ob und inwieweit Deutschland die Notstands gebiete Deutschböhmens mit Lebensmitteln unterstützen könne. Baron Gebsattel erklärte, daß in Berlin bereits Verhandlungen eingeleitet seien. Er hoffe, daß in kürzester Zeit größere Kartoffel mengen aus Deutschland in Deutschbühmen emtreffen werden. Dr. Titta wird sich persönlich in Berlin an das Auswärtige Amt und an das Dresdner Außenministerium wenden, um durch Abschluß von Verhandlungen die Versorgung Deutsch böhmens durch das Deutsche Reich zu erreichen. Eine Deputa tion des Volksrates wird in einer Audienz beim Kaiser Karl von diesem erbitten, er möge die österreichische Regierung beauf tragen, das Deutsche Reich um Aushilfe mit Lebensmitteln zu ersuchen. Ferner wird der Kaiser gebeten werden, durch ein kaiserliches Machtwort Ungarn zu veranlassen, seine bisherige Lebensmittelpolitik aufzugeben. Vorträge beim Kaiser pd Berlin, 6. 5. (Amtlich.) Sein« Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin nahmen gestern vormittag an dem Gottesdienst in der Garnifonkirche zu Potsdam teil. Später hörte Sein« Majestät im Neuen Palais den Ee- rieralstabsvortrag und den Vortrag des Reichskanzlers Grafen von Hertling. D.r angebliche deutsche Friedenssühler ! pd Berlin, 6. 5. (Amtlich.) Drc von der Tel.-Union am 5. d. M. aus Amsterdam verbreitete Meldung englischer Blätter, wonach ein Holländer im Auftrage des Staatssekre tärs von Kühlmann einer hochgestellten Persönlichkeit der englischen Regierung bestimmte Friedensvorschläge gemacht habe, beruht auf völlig freier Erfindung. Die an d« Mel dung geknüpften Schlußfolgerungen der englischen Presse er ledigen sich dadurch von selbst. Die ungarischen Fragen pö Budapest, 7. 5. „A, Ejt" meldet, daß heute die Er nennung Wekerles zum Ministerpräsidenten publiziert werden wird. In dem königlichen Handschreiben wird die nationale Ausgestaltuna der ungarischen Armee angekündigt werden, auch werden gewisse Richtlinien für die innere Politik im magyari schen Sinne in dem Handschreiben gegeben. Es ist ferner an zunehmen, daß Weckerle vielleicht schon heute abend mit dem Klub der Achtundvierziger und der Versassungspartei in nicht- offizieller Weise die Angliederung von Bosnien und der Herze gowina an Ungarn ankundigen wird. Man sagt mit ziemlicher Sicherheit, daß Oesterreich auch die Lösung Dalmatiens von Oesterreich und leine Angliederung an Ungarn, wohin es an sich rechtlich gehört, zum mindesten in emste Erwägung ge- zogen hat. Zerstörte Friedensmöglichkeiten pf Der französische Abgeordnete Mistral macht in der „Hu- manttee" dem Ministerpräsidenten Clemenceau den Voyourf, daß er sich bemühe den Frieden unmöglich zu machen- Noch vor der Ministerpräsidentlchast Llemenceaus, sagt Mistral, hat eine hohe Persönlichkeit persönliche Politik geübt. Frankreich muß setzt für den Ehrgeiz und iür die Verblendung diese» Mannes büßen. Seit Beginn dieses Kriege» wiederholt man stets, um die Moral des Landes zu stärken, daß man für Recht und Freiheit kämpfe. Das Land hat das ernst genommen und kann für die Abenteuer einzelner nicht sein Blut vergießen. Es will sein Schicksal nicht aufs Spiel setzen, um die Eitelkeit und den Ehrgeiz einzelner zu befriedigen. Das Parlament muß endlich aus seiner Trägheit erwachen und die Geschicke Frankreichs selbst in die Hand zu nehmen. Der Krieg um einen Landerfetzen am Rhein pf Genf, 7. 5. In der „Humanitee" verlangt Renaudel von der Entente die Bekanntgabe praktischer durchführbarer Kriegsziele. Die Entente dürfe sich nicht vorwerfen lassen, wegen eines LSndersetzens am Rhein den Krieg fortzusetzen, da dieses geringfügig sei gegenüber der Sicherheit der künftigen Gene- rationell. Renaudel hofft, daß die amerikanischen Staatsmänner einen Weg finden werden, um, da ein erzwungener Frieden noch in weiter Ferne liegt, einen gerechten Frieden zu ver wirklichen. . Schweiz ps Bern, 6 S. (Meldung der Schweizerischen Depeschen- Agentur.) In Ergänzung und teilweiser Abänderung früherer , Beschlüsse und Vorschriften beschloß der Bundesrat, daß fremde j Deserteure und Refraktaire, welche die Schweizer Grenze zu > überschreiten versuchen, daran zu verhindern und zurüchuweisen find. Gelingt es ihnen dennoch, die Landesgrenze zu überschrei- ren und werden sie im Lande»inn"rn betroffen, so find sie dahin zurückzuführen, woher sie gekommen find. K« heimst «ä vmrrlimä - Feankalberg, den 7. Mai 1918. f" Den Heldentod starb im Dienste des Vaterland«» Herr Erich Bruno Kästner, Gefreiter tn einem sächsischen Fußart.- ! Bat. Der junge Held stand im 25. Lebensjahre. Er ist ein : Sohn de» bei der Firma Jäger in Arbeit stehenden Tischler« Herrn Bruno Kästner. Im Dezember 1914 wurde er al« Re- ! Kut zum Schützen regiment 108 M.-G.-K. eingezogen und später ' der Fußartillerie zugeteilt. Zweimal hat er in Frankreich ünd zweimal in Makedonien mitaekämpft und sich so hervorgetan, daß ihm das Eiserne Kreuz 2. Kl. verliehen wurde. Im Zloilberuf war er bei Herrn Ziegeldecker Mar Müller, Gartenstrabe, tätig. > Am 26 April machte im Felde ein Granatsplitter seinem hoff- nungefrohen Dasein ein Ende. — Sckwere» Herzeleid brachte der Krieg auch der Familie des Herrn Schuhmachermeister Arno Bodenschatz, Winklerstraße. Deren Sohn, Herr Kaufmann Otto Bodenschatz, Äizefeldwsbel im Infanterie-Reg. 103, ist, nach- ' dem er seit Kriegsbeginn im Felde war und so oft in schweren Gefahren glücklich behütet ward, jetzt einer feindlichen Kugel zum Opfer gefallen. Seine Kompanie beklagt in ihm einen kochgeschätzten pflichtgetreuen Zugführer und «tuen allgemein beliebten guten Kameraden. Bei einem Angriff auf eine feind liche Stellung, bei dem er tapfer mit seinem Zug vordrang, erfüllte sich sein Schicksal. Schwer verletzt wurde er von Ka meraden zurück- und in ein Lazarett gebracht, wo er am andern Tage verschied. Die Friedrich-August-Medaille tn Silber und das Eiserne Kreuz 2. Kl. zierten lange schon seine Brpst, die er tapfer immer wieder dem Feinde bot. Die allgemeine Beliebt heit, die sein Kompaniesührec in einem Beileidsschreiben ihm nachrühmt, besaß der Gefallene auch in der Heimat. Sein We- : sen hatte ihm allgemeine Wertschätzung auch daheim gesichert. Heinrich-Beck-Straße 10 hatte der Gefallene sich einen eigenen Hausstand begründet. Als Kaufmann war er selbständig al» Vertreter auswärtiger Schuhfabriken tätig. Gattin und Kind beklagen mit den übrigen Angehörigen tief den Verlust de« Ver schiedenen. — Gott sei auch in den beiden angeführten Todesfällen den Angehörigen der rechte Tröster. Die Heimat wird das Andenken auch dieser ihrer Helden in Ehren halten. Friede ihrer Asche! sa Unglücksfall. Ein sehr betrübender Unglückssall ereig nete sich geltem abend in der 8. Stunde am Mühlgraben. Da» 12jährige Schulmädchen Frieda Gertrud Heller von hier fiel in der Nähe des Fabrikgrundstück» der Firma I. M. Müller» Erben in den Mühlgraben. Das verunglückte Kind wurde un terhalb der Schlachthofbrücke geborgen. Leider konnte «» nur als Leiche der .hinzugeeilten Mutter übergeben werden. Da» ! Kind hatte sich nach dem Sammeln von Grünkaut am User getuminelt und das Gleichgewicht verloren und ist vor den Au gen einer 9jähri»en Freundin in den Fluten verschwunden. Der Vater der Verunglückten, der Körnerstraße 12 wohnende, in der Paradiesbettenfabrik beschäftigte Tischler Richard Heller, steht zur Zeit als Unteroffizier be, der Fliegerabteilung m Großenhain. — Bei dieser Gelegenheit sei in Erinnerung gebracht, daß von der Auffinduna von Loten, gleichviel ob es sich um llnglück»- fälle, Selbstentleibungen oder Tötungen durch Dritte handelt, unverzüglich der Polizeibehörde Anzeige zu erstatten ist. Abge sehen von der Vornahme von Wiederbelebungsversuchen dürfen an den Aufgefundenen bez. an der Auffindungsstelle ohne An ordnung der Polizeibehörde keinerlei Veränderungen vorgenom men werden. fg Aus der heimischen Industrie. Die Not ist eine große Lehrmeisterin, zumal in der Kriegszeit. Dies hat man in den vier Kriegsjahren immer mehr einsehen gelernt und erfahren. Kein Gebiet des Klein- und Großgewerbes ist in Kieser Hinsicht ohne Einwirkung durch die schreckliche Zeit geblieben, die orele Rohstoffe seltener machte oder ganz fehlen ließ, während die fertigen Fabrikate vielfach von der Be völkerung und dem Heere in noch größerem Maße gebraucht wurden als in Friedenszeiten. Die Web- und Wirkmdustrie, ein Hauptzweig unseres hermischen Erwerbslebens, hat auch bei uns sich mit der anfänglich vielfach mit leichtem Spott besprochenen Verarbeitung von Papiergarnen als Ersatz für das fehlende Woll- und Baumwollgarn befreunden müssen. So manche Fabrik mußte umlernen, sie verstanden es, das Papier durch Schneiden und „Verspinnen" in feines Garn umzuwandöln und dieses der Textilindustrie zuzusühren. Und so bestehen heute viele Großbetriebe, welche sich erzeugend und verarbeitend des neuen Materials angenommen haben. Daß man mit einer ernsten Konkurrenz des neuen Web- und Wirkstoffes gegenüber den bisher aus Baumwolle ge fertigten Fabrikaten gerechnet hat, beweist der Umstqpd, daß bald nach den ersten Versuchen das Papiergarn unter staat liche Beschlagnahme und kriegswirtschaftliche Zuteilung ge nommen wurde. Seit etwa eurem Jahr sing man an, die vielseitige Verwendung und Verarbeitung des Papiergarnes auf Ausstellungen zur Schau zu bringen. Eine der ersten Ausstellungen dieser Art wurde in Breslau abgehalten, der neuerdings die gtoße deutsche Faserausstellung in Berlin, die demnächst nach Düsseldorf und im Herbste nach Leipzig übersiedelt, gefolgt ist. Die namhaftesten Vertreter der Web- und Wirkindustrie des ganzen Deutschen Reiches haben diese Ausstellungen beschickt und besucht. Die Waren der neueren Anfertigungswejse kamen auch bald in den Klein handel. Jn den Läden wohl aller Moden- und Schnittwaren geschäft« kann man jetzt die neue „Papierware" finden und kaufen. Immer mehr aber gewinnt durch die wachseiche Praris die derartige Ware auch an Güte und Aussehen dank dem Zusammengreifen der Weberei und Wirkerei mit der Bleicherei und Färberei. Wir hatten vor wenigen Tagen Gelegenheit, hier eine größere, für die deutsch« Fafer st offau» stell ung angefertigte, in Berlin bereits aus gestellt gewesene und jetzt für Düsseldorf ergänzt« Muster- auswahl von Wirkwaren gedachter Art in Augenschein zu nehmen: Fabrikate der hiesigen Firma Schuck L Pfoten hauer, G. m. b. H. Zum Test waren cs praktische und dabei elegante Kindersachen von der Erstlingswäsche an bis zu vollständigen Anzügen herauswachsender Jugend. Ab« auch für Erwachsene fanden sich Kleidungsstücke, sowohl in Strümpfen, Westen als auch größeren Kleidungsstücken und ganzen Arbeiteranzügen, letzt«« sich besonders auch durch ihre Dehnbarkeit und Anschmiegsamkeit bei der Arbeit an den Maschinen bewährend, Waren die Artikel für Kinder und Damen zum überwiegenden Teil in zarten und Hellen Farben gehalten, so zeigten sich bei den für Erwachsene bestimmten Bekleidungsstücken auch volle und satte Farben, die es durch- aus nicht übelnehmen, wenn sie mit Maschinenöl und -Fetten in Berührung kommen. — Im Anschluß an die uns vor gelegte Ausst«k!ungsgruppe fanden wir auch die Fabrikat« der im engen Anschluß an die Firma Schuck u. Pfotenhauer be stehenden Patentseilerwarenfabrik Esstgke, Pfotenhauer u. Co., Treibriemen, Rundriemenschnüre, Seilerwaren, Quote, Trans portbänder usw. aus Papiergarnen und anderen inländischen Ersatzstoffen, zum- großen Teile wegen ihrer eigenartigen, völlig neuen Herstellung »weise der genannten Firma paten tiert« Erzeugnisse. Die Kriegsnot hat deutschem Erfindergeist manchen muan Weg mit gutem Erfolg finden lassen. Mögen
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