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— 188 - Nutzrand, die nur nach über Finnland möglich war, ab- s geschnitten worden. Di« Entente mutzt« sich nach einer an- deren Verbindung umsehrn und da war die einzige Möglich- l leit, ungehindert nach Rußland zu gelangen, nur noch die > Murman-Küste und dir Aiurman-Bahn. Inzwischen hatte ! Uch aber en^ Murman-Republik gebildet. Die Entente ver- ! Händigte sich mit dieser, sandte Geld und Truppen, behielt ! ffch aber vor, über die Murman-Bahn zu verfügen. Diese l Strecke wurde von englischen und französischen Truppen be- setzt und dient setzt dem amtlichen Verkehr der Entente ! mit Rutzland. Die Diurman-Republik ist nur ein eng be grenztes Gebiet. Sie liegt auf dem nördlichen Teil der Kolonialinsel und zieht sich entlang der Murmanküste 5V bis 60 Meilen hin. Die Halbinsel ist öde und fast wertlos. Are geringe Bewohnrrzahl ernährt sich durch Fischfang und Waljagd. Die Küste aber gewinnt dadurch an Bedeutung, datz fie eisfrei ist. Das hat auch das Zarenreich in seinem Streben nach dem offenen Meer veranlatzt, sich hier einen Zugang zur offenen See zu schaffen. Deshalb wurde in deir neunziger Jahren der Murmanhafen Jekaterimsk ge baut. Die Anlegung dieses Hafens war indessen erst der erste Schritt. Man mutzte auch dafür sorgen, aus Rutzland ?u diesem Hafen zu gelangen, deshalb wurde der Bau der mehr als 100 Meilen bangen Eisenbahnstrecks unternommen, die den Namen Murman-Bahn erhielt. Als der Krieg aus brach, war diese Bahn 'noch nicht ganz fertig und während des Krieges wurde eifrig gearbeitet, um sie zu beenden und in Betrieb setzen zu 'tonnen. Vor nicht langer Zeit konnte die Pahn eröffnet werden, esie führt durch unwegsame Ee- > genden, über zahllose Flüsse und Sümpfe und ist mit unge heurem Kostenaufwand zustande gekommen. Die Kola-Halb insel soll von englisch-französischen Soldaten wimmeln und «in grotzes Truppenaufgebot ist längs der langen Bahn stationiert. Damit ist Rutzland gänzlich vom Meere ab- ! ^schlossen; denn nachdem dis Japaner den Hafen von Wladi- s »ostok in Besitz genommen haben, nachdem Finnland die s Verbindung Rußlands zur übrigen Welt hindert und nach s dem die Entente sich auf der Kola-Halbinsel niedergelassen und die Murman-Republik geschaffen hat, mutz Rutzland i sich auf Gedeih und Verderb einem dieser Länder ausliefern, s wenn es sich aus der Einschließung lösen will. Dr. M. s Vie Aalpiirgirpscbt i Die dem 1. Mai vorausgehende Nacht, mit der der ! — . germanische Dolksaberglaube eine neun Nächte umfassende ; heilige Zett abschloh, führt zwar den Namen der heiligen s Walpurga oder Walpurgis, der im Jahre 778 gestorbenen l Debtissin des Klosters Heidenheim bei Eichstätt in Bayern, > allein lange ehe das Christentum sich in deutschen Landen Bahn s brach, galt diese letzte der neun heiligen Nächte als besonders s zauberkästig. Die alten Germanen, di: am 1. Mai alljährlich Lin großes Frühlings- und Osterfest feierten, pflegten 24 ! Stunden vorher schon Tänze und Lustbarkeiten, sowie aller- s Hand geheimnisvolle Vorbereitungen zu treffen, und da auch s manche der zum Christentum übergetretenrn Heiden diesem ! Brauch noch eine Zeitlang heimlich treu blieben, schlug der Glaube an die überirdischen Kräfte, die in dieser Nacht ihr j Wesen treiben sollten, immer tiefere Wurzeln. Aus den ihrem i Eötzenkult obliegenden Heiden machte der Volksglaube Teufel ! und Heren und aus ihren Hantierungen boshaftes Teufels- s werk. Ein Ueberrest dieser Volksphantasie hat sich vermutlich - br der Sitte erhalten, in der Walpurgisnacht den Freunden . und Nachbarn heimlich allerhand Hausrat zu verschleppen l »tnd auf dem Dach eines anderen Hauses zu verstecken, von ! wo es mühevoll wieder herabgeholt werden mutz. Auch die in > Süddeutschland und Oesterreich vielfach herrschende Sitte, den im Laufe der Walpurgisnacht gefällten und aufgestellten Maibaum eines Dorfes zu entführen, um ihn im Triumph nach einem anderen Dorfe zu bringen, weshalb die Bäume gewöhnlich auch ziemlich streng bewacht werden, dürfte aus den Glauben an die Tücken der in dieser Nacht wirksamen Zaubermächte zurückzuführen sein. Um den Heren und bösen Dämonen das Handwerk zu legen und sie zu vertreiben, entstand ferner auch der Brauch, während der berüchtigten Nacht große Feuer anzuzünden und allerhand Lärm zu machen. Andererseits versuchte nran auch, sich in dieser Nacht wirk same Zauberkräfte nutzbar zu machen, um mit ihrer Hilse Lerandvortüch« Redakteur: Ernst Roßberg tn Frankenberg i.8. die Zukunft zu ergründen. Nach alledem ist es natürlich,, daß die heilige Walpurgis, der der Tag des I.Mai ge weiht ist, in erster Linie als Beschützerin vor Hererei, so wie als Schutzpatronin der von den Heren ebenfalls stark gefährdeten Feldfrucht verehrt wird. An die heilige Walpurgis knüpft sich mancher fromme Glaub«. So wird erzählt, daß aus der Steinplatte, die die Reste der zu Eichstätt aufbewahrten Gebeine der Heiligen deckt, alljährlich im Oktober tropfenweise eine Flüssigkeit herausperlt, eine Erscheinung, die der Volks- mund als „Oeltauen" bezeichnet, und die sich schon gezeigt haben soll, als die Gebeine ihrem ursprünglichen Grabe entnommen wurden. Diese Flüssigkeit wird sorgfältig ge sammelt und in winzigen silbernen Behältern und Fläsch chen als „Walpurgisöl" an die zahlreichen nach Eichstätt pilgernden Wallfahrer verkauft, von denen sie als Heilmittel gegen verschiedene Leiden hoch geschätzt wird. Obwohl die heilige Walpurgis aus England kam und jedenfalls von keltischen Vorfahren abjtammte, trug sie doch «inen rein ger manischen Namen. Den Beweis für den germanischen Ur sprung des Namens lieferte nämlich erst kürzlich die Auf findung einer aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert stammenden ägyptischen Namenliste verschiedener Militär- und Zivilpersonen, unter denen sich auch «ine Germanin namens Walburg befand, die wahrscheinlich als Kriegsge fangen« eines römischen Soldaten nach Aegypten verschleppt worden war. vermittln« ' Eine kaum glaubliche Räubsrgeschrchte mit allerlei ro mantischem Beiwerk, wie sie wohl in früheren Jahrhunderten aus dem Spessart oder den böhmischen Wäldern erzählt wurde, geben polnische Blätter wie folgt wieder: Ein Land wirt aus einem Dorfe in der Nachbarschaft von Piontek begab sich in Begleitung seines 12jährigen Sohnes nach der Stadt, um ein Pferd zu verkaufen. Nach dem Verkauf des Pferdes, für das er mehrere tausend Mark erzielt, wollte der Land- magn nach Hause zurückkehren. Unterwegs übergab er das Geld seinem Sohne und sagte ihm, datz dieser im Falle ein«s * Ueberfalles sofort flüchten solle. Die Ahnung des Landwirtes sollte sich bald erfüllen, denn als die Wanderer durch einen Wald gingen, sprang plötzlich ein Mann, der die Kleidung eines Waldhüters trug, hervor und verfetzte dem Landwirt mit einem stumpfen Gegenstand mehrere wuchtige Hiebe über den Kopf. Der Knabe ergriff die Flucht. Am Waldrand« bemertte er eine Hütt«, in die er eintrat. Es war dis Woh nung des Waldhüters, in der sich dessen Frau befand. D?r Knabe erzählte der Frau, nichts Böses ahnend, von'dem Geschehnis im Walde. Die Frau heuchelt« Mitleid und gab dem Knaben, den Rat, ihr das Geld zur Aufbewahrung zu geben und sich selbst im Keller zu verstecken. Bald daraus kam der Waldhüter nach Hause, der deu Vater des Knaben ermordet hatte. „Weißt du was, ich habe den Mann er mordet um lumpiger 12 Rubel," sagte er zu seiner Frau, „mehr hatte er nicht bei sich". „Das übrige Geld ist schon bei mir," erwiderte die Frau, „der Sohn des Ermordeten hatte es bei sich, er sitzt hier im Keller." Nach einer kurzen Beratung beschloß das Ehepaar, den Knaben zu ermorden und im Backofen zu verbrennen. Di: Frau heizte ein, und man wollt« schon mit der grausigen Tat beginnen, als es, ganz wie in den Räubermärchen, an die Tür klopfte. Einige vorübecfahrende Gendarmen hatten die aus dem Schornstein sprühenden Funken bemerkt und waren in die Hütte getreten, um zu fragen, warum der Waldhüter ein so grotzes Feuer mache. Der Knabe rief um Hilfe, als er die fremden Stim men hörte, worauf ihn die Gendarmen aus dem Keller heraus holten. Der Waldhüter und seine Frau wurden gefesselt und nach Kutno geschasst, wo sie ihrer Strafe entgegensehen. * Tomrennot. Ein Leser der „Voss. Ztg." schreibt: Scho penhauer rühmte sich, ein Wort von fünf Silben gefunden zu haben, das, rückwärts gelesen, gleichlautend ist: Relies- pfeiler. Es gibt ein anderes deutsches Wort von drei Silben, das in derselben Weise gleich lautet und ein« An gelegenheit bezeichnet, die unsere lieben Feinden zurzert schwere Sorge macht: „Tonnennott'. Druck und Verlag von E. G. Roßl «rg tn F:<nck«ch«rg IT-