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IIS s A I ' » ZN K ZZ-ZZZ L HZ TM Zs A M 182 - Nichtstun. nauscher Trotzkops — Du bist frei — und nun bist Du mein." Sie eilte in seine Arm«, und als die Mutter eintrat, fand sie «in glückliches Brautpaar. — — — — — Schon im August wurde Jutta Götz von Gerlachhausrns Gattin. Sie erwählten Ravenau zum Wohnsitz./ Götz' Mut ter blieb in Gerlachhausen, besuchte aber ihre Kinder täglich. Jettchen Wohlgemut brauchte sich nicht mehr um die blassen Wangen ihres Komtetzchens zu ängstigen; Jutta ward «ine blühende junge Frau. Ihre Mutter sah Jutta nur noch einmal wieder — und da lag Gwendoline von Sterneck auf dem Sterbebett. Sie hatte inständig um dieses Wiedersehen gebeten. „Mein goldenes Haar von einstmals — ach, es war Herengold für Dich." Jutta war iowischen längst Mutter eines Knaben und eines Mädchens, die fröhlich in Ravenau herumtollten. Sir versöhnte sich mit der Mutter und gab ihr ihre Verzeihung mit ins Grab. Herbert Sonsfeld heiratete die häßliche Tochter eines reichen Industriellen und huldigte nach wie vor dem süßen Lei «»lerer Msrine in D-mSem 11. Die Küstenbatterien Wer GeleLenheit hatte, die Anlagen unserer Küstenbe festigungen an Nord- und Ostsee kennen zu lernen, dem drängt sich an der flandrischen Küste die eindringliche Ueber- zeugung auf, datz die Festungswerke, die Fleiß und Geschick lichkeit unserer Marine an dieser Dünenküste haben erstehen lassen, keinen Vergleich mit. den älteren Schwestern in der Heimat zu scheuen brauchen. Diese, in kürzester Zeit aus dem sandigen Dünenboden gestampften Strandbatterien haben trotz ihrer primitiven Aufmachung einen hohen strate gischen Wert. Ohne sie wäre die flandrische Küste, der Schlüssel zu den englischen Gewässern, kaum zu halten ge wesen. 1 Aler, der Oldenburger Braune mit dem weißen Stirn fleck, hält vor dem Eingang zu einer unserer besten Batte rien. Ein Matrosenartillerist neben dem Schilderhaus, da hinter die Sandwälle. Sogleich fällt einem eine Tafel in die Augen: Denkt an „Baralong" und „King Stephen". Der Deutsche ist le'cht zum Vergessen geneigt. Deshalb ist es ganz gut, daß ihm hier die Erinnerung an englische Schur kerei und Tücke täglich neu ins Herz gehämmert wird. Wir treten «in. Zuerst fesselt «ine geschmackvolle Cand- steintafel den Blick, die neben der Jahreszahl 1S14 den jedem Deutschen geläufigen Namen eines Generals trägt, dessen Ruhm als Heerführer ebenso groß ist wie als Ver- waltungsmann, und nach dem diese Batterie benannt ist. So . unscheinbar die ganze Anlage von draußen aussieht, so groß zügig wirkt sie im Innern auf den Beschauer. Alles steht hier unter dem Zeichen höchstvollendeten Menschenwillens. Der kriegerische Eindruck der Batteriestellungen und Lauf gräben erhält eine freundlichere Richtung durch hübsche Dusch anlagen, schmucke Gärten, Lauben usw. Die Mannschafts räume sind luftig, hell und wohnlich, trotzdem sie als Unter stände in die Dünen Hineingebaut sind. Ich erinnere mich der Klagen über das viele Ungeziefer in den weiter vorn gelegenen Dünenstellungen. Nichts davon in dieser Batterie. Hier sind reinliche Unterkunftsstätten, vor deren Fenstern Blumenkästen stehen, in den Dünenhügeln erstanden. Hinter dem Mannschaftsunterstand kündet ein originelles Denkmal von den Erfolgen der Batterie. Dieses Monument, mit dem Blick auf einen großen Nutzgarten mit Kaninchen- und Ge flügelzucht, ist wohl einzig in seiner Art. Vier feindliche Flugzeuge mußten dazu beisteuern, je zwei Franzosen und zwei Engländer. Dazu Minen und 11 Granaten verschie densten Kalibers; natürlich alles Blindgänger. Plötzlich Alarm! Feindliche Flieger sind in dem Dunst über der See gesichtet worden. 45 Sekunden später sind alle Mann auf Gefechtsstationen. Die Geschütze donnern. Flockige Schrapnellwölkchen erscheinen am Himmel, und schleu nigst drehen die feindlichen Flugzeuge ab. Dies scheint mir nach dem soeben gesehenen Denkmal in Hrem ureigensten Interesse'zu liegen. Etwas später stehe ich in einer anderen Batterie, zu der «in berühmter Admiral den Namen herLegeben hat. Tin sichtern an. Endlich griff Sonsfeld mechanisch nach dem Ring, den Jutta gesandt, und legte ihn vor Frau von S1«rn«ck hin. „Rien ne va plus," zischt« er zwischen den Zähnen hervor. ' Ohne auf Gerlachhausen W achten, tauschten sie ihr« Briefe aus und lasen sie. ! Gwendoline sank wie vernichtet in ihren Sessel zurück. Mehr als sie je geglaubt, schmerzte sie der Gedanke, so er bärmlich klein vor ihrer Tochter zu erscheinen. Sie fand nicht di« Kraft, sich aufzuraffen, um sich zur Wehr zu setzen oder «ine neue Intrige zu spmnen. Sonsfeld sprang auf. Auch er sah ein, daß alles ver- - loren war und er nur noch darauf rechnen konnte, eine mög lichst hohe Abfindungssumme zu gewinnen. Er trat vor Götz hin und drehte an seinem Verlobungsring. „Was haben Sie uns für Vorschläge zu machen?" Ls begann nun ein« rein geschäftliche Auseinandersetzung. Klugerweise wurde beiderseitig jede Schärfe, jeder Ausfall vermieden. Man v«rständigte sich schließlich dahin, daß Sons feld eine ziemlich bedeutende Summe und Frau von Sterneck «ine Rente erhalten sollte, die ihr «in standesgemäßes Leben sicherte. Deide versprachen, schon am nächsten Tage abzureisen. Sonsfeld gab Götz seinen Ring für Jutta zurück. So war schnell alles geordnet, und Götz verabschiedete sich mit formeller Höflichkeit. Als er schon an der Türe stand, eilte Gwendoline ihm nach. „Herr von Gerlachhausen — bitte, vergelten Sie nicht B^ses mit Bösem. Sagen Sie, bitte, meiner Tochter, daß ich sehr unglücklich bin, in ihren Augen so verwerflich da- zustehen. Wir Menschen sind alle Produtte unserer Verhält nisse, vielleicht war ich mehr unglücklich als schlecht. Ich lasse Jutta bitten, ohne Groll an mich zu denken. Werden Sie glücklich mit Jutta! Mein Segen ist Ihnen wohl wert los — aber es ist immerhin der Segen einer Mutter." Götz verneigte sich. „Ich werde Jutta Ihre Botschaft ausrichten. Leben Sie wohl." Er verbeugte sich noch einmal kurz vor Sonsfeld und ging Als er fort war, warf sich Sonsfeld geräuschvoll in einen Sessel. „Chacun «st l'artifan de sa fortune. Wir haben schlechte Arbeit geliefert und verdienen unser Geschick. Wer heißt uns Geheimnisse ausplgudern und verdächtig« Doku- meirte aufheben!" rief er bissig. Gwendoline erwiderte nur müde: „Wir können also unser Bündel schnüren." Er legte die Beine übereinander und schwippte mit den Fingern. „Ein Glück nur, daß meine holde Erbraut eine so noble Ader hat! Also trösten wir uns — es konnte auch schlimmer kommen. Etwas haben wir schließlich doch erreicht." Götz hatte inzwischen Jettchen Wohlgemut aufgesucht. Sie stand in der Plättstube und wollte gerade einen Stoß Serriett'n forttraz^n. alck er die gute Mte hsrausrief. „Herr von Eerlachhausen — Sie hier?" Er reichte ihr die Hand. „Ich will Ihnen zuerst dafür danken, daß Sie Komtesse Jutta so tapfer zur Seite standen. Sie ist in Gerlachhausen und hat mir alles erzählt." Jettchen schlug die Hände zusammen. „In Eerlachhausen? Euter Gott, bas ist ja ein Glück, gnädiger Herr. Nun werden Sie schon helfen, daß ihr kein Unrecht geschieht." „Unbesorgt, Frau Wohlgemut, jetzt steht sie unter meinem Schutz." Und er erledigte sich des von der Mutter erhaltenen Auftrages in bezug auf die Sendung von einigen Sachen für die Komtesse nach Eerlachhausen, teilte auch mit, daß Juttas Mutter und Sonsfeld auf Nimmerwiederkehr abreisen würden. Jettchen Wohlgemut faltete die Hände. „Unser armes gnädiges Komtetzchen! Nun mag Gott geben, daß sie glücklich wird und der letzte Wunsch unseres hochseligen Herrn Grafen in Erfüllung geht." Er nickte ihr zu. „Sehen Sie nach dem Rechten hier, Frau Wohlgemut, und wenn die Herrschaften abgereist sind, so schicken Sie «inen Boten zu mir'" „Das will ich tun, gnädiger Herr." Als Götz zu Haus« anlangte, schaute ihm Jutta vom Wohnzimmerfenster aus bang entgegen. Er stürmte ins Haus. Gleich darauf.stand er vor ihr und breitete sehnsüchtig die Arn" aus. „Nun komm an mein Herz, Du lieber Rave-