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4> s> s .L s L "> » s § - Z LNN^Ä kO^-LN'Z 8^ t i c > t t r ; r r > i t > > i c i r l - 171 - das Land. Sie schüttelten den Schnee von den Bäumen und Sträuchern und wandelten ihn in segenspendende Nahrung für den Boden. Das Erdreich duftete herb und feucht, und die Bäume füllten sich mit neuem Lebenssaft. Jutta unternahm jetzt häufig einsame Ritte. Stundenlang war 'sje ' mit „Wunschmaid" unterwegs. Sie liebte das Tier, weil es ! sie an glückliche Zeiten erinnerte. Einen Begleiter nahm sie trotz der Ermahnungen ihrer Mutter nie mit. Er hätte sie in s der beruhigenden Waldeinsamkeit gestört. Wenn' sie dann müde nach Hause kam, brauchte sie nicht viel zu sprechen und hatte einen Vorwand, sich zum Ausruhen zurückzishen zu dürfen. Anfang April kam Herbert Sonsfeld nach Ravenan. ! Er sah etwas weniger frisch aus als sonst, woran das qenutz- ! reiche Leben in Berlin schuld war. Natürlich schob er es auf s angestrengteste wissenschaftlich; Tätigkeit und verkündete Jutta, ; daß er das Doktorexamen mit der ersten Note bestanden s habe. Jutta wünschte ihm Glück dazu und ließ es geschehen, s daß er sie in seine Arme zog. Wie eisige Kälte rann es^dabei i durch ihre Glieder. Sie hätte ihn am liebsten von sich gestoßen und ihn, zugerufen: „Rühr mich nicht an." Aber sie schloß die Augen und regte sich nicht. Ihre kalten Lippen duldeten den Kuß, gaben ihn jedoch nicht zurück. Auch wahrend Herberts Anwesenheit setzte sie ihre ein samen Ritte fort. Herbert war ein sehr mittelmäßiger Reiter ! und saß schlecht zu Pferde. Er wußte, daß er sich als solcher ' unvorteilhaft präsentierte und war froh, wenn Jutta auf seine ! Begleitung verzichtete. Er blieb während ihrer Abwesenheit bei seiner Tante und unterhielt sich — zur Erholung, wie er sagte — mit dieser in seiner spöttischen, frivolen Art. Fortsetzung folgt. Der äeuücbe HroMinr bei leinen 5oiüsten Von Oberleutnant Flach Eine Autofahrt bei großer Winterkälte gehört gerade nicht zu den größten Annehmlichkeiten. Aber der Krieg findet auch bei schlechtem Wetter statt — 'sogar Hinter der - Front — und da drüben bei einem Ardennendörfchene-ist eine abgelöste Division aufgestellt, den Dank ihres Heer führers entgegenzunehmen. Ueber die braunen Höhen schleppt der .schneidende Winter sein weißes Laien, in scharfen Windstößen treffen die Schneekristalle auf das offene Kronprinzenauto und zer stechen prickelnd die Gesichter der Insassen. In großem Rogen umfährt die französische Staatsstraße die waldigen Berghänge, von denen jeden Augenblick der deutsch; Rübe zahl herniedersteigen könnte. Drunten im Tal aus breitem hellgrünem Wiesenband das schmälere, dunkelblaue des lang sam dahinfließenden Stroms. Nun tritt d-r Fluß abseits, die letzte Bergnase utird umsegelt, rechts in der Wiese in offenem Viereck drei feldgraue Mauern aufgebaut: die preu ßisch« Division. Der jugendfrische Kommandeur steht mit seinem Stabe bereit und macht Meldung. Der Kronprinz beginnt die Front abzuschreiten. In jedem militärischen Führer steckt ein Stück Seelsorger; denn soll die Truppe Großes leisten, so muß man sich ihrer kleinen Sorgen annehmen. Je höher der Führer steht, desto umfassender ist seine Fürsorge im ganzen, im einzelnen muß er genau so Bescheid wissen, wie der jüngste Kompaniefürer. Ob die Quartiere warm, das Essen hinlänglich und der Urlaub nicht zu kurz ist, das interessiert den Kronprinzen zu nächst. Die Antworten kommen prompt und frisch und gar nicht verlegen. Es sind prachtvoll« Kerls, die kompanieweise dem sie begrüßenden Heerführer ihr „'morgen, Kaiserliche Hoheit!" in die Ohren donnern. Wie sie ihr Eisernes Kreuz verdient haben, fragt der Kronprinz weiter. „Wegen Tapferkeit vor dem Feind" ist die regelmäßige Antwort. Aber der Kronprinz läßt sich nicht abspeisen, er will wissen, wo und wie, und da zeigt sich's, daß di« meisten schon bei Clery, Maurepas, am Cornilet, Brimont und Hochberg gefochten haben. „Scheußliche Gegend, nicht?" — „Zu Befehl, Kaiserliche Hoheit!" Naheliegend sind natürlich auch die Fragen nach dem Beruf der Leute. Dabei findet der Kronprinz bei aller Kürze der Zeit die persönliche Note, die dem Mann Freude macht. Einen aus dem Harz fragt er, ob er sich in der hiesigen Berggegend nicht angeheimelt fühl«, einen Bayer, wie es ihm gefiele so allein unter den „bösen Preußen". Einen Braunschweiger erkennt er am blauen Ordensbändchen. „Na, kennst du auch meine kleine Schwester, die Herzogin?" — „Persönlich nicht," ist die treuherzige Antwort. Die Division besteht zumeist aus jüngeren Leuten. Wo der Kronprinz einen älteren, bebarteten Kämpfer sieht, fragt er ihn: „Verheiratet?" — „Jawohl, Kaiserliche Hoheit!" — „Wieviel Kinder?" — „Sechs, Kaiserlich; Hoheit!" — „Wie alt ist der älteste Junge?" — „Siebzehn, Kaiserliche Hoheit!" — „Na, hoffentlich ist der Krieg bald zu Ende, daß «r nicht auch noch raus mutz." — „Zu Befehl," antwortet der An- gesprochene, und die ganze Kompanie schmunzelt. Als echter Hohenzoller hat Kronprinz Wilhelm natürlich die ganz langen Kerls besonders gern. Wer über ein Band maß von 1,90 Mtr. und über ein keckes Gesicht verfügt, kann einer Ansprache sicher sein. Die Frage, ob die Ver pflegung auch reicht, findet ber diesen Riesen besonders inniges Verständnis. Daneben ist der junge Ersatz bevorzugt, dem die schweren Stahlhelme wie Kinderhäubchen zu Gesicht stehen, und der für eine Aufmunterung doppelt dankbar ist. „Kannst du's denn auch machen? — Wird dir der Affe nicht zu schwer? — Wirst du wohl noch wachsen? 1,53 Mtr. ist noch zu wenig für einen preußischen Grenadier!" Inzwischen hat der Kronprinz die Jnsanterierrgimenter abgeschritten, nun kommt er zu den Abordnungen der übrigen Waffengattungen. Für jede hat er ein herzliches Wort. Darum begibt er sich vor die Mitte der Front und dankt der Division in kurzen Sätzen für die aufopfernde Hingabe, die sie in den vergangenen Kämpfen bewährt hatte und in den kommenden neu bewähren wird, für die Größe und den Bestand unseres Vaterlandes. Mit einem Hurra auf den Kaiser schließt er seine Ansprache. Der Divisionskommandeur erneuert in seiner Antwort die Versicherung der Treue, die in dem Satze gipfelt: „Wenn Eure Kaiserlich« Hoheit uns rufen werden, wird die Division ihre Pflicht tun!" Ein Hurra auf den Kronprinzen besiegelt dieses schlichte Gelöbnis. Mit der Verteilung der Eisernen Kreuze ist die Aus stellung zu Ende. Die Division hat dem Kronprinzen aus gezeichnet gefallen, und nun zeigen die Leute dem Kron- Lprinzen, wie er ihnen gefallen hat. Der Parademarsch ist als Erziehungsmittel in der Kriegszeit überflüssig geworden; im Kampf an der Front zeigt sich der kameradschaftliche Zu sammenhalt viel besser; aber der einfache Vorbeimarsch tu Marschkolonne, den der Kronprinz nun abnimmt — er wird halt doch ein Parademarsch. Hei, wie sie die Beine werfen! Wie sich jeder zusammenreitzt, wie die Wangen schüttern und s die Stahlhelme wippen unter dem straffen, strammen 'Parade schritt! Aber aus den frischen Augen und fröhlichen Gesichtern kann der Kronprinz das Echo "seines eigenen Wesens ab- , lesen. Das versichert ihm: „Kaiserlich; Hoheit kann sich aus ! uns verlassen!" ? Ein kleiner Mittagsimbitz im Stabsquartier verernrgt s einen Teil des Offizierkorps der Division mit dem Kron- > Prinzen zum zwanglos heiteren Gespräch. Wer das Geheim- s nis des Erfolges der deutschen Waffen nicht versteht, den > möchte man in solch einen Kreis altpreutzisch«'' Offiziere : wünschen. Welch ruhige, schlichte, sachliche Art, welch ge- ! diegenes, zuverlässiges, zielbewußtes Wesen! Wenn man schon s Fürsten beneiden will, so soll man's tun um des beständigen Umgangs willen mit den Besten ihres Volkes. Auf drr Heimfahrt hat ein abgespaltenes Bataillon dem Kronprinzen den Weg verlegt. Es will ihn auch bei sich sehen. Wieder schreitet er die Front der feldgrauen Mauer ab und nimmt den Vorbeimarsch entgegen der hier womög lich noch imponierender wirkt als am Vormittag, da in diesem Bataillon ganz besonders große Leute vereinigt scheinen. So eine Kompanie von Riesen, geschlossen im An marsch — ein Tank ist dagegen ein lächerlicher Notbehelf. Und nun haben die Leute lustige Gesichter auf. Wie «M wenn sie in Kampfeswut gemeinsam dem Feind entgegrn- stürzen! Unter dem Hurra der zur Seite tretenden Kompanien fährt der Kronprinz ab. Er vergräbt sich vergnügt lachend in seinen Fahrpelz: „Was sind das wieder für prächtige ' Menschen gewesen! Und da bilden sich die Ententebrüder