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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 21.04.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191804210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19180421
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19180421
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-21
-
Monat
1918-04
-
Jahr
1918
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Nur keimst «im! vs»etl»»4 KrieorcWsztichtmngen Mit dem Eisernen Krenz 2. Klasse wurde ausgezeichnet: Soldat Arno Köhler, 2. Gren.-Regt. 101, von Berus Expedient, wohnhaft Friedhofstr. 5; hat bereits die Friedr.» Aug.-Med. i. B. Soldat Hermann Rat he, Jnf.-Regt. 392, von Beruf Stein metz, wohnhaft FrieLhofstr. 5. Soldat Arno Köhler, Jnf.-Regt. 133, Sohn des eben falls im Waffendienst stehenden Herrn Schuhmachermstr. Ernst Köhler, Humboldtstraße. Mit der Frl«dr.-August-Med. i. Br. wurde ausgezeichnet: .Soldat Paul Mümzner Res.-Jnf.-Regt. 102, v. Beruf Malergehilfe, wohnhaft Friedhofstr. 5. Landsturmmann Karl Arthur Neubert, Fahrer beim Kgl. Sächs. Fußart.-Vatl. Nr. 107, wohnhaft Klingbach 9, Soh» des Herrn Registrator Otto Reichert, MitKlstr. 14. Vefterreichtsch-ANtartscher Tag«, »«richt wtb Men, 19. April. Amtlich wird gemeldet: Zwischen Etsch und Piave ist die Kampftätigteit an dauernd lebhaft. Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden wurden mehrere italienische Vorstöße abgeschlagen. Der Ehef de» Generalstabe». Westen Die Kampftag« w Berlin, 20. 4. Nördlich und nordwestlich Wytfchaete wurden um 10 Uhr 15 Minuten vormittags feindliche Be- reitstellungen-zum Angriff erkannt. Sofort nahm die deut sche Artillerie die dicht massierten, feindlichen Kolonnen unter Vernichtungsfeuer, so daß der geplante feindliche An griff erst 1>,!j Stunden später einsetzen konnte. Dann wurde er restlos abgeschlagen. Di« Verluste des Feindes sind hier außergewöhnlich schwer. Während auf unseren Stellungen von Bailleul bis La Bassee lebhaftes feindliches ArMerie- feuer lag, das besonders westlich Merville sich erheblich stei gerte und zeitweise größere Heftigkeit annahm, brachen deutsche Stoßtruppen bei Nace de Vinage in die feindliche Stellung ein und brachten als Beute 4 Geschütze und 40 Gefangene zurück. Außer den 600 Gefangenen aus den Ortskämpfen in der Gxgend Festudert und Givenchy wurde» 19 Offiziere eingebracht und eine größere Anzahl Maschinengewehre er beutet. Die Verluste der Entente seit Begin» der Offensive w Wie der Berner „Bund" erfährt, betragen dje blu tigen und unblutigen Verluste der französisch - englischen Streitkräfte seit Beginn der deutschen Offensive etwa 400 000 Mann, lleber 1500 Geschütze sind der alliierten Armee verloren gegangen. Di« vergeblichen französischen Angriffe an der Avve w In vielfachen, stets von frischen Truppen erneuerten Angriffen versuchten die Franzosen nach tagelanger gesteiger- Feuertätigkeit die Deutschen aus ihren eroberten Stellungen beiderseits der Straße Ailly—Moreuil zu werfen. Trotz der rücksichtslos durchgeführten Angriffe konnte der Feind nur vorübergehend in unsere Steilungen eimücken und wurde sofort überall in kühnen Gegenstößen geworfen. Er wieder holte später seine Angriff« mit Unterstützung von Tanks, wurde jedoch gleichfalls restlos abgewiesen. Ein Tank blieb in deut scher Hand. Von Mittag äb mußte der Feind infolge seiner ungeheuren blutigen Verluste seine Angnffe einstellen. Die Artillerietätigkeit hält jedoch auf beiden Seiten in unver minderter Stärke an. "Bei den letzten Kämpfen an der Lys-Front wurden mehrere französische Divisionen und starke französische Artillerie auch aus diesem Kampfplatz festgestellt. Sie waren infolge der britischen Niederlage und auf den Hilferuf der Engländer eiligst von Frankreich abtransportiert. Während kurz vor der Offensive auf Frankreichs Drängen die Engländer ihre Front bis über die Oise verlängern mußten, stehen nunmehr überall wieder französische Truppen an den Haupt- kampfftonten von Noyon bis in die Gegend von Hazebrouck. Auch unter dem Oberbefehl des Generalissimus Foch verwen den die Engländer französische Divisionen nach ihrem Be lieben und setzen sie genau so wie die Iren, Schotten, .Ka nadier, Australier und Neuseeländer stets an den Brennpunkte» I der Großkämpfe ein. Mit Vorliebe werden die französischen I Truppen dazu bestimnit, die schwierigen Gegenstöße auszu- I führen. Dabei erleiden sie naturgemäß besonders schwere blutige Verluste. Die Verdienste der Fernsprecher w Neben den Ersolgen der deuischen Kampftruppen ver dienen die Leistungen der Feinsprecherdedienungen besonderer Erwähnung. Abgesehen davon, daß sie wiederholt bei Angriffen und Verteidigungen zu Gewehr und Handgranaten greisen mußten, baden sie durch ihre Unerschrockenheit unzählige Male viele Hlinderte ihrer Kameraden au» gefährlicher Lage errettet. So ttugen sie bei der jüngsten Eroberung von Steenwerk nicht zum wenigsten dazu bei, daß der erstürmte Ort gegen alle er bitterten Gegenstöße des Feindes gehalten wurde. Mit dem voraneilenden Regimenisstab waren sie unter den ersten, die in die Stadt eindrangen, ihre Drahtrolle aus dem Rücken, ihre Kästen in der Hand, durchliefen sie den seindlichen Elienhagel. Als die Munition der Infanterie knapp wurde und ein Arüllerie- beobachtungsosfijier aus der vordersten Linie das Feuer seiner Batterie zur Entlastung der Infanterie auf die dichien Masten anstürmender Engländer richten wollte, stellte er trotz stärtjten Feindseuers die Verbindung her. Immer wieder zerrissen die in die Stadt prasselnden englischen Granaten den Draht, doch unermüdlich stürmten die FernMechmannschasten durch die Stadt ruinen, beste,ten die zerstörten Stellen aus und vermochten in letzter Stunde die Verbindung mit der Batterie herzustellen, die nunmehr die feindlichen Sturinkolonnen zusammenschoß, sodaß der Ort gehalten werden konnte. w Berlin, 19. 4. An der flandrischen Front verstärkte sich dar feindliche Widerstand von Stunde zu Stunde. In dem sich immer mehr verengenden Ppernbogen gewann der deutsche Angriff gegenüber Engländern und Belgiern Raum. Hinter dem Steen-Bach leisteten die vereinigten anglo- belgischen Truppen starken Widerstand. Nachdem Haigs Armee ihren blutig erkämpften Gelündegewinn in der Flan dernschlacht größtenteils hat wieder aufgeben müssen, erfor dert es nicht nur die strategische Lage, sondern auch der Rest des militärischen Ansehens, welcher England dank der Aufopferung und Tapferkeit seiner Soldaten noch geblieben ist, wenigstens den Besitz von Ppevn zu sichern. Diese Ansicht wird durch Gefangene bestätigt. Bei Mytschaete versuchte der Eng länder mit Hilfe französischer Divisionen den verlorenen Höhenrücken wieder zu erobern. Den am Vormittag des 18. geplairten Sturm vereitelte das deutsche Vernichtungs-- feuer. Eine zum Angriff bereitgestellte englisch« Kolonne wurlde durch den kühnen Vorstoß unter Führung eines in vorderen Linie erkundenden Generalstabsoffiziers zersprengt. Di« schwache deutsche Erkundungsabteilung, .die nur aus 3 Offizieren und einigen Begleitmannschaften bestand, »rahm 46 Mann gefangen und verjagte den Rest. Am Mittag ver suchte der Gegner einen neuen Angriff, welcher im deutschen Feuer völlig zusammenbrach. Auch von der frisch eingetrof fenen 28. französischen Division machten wir einige Ge fangene. Aus den Kämpfen um Wytfchaete wird nachträg lich noch die Erbeutung mehrerer schwerer Geschütze gemeldet, darunter ein 40,5 cm- und zwei 38 cm-Mörser. w Ver-n, 19. 4. Die Berichterstatter von der franzö sischen Front melden, daß die deutsche Artillerie, welche bis her nur die Eisenbahnlinie in der Nähe von Amiens be schoß, nunmehr auch die Fabrikorte von Amiens beschieße. Zahlreich» Arbeiter seien getötet oder verwundet worden. wl Berlin, So merkwürdig es klingt, heißt es in der „Voss. Ztg.", die Neuyorker fürchten sich vor einem deutschen Luftangriff. Nach einer amerikanischen Depesche französischer Blätter läßt das Kriegsministerium die ganze ! Küste der Vereinigten Staaten durch Wasserflugzeuge über- s wachen. ' s w Berlin, 19. 4. Tag und Nacht fahren die englischen Dampfer mit frischen Mannschaften über den Kanal, am di« gelichteten Reihen in Frankreich wieder aufzufüllen. Vie Güte des Ersatzes wird jedoch bald in den deutschen Gefange nenlagern erkennbar. Was in letzter Zeit an Gefangenen eingebracht wurde, sind nicht mehr ausgesucht kräftige Männer wie früher, es sind vielmehr genesene Verwundete und jüngste Rekruten, die nur wenige Wochen Ausbildung hinter sich haben. Di« so eilig herangeführt«» Verstärkungen werden Hals über Kopf in den Kampf geworfen, ohne über den wahren Stand der Schlacht orientiert zu werden. Jetzt rächt es sich, daß England nicht schon früher, zu' Zeit des russischen Zusammenbruches, die damals von Frankreich verlangten Ver stärkungen für den Westen sicherstellte. Heute kommen sie zu spät. Die Hauptlast des Kampfes liegt, wie in all den verflossen«» Kriegsjahrrn, noch immer auf den Franzosen, Gleichzeitig erschweren die fortgesetzten britischen Niederlagen seine Ausgaben. w Lugano, 20. 4. Der »Corner« della sera" schreibt: Den Verbündeten gebricht es an der Möglichkeit, eines unbegrenzten Rückzüge«. Der Raum ist knapp und das Meer nahe. Keine Verteidigung im großen Maßstabe ist möglich. Amiens liegt im Bereich der möglichen Anstürme, die Eisenbahn nach Pperp ist bedroht, die flandrische Offensive zeigt nach Calais und Dün kirchen, deshalb mühte der Widerstand von heute ab jene Ver- teidigungslinie als die letzte betrachten. Ppem und der Avre- Abschnitt müßtest bis aufs äußerste gehalten werden. wi Lugano, 20. 4. In einem Gespräch mit englischen Journalisten erklärte Orlando, er sei mit dem einheitlichen Oberkommando vollständig einverstanden und bedaure nur, daß dieser Beschluß nicht schon früher gefaßt war. Um die Einigkeit innerhalb der Entente zu beweisen, kämpfen bereits einige italienische Abteilungen an ,der französischen Front. Dis Kammerrede Orlandos, in der die Anteilnahme der ita lienischen Truppen in den Kämpfen an der Westfront ver kündet zourde, hat bei der italienischen Presse, sogar bei der sozialdemokratischen, groß: Begeisterung ausgelöst. Osten Finnland of Der Vorsitzende der Stadtverordneten von Helsing- fors hat an den Reichskanzler folgendes Telegramm ge richtet: Die Stadtverordneten von Hegingfors, zur ersten Sitzung versammelt, nachdem die rote Schreckensherrschaft in Finnlands Hauptstadt durch die unvergleichlichen, tapferen deutschen Truppen niedergeworfen wurde, bitten zu» die Ehre, durch Vermittelung Eurer Erzellenz Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser die tiefehrfurchtsvollen Gefühle der Dankbarkeit für die Befreiung der Hauptstadt sowohl im eigenen Namen wie auch im Namen der Stadtverordneten unterbreiten zu dürfen. Der Vorsitzende der Stadtverordneten: Norrman. of Kopenhagen, 19. 4. „Berlinske Tidende" meldet aus Stockholm: Die hier «ingetroffene letzte Nummer vom „Wa- sa"-Blatt kritisiert scharf, daß die Engländer die Bolschewiki zegen Finnland unterstützen. Das Blatt hebt hervor, daß )ie Bolschewiki, die längs der Murman-Bahn Nordfinnland bedrohen, unter englischer Führung stehen, was ganz klar aus englischen Zeitungsmeldungen hervorgehe. Mei»« pMilcbe NscdliM« Joffe kn Berlin pd Berlin. Der deutsche Vertreter bei der Sowjet-Regie rung Moskau Graf Mirbach wird in diesen Tagen, wie gemel det, dort eintreffen. Heute abend wird der Vertreter der russi schen Regierung Joffe in Berlin eintreffen. Joffe war bekannt- sich Mitglied der ruffischen Delegation in Brest-Litowsk. Mit der llebernahme der Geschäfte der russischen Regierung seitens Joffes werden somit die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland in vollem Umfange wieder hergestellt. Tirpitz zur Lage pd Berlin, 20. 4. In längerer Aussprache verbreitere sich I am Freitag abend auf dem Parteitag der deutschen Vaterlands- I Partei in Berlin Großadmiral v. Tirpitz über die politische Lage, i Die Oftsragen seien vorläufig gelöst, und es bleibe nun die I Hoffnung zu verwirklichen, daß in den Ballenlanden das hart I bedrängte Deutschtum zu neuem, gesichertem Leben gelange. I Nach Westen hätten wir die Hände frei. Dort sei die Entschei- I düng in den großen Ereignissen noch nicht gefallen. Unser enu- I lischer Gegner fei zäh und politisch gewandt. In England wisse I jeder genau, worum es sich handele. In der von der Versammlung angenommenen Entschließung I heißt es: Es gilt, Deutschlands Macht so aufzubauen, daß unsere I Gegner einen zweiten Üebersall nicht wieder wagen, und daß I wir den schweren Wettkampf auf wirtschaftlichem Gebiet erfolg- I reich wieder ausnehmen können. pd Berlin. Zur Aufhebung des 8 153 der Gewerbeordnung l und der Schaffung von Ärbeitskammern, die vom Bundesrat I angenommen sind, sagt „Germania", in den nächsten Tagen I werden die Vorlagen dem Reichstag zugehen. In beiden Fällen I handelt es sich um die gewerkschaftlichen Forderungen, welche I aus dem Programmm mit übernommen worden sind, welches I die Mehrheilsparteien in vergangenen Jahren mit der Regierung I vereinbart haben. Die Aufhebung de» Koalitionsparagraphen I findet im Reichstag eine gesicherte Stimmenmehrhert, und man darf wohl annehnren, daß die Vorlage schnell erledigt wird. Jrland"will sich der Dienstpflicht widersetzen pe Rotterdam, 19. 4. Nach einer Meldung des „Nieuwe Rotterdamsche Courant" aus London haben die Führer der Nationalistenpartei und der Sinnfeinerpartei gestern in Dublin eine gemeinsame Konferenz abgehalten. Die Bischöfe haben beschlossen, daß am nächsten Sonntag in allen ihren Pfarr- s gemeinden Versammlungen abgehalten werden sollen, deren Teilnehmer folgendes Gelöbnis ablegen sollen: Wir verpflichten ! uns, jeder für sich und alle gemeinsam, uns mit den kräftigsten Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, der Dienstpflicht zu wi- dersetzen. In allen katholischen Kirchen Irland» werden am nächsten Sonntag Bittgottesdienste abgehalten werden, daß die Heimsuchung, von welcher Irland bedroht werde, von ihm ab- gewandt werden möge. Die Verhandlungen mit Rumänien » pr Wien, 19. 4. Wie die Blätter von unterrichteter Seite erfahren, hat sich durch den Mintsterwechsel im Auswärtigen Amte keinerlei formelle Unterbrechung der Verhandlungen mit Rumänien ergeben. Derzeit weilt Generalkonsul Peter mit den österreichisch-ungarischen Handelsdelegierten in Bukarest, wo die Konzessionsberatungen fortgesetzt werden. Die K. K. handels politischen Verträge sind noch nicht zum Abschluß fertig, da eine Reihe von Schwierigkeiten zwischen Oesterreich und Ungarn und hinsichtlich der deutschen Ansprüche bestehen. Nach der Rückkehr de» Barons Burian aus Berlin werde sich bald feststrllen lassen, ob, und zu welchen» Zeitpunkt Baron Burian persönlich an den Abschlirßungen der Friedensverhandlungen mit Rumänien teil» nehmen wird. Rußlaud pr Moskau, 19. 4. Nach einer Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur bat der nationalwirtschaftliche Rat die Schaffung und Einrichtung elektrischer Stationen zur Ausnützung der Wasserkraft der Newa, Polschowja, Wukza, Swird, Narowja und anderer Flüsse in Angriff genommen. Die Elektrisierung ist vorgesehen zur Erreichung einer Voltmenge, die zu Speisung der gesamten Petersburger Industrie »nd zu Beleuchtungszwecken ausreicht. Für Petersburg allein wird eine Sonderstatton mit einer Stärke von 60000 Bolt errichtet werden. Sächs. Künstlerhilfswoche in Frankenberg 3. Bunter Abend. Das Spiel ist aus. Das Trifolium Kirchenkonzert, Kam mermusik und Bunter Abend ist in des Wortes bestem Sinn« oorübergerauscht, reichlich beachtet von allen denen, welche gut« Kunst zu schätzen wiffen. All« Teile dürfen zufrieden lein: das Publikum, dem Genüsse edelster Art geboten wur den. die ausübenden Künstler, welche hier beste Aufnahme fanden, und der Ortsausschuß, der, gebildet aus den Herren Kommerzienrat Rau als umsichtigem und hingebungsvollem Leiter, Herrn Oberschulrat Dr. Hözel, Frau Rosa Schiebler u»d dem Unterfertigten, seine Mühen gelohnt sah durch den Erfolg, nicht nur den künstlerischen. Es war ein Vorzug der Künstlerhilfswoche, daß der metallische Beigeschmack (eigent lich müßte man sagen: papierne) nicht vorttat. Aber ge geben war er, in ihm lag ja der Zweck der Sache. Und da darf mit Geimgtuung festgestellt werden: Das Ergebnis der „Wo" in Frankenberg kann sich sehen lasse». Doch zum Bunten Abend. Bunt gings zu. Mit Recht. Denn für den Bunten Abend gilt nun einmal als Leitgedanke: Wer vielen etwas bringt usw." Mit Aubers „Fra Diabolo"-Ouvertüre wurden die Geister der Kunst geweckt. Herrn Falkenbergs Stab fühlst«; der Kapelle der König!. Unterosfizierschule unter diesem Meisterstab gewecktes und zu einheitlichem Guß ver schmolzenes Können brachte das Vorspiel des Bruders Teufel zu bester Wirkung. Die Kapelle zeigte auch mit den noch im weiteren gebotenen Konzertstücken, daß sie in der kurzen Zeit ihres Bestehens unter der vortrefflichen Schulung ihres Musit- leiters bereits eine achtenswerte künstlerische Höhe erreicht hat. Den Reigen der Solodarbietungen eröffnete Frau Joh. Berger aus Chemnitz, Sopranistin, mit der Elisabeth-Arie f aus dem „Tannhäuser". Frau Berger hat, seit wir sie im Oktober hier hörten, merkliche Fortschritte gemacht. Sie Hal ihre Stimme gut in der Gewalt und hat ihr viel der früher ihr anhaftenden Schärfe genommen. In forschem Drauf» gehen macht sie aber noch in etwas zu weitem Maße von den ihr zu Gebote stehenden Mitteln Gebrauch, was namentlich in der Hohe nachteilig wirkt und zu schrillem Klange der an sich gut durchgebildeten Stimme führt. Mit einer Altstimme von hoher Schönheit und gutem Klang sang Fräulein M. Baunert, Chemnitz, die Arie der Fides aus dem „Prophet". Die Sängerin siebt noch in der Ausbildung, ihr gutes Stimmenmaterial berechtigt zu den besten Hoffnungen. Sie trat noch etwas befangen auf und ließ in ihrem Gesang die das Miternpflnden kennzeichnende Wärme vermissen, Daß sie den Blick unausgesetzt in den Himmel der Kulissen richtete und so dem Publikum ihre schönen Augen entzog, war nicht recht. Sw sang mit Frau Berger noch ein Duett aus dem „Prophet"; gut durchgearbeitet. Aber das Duett verlangt Theaterbühne, es vermag im Konzerisaal, zumal bei der Kraftrntsaltung der Sopranistin, nicht die rechte Wirkung auszulösen. Im zweiten Teil des Abends sang Frl. Babette Roth, Tochter des Burgstädter Bürgermeisters, drei gefällige Lieder und mit Frl. Baunert drei reizende kleine Duett«. Auch in Frl. Roth steckt gutes Material. Ihre ebenfalls noch in der Ausbildung begriffene Stimme hat neckischen Reiz und wird gestützt durch ein feuriges Temperament. Zweifelsohne hat Frl. Roth Begabung zur Soubrette. Den Glanzpunkt der Gesangs- darbietungen brachte Fräulein Cläre Born aus Chemnitz, welche mit Frische und Liebenswürdigkeit die dankbare Arie der Rose aus dem „Glöckchen des Eremiten", auf lebhaften Vorruf noch die Arie „Die Ihr die Triebe des Herzens kennt" aus „Figaros Hochzeit" bot und damit die Hörer aufs Höchste entzückte. Frl. Born ist eine Sängerin von Klaff« und von Rasse. Ihr farbenreicher Mezzosopran ist in allen Lagen gut durchgebildet und wird musikalisch vortrefflich be handelt. Alle Sängerinnen, auch die zuletzt genannte, sind Schülerinnen der Chemnitzer Gesangslehrenn Frau Diener- Walz. Diese darf stolz sein auf solche Schülerinnen mkd sicher wird sie sich gestern abend mit dem Publikum gefreut haben ob der Erfolge, die ihre Schule hier feiern konnte. Am Flügel begleitete Herr Kapellmeister Stange dir Gelänge in bester Anpassung mit musikalischem Geschmack. Herrn Dr. Philipp Manning vom Chemnitzer Theater, dem Vielbe- I schäftigten, der als Intendant nach Stralsund berufen ist, sei dankbar bezeugt, daß er durch sein Kommen nach Franken berg einen hohen Genuß brachte. Und es sei ihm auch gedankt, daß er Goethes und Geibels Balladen aus der Starre des Lesebuchs erlöste und durch seine hervorragende Sprechkunst zu lebendigen Kunstwerken gestaltete. Sein Pathos, sein Stim menumfang, seine hervorragende Technik und seine ausgezeich nete unaufdringliche Geste ließen die klassischen und die mo dernen Balladen, darunter eine eigene packende Dichtung „Das ! Gottesgericht", wie auch die Vorträge humorvoller Art in der vollen ihnen innewohnenden Macht auf die Zuhörer wirken. Als dritten Teil boten hervorragende Künstler des Chemnitzer Schauspiels den Kadelburgschen Schwan? „In Zivil" in einer Aufführung, wie sie sein soll. Die Künstler bewiesen, daß auch auf einer kleinen Bühne mit Behelssmitteln etwas Stilgerechtes und Vollwertiges geboten werden kann. - Die Bühne bot in ihrer Ausstattung einen schönen, Wärme erweckenden Rahmen für die Handlung, di« in flottem Spiel unter heiterster Anteilnahme des Publikums sich abwickelt«. Die Herren Mar Kühne, der altbewährte Chemnitzer Hel dendarsteller (Oberst), Heinz Pabst, der zugleich für die Leitung verantwortlich zeichnet«, als frischer, auch in d«r Drangsal geistesgegenwärtiger Oberleutnant, Paul Mil- bradt mit seiner unverwüstlichen Komik als Bursche, Fritz Goebelals wohlwollender Major und Frl. Hella Wrom - bel in der Rolle der liebeerfültten und doch als schlaue Evas tochter sich erweisenden Hanny waren mit bester Laune am Werke und sicherten der dramatischen Schnurr« von dem verliebten, im verbotenen Zivil vom Oberst ertappten Ober leutnant ihr volles Erheiterungerecht. So klang di« mit tiefem religiösen Ernst begonnene Künstlerhilfewochr in hei lerem Spiel fröhlich aus. Wem es gegeben war, alle drei Abende recht zu genießen, der wird noch lang« und gern an sie zurückdenken. Reschke.
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