Volltext Seite (XML)
— 156 — -deten ihre Opfer auf der Stratze, zogen ihnen die Schuhe, die Kleider aus und nahmen ihnen alles fort, was irgendwie von Wert war. Wer Widerstand leistete, .wurde einfach erschossen. Jeder war. v^elfrei. Es herrschte nicht Recht, sondern Gewalt. B^i einem gefangenen Banditen wurden 6000 Rubel gefunden, bei einem anderen sogar 125 000 Rubel in Geldscheinen der alten Regierung, der neuen Re publik und der Ostbank. Ein gefangener Bandit erzählte einen besonders drastischen Fall. Ein Bürger war überfallen und beraubt worden und es entstand ein Streit um die Beute. Die Räuber teilten sich in zwei Lager und es kam zum regelrechten Kampf, in dessen Verlauf einer der Beteiligten erstochen wurde. Als ihm die Kleider geöffnet wurden, fand man, datz er einen Gürtel um den Leib trug, der vollständig mit Geldscheinen gepolstert war. Mit diesem Gelde wollte sich der Räuber in seiner Heimat ankaufen und auf seinen Lorbeeren ausruhen. Dir Zeitungen berichteten schon über die Behandlung der Offiziere: Hier eine Aussage von Ban diten: Dir Mannschaft schickte ihrs Offiziere in 'die Pferde- ftälle oder liegen sie Kartoffeln schälen. Sogar die Uniformen nahmen sie den Offizieren und verteilten sie. Biele Banditen wurden angetroffen, die kostbare Offizierswaffen röcke trugen. Einer hatte einen Rock an, der mit Seidenfutter versehen war und viele hundert Rubel wert war. Ein anderer trug stolz eine hübsche Mütze, die vordem ein hoher Offizier getragen hatte. Toch gibt es viel, die auch völlig zerlumpt einhergehen, obwohl sie reich mit Beute beladen sind. Zu nächst legten die gefangenen Banditen ein aufsässiges Wesen an den Tag, das sich aber sofort in kriegerische Unterwürfigkeit verwandelte, wenn sie fühlten, datz sie sich in deutschen Hänven befanden. Und auffällig ist auch, datz sie sich beschämt durch die Verachtung fühlen, die ihnen von braven russischen Sol daten zuteil wi.<a.. . . sUnd viele dieser Banditen sind in zwischen in deutsche Gefangenenlager unrergebracht. R. H- Vie Leisen Ser kilaL Loldringer , in frankmcb Wir es den Elsatz-Lothringern, deren „Befreiung" das vornehmste französische Kriegsziel darstellt, in Frankreich er geht, darüber liest man in der Feldzeitung der 5. Armee (Nummer vom 4. März) merkwürdige Dinge. „Ein elsatz-lothringischer Soldat," so wird dort berichtet, „geriet im Januar 1915 in russische Gefangenschaft und listz sich von dort nach einem französischen Bevorzugten-Lager überführen. Er trat schliehlich in die französische Armee ein, wo er als ehrloser Deutscher jetzt von den Franzosen als moralisch minderwertig behandelt wird. Der folgende Brief gibt darüber Auf>chlutz: „Ich will Ihnen freundlich mitteilen, datz ich noch immer gesund bin. denn ich bin jetzt wieder Soldat. Ich bin aber sehr schlecht angesehen und inan nennt mich immer Boche. Ich bin froh, wenn der Krieg bald fertig ist, datz ich wieder heimkommen kann, denn hier verliere ich allen Mut." Ein anderer Elsatz-Lothringer Musketier, der ebenfalls in russische Gefangenschaft geriet, aber entflohen ist, sagte aus: „Gleich nach der Gefangennahme wurden wir im Konzentrationslager Darnitza (Rumänien) als Elsatz-Loth- ringer herausgezogen und mit 100 Mann nach Odessa ge bracht. Anfangs war alles so ziemlich ruhig. Schon nach einem Monat wurden uns verschiedene Fragelisten folgenden Inhalts zum Unterschreiben vorgelegt: 1. Wer sich in di« französische Armee, 2. in di: Fremdenlegion, 3. zum Arbeiten nach Frankreich melden will. Es wurde natürlich alles Gute und Schöns versprochen, und somit meldeten sich 5 Mann in die Armee und 65 zur Arbeit nach Frankreich, während wir zu 30 Mann uns weigerten, unsere Unterschrift abzugeben. Wiederholt wurden wir aufgefordsrt und zum Schlüsse durch russisches Militär zur Unterschrift gezwungen, doch wir weiger ten uns auch diesmal. Nun kam der Befehl, alle, auch die nichr unterschrieben haben, werden nach Frankreich geschickt. Wir wurden also ins Lager gebracht. Hier kam die letzte Aufforderung, auch wieder unsere Weigerung, und wir 30 Mann kamen in Arrest, wo wir uns Hieve und Futztritte gefallen lassen mutzten, doch am dritten Tage gelang mir und einigen Kameraden die Flucht." 6» MebMstt rur reebten Leit Das gewaltige Ringen, das jetzt an der Westfront ein gesetzt hat, mutz mehr wie je in der Brust eines jeven Deutschen den Wunsch und den Willen entflammen, zu seinem Teil mitzuwirken, unseren herrlichen Truppen beizustehen und ihre geniale Führung zu unterstützen. Aber armselig erscheint gegenüber ihren Leistungen, was wir hier in der Heimat tun können. Von neuem zeigt diese Offensive, von welcher »ie ge ahnten Bedeutung alle technischen Hilfsmittel in diesem Kriegs sind. Wie ihre reichliche Ausbildung auf der einen Selts das Leben der unseren schützt, auf der anderen unserer Füh rung die Mittel gibt, ihre Pläne und Ziele zu verwirklichen, so mutz ein jeder Deutscher empfinden, datz das Geringste, was er zu tun vermag, das ist, datz er die Mittel, die er hat, .einsetzt, um dem Reich die geldliche Möglichkeit zu geben, das herzustellen und heranzuschaffen, was unsere Front bedarf. Ein Geringes ist es, was wir so in der Heimat zu Helsen vermögen, aber doch wirkt es schwer in -seiner Wir kung. Und daher zittert so angesichts des gewaltigen Ge schehens an der Westfront durch unsere Seele verlangend die Frage: was sollen wir tun? So lautet die Antwort: tut den Beutel auf und zeichnet die achte Kriegsanleihe. Dr. Rossicke, M. d. R. und M. d. h. d A. Msdmvon zur 8. Kriegsanleihe. Der Osten ist besiegt. Den Westen zu bezwingen Durch unser Schwert und Geld, Soll uns nun auch gelingen! Durch Opfer und durch Kraft, Die aus dem Innern strömen, Wird sich, was wir geschafft, Mit Sieg und Frieden krönen. Drum gebt dem Wollen Weihe, Dem Schwert den starken Schlag Und zeichnet Kriegsanleihe Zum deutscher: Ostertag! Dir AltkleiderbeschaffunZ. Durch ein Berliner Blatt ist in der Sonntagsnummer vom 7. März eine Meldung verbreitet worden, wonach dir Rsichsbekleidungsstelle zur Be schaffung von 75 000 Anzügen für die Rüstungsindustrie eine Verordnung vorbereitete, die von Wehrbeitragspflichtigen dir unentgeltliche Abgabe von Anzügen im Wege des Zwanges fordert. Die Reichsbekleidungsstelle erklärt hierzu ausdrück lich, datz diese Meldung falsch ist. Die Ausführungen des Berliner Blattes futzen auf falsch übermittelten Indiskretionen aus den jüngsten vertraulichen Besprechungen des Beirates und der Verwaltungsbeamtenausschüsse der Reichsbekleidunzs- stelle. Tatsache ist, datz die Rsichsbekleidungsstelle in den letzten Tagen hauptsächliche Aeutzerungen ihrer Ausschüsse über die Art der Beschaffung der dringend notwendigen Klei dungsstücke eingefordert hat. Eine bindende Entschliehnnz der Reichsbekleidungsstelle, die hierbei in engster Fühlung nahme mit dem Reichswirtschaftsamt, der Kriegsrohstoffab- teilunz und den militärischen Stellen handelt, ist noch nicht gefatzt worden. Grundsätzlich steht dis Rsichsbekleidungsstelle auf dem Standpunkt, die benötigte Anzahl von Bekleidungs stücken für die Rüstungsindustrie und Landwirtschaft durch eine gleichmähige und gerechte Umlage Lei allen Kommunal verbänden im Reiche durch eine freiwillige Abgabe von der wohlhabenden Bevölkerung gegen Entgelt zu erwerben. Hier bei sollen die bestehenden Richtpreise für die Altkleiderabgabe bis zu 20 Prozent erhöht werden. Den Schlüssel für die von den einzelnen Kommunalverbänden aufzubringende Anzahl von Bekleidungsstücken bilden einerseits die Einwohnerzahl und andererseits die in dem Kommunalverband aufgebrachten Wehrbeiträge. Entgegen der falschen Meldung des Berliner Blattes, die geeignet ist, die Bevölkerung zu beunruhigen, legt die Reichsbekleidungsstelle Wert auf diese Feststellung, die ohne weiteres die Haltlosigkeit der Ausführungen des Ber liner Blattes dartut. Verantwortlich« Redakteur: Ernst Rotzbera in Frankenberg i.S. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg t-S