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stehenden Truppen dem Drucke weichen und sich zurückziehen mutzten. Zwar versuchte das Regiment die hartbedrohts rechte Flanke durch Einsatz der letzten Reserven zu sichern. Aber das Schicksal des Troneswaldes war besiegelt. Don de: Front und von 2 Seiten umfaßt, von gewaltigem Artilleriefeuer überschüttet, sahen die Verteidiger des Waldes, wie ein neuer, starker, umfassender Angriff des Gegners sich vorbereitete. Erft jetzt entschloß sich der Bataillons-Kommandeur, den Befehl zur Räumung des'Wäldes zu erteilen. Schrittweise im ärgsten Kampfe Mann gegen Mann zog sich dir helden mütige Schar nach einer vor dem Ostrand des Waldes sich hinziehenden Stellung zurück und schlug von hier aus jeden weiteren Versuch des Gegners, vorwärts zu dringen, noch 3 Tage lang ab. So bildet der Troneswald, unter dessen zersplitterten Stämmen mancher von den Besten des Regiments im Kampfe fürs Vaterland geblieben ist, in der Geschichte des Regiments ein Ehrenmal. Jetzt liegt der Troneswald hinter den eng lischen Linien außerhalb der Wogen des Kampfes. Aus der Stätte heißesten Ringens ist ein stiller Platz geworden, an dem die in dem Kampfe gebliebenen Streiter von Freund und Feind einträchtig nebeneinander den ewigen Frieden ge funden haben. Nach der Ablösung aus dem Kampfgelände an der Somme wurde 'das Regiment nach dem Osten abtrans portiert und zwar zunächst in die Gegend des Narotsch-Sees. Don nun an beginnt für das Regiment ein Wanderdasein, wie es kn dieser Dauer und Mannigfaltigkeit selten einem anderen Regiment beschieden gewesen ist. Vom Narotsch- See wurde das Regiment nach dem Rigaischen Meerbusen geschoben, wo Anzeichen für einen bevorstehenden russischen Angriff erkannt worden waren. Von dort kam es in die Gegend des Wyschnew-Sees, um nach kürzester Zeit nach dem Schlachtfelde von Kowel in der Gegend von Wladimirr- Wolynsk gezogen zu werden. Als dort die russische Offensive zu Ende war, löste das Regiment am Ctochod ab und nahm einige Wochen später an den harten Stellungskämpfen bei Dubrowa, Bassielka und Baranowitschi teil. Auch diesen Platz vertauschte das Regiment bald mit der Front vor Riga. Von hier rückte es an die Aa und nahm an der durch die «norme Kälte besonders beschwerlichenWinterschlacht teil. Am 6. 3. 17 kehrte es nach mehr als 7 monatiger Abwesen heit zu seiner Stammdivision zurück und wurde nördlich von Smorgon in einem Stellungsabschnitte fest eingesetzt. All zu lange sollte das friedliche Dasein jedoch nicht währen. Die seit Anfang Juli 17 erhöhte feindliche Artillerietätig keit an der Front zwischen Krewo und Smorgon steigert« sich am 18. 7. zum planmäßigen Vernichtungs- und Trommel feuer. Am 19. 7. gegen Abend erhielt das Regiment ganz überraMnd den Befehl, noch in derselben Nacht , aus der Stellung heraus in Eilmärschen nach der bedrohten Front Smorgon-Krewo abzurücken. Am 21. 7. lag das Regiment auf verschiedene Ortschaften verteilt hinter dem durch das feindliche Trommelfeuer betroffenen Divisionsabschnitt. Am Abend des 21. hörte das dreitägige, ununterbrochen an dauernde feinNiche Massenfeuer plötzlich auf, ohne daß ein Jnfcrnterieangriff erfolgte und es gewann den Anschein, als ab der Russe eine Demonstration größten Stiles vorgenommen hätte. Im Morgengrauen des 22. aber folgte plötzlich ohne jede Artillerievorbereitung ein gewaltiger infanteristischer Massenstoß auf breiter Front, der die deutschen Linien an mehreren Stellen durchbrach und den Russen in den Besitz der ersten Kampfzone auf mehrere Kilometer Breite brachte. Nun wurde das Regiment weiter nach der Kampffront vor- gezogen, dort mit einem gleichfalls von einer anderen Front herangeholten Regiments zu einer besonderen Kampfbrigade zusammrngestellt und am späten Nachmittag zum Gegenstoß gegen den eingebrochensn Russen eingesetzt. Die Brigade sollte in einer im Angriffsbefehl genau bezeichneten Linie sich bereitstellen und einen gewaltigen Angriffskeil in die russische Front treiben, um den Gegner so den Eeländegewinn wieder abzunehmrn. 'Wie die Lage von den oberen Befehls stellen beurteilt wurde, erhellt deutlich aus den Schlußworten d«s Angriffsbefehls der Division: „Von dem Eingreifen der Brigade hängt das Schicksal des Tages ab, ob Sieg oder Niederlage." Während die beiden Regimenter sich auf dem Vormarsch zum Bereitftellungsplatze befanden, trifft auf schweißtriefendem Pferde ein Ordonnanzoffizier der Brigade beim Regiments- Kommandeur ein mit der Meldung, daß der Russe aufs- neue.die jetzt noch gehaltene Linie durchbrochen habe und im Vormarsch bereits über die für die Bereitstellung be zeichnete Linie gelangt sei. Die Brigade befiehlt, sofort zur s Gefechtsentwicklung überzugehen und den Russen, wo man . ihn trifft, durch Angriff zurückzuwerfen. Dieser Befehl komm: i bei dem an der Spitze marschierenden Regiment 106 an in einem Waldstücke östlich des Dorfes Oleschischki. Sofort läßt der Regiments-Kommandeur halten und ! eilt selbst an die Spitze der ihm zur Verfügung stehenden Bataillone, um einen Üeberblick über die Lage zu gewinnen. s Vom Waldrande aus, mehrere 100 Meter östlich, sieht man > eine Batterie, die in verzweifeltem Schnellfeuer auf nächste Entfernungen einen Gegner heftig befeuert. Ein Teil der Geschütze ist aus den -Stellungen herausgezogen und feuert i nach der sinken Flanke. Von dort her ist auch lebhaftes i Jnfanteri«feuer hörbar, «in B«weis, daß hier ein heftiges j Gefecht im Gange ist. Sofort werden die beiden dem Regi- . ments-Kommandeur zur Verfügung stehenden Bataillon« ent- i wickelt und gehen zum Angriff gegen den durch vorgelagert« i Waldstücke noch verborgenen Gegner vor. Gar bald stößt i die Angriffslinie auf den.Feind. Nach kurzem Feuergefecht i tritt die erste Linie zum Sturm an und mit der blanken Waffe wird der Russe unter schweren Verlusten zurückgeworfen. Un gehemmt durch das nun einsetzende starke russische Sperrfeuer bleiben die Angriffsbataillone in der Vorwärtsbewegung — i wobei eine bereits in Feindeshand gefallene deutsche Batterie ' wiedergenommcn wird — bis sie die rückwärtige ausgebaute Linie des deutschen ersten Stellungssystems wieder in Besitz haben. Die hereinbrechendr Dunkelheit hindert an einem wei teren Vorgehen. Was der erste Angriffstag nicht gebracht - hat, di« ursprüngliche erste Lini« zurückzuholen, ist das Ziel des zweiten. t Nach rascher Ordnung der vermischten Verbände und Ergänzung der fehlenden Kampfmittel erfolgt am Nachmittag des 23. der weiter« Angriff. Eine auf dem rechten Angriffs- i flügel vorgelagerte wichtige Höhe, von der aus der Gegner das ! ganze Eefechtsfeld weithin überschauen kann, ^t zuerst zu nehmen. Nach kurzer Artillerievorbereitung tritt das 3. Ba- ' taillon zum Sturme an. Aber auch der Gegner ist sich der Wichtigkeit des Höhenpunktes wohlbewußt. Sein zusammen^ gefaßtes Artilleriefeuer schlägt mit vernichtender Wirkung ' auf den Höhenrücken; zweimal müssen die tapferen Sturm- > truppen vor dem Massenfeuer zurückweichen, beim dritten s Male gelingt es, oie Höhe zu überschreiten und von hier s aus die erste deutsche Linie wieder zu erreichen. Hierbei s werden aus einem tiefen Stollen auf der genannten Höhe s mehrere Offiziere und etwa 30 Mann der früheren Besatzung, die sich seit dem ersten Angriffsstoße der Russen in ihrem ' Unterstände gehalten hatten, aus der Hand d«s Feindes be- freit. , Auch das weiter links angreifende Bataillon hat mit > seinen ersten Sturmtruppen die erst« deutsch« Lini« wieoer i erreicht. Doch die Widerstandskraft des Feindes ist noch s keineswegs gebrochen. Mit frischen Truppen, von der Flanke . her unterstützt, durch das Feuer zahlreich im Waldgrlände ! wohlverborgener M.-G's., bricht er zu einem mächtigen Gegen stoß vor und zwingt einen Teil, der in der ersten Linie ein getroffenen, schwachen Sturmtrupps, sich der drohenden Um zingelung durch teilweise Räumung zu entziehen. Die be herrschende Hohe aber bleibt fest in der Hand des Regiments. Damit ist das Schicksal der feindlichen Gegenmaßnahmen entschieden. Am folgenden Tage gelingt «s mühelos, die j frühere erste Lini« in voller Ausdehnung wieder in Besitz ! zu nehmen und somit dem Russen auch den letzten Gewinn i seiner mit ungeheurem Munitionsaufwand und schweren Menschenopfern unternommenen Offensive wieder zu entreißen. Die russische Angriffskrast war mit diesem Rückschlag« völlig gebrochen. Dem Regiment ist es vergönnt gewesen, durch frischen Angriff die günstige Entscheidung auf einem hartbedrohten Frontabschnitte herbeizuführen. Es verdankt diesen Erfolg dem ungebrochenen Angriffsgeist von Offizieren und Mann schaften. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Rosberg in Frankenberg i.S. — Druck und Verlag von E. LS. Romberg in Frankenberg i.S- -—— - ------