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174 ihre ihre AM mit Unterhalt würde sie sorgen, tiefer auf der abschüssigen Hier war ihres Bleibens Als Jettchen eintrat, ging ihr Jutta entgegen und fahle Hand. „Liebe Frau Wohlgemut, ich muh Sie schon wieder Ihre Hilfe bitten. Ich habe Gründe, heute noch nicht meiner Mutter zusammenzutreffen und sehne mich doch Für ihren standesgemähen damit die Mutter nicht noch Bahn gleite, die sie betreten, nicht länger. Wie aber sollte sie dies Sie ihr .... ... .. ... . . alles ordnen, wie sich mit der Mutter auseinandersetzen? Es würde dabei eine quälende Jettchen Wohlgemut richtete in der Küche einen äuherst verlockenden Jmbih für ihr Komtetzchen her und trug ihn hinauf. Jutta schloß hinter ihr die Tür ab und lieh sich müde aus einen Sessel nieder. So fast, sie stundenlang, ohne von "den leckeren Sachen, die Jettchen gebracht, zu genießen. Eine fürchterliche Stimmung drückte sie. Sie tonnte sich nicht entschließen, heute schon des Großvaters hinterlassene Dokument: zu lesen. Sie fürchtete sich vor der ungeschminkten Wahrheit. Daß diese Papiere ihr wirklich die Wahrheit über ihre Mutter enthüllen würden, davon war sie nur zu fest überzeugt. Sie hätte der Mutter jetzt nicht ins Gesicht sehen können und wußte auch nicht, was nachher geschehen sollte, wenn alles air den Tag gekommen. Eine namenlose Furcht vor der Mutter, vor Herbert, vor der Zukunft füllte ihr Herz. Sic wußte sich nicht zu raten, nicht zu helfen. Nur eigen Ort gab es auf der Welt, an den sie sich «.jetzt mit ihrem Jammer, ihrer Qual hätte flüchten mögen. Gerlachhausen! Aber dies Paradies war ihr verschlossen, sie konnte nicht dorthin, weil sie Herbert Sonsfelds Braut war und weil sie SSötz Eerlachhausen nicht verraten durfte wie namenlos sie ihn liebe. Sah sie ihn jetzt wieder, dann war es mit aller Selbstbeherrschung zu Ende — das wußte sie. Frau von Sterneck und Herbert kehrten von Schönrode in angeregter Stimmung heim. Frau. Wohlgemuts Mel dung über Juttas Unwohlsein befremdete sie nicht besonders. nach frischer Luft. Nun will ich jetzt, solange die Herrschaften schlafen, ausreiten. Ich gehe nach Schönrode und halte mich dort hjs zum Abend auf. Vielleicht bleibe ich die Nacht und morgen noch dort — ich weiß es noch nicht. Jedenfalls soll man außer Sorge sein, wenn ich nicht heimkomme. Etwas Nachtzeug nehme ich für alle Fälle mit. Meine Mutter und mein Bräutigam würden mich stören,- wenn sie wüßten, wo ich mich aufhalte. Deshalb sollen sie glauben, daß ich mich noch krank auf meinem Zimmer befinde. Sie schließen nach her hinter mir ab und sagen,-wenn man nach mir fragt, ich hätte starkes Kopfweh und brauchte nichts als Ruhe. Ja?" Gewiß, gnädige Komtesse, es soll alles geschehen." „Güt. Schicken Sie mir die Zofe, damit ich mich um kleide, und sorgen Sie dafür, daß mein Pferd gesattelt in den Park geführt wird. Ich will es dort erst besteigen, damit mein Aufbruch nicht bemerkt wird. Der Stallbursche und meine Zofe müssen' natürlich eingeweiht werden, damit sie nicht plaudern." - . „Ich werde das alles zur Zufriedenheit besorgen, gnä digste Komtesse — und — und dann möchte ich mir auch Imbiß für gnädige Komtesse heraufbringen?" „Nur ein Glas Tee — nichts weiter." Jettchen sah bekümmert darein. Jutta gewahrte treue Sorge und ihre Augen feuchteten sich. „Also bringen Sie noch ein paar Toasts mit — liebe, gute Seele," sagte. sie leise und begab sich in Zimmer zurück. - . - Szene geben, und davor fürchtete sie sich unsagbar. Vorläufig war sie nicht dazu imstande. Wie sehr begriff sie nun des Großvaters Verhalten, seine Vorsorge, daß sie nicht erfahre, ihre Mutter sei noch am Leben. Er und Götz hatten ihr die Wahrheit so lange wie irgend möglich ersparen wollen. Wie treu war sie damals beschützt worden! Und nun war sie allein — Herbert konnte ihr nicht helfen, und ihre einzige Vertraute war -Kne alte Dienerin. — Ihr Kopf schmerzte, die Wände des Zimmers schienen aus ihr zu lasten. Sie sehnte sich ins Frei«. Ein Ritt auf „Wunschmaid" mutzte jetzt eine Erholung sein. Sie sah nach der Uhr. Vor einer Stunde würde weder ihre Mutter noch Herbert aufstehen. Sie überlegte eine Weile, dann schickte sie die Zofe zu Frau Wohlgemut. In zwischen schloß sie di: Dokumente sicher «in. Es kam ost vor, daß sie sich auf dies« Weise isolierte. May ließ sie gewähren. Tante und Neffe nahmen das Souper in ungestörtester Behaglichkeit' ein. Sie blieben dann auch länger als sonst beisammen und plauderten amüsiert in dem leichten Ton miteinander, den sie als Erholung von der seriösen Unter haltung mit Jutta betrachteten. Als sie sich gegen elf Uhr gute Nacht sagten, verab redeten sie, am nächsten Vormittag noch einmal nach Schönrode zu fahren, da sie heute dort mit ihren Anordnungen nicht fertig geworden. Frau von Sterneck und Herbert waren Langschläfer. Jutta pflegte meist die Morgenstunden zu einem Spazier gang jn den Park U benutzen. Am nächsten Morgen erhob sie sich besonders früh und fand endlich den Mut, die Doku mente zu lesen. Was sie dabei empfand,- verrieten nur ihre weitgeöffneten Augen, ihre gepreßten Atemzüge. Endlich war die furchtbare Lektüre beendet. Jutta wußte nun alles, nichts blieb ihr von der Schuld der Mutter verborgen. Schauer des Entsetzens flogen über ihren Körper, Angst und Furcht beklemmten ihre Seele. Was sollte sie tun? Ihr war, als müsse sie leblos umsinken, wenn sie der Mütter wieder ins Auge sehen würde. Wie aber ließ sich das vermeiden? Sollte sie Herbert ins Vertrauen ziehen? Aber er würde ihr nicht helfen können, und wozu sollte sie ihm den nutzlosen Schmerz zufügen? Er liebte und verehrte seine Tante, von deren Unwert er gewiß keine Ahnung hatte. Eins stand bei Jutta fest: Ihre Mutter mutzte von Ravenau fort, das war sie dem Andenken ihres Vaters, ihres Großvaters schuldig. Die Ruhe dieser beiden Abge schiedenen sollte nicht durch die Anwesenheit der Frau ge- . stört werden, die ihr Loben einst vergiftete. „Ich werd; es uversuchen," sagte sie ebenso leise. Sie wollt» in ihr Zimmer eilen, drehte sich aber noch einmal um. „Wo ist mein« Mütter?" j „Mit Herrn von Sonsfeld nach Schönrode gefahren." Jutta kehrte nochmals zurück und faßte Jettchens Hand, i „Ich kann mich fest auf Sie verlassen, Frau Wohl gemut?" ! „Gnädige Komtesse können mir vertrauen. Mein Leben ! gehört gut jedem Atemzug meiner gütigen jungen-Herrin." Jutta drückt« ihre Hand. ,Loren Sie genau zu. Dies hier," sie zeigte auf die Waich, „mutz sofort in Ordnung gebracht werden. Man möge das Bild vorläufig etwas höher hängen, damit es Halt bekommt und den in der Wand angerichteten Schaden einst weilen verdeckt. Bitte, sorgen Sie, daß es sofort geschieht, ich möchte vor allen Dingen verhüten, daß meine Mutter etwas von der Sache merkt. Bis zu ihrer Rückkehr müssen äußerlich die Spuren getilgt sein." „Sehr wohl, gnädige Komtesse." „So eilen Sie. Melden Sie mir, wenn alles in Ord nung ist.^ Jettchen Wohlgemut kugelte fast die Treppe hinab, wäh- -r«nd Jutta.in ihre Zimmer schritt. Die gefundenen Doku- menre sah sie nur flüchtig an, um sich zu überzeugen, daß es x^rn der Tat die vermißten waren.' Dann schloß sie dieselben in ihren Schreibtisch. Sie wäre jetzt nicht fähig gewesen, die Papiere durchzulesen; wie ein Schlag berührte sie die Gewißheit, daß ihre Mutter unter der Maske eines Spul- Leistes die Papiere gestohlen. Bis jetzt hatte sie wenigstens noch daran zweifeln dürfen, — jetzt aber war ihr jeder Zweifel genommen. Ueberwältigr von dem Ungeheuerlichen lehnte sie am Fen ster und betrachtete den Schloßhof. Draußen Hötte sie eifriges Klopfen und Rascheln. Man war bei der befohlenen Arbeit. Jettchen Wohlgemuts Stimme kommandierte das Ganze. ' -Nach kaum einer halben Stunde pochte Jettchen an Juttas Tür und meldete, daß alles fertig sei. Jutta überzeugte sich, daß nichts mehr von der geborstenen Wand zu sehen war. Das Bild Katharina Charlottes verdeckte den Schaden voll ständig. Daß es etwa eine Handbreit höher hing, fiel nicht weiter auf. „Es ist Lut so, ich danke Ihnen, Frau Wohlgemut. Wenn meine Mutter und mein Verlobter nach Hause kommen, entschuldigen Sie mich für heute mit starkem Unwohlsein Sagen Sie, daß ich zu Bett gegangen sei." „Wie gnädige Komtesse befehlen. Darf ich jetzt einen