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Reise sechs Tage in einem Hafen an der englischen Ostküste auf die Abfahrt des Gelei Arges warten mutzte. Die Reise nach dem Bestimmungshafen ging dann mit qrogem Zeit verlust vor sich. Als der Dampfer in den norwegischen Häfen entlöscht und wieder beladen war, wartete er nicht weniger 'als acht Tage vergeblich auf die Abfahrt des Geleitzuges 'und 'ging alsdann ohne Geleit in See. Der Briefschreiber zieht daraus den richtigen 'Schluß, datz diese lange Reise ein erstklassiges Beispiel für die -Verschwendung von Kracht- roum sei. Auch ein Ende Februar in der „Norwegischen Seefahrts zeitung" abgedruckter Bericht eines Kapitäns über eine Ee- leitzugfahrt von Bergen (Norwegen) nach Lerwirk (Shet land-Inseln) gibt dem Leser ein klares Bild von der großen Zeitvergeudung, der die Handelsschiff« durch das Geleitzug system ausgesetzt sind. Der Schreiber schildert seine Reise nach Bergen, wo die Reede voll von wartenden Schiffen angetroffen wurde. Nach dreitägigem Warten lichteten einige Schiffe die Anker und dampften nach der Fsortmündung, weil das Gerücht aufgetreten war, datz an diesem Tage ein Geleitzug abgehen sollt«. Es blies «in schwerer Südwest sturm, und die Dampfer hatten viele Mühe, sich draußen vor der schweren See zu halten. Als bis zum Abend kein Gsleitzug in Sicht gekommen war, dampften alle Schiffe ! wieder auf ihren Ankerplatz zurück. Da sich inzwischen noch ! mehr Schiff- auf der Reed- von Bergen angesammelt hatten, war es sehr schwierig, einen Ankerplatz zu finden, so Latz der Dampfer mit beiden Ankern auf tiefem Wasser Platz suchen mutzte. Wieder vergingen einig« Tag« des Wartens. Bei dem herrschenden Sturm und den von den Felsklüften herad- stürzenden Windböen war die Lag« des Schiffes sehr ungemüt lich. An einem Sonntag ritz es sich von beiden Ankern los, schlug quer über und trieb auf einen anderen Dampfer, den es beschädigte. Endlich konnte es aus über 100 Meter Wasser- tiefe erneut zu Anker gebracht wrrden. Wiederum vergingen einige Tage des Wartens, bis die Schiff« dann, 14 an der Zahl, Befehl erhielten, in drei Abteilungen abzufahren, da draußen vor dem Fjord die Begleitfahrzrug« warteten. Der Geleitzug abgehen sollte. Es blies ein schwerer Südwest- angetreten. Es war dicht leicht, in der stockdunklen Nacht seinen Platz in der Formation einzunehmen, da das Führen von Lichtern verboten ist und außerdem die graue Karbe.der Dampfer die Schiffe nur auf geringen Abstand kenntlich macht. Immerhin kam der Gsleitzug mit einigen Schwierigkeiten m Gang und stampfte gegen die hohe, stürmische See aus Süd- osten an. Plötzlich stiegen Raketen himmelan. Es stellte sich heraus, datz sie von einem dänischen Dampfer herrührten, der sein« Schraube verloren hatte. Gegen 9 Uhr abends trieb dem Dampfer d«s Artikelschreibers plötzlich ein anderer großer Dampfer vor den Bug. Nur durch sofortiges Rückwärtsgehen der Maschine konnte ein Zusammenstoß vermieden werdens Es handelte sich um einen -englischen Dampfer, der seine beiden Rettungsboots verloren hatte und durch Beschädigung des Steuers manövrierunfähig geworden war. Noch später wurde bekannt, daß der Führer des Eeleitzugs und einige andere Schiffe nach Bergen zurückgedampft waren, während .andere beigedreht hatten, so datz der ganze Gsleitzug aufgelöst war. Ern Schiff nach dem anderen verschwand in den Regenböen. Obgleich die --ee außerordentlich hoch ging, setzt« der be treffend« Dampfer seinen Weg fort und fand sich, am nächsten Morgen allein. Das Wetter war etwas besser geworden, doch die See war immer noch sehr unruhig. Bald nach Tages anbruch wurde ein deutsches Unterseeboot g«troffen, welches Las Feuer eröffnete und den nach England bestimmten Damp fer versenkte. Aus diesen Beispielen ist zu ersehen, datz das Fahren in Geleitzügen keineswegs die Vorteils hat, die die eng lischen Minister in ihren Reden zur Beruhigung preisen. Vie llotteiie Oer Zsnmmreit Mit dem bevorstehenden Beginn der Sommerzeit am 15. April melden sich wieder di« Stimmen, die von der durch aus b«währten Einrichtung nichts wissen wollen. Dabei haben dis seit Einführung der Sommerzeit gemachten Erfahrungen sovi«t"Nutzsn und Vorteile gezeigt, datz die angeblichen Nach teile nur als an sich begreifliche Unbequemlichkeiten vereinzelter Berufsstände zu bewerten sind. Der antwortlich«: Redakteur: Ernst Rohberq in Frankenberq IS- Dis Landwirtschaft, namentlich die süddeutsche, hat gegen die Sommerzeit eingswendet, datz die Verschiebung der Zeit um eine Stunde ftvher geradezu einen Zeitverlust bedeute, weil während der Heu- und Halmernte wegen des Wartens auf das Verdunsten des Taus der Arbeitsbeginn bis tief in den Morgen hinein verzögert werden müllt. Ferner hat die Landwirtschaft daran erinnert, datz infolge der Sommerzeit die sogenannten Milchzüge früher gingen, als dir Milch auf den Bahnhöfen sein könne. Aber aus land wirtschaftlichen Kreisen selber wird vielfach betont, datz ein großer Teil der landwirtschaftlichen Arbeiten überhaupt nicht nach der gesetzlichen Zeit eingerichtet, sondern nur in den durch dis natürlichen Verhältnisse (Stand der Sonne, Taufakl u. dgl.) gegebenen Zeiten begonnen und beendet werden körm'. Hieraus folgt, datz die Zeiteinteilung für den landwirtschaft lichen Betrieb stets auf einem Kompromiß mit der gesetz lichen Zeit beruhen wird. Bei hinreichendem Anpassungswillen der beteiligten Kreise wird dieses Kompromiß ebenso leicht gegenüber der Sommerzeit als gegenüber der mitteleuro päischen Zeit zu finden sein. Wo sich tatsächlich Schwierig keiten ergeben haben, wie z. B. infolge des frühzeitigen Abgangs der Milchzüge, ist bereits im Jahrs 1916 seitens der Eissnbahnverwaltung Abhilf« geschaffen worden. Zweck der Sommerzeit ist bekanntlich Ersparung von Kohls und anderen Beleuchtungsrohstoffen. Dieser Zweck wird voll erreicht. Hauptsächlich in der Industrie, und in den Städten, und zwar überwiegend in den größeren Städten, weniger in den Kleinstädten und am wemgsten auf dem Lande. Aber da darf man eben nicht vergessen, daß es im Deutschen Reiche 271 Städte von 20 000 und mehr Ein wohnern gibt und 22Vs Millionen Menschen in diesen Städten wohnen. Tatsache ist, datz im Deutschen Reich insgesamt in den Monaten der Sommerzeit der Jahre 1916 und 1917 mindestens je 15 Prozent, wahrscheinlich mehr, der Kohle er spart worden ist, dis in den Vorfahren für die Erzeugung von Gas und elektrischem Licht verbraucht worden war. Zu der wertvollen Ersparnis von Kohle und anderen Rohstoffen tritt mit der Einführung der Sommerzeit ein« erheblich Förderung der Volksgesundheit. Die Sommerzeit hat in den Städten dir breiten Schichten der gewerblichen Arbeiter und Angestellten aller Art um sine Stunde früher frei gemacht. Ganz allgemein kommt es der Gesundheit zugute, datz die abendliche Erholungszeit um ein« Stunde länger vom Tageslicht erhellt wird. Das fördert besonders die körperliche Spannkraft der unzähligen Arbeiter und Angestellten, -die über ein Gärtchen oder.ein Stück Land verfügen, dessen Bebauung ihnen nach anstrengender Arbeit in den Fabriksälen, Bergwerken, Werkstätten, Schreibstuben und Kontoren, im Eisenbahn:- und Postbetrieb usw. eine nutz bringende und gesunde Beschäftigung in frischer Luft ermög licht. Auch die Beschäftigung mit dem Sport erfährt durch die Sommerzeit eine außerordentlich wertvolle Förderung. Der Jugend hat di« Sommerzeit nichts geschadet. Sie braucht nicht früher aufzustehrn als sonst während des Sommers. Denn nach Ueberemkunft mit den bundesstaat lichen Regierungen ist der Schulbeginn während der Som merzeit nach dem Winterschulbsginn auf 8 Uhr fe st gesetzt. Gesundheitlich sehr vorteilhaft für die Jugend aber ist es, daß sie nach der Stundenrechnung der Sommerzeit eine Stunde eher schlafen geht. Rohstoffersparnis und Volksgesundheit, das sind die un leugbaren Vorteile der Sommerzeit. Sie sind jetzt im Kriege so wertvoll, datz sie durch persönliche Unbequemlichkeiten nicht weggenörgelt werden sollten. Vielmehr sollte auch hier di« Aufklärung der Vernünftigen «insetzen, um die Unvernünftigen von der Notwendigkeit der Sommerzeit im Siim« des allgemeinen Durchhaltens zu überzeugen. * Einem «ngewSdnlich frechen Gaunerstreich ist ein Don bonfabrikant aus Heinersdorf bei Berlin zum Opfer gefallen. Ein fahnenflüchtiger Soldat, Lausch, hatte als Spedittonskutscher 28 Sack Zucker unterschlaaen und verlaust. Der Bonbonfabrilsnt kaufte die Ladung für 23000 Mk. von einem Händler. Da er schienen Kriminalbeamte die Lausch als „Gefangenen" bei sich hatten, bei ihm und wußten den Fabrikanten zur Zahlung von 22000 Mk. angebl'ch an die bestohlene Firma zu bewegen, wo für er die Ware behalten könne Dann aber kamen wirkliche „Kriminelle" und beschlagnahmten die Ware, so daß der Bon- bonmenick um rund 55000 Mk. geprellt war. Die Gauner find jedoch festgenommen worden. - Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg t.S