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> Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt MÄ jeder Mittwochs», Freitags» und Sonntags-Nummer ohne Preiserhöhung des Haup Mattes beigegcken. > — .. Mr. 4» Arritag dm 1S. April 1918 ver lewe stjeb So laßt uns denn zum letzten Hieb Die harten Muskeln straffen. Denn roas an Hassen und Lügen blieb Und gegen uns Wetter und Wolken trieb, Wir roollen es wuchtend zerklaffem - Aus leuchtender Söhne Heldenglut, Aus lodernder Heimat blinkendem Gut Wollen ein Schwert wir hämmern. Das wollen wir fassen mit wuchtender Faust, Daß in die würgenden Weiter es faust, In das dampfende Siegtagdämmern. Malmung sei unser Schwert genannt, Soll Hatz und Lüge zerdammen, Soll wie ein zuckender Lohblitzbrand Durch die rauchenden Wolken erslammen. Drum Heil, zum wuchtenden Malmungsstreich! Für Sieg und Friede! Für Kaiser und Reich! Wilhelm Fladt. Roman von H. Courths-Mahler. IS Nachdruck verbaten Die drei satzen sich im Salon neben dem Speisesaal gegenüber und bemühten sich zu plaudern. Da sie in der Tiefe des Zimmers am Kamin Platz genommen, sahen sie nicht, daß Götz Gerlachhausen in den Schlohhof ritt. Als der Diener meldete, datz Herr von Gerlachhausen Komtesse Ravenau zu sprechen wünsche, fuhr Jutta in jähem Schreck empor und erblaßte. Sie wollte den Besuch abweisen lassen, aber ihre Mutter hatte bereits gesagt: „Wir lassen bitten." Zu Jutta gewandt, fuhr sie fort: „Du kannst ihn nicht ablehnen, Jutta. Was sollte die Dienerschaft denken! Aüßer- dem ist es wohl das richtigste, Du stellst Herbert» als Deinen Verlobten vor. 'Dann weitz er, datz für ihn nichts mehr zu hoffen ist." Jutta wurde glühend rot. Sie dachte daran, datz sie Götz bereits ihre Verlobung gemeldet, ehe sie vollzogen war. „Ich traf Herrn von Gerlachhausen gestern im Walde. Er weitz, datz — Herbert mein BräutigaiN ist — auch datz Du hier bist, Mutter." Blitzschnell flog «in warnender Blick aus Herberts Augen zu Frau von Sternrck hinüber. Sie richtete sich kampfbereit auf. Sie wutzte nun, was Götz hier wollte. Ein Strautz mit ihm stand ihr bevor, aber sie glaubte des Sieges sicher zu fein. Götz trat ein. Er verneigte sich vor den Damen und grützte Herbert kühl und höflich. Juttas sonderbares Wesen vom Tage vorher ignorierend, ging er auf sie zu und küßte ihr die Hand. Er fühlte, wie ihre Finger zuckten, und gab sie schnell frei. „Sie haben sjch gestern so eilig von mir verabschiedet, datz ich Ihnen zu Ihrer Verlobung nicht Glück wünschen konnte, Komtesse Jutta. Ich gestatte mir, das jetzt nachzu holen, zugleich im Namen meiner Mutter," sagte er ernst und ruhig. Nichts verriet, was er beim Anblick ihres leidenden Ge sichtes empfand. Sie sah scheu zu ihm auf. Der gequälte Zug, der seit gestern auf feinem bleichen Antlitz lag, entging ihr nicht. Ein wehes Gefühl schnürte ihr die Brust zu sammen. „Ich danke Ihnen, Herr von Gerlachhausen," erwiderte sie höflich, und dabei war ihr zumute, als mützte sie laut i aufschreien. Götz richtete auch an Herbert einige höfliche Worte, über die derselbe mit steifer Höflichkeit quittiert«. Götz wandte sich dann schnell wieder Jutta zu. „Zugleich möchte ich Sie um eine Unterredung unter vier Augen bitten, Komtesse Jutta." Sie zog die Stirn zusammen. „Bitte, Herr von Eerlachhausen — vor meinem Ver lobten habe ich kein Geheimnis." Götz verbeugte sich und wandte sich dann artig an Frau von Sterneck. „Gnädige Frau, darf ich bitten? Ich habe Komtesse eine streng familiäre Mitteilung zu macken." „Dabei wird uns Frau von Sterneck nicht stören, Herr von Gerlachhausen. Cie ist meine Mutter," bemerkte Jutta laut und fest. Götz fuhr zurück und starrte ungläubig auf Juttas Mutter. „Unmöglich, Komtesse, Ihre Mutter hatte blondes Haar." Frau von Sterneck machte ihm «in« ironische Verbeugung. /.Blondes Haar kann man schwarz färben, Herr von Gerlachhausen, und eine Mutter überwindet noch ganz andere Schwierigkeiten, wenn man sie böswillig von ihrem Kinde trennen will. Dazu hatte Graf Ravenau Sie doch mit allen Machtbefugnissen ausgestattet, nicht wahr?" Götz, der sich bereits gefaßt, sah sie ernst und gebieteri'ch an und antwortete: „Allerdings, und sein Auftrag war mir heilig. Für so feine List ist ein ehrlicher Landmann zu grob geartet; auf geradem Wege wäre es Ihnen nicht gelungen, in Ro- oenau einzudringen." Jutta koimte den Blick nicht von seinem zürnenden Ge sicht wenden. Sah so ein Mensch aus. den man eines Un rechtes überführte? War es möglich, datz hinter diesen edlen Zügen erbärmliche Berechnung lauert«? Frau von Sterneck lachte höhnisch aus, und dieses Lachen tat Jutta fast körperlich weh. „Nun, für Ihre mangelhafte Wachsamkeit Md S>« Lin- länglich bestraft, denn der Lohn, den man Ihnen dafür oot. ist Ihnen entgangen. Meine Tochter hat es vorgezoqen, sich selbst den Verlobten zu wählen. Die Zeiten, da man Frauen als Sklavinnen verkaufte, sind vorbei." Götz wandte sich mit einer ruhig vornehmen Gebärde von ihr ab und Jutta zu. „Gnädige Komtesse, ich bin hierher gekommen, um ein Ehrenwort einzulösen, das ich Ihrem verstorbenen Großvater gab. Unabhängig von anderen Ereignissen unterziehe ich mich der Erfüllung dieser Verpflichtung. Ihr Herr Grotz- vater trug mir auf, mit allen Mitteln zu verhindern, datz die geschieden« Gattin seines Sohnes sich Ihnen nähere. Sollte sie dennoch bis zu Ihnen dringen, dann wünschte er, datz Sie die ganze Wahrheit über Ihre Mutter erfahren sollten. Er setzte dabei allerdings voraus, datz ich ein Recht haben würde, Sie zu schützen. Dies Recht gaben Sie einem andern. Ich bin jetzt nur noch verpflichtet, Ihnen hinterlassene Doku mente Ihres Großvaters auszuliefern. Ich kenne den geheimen Ott, wo sie liegen, und bitte Sie, mich in das Arbeitszimmer des Grafen Ravenau zu begleiten, damit ich vor Ihren Augen die Schriftstücke ihrem Versteck entnehmen und Ihnen über geben kann." Jutta erhob sich unschlüssig. Götz Eerlach- . Hausens mä'ßvolle Haltung blieb nicht ohne Eindruck auf sie. Ihre Mutter war ebenfalls ausgestanden und legt« lächelnd den Arm um ihre Schultern. „Komm, Kind, gehen wir hinüber, um uns zu überzeugen, datz uns Herr von Ger lachhausen ein romantisches Märchen erzählt hat." Götz fuhr auf.