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— 168 — Mutscht Gedanken Verantwortlich« Redakteur: Ernst Roßberq in Frankenberg i-S. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg t.L imS djr Lräger der Werbearbeit des Vereins Deutscher Zettuogs-Brrieger Mr v. ikriegs-Auleihe. Zu rasch ziehen die Ereignisse unserer bewegten Zeit au uns vorbei; zu wenig kommt der Mensch Mr Sammlung. Da sollen die „Deutschen Worte" und deutschen Gedanken uns Mw Aachdenkell anregeu, unsere Anschauung vertiefen und uns aas deu richtigen Weg fuhren. Diese Aufgabe hat sich die deutsch« Presse gestellt, um das Verständnis zu werken für die Forderungen der neuen eisernen Zeit. Var Sleigewicdt aer Seutkcbe» Initiative Stegemann schreibt im ,Ound": Wie nicht anders zu erwarten war, ist also die Initiative völlig in den Händen der Deutschen gesammelt geblieben, und dis französisch-englische Führung vom Bleigewicht dieser auf der Gegenseite waltenden Initiative in ihren Entschlüssen gelähmt worden. Betrachtet man dir Ereignisse, die sich seit dem 9. April auf dem west Anfang vom Ende gekommen: Jener Schlauberger wäre also um die Früchte seiner Schlauheit mit Recht betrogen, garq abgesehen davon, daß er zum Schaden auch den Spott zu tragen hätte und sich nachsagen lassen müßte, daß er dem Vaterlands in schwerer Zeit nicht einmal durch Zeichnung der Kriegsanleihe Habs zur Seite stehen wollen. Aber es spricht vielleicht noch eine andere Befürchtung bei der Angst vor der sogenannten „Konfiskation" mit; die nämlich, die schon bei früheren Kriegsanleihen ihr Un wesen getrieben hat, und die von inneren unv äußeren Feinden geflissentlich unter die Masse gebracht worden ist.. Sie geht dahin, daß vielleicht schon vor dem Jahre 1924 ein Teil der Zinsen der Sprozrntigen Kriegsanleihen „konfisziert" werde, daß also diese Zinsen zwangsweise herabgesetzt werden könnten. Eine solche Zwangskonversion ist aber gleichfalls völlig ausgeschlossen. Es ist bereits wiederholt amtlich erklärt wor den und überdies im Tert des Prospekts zur achten Kriegs- anleihe wörtlich zu lesen: „Das Reich darf dir Schuldverschreibungen frühestens zum 1. Oktober 1924 kündigen und kann daher auch auch ihren Zinsfuß vorher nicht herabsetzen. Sollte das Reich nach diesem Zeitpunkt eine Ermäßigung des Zinsfußes beabsichtigen, so muß es die Schuldverschreibungen kündi gen und den Inhabern die Rückzahlung zum vollen Nenn wert anbirten." Das heißt, es muß. wenn es nach dem 1. Oktober 1924 die Zinsen herabsetzen will, nach einer Kündigung zum 1. Ok tober 1924 die Schuldverschreibungen, die der Inhaber zu 98 gezeichnet hat, zu 100 zurückzahlen. Das Gleiche gilt hinsichtlich aller früheren Kriegsanleihen. Von all dem Gersdei dem leider die Abigen Zeilen . gewidmet. sein mußten, bleibt also nichts übrig, als der eine Erfahrungssatz, daß ein Mensch oft gerade dann be redt wird, wenn er Gründe dafür angeben will, weshalb er nichts zu zahlen und nichts zu leisten braucht. Aber eine solche Beredtsamkeit ist von Uebel. Es tue jeder schw^gend seine Pflicht und zeichne. Sonst „konfisziert" er seinerseits die einzige Sprache, die jetzt für jeden Deutschen am Platz« ist: Die Sprache der Vaterlandsliebe und der Pflicht! s Oermilcdle; ' Ein erschütterndes Vorkommnis. Wie die „Nordd. Mg. Ztg." mitteilt, ist in Verbindung mit der Frage der internierten Reichsangehörigen in den Vereinigten Staaten der deutschen Regierung ein erschütternder Fall bekannt geworden, in welchem die amerikanische Reaierung eine wenig rühmliche Nolle spielt. Der Oberingenieur Beyersdorff vom Norddeutschen Lloyd war 1914 nach Neuyork gekommen. Als in den ersten Kriegsmonaten sein einziger Sobn fiel, ließ er seine alleinstehende Frau, die in folge dieses Schickialrschlags einen Nervenzusammenbruch erlisten hatte, zu sich nach Neuyork kommen. Durch dos Zusammensein mit ihrem Manne erholte sich Frau Beyersdorff allmählich, und es war Hoffnung auf eine völlige Genesung vorhanden. Diese Hoffnung wurde zunichte gemacht, als Oberingenieur Beyers dorff kurz nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg interniert und von seiner Frau abermals getrennt wurde. Ihr Zustand verschlimmerte fich iwieder, und zwar in so be sorgniserregendem Maße, daß sich der amerikanische Arzt in einem Schreiben an die Schweizer Gesandtschaft wandte und dringend empfahl, die Freilassung des Oberingenieurs Beyersdorff zu be fürworten, da seine Frau einem Zusammenbruch nahe sei. Am 14. Juni 1917 übermittelte die Gesandtschaft das Schreiben des Arztes an das Staatsdepartement, aber trotz wiederholter Ein gaben konnte von dem Staatsdepartement kein endgültiger Be scheid erlangt werden. Frau Beyersdorff ist dann am S. Fe bruar in Neuyork gestorben. lichen Kriegsschauplatz überstürzen, unter diesen Gesichtspunkten, so erscheinen sie als Fortsetzung einer großgedachten Offen sive, die ihrer Angriffsmittel Herr geblieben ist und daher in die Breite wächst. Ob ein neuer Artillerieaufmarsch an der Oise stattfindet, oder der Vorstoß den ihm zugedachten Zweck im Rahmen Les deutschen Offensivplanes erfüllt hat, wird sich erweisen. Er hat zweifellos die Aufmerksamkeit der fran zösischen Heeresleitung abermals abgelenkt und ihr die Durch führung der Gegenangriffe an Avrr und Matz und am Luce- Abschnitt erschwert. Foch kämpft südlich Lassigny und westlich Montdidier—Morisel, und knapp östlich Villers—Breton neue kämpfen die Engländer, die unter unmittelbarer französischer Führung stehen, unaufhörlich, um Boden zurückzukaufen und Bindung durch Bindung m beantworten. Das ist ein kost spieliges, im besten Fall Zeitgewinn und Sicherung der De fensive erstreitendss Verfahren, das nur dann eine Lösung in Aussicht stellt, wenn inzwischen Vorbereitungen zur Wieder aufnahme der Offensive, sei es in anderen Räumen der Front, sei es durch Zurückrücken der eigentlichen'Schlachtfront getroffen werden. Gerade auf solche Erwägungen weist der neue Vorstoß- der Deutschen an der britischen Nordfront, denn die Offensiv« bei La Bassse und Armentieres ist geeignet, der englisch-fran zösischen Heeresleitung ein neues schweres Bleigewicht anzu hängen, iknd ist vielleicht schon von solchem Einfluß gewesen, daß Haig oder Foch gewisse Entschlüsse liegen lassen mußten, um ein zweites strategisches Joch auf sich zu nehmen. Es handelt sich abermals um eine Ueberraschung des Verteidigers. Wiederum hat die Kürze des von den Deutschen entfesselten Trommelfeuers, hat der Bodennebel die englische Führung mattgesetzt, und es ist zunächst den britischen Soldaten und der im Bewegungskrieg unerfahrenen Unterführung über lassen geblieben, sich zu opfern, um ^>en Anprall zum Stehen zu bringen. Das ist noch nicht gelungen. Es kommt also unter so mißlich gewordenen strategischen Verhältnissen für die englisch-französische Heeresleitung wirklich alles darauf hinaus, standzuhalten, Aushilfe zu leisten und zu kämpfen, koste es, was es wolle, die taktische Lage sicherzustellen und. die mit überlegener Meisterschaft vorbereitete Und von erstaunlicher Kampfkraft getragene Offensive, der Deutschen auflaufen zu lassen. Die Hoffnungen der Entente ruhen in dieser strategischen Bedrängnis nicht auf den amerikanischen Armeen, "die als solche noch nicht bewegungsfähig sind, sondern ckuf jener Armee, die seit Kriegsbeginn -sich in der Kriegführung ausgezeichnet hat und jetzt endlich aus ihrer Mitte auch den Führer der alliierten Armeen stellen konnte, der französischen. Solange die politische Führung der Entente in der Durchführung des Krieges beharrt, wird die französische Armee Hirn und Kern des militärischen Widerstandes der Entente darstellen.