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mich, bitte — ich will mich auf mein Zimmer zurückziehen, da ich erst morgen adreisen kann. Ich werde Ihnen morgen nur im Deisein von anderen Lebewohl sagen dürfen. Noch einmal — zürnen Sie dem Unglücklichen nicht — und alles Glück der Welt werde Ihnen zuteil." Er verbeugte sich vor der reglosen Gestalt und wandte sich mit schmerzvollem Blick zum Gehen. Ehe sie etwas erwidern konnte, war er verschwunden. Jutta sah ihm erschüttert nach. Der arme, arme Mensch ! Wie er sie lieble, wie unglücklich er ausgesehen! Welch ein Schmerz mutzte ihn durchtoben! Und wie «del und männlich - er in seiner stillen Entsagung erschien! Weil sie eine-reiche Erbin, wagte er nicht um sie zu werben. Ach — das wäre kein Hindernis gewesen, hätte sie nicht Götz Gerlachhausen gehört! Aber gerade weil sie selbst liebte, fühlte sie seinen Schmerz in tiefster Seele nach. Jutta sank in einen Sessel und pretzte die Hände vor die Augen. Cie nrutzke ihn gehen lassen — mit der Wunde im Herzen, die sie ihm ohne Wissen und Wollen geschlagen. Eine Schuld traf sie nicht, denn nie hatte sie anders als freundlich mit ihm verkehrt, wie es ihr als Gastgeberin zukam. Nur dadurch, dah sie ihn ein geladen, war sie ihm zum Verhängnis geworden. Sie seufzte tief auf und blickte ganz verzagt und traurig vor sich hin. Fortsetzung folgt. „Unter? von, Saetzseirbnitne*" Line Sammlung hervorragender Taten unserer Feldgrauen Im Auftrage des Aöniglich Sächsischen Ariegsministrriums beardertr, t vom Aöniglic' Sächsischen Ariegsarchiv Resei ve-E re nadier-Rrgnnent 108 bei Langemarck (kf) Es ist eine alte Erfahrung: Der schneidige Angriffs geist einer Handvoll Tapferer ringt selbst den mehrfach über legenen Gegner erfolgreich nieder. Das hat eine Gruppe Reserve-Grenadiere 100 in der Nacht vom 26. zum 27. Juli 1917 erneut bewiesen. Die 9. Kompanie lag bei Langemarck in vorderster Linie- Graben gab es nicht mehr. Echt flandrischer Kampfboden! Ein Gewirr zerstampfter Stellungen, Trichter an Trichter, zerfetzt« Drahthindernisse, gestürzte, zersplitterte Weiden- stümpfe, Reste dichter Hecken. In zwei, drei halbzerschossenen Unterständen, zumeist aber in Granatlöchern suchten die Grena diere Schutz gegen den unaufhörlichen Eisenhazel explodieren der Geschosse. Feindliche Angriffe standen bevor. Jeder ahnte das. Allein Tag um Tag verging. Der Feind bot keine Erlösung aus qualvoller Nervenspannung. Schon wurde die Ablösung erwartet. Da hämmert in stichdunkler Nacht ganz plötzlich und unvermittelt englische Artillerie in wahnsinniger Heftigkeit auf den linken Flügel des Kompanie-Abschnitts. Dort liegt die Gruppe des Unteroffiziers Lohr und der Zug führer Vizefeldwebel Tietz in einem Halbwegs splittersicheren Unterstand. Stockenden Heizens schauen die Zusammenge pferchten ein paar Atemzüge lang einander an. Der Posten irjecht keuchend herzu, weiß aber nichts anderes zu melden, als was alle selbst erleben. Da reckt sich der Gefreite Körner aus, vackt die Leuchtpistole, springt beherzt und ungeachtet - der spritzenden Splitter hinaus und schieht ab. Im selben Augenblick verlegt der Feind das Feuer weiter rüäwärts, und Gefreiter Körner erkennt im Scheine der Leuchtkugel eine Schützenlinie von etwa 25 Mann in 30 Meter Entfernung mit aufgepflanztem Seitengewehr auf sich vorgehen. So fort, ohne Besinnen stürzt er auf sie zu, wirft Handgranaten, so viel der Arm nur zu werfen vermag, und brüllt dabei, was die Kehle hergibt, in einem fort: „Raus! Raus!! Se kumme!" Die Kameraden flitzen herzu, Vizefeldwebel Tietz an der Spitze. Im Handumdrehen erfaßt dieser die Lage. Er be wahrt eiserne Ruhe trotz aller Eile, gibt blitzschnell überdachte Befehle, verteilt seine Leute auf dir Trichter und eröffnet mit ihnen ein mörderisches Gewehrfeuer. Das rattert wie aus Maschinengewehren! Körner aber schleudert unermüdlich Hand granate um Handgranate weiter auf den Gegner, der sich inzwischen niedergeworfen hat und mit Len flachen Stahlhelmen über dir Trichterränder lugt. Jede einzelne ist ein wohl gezielter Volltreffer. — Das alles spielt sich natürlich viel rascher ab, als das geschriebene Wort es erzählen kann. Auch lassen sich wohl dir Kampfhandlungen reichlich glatt schildern, aber die Summe von Mut und Kraft und Können beschreibt sich nicht so leicht. — Unteroffizier Lohr, Vizefeldwebel Tietz und Gefreiter Fröbel unterstützen Körner bei seiner Tätigkeit und Krankenträger Zocher vermag den dreien kaum genügend Munition aus dem Unterstand herbeizuschleppen. Da soll einer wagen 'ranzukommen' Ist auch der Feind in der Zahl überlegen, was hat das zu sagen, wenn in der kleineren Schar die größer« Kaltblütigkeit, die größere Angriffslust steckt! — Da auf einmal Hetzen von links vier Tommis herbei und suchen die wackere Gruppe aus der Flanke zu fassen. Verwegen gedacht, aber kühner handelt unser Körner. Er erkennt die Absicht, stürzt auf die Vier entschlossen zu, reißt einige Ka meraden durch seins Tatkraft mit sich — und schon zeigt ' sich der Erfolg tapferen Handelns: die Engländer werfen ent mutigt ihre Waffen weg, recken di« Hände hoch und geben sich gefangen/ Was vom Feind in den Granatlöchern noch lebt, ergreift bei diesem Anblick entsetzt die Flucht. Wenige nur erreichen die englische Stellung. Das Geweyrfeuer der Gre-« nadiere verfolgt sie. Die meisten der Feinde bleiben tot liegen. Zwei ihrer Verwundeten werden geborgen. Die eigene Truppe zählt nicht einen Mann Verlust. Unangetastet kann Vizefeld webel Tietz der Ablösung seinen Zugsabschnitt übergeben. Gefreiter Körner und Gefreiter Fröbel, die sich wiederholt auch in früheren und späteren Kämpfen hervorragend tapfer und unerschrocken gezeigt haben, und Vizefeldwebel Tietz, der besonnene und tatkräftige Führer, wurden durch die Sil berne St.-Heinrichs-Medaille belohnt und geehrt. Unteroffi zier Lohr wurde zum Vizcfeldwebel befördert. Kmien;, Lslsk «n<l knglsnäz Hotte Der englische Oberst Repington, der Freund des abge- halfterten Generalstabschess Macdonald, den Ministerpräsi dent Lloyd George wegen seiner scharfen Angriffe auf di« Londoner Regierung unter Anklage stellen lassen wollte, hat offen ausgesprochen, was Millionen Engländer fürchten, baß die Deutschen mach weiteren Siegen in Nordftankreich sine Landung an der britischen Südküsts möglich machen könnten. Daß das nicht von heute auf morgen geschehen kann, weiß jeder, aber schon der Hinweis auf diese Möglichkeit treibt den übermütigen Briten die Galle ins Blut. Deutsche Sol daten auf britischem Boden! Das ist undenkbar, es wäre auch vor der Welt die schärfste Verurteilung alter, jahrelanger englischer Lügen. Aber ein Brite, der etwas versteht, spricht von dieser Möglichkeit. Das ist Tatsache! Und zwar sagt er es, obwohl es noch eine mächtige englische Flotte gibt. Hält er gar nichts mehr davon? Amiens, das Verbindungstor der Engländer mit Frank reich auf dem Wege nach Calais, ist eine große, wohlhabende Stadt von etwa 95 000 Einwohnern an der Somme, und Hauptstadt des Departements Somme. 1802 wurde hier d«r > Friede zwischen Frankreich. England, Spanien und den Nie derlanden abgeschlossen. Am 27. November 1870 schlug hier General von Manteuffel die französische Nordarmre. Der Name hat also für uns guten Klang. Es liegt auf dem halben Wege von Paris nach Calais, dessen Gesamtlänge etwa 330 Kilometer ist. Calais (etwa 75 000 Einwohner) ist ein Waffenplatz und eine Seefestung ersten Ranges, heute total englisiert. Gegenüber liegt das englische Dover, das für die neuen deutschen Geschütze leicht erreichbar wär«. Ob die englische Flotte sich noch nicht rühren wird? Die träumt wohl schwer von den deutschen Tauchbooten. kin 5timiming;bericdl s»5 Hottana Ein Chemnitzer Tertilindustrieller erhielt vor einigen Ta gen von einem Amsterdamer Geschäftsfreunde ein Schreiben, das wir seines allgemeinen Interesses wegen nachstehend wort- und buchstabengetreu wiedergeben: ' Amsterdam, 21. März 1918. Es dürfte Sie interessieren, wie .man hierzulande den Schifferaub seitens England und Amerika auffaßt. Noch selten Hobe ich ein so einstimmig Protest in der Presft ge sehen, wie diesmal, ausgenommen natürlich der „Telegraaf", (Entente-Blatt). Wie am Diontage der Minister in der Kammer die Mitteilung machte, daß man sich bei der For derung der Entente hat niederlcgen müssen, ist ein allgemein Protest von den Abgsordnetten gehört und Gestern und Bor-