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102 — leibst entleibt — mit demselben Dolch, der ihren Gatten ge- vlet. Ihr eigener Sohn glaubte an die Schuld der Mutter ,Sm! Dann müssen Sie schleunigst eine solche Person letzte Ravenau in der Familiengruft beigesctzt sein werde. — Graf Rudolf schritt langsam die Galerie hinab, von Bild »em eine Kopie unten in seinem Arbeitszimmer hing, behilflich zu sein versteht. wie und Ohne ihm auf seine Frage zu sich hin: allernächster Zeit nach Ravr- Ravenav. wandte sich ihm zu. antworten, sagte er, wie vor „Meine Enkelin kehrt in nau zurück." Götz sah überrascht auf. andere das seiner Gattin Ulrike. Es zeigte feine, seelenvclle Züge, tiefblaue Augen, die des Sohnes, einen schongeschwungenen, zarten Mund setzen. Das Engagement überlasse ich Ihnen. Sorgen Sie dafür, dah eine geeignete Persönlichkeit in zwei bis drei Wochen in Ravenau emttifst. Sie mutz von hier aus mit Seidelmann Hetzten Bildern an der Wand neben der Treppe Meb er Nochmals stehen. Das eine, das Porträt seines Sohnes, von —- dLS „Nein, Euer Gnaden, das sind alles nur Mägde für Ihr eigener Sohn glaubte an die Schuld der Mutter Hausarbeit." wundervolle, schlanke Hände, die leicht verschlungen im Schoße ruhten. Lanssessah Graf Rudolf in das liebe Frauengesichr. Ein Seufzer entstieg seiner Brust. Unten in der Halle traf er Frau Wohlgemut. Er ersuchre tze mit ihm ins Zimmer zu Keten. „Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen, Frau Wohl- -emut." Sie trat mit ehrerbietigem Kni», ins Gemach und blieo an der Tür stehen. Einigemal ging der Graf im Zimmer auf und ab. Schon glaubte sie, er habe ihre Anwesenheit vergessen und wollte Lch gerade respektvoll räuspern, als er plötzlich vor ihr .tehen blieb. „Welche Zimmer im Hause eignen sich am beiten als Wohnung für eine junge Dame?" fragte er in seiner halb- lemten Sprechweise. Jettchen Wohlgemut wär« vor Schrecken beinahe zu Boden gesunken. Ihr altes Herz klopft« heftig. Eine junge "Dame? Damit konnte doch nur ihr liebes Komtetzchen ge meint sein. Die gute Alte schluckte krampfhaft, dann sagte sie stotternd: „Alle Zimmer, Euer Gnaden brauchen nur zu befehlen!" „Alle Zimmer dürften sich wohl nicht dazu eignen, Frau Wohlgemut. Sie haben mich wohl nicht recht verstanden. Ich meine die Zimmer, die sich für meine Enkelin, Komtesse Jutta, zur Wohnung eignen würden." Jettchen Wohlgemut war das Blut in das Gesicht ge stiegen. Ihre Hände zitterten. „Die Zimmer, die sich über denen des Herrn Grafen be finden, im ersten Stock, dürften sich wohl am besten dafür eignen," sagte sie endlich, ohne zu verraten, dah sie seit Jahren schon diesen Gemächern die liebevollste Fürsorge ange deihen lieh, weil sie immer darauf wartete, dah Komtesse Jutta sie eines Tages beziehen würde. Der Graf wandte sich ihr wieder zu. „So, meinen Sie? Sind sie denn vollständig ernge- -u Bild. Vor manchem blieb er eine Weile stehen, als wolle er sich die Züge einprägen. Lor allem die Porträts der Frauen seines Hauses sah er forschend an. Alle hatten belle Augen, blaue oder graue, die meisten braunes, nur wenig licht blondes Haar. Schwarze Auger, besah steine dieser Gräfinnen von Ravenau — keine —. Doch hall! Graf Rudolfs Fuh stockte, und sein Blick heftete sich düster auf «in Frauenporträt, das unweit des Eingangs zum Gesprnsterturm hing. Es trug die Unter schrift: „Katharina Charlotte, geb. Prinzessin Twiel. Ge boren den 13. März 1649. Gestorben den 21. Juli 1680. D^r alte Herr sah in die feinen kapriösen Züge dieser erlauchten Frau. Sie war ihrer Abstammung nach di: vor- «ehmste unter den Gräfinnen von Ravenau. Das blasse Antlitz »erriet einen leidenschaftlichen Charakter. .Di« roten Lippen Heuchteten wie Blutstropfen aus dem weihen Gesicht. Er stand und bohrte die Blicke hinein in die schwarzen Augen, und da stieg ein anderes Frauenbild vor seinem Geiste auf, das der Gattin seines Sohnes. Auch sie besah Dolche schwarze Augen — und auch sie mordete den Gatten, wenn auch nicht mit eigener Hand. Mit müden Schritten ging er zurück. Dor den beiden nach zbenf reisen, um der Komtesse auf der Heimreise zur Verfügung zu stehen. Ich verlasse mich auf Sie, Frau Wohl gemut, und gebe Ihnen vollständig freie Hand." Jettchen Wohlgemut knirte wieder wortlos zum Zeichen, dah sie den Auftrag ausfübren werde. G Götz von Gerlachhausen war inzwischen angekommen und Kat nach einer Weile in das Arbeitszimmer des Grafen Ravenau. Dieser sah ihm scharf prüfenden Blickes entgegen, als er sich erhob, um ihn zu begrüben. Götz machte eine höfliche, formelle Verbeugung, aber Ravenau Kat aus ihn zu und reichte ihm die Hand. „Seien Sie mir herzlich willkommen, lieber Götz. Ich danke Ihnen, dah Sie mein« Bitte so schnell erfüllt haben." Götz sah mit heimlichem Mitleid in das schmerzdurch furchte Gesicht des Alten. „Als ich das letztemal in Ravenau weilte, zeigten Sir mir deutlich, dah ich Ihnen ein lästiger Fremder war, Herr Graf." Dieser lud ihn mit einer Hand bewegung zum Sitzen ein und nahm darauf selbst Platz. „Ein lästiger Fremder? Fritz Eerlachhausens Sohu «in lästiger Fremderem Ravenau? Nein, mein lieber Götz, da haben Sie mich falsch verstanden. Ihr herrlicher Vater, der meinen! Sohn und mir ein so treuer Freund gewesen, hätte Sie eines anderen belehrt und Ihnen gesagt: Der alte Ravenau hat einen Hang zum Einsiedlerleben, er will sein Leid nicht hinauskagen aus den Mauern seines Hauses. Ver gessen habe ich Sie darum nicht, Götz. Nun geben Sie mir noch einmal die Hand und sagen Sie mir, dah Sie mir nicht zürnen." Götz reichte mit impulsiver Wärme dem alten Herrn seine Hand. „Darf ich nach der Ursache meines Hierherbe rufens fragen, Herr Graf? Kann ich Ihnen irgendwie dienen?" LS - - K M - LLZG ZK Z ZIS 8 LS» richtet?" z „Ja, Euer Gnaden. Ich hab« sie regelmähig reinigen und lüft«n lassen." „Schön. Nun aber weiter! Unter unserem weiblichen Personal befindet sich wohl kaum «ine Person, die Komtesse Jutta persönlich bedienen könnte. Ich meine eine Jungfer, die einer vornehmen Dame bei der Toilette behilflich zu seir „Komtesse Jutta kehrt heim?" rief er erstaunt. , „Ja. Sie wundern sich wohl gar darüber?" entgegnete Ravenau mit einem matten Lächeln. „Jedenfalls freue ich mich herzlich,"' antwortete Götz ehrlich. Ravenau sah sinnend in sein männliches Gesicht. „Wissen Sie, Götz, was mein Sohn einst tzu Ihrem Vater sagte, als dieser Jutta aus der Taufe hob?" Götz verneinte. Ravenau sahte ihn fest ins Auge und fuhr fort: „Dann will ich es Ihnen sagen: Mein Sohn rief: „Fritz, das wird einmal Deine Schwiegertochter. Dein Götz und meine Jutta — ein Eerlachhausen und eine Ravenau — das i muh doch gut zusammenstimmen." Was sagen Sie zu die- s«r> Ausspruch meines Sohnes, lieber Götz?" Dieser machte ein verblüfftes Gesicht. „Dazu kann ich gar nichts sagen, Herr Graf." „Das ist wenig. — Aber Sie glauben vielleicht, ich ' frage Sie in mühiger Plauderei. Nein, mein lieber Götz, . mit diesem kurzen „Nichts" kann ich mich nicht zufrieden geben. Ich frage Sie in ernster Erwägung dieses Aus spruches meines Sohnes, dem ein wirklicher Herzenswunsch zugrunde lag. Oder können Sie sich nicht dazu äuhern? — Sind Sie vielleicht schon mit Herz und Hand gebunden? — ! Dann freilich —" „Nein, Herr Graf, ich bin vollständig frei. Aber trotzdem i wühte ich auf diese Frag« keine andere Antwort zu geben." „Dann mutz ich anders fragen: Würde Ihrerseits ein ! Hindernis bestehen, meine Enkelin zu Ihrer Gattin zu . machen?" „Herr Graf", erwiderte Götz erregt, — „ich weih wirklich ' nicht, was ich Ihnen antworten soll. Komtesse Jutta und § ich sind einander doch völlig fremd geworden. Jeder von uns hat sich nach seiner Art entwickelt. Wie kann ich wissen, ob wir uns, wenn wir uns wiedersehen, auch nur sympathisch sind? Und dann die Hauptsache — Ihre Enkelin ist eins der und schrieb seine Historien nieder. Die Seel« der Gräfin ' .„I-- I" l '.H. s... Katharina Charlotte sollte nun keine Ruhe im Grabe gefunden engagieren. Das beste ist, Sie annoncieren in den ^Zeitungen Gaben und verdammt sein, ruhelos umherzuwandeln, bis der s der Hauptstadt. Seidelmmm kann Ihnen die Annonce auf-